Nicht mal mehr Sport

9. August 2023

Die stark nachlassende Qualität unserer emsländischen  Lokalzeitung(en) aus dem NOZ-Medienverlag war schon einige Mal Thema in diesem kleinen Blog. Täglich die obligatorische Seite über den Viertligisten SV Meppen (neuerdings plus eine Drittelseite über Regionalliga-Aufsteiger SC Spelle-Venhaus ergänzt) und deutlich kleinere Nischen-Beiträge über die HSG Nordhorn-Lingen sowie 24 magere Rest-Seiten an einem normalen Wochentag sind bei einem monatlichen Abopreis von 53 Euro (Printausgabe) und stolzen 61 Euro, wenn man zusätzlich die Online-Artikel lesen will, das glatte Gegenteil eines guten Angebots. So ein Blatt braucht niemand.

Die Leser dieses kleinen Blogs werden sich erinnern: Vor ein paar Jahren hat sich die LT mitsamt der benachbarten NOZ-Lokalausgaben aus der kontinuierlichen Kulturberichterstattung an Ems und Vechte verabschiedet. Schon das war ein redaktionelles Armutszeugnis und ein Medien-Skandal erster Ordnung. Jetzt folgt auf dem Weg der Nichtberichterstattung der komplette Amateursport. Die emsländischen Leichtathleten schlagen informieren durch ihren Vorsitzenden Simon Hardt:

Liebe Emsländische Leichtathleten,
einige von euch haben sicherlich bemerkt, dass es von den letzten beiden Deutschen Meisterschaften keinen Zeitungsbericht mehr gegeben hat.
Das liegt daran, dass sich die Redaktion der NOZ dazu entschieden hat, zukünftig keine Ergebnisberichterstattung von Wettkämpfen mehr zu veröffentlichen. Die von unserem Presseteam verfassten Artikel wurden daher nicht mehr veröffentlicht.
Diese Entscheidung betrifft nahezu alle Sportarten. Regelmäßig gedruckt wird demnach nur noch aus dem Bereich Fussball, allerdings auch nur um den SV Meppen und SC Spelle-Venhaus und die 2. Handball Bundesliga.
Darüber hinaus wird aus den anderen Sportarten nur noch berichtet, wenn es sich um ein „besonderes“ Event oder um eine „besondere“ Geschichte handelt. Unter „Besonders“ ist nach meinem Verständnis Boulevardpresse zu verstehen.
Die NOZ stützt ihre Entscheidung auf eine durchgeführten Studie zum Leserverhalten, den zu geringen Klickzahlen im Onlineauftritt und dem Personalmangel in der Redaktion. Zumindest das letzte Argument kann ich für unsere Sportart nachweislich nicht gelten lassen, da unser Presseteam die Artikel selbst geschrieben hat und so ein überschaubarer Personalaufwand bei der NOZ entsteht. Die beiden anderen Argumente sind für mich ebenfalls nur schwer nachvollziehbar. Letztlich hat die Presse den gesellschaftlichen Auftrag vollumfänglich und breit zu berichten und nicht wie eine Fachzeitschrift à la Kicker und Co. aus nur einer Sportart.
Wie geht es nun weiter:
Ich habe der NOZ in der letzten Woche mitgeteilt, dass ich die getroffene Entscheidung für falsch halte. Wir waren mit dem Presseteam und den Berichten der letzten Monate auf einem guten Weg, der jetzt abrupt beendet wurde.
Am 28.08 habe ich mit dem KSB und den Vertretern aus den anderen Fachverbänden ein Treffen, in dem über dieses Thema und ein abgestimmtes weitere Vorgehen beraten werden soll.  Mein Ziel ist, dass alle Sportarten zusammen mit KSB sich gemeinsam für einer Wiederaufnahme der Berichterstattung positionieren und bei der NOZ intervenieren.
Zusätzlich muss überlegt werden, ob die Möglichkeit besteht, ein eigenes gemeinsames Sportberichtportal ins Leben zu rufen, welches dann online und/oder als App abrufbar wäre. Bis dahin könnt ihr alle Artikel zur Leichtathletik auf unserer Internetseite www.emsland-leichtathletik.de abrufen.
Gerne dürft ihr als Vereine schon im Vorfeld euren Unmut über diese Entscheidung bei der Redaktion der NOZ kundtun. Vielleicht nützt es was, wenn von noch mehr Seiten ein Widerspruch kommt. Leitet diese Mail auch gerne an eure Vereinsmitglieder weiter, damit jeder informiert ist, warum sich die Berichterstattung im Sport so darstellt, wie sie es aktuell tut.
Über das Ergebnis des Treffens am 28.08. halte ich euch auf dem Laufenden. Bis dahin wünsche ich euch und euren Sportlern einen guten Einstieg in die zweite Saisonhälfte.
Viele Grüße
Simon Hardt
1. Vorsitzender
NLV Kreis Emsland e.V.
Der Amateursport findet also in unserer Lokalpresse nicht mehr statt. Man kann man sich denken, wie dieser redaktionelle und verlegerische Offenbarungseid weitergeht.  Das zeigt ein Beispiel: Über die letzte Lingener Ratssitzung durfte ein Volontär der Lingener Tagespost (LT) berichten; in der LT-Ausgabe fand sich anschließend nur etwa 10% von Sitzungsinhalt und behandelten Themen.
Wer so handelt, aber gleichzeitig ganze Seiten über Bennos Bambi einschließlich eines Ratgebers veröffentlicht, was zu tun ist, falls im eigenen Garten ein Reh auftaucht, fördert vor allem das politische Desinteresse an wie in der Gesellschaft, er will keine Debatte, gefährdet aber auf diese Weise die kommunale Selbstverwaltung, die politischen Debatten und damit letztlich die lokale Demokratie. Vor allem erfüllt er gar nicht mehr den eigenen Anspruch und den gesetzlichen Auftrag: „Die Presse“, sagt das Landespressegesetz, „erfüllt eine öffentliche Aufgabe, wenn sie in Angelegenheiten von öffentlichem Interesse Nachrichten beschafft und verbreitet, Stellung nimmt, Kritik übt oder auf andere Weise an der Meinungsbildung mitwirkt.“ Nichts davon leisten aktuell die NOZ-Zeitungen. 

Es ist Zeit, Alternativen zu entwickeln.

Zwang

18. März 2023

Der Zwang zur Abgabe von Fingerabdrücken für den Personalausweis ist umstritten. In Luxemburg fand am Dienstag dieser Woche  eine Sitzung dazu vor dem Europäischen Gerichtshof statt. Ein Bürgerrechtler hatte geklagt. Netzpolitik.org informiert:

Rechtsanwalt Wilhelm Achelpöhler (rechts) und sein Mandant, der Kläger Detlev Sieber im Verhandlungssaal
Rechtsanwalt Wilhelm Achelpöhler (rechts) und sein Mandant, der Kläger Detlev Sieber CC-BY 4.0 Konstantin Macher

Schon deutsche Gerichte hatten darauf hingewiesen, jetzt zeichnet sich auch vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) ein ähnliches Bild ab: Der Fingerabdruckzwang steht auf wackeligen Rechtsbeinen. Gestern wurde der Fall mündlich in Luxemburg verhandelt.

Geklagt hatte Detlev Sieber von der Bürgerrechtsorganisation Digitalcourage, zunächst vor dem Verwaltungsgericht Wiesbaden: Sieber verlangte von der Stadt einen Personalausweis ohne dafür biometrische Daten in Form von Fingerabdrücken zu hinterlassen. Die Richter hatten den Fall dann an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) weitergegeben (Beschl. v. 13.01.2022, Az. 6 K 1563/21.WI).

Dass die rechtlichen Bedenken aus Wiesbaden kein Einzelfall sind, hat sich in der Zwischenzeit bestätigt: Das Verwaltungsgericht Hamburg hat am 22. Februar angeordnet, dass einer Person ein Personalausweis ohne gespeicherte Fingerabdrücke ausgestellt werden soll [Az 20 E 377/23]

Zweifel aus den eigenen Reihen

Die Sitzung am EuGH fand nun vor der Großen Kammer statt – ein Zeichen, dass das Gericht sich der Dimension bewusst ist. Mehr als 300 Millionen EU-Bürger:innen sind von der Verordnung 2019/1157 betroffen. Sie verpflichtet seit 2021 alle EU-Bürger:innen, zwei Fingerabdrücke abzugeben, sobald sie einen neuen Personalausweis beantragen. Die biometrischen Daten werden anschließen auf einem Chip im Personalausweis gespeichert.

Die EU sagt, die Verordnung diene dem Fälschungsschutz und soll es den Behörden einfacher machen, eine verlässliche Verbindung zwischen einer Person und ihrem Ausweis herzustellen. Laut dem Europäischen Datenschutzbeauftragten ist das allerdings nicht notwendig.Schon 2018 hat dieser empfohlen, auf Alternativen zurückzugreifen, die in gleichem Maße Fälschungen vorbeugen – dabei aber das Grundrecht auf Datenschutz schonen.

Neben dem Fälschungsschutz gibt es noch eine zweites Argument: Mit dem neuen Perso könnten sie EU-Bürger:innen frei in und zwischen den Staaten bewegen. Für Kritiker:innen ist auch diese Begründung vorgeschoben. Schließlich besitzen die meisten EU-Bürger:innen bereits einen Reisepass. Und bei Reisen innerhalb der EU wird der Perso ohnehin kaum kontrolliert.

Vorgeschobene Gründe

Jetzt also Luxemburg. Die Parteien trugen ihre Rechtsansicht am Dienstagvormittag im Grande Salle Palais vor den 15 anwesenden Richter:innen vor. Wilhelm Achelpöhler, der Anwalt des Klägers, begann mit seinem Hauptangriffspunkt: Die Fingerabdrücke dienten nicht ausschließlich dem Zweck, dass sich Unionsbürger:innen frei in und zwischen den Staaten bewegen könnten. Im Gegenteil: Die Verordnung ließe es ausdrücklich zu, dass nationale Behörden aus beliebigen Gründen – beispielsweise für die Strafverfolgung – auf die biometrischen Daten zugreifen. „Die Verordnung begrenzt die Verwendung der Daten nicht auf das erforderliche Maß“, sagte Achelpöhler.

Der Anwalt erklärte auch noch mal, welchen Weg die Daten nehmen. Sobald EU-Bürger:innen einen Antrag für einen neuen Personalausweis stellen, nimmt die zuständige Behörde biometrische Daten in Form von zwei Fingerabdrücken. Danach verbleiben die hochsensiblen Daten bis zu 90 Tage bei der Behörde sowie beim Unternehmen, das den Ausweis anschließend erstellt. Im Regelfall sollen die Daten zwar schon bei Abholung des Ausweises gelöscht werden. Doch auf der Grundlage von nationalen Gesetzen kann der Staat in diesem Zeitraum auf die Daten zugreifen.

Nach 90 Tagen verringert sich die Gefahr eines Zugriffs: Die Daten sind dann nur noch auf einem kleinen Chip im Personalausweis. Auf diesen können Behörden nur noch mit einem speziellen Lesegerät zugreifen. Und nur zu dem Zweck, um den Ausweis und die Identität der Person auf Echtheit zu überprüfen.

90 Tage Wilder Westen

90 Tage sind dennoch eine lange Zeit für die EU, die sich sonst gerne als Vorreiter in Fragen des Datenschutzes positioniert. Achelpöhler sagt in der Verhandlung dazu: „Warum soll man bei der Ausstellung eines Personalausweises Fingerabdrücke der Bürger erheben und diese für 90 Tage zu jedem potentiellen Zweck des nationalen Rechts verwenden?“ Ein solche Regelung verunsichere die Bürger:innen und führe zu der Befürchtung, dass der Staat anlasslos die Daten gegen sie verwendet.

Konstantin Macher, ein Sprecher von Digitalcourage, erhob in einer Pressemitteilung nach der Verhandlung noch einmal ganz grundsätzliche Kritik: „Auch auf mehrere Nachfragen hin konnten EU-Kommission und Rat nicht erklären, wie eine Gefahr für die biometrischen Daten der betroffenen Bürger.innen ausgeschlossen werden soll. Das lässt sich auch gar nicht verhindern: wenn die Daten einmal erhoben werden besteht das Risiko des Datenlecks und des Missbrauchs. Darum sollte es erst gar keine Fingerabdruckpflicht geben.“

Vertreter:innen von Kommission, Parlament und Rat verteidigten den Fingerabdruckzwang vor dem EuGH vehement. Das ist wenig überraschend, schließlich geht die Verordnung auf diese Institutionen zurück. Eine Vertreterin des Rats der Europäischen Union betonte in ihrem Statement immer wieder, dass die Daten vor Zugriff sicher seien.

Der nächste Schritt im Verfahren ist jetzt die Veröffentlichung der Schlussanträge der Generalanwältin am 29. Juni. In den allermeisten Fällen folgt das Gericht diesen Anträgen. Ein Termin für die endgültige Urteilsverkündung steht noch nicht fest.


Ein Beitrag von Jan Lutz auf netzpolitik.org, Creative Commons BY-NC-SA 4.0.

Was die Kulturschaffenden im Emsland bereits seit rund zwei Jahren kritisieren hat jetzt auch die Amateursportszene erreicht. Die Berichterstattung in der Lokalpresse der NOZ, die immer mehr abnimmt und längst -im Vergleich zu anderen Zeitungen- nur noch flach genannt werden kann. LT, MT und EZ glänzen nur noch durch den Mut zur Lücke und durch großes Weglassen. Gestern veröffentlichte der NFV-Emsland auf seiner Website dazu diesen Protestbeitrag:

Bei unzähligen Veranstaltungen des Kreisfußballverbandes mit seinen Vereinen kritisierten diese immer wieder, dass die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen im emsländischen Fußball in der Berichterstattung der Spiele von der Bezirksliga abwärts in der örtlichen Presse nur sehr unzureichend dargestellt wird. Ganz besonders wurde dieses auf den „Vereinsdialogen light“, die über das gesamte Emsland verteilt mit den Vereinen durchgeführt wurden, immer wieder bemängelnd zur Sprache gebracht. Selbst fertig gelieferte Texte und Berichte von Veranstaltungen wie z.B. Versammlungen, Ehrungen etc. würden selten übernommen und abgedruckt.

Der ehemalige Vorsitzende von Concordia Emsbüren, Franz Silies, hat diesen aus der Sicht vieler Vereinsvorstände großen Missstand einmal aufgegriffen und einen Leserbrief verfasst. Seitens der Redaktion der NOZ wurde ihm nun auf Nachfrage allerdings erklärt, dass eine Veröffentlichung nicht beabsichtigt ist.

Der Vorstand des Kreisfußballverbandes unterstützt die Eingabe von Franz Silies, zumal sie sich mit den Meinungen der Vertreter vieler Vereine im Emsland deckt.

Aus diesem Grunde veröffentlichen wir nun nachstehend diesen Leserbrief und würden uns freuen, wenn wir dazu und zu der Problematik mit der örtlichen Presse Reaktionen und Meinungen aus den Reihen unserer Fußballvereine bekommen könnten.

„Leserbrief

Es ist an der Zeit. Seit Monaten (einige sagen, schon seit Jahren) kann man beobachten, wie die Sportberichterstattung, hier in erster Linie der Fußball-Lokalsport (Emslandsport) in der Lingener und Meppener Tagespost sowie in der Emszeitung im stetigen und unaufhörlichen Niedergang begriffen ist. Das ist nicht nur meine, sondern wie ich weiß, auch in vielen anderen Vereinen die einhellige Meinung. Nicht nur dort, sondern auch auf höherer Ebene. Einiges ist auch schon versucht worden, doch man stößt auf taube Ohren. Nur noch der SV Meppen spielt eine Rolle (haben sie auch verdient). Die „kleinen“ Vereine bleiben auf der Strecke.

Wenn man früher, vor allem am Montagmorgen, in die Zeitung schaute, konnte man sich über eine gute, interessante und umfassende Berichterstattung seines und anderer emsländischer Vereine informieren – auch über die Kreisgrenzen hinaus.

Das hat sich jedoch grundlegend geändert. Seit Beginn des Jahres fehlen z.B. die Mannschaftsaufstellungen und die Vereinsembleme in der Bezirksliga. Die Lücken sind da, man muss sie nur auffüllen. Die Spielberichte sind äußerst dürftig gehalten, häufig nichtssagend, belanglos und uninteressant ( etwa in der Art: das Spiel endete 0:0, so stand es auch schon zu Beginn des Spiels). Einige Berichte über stattgefundene Spiele werden einfach weggelassen, nur wenige sind einigermaßen ausführlich. Das Durchblättern geht noch schneller als bei der Zeitung mit den großen Buchstaben. Dabei mache ich nicht unbedingt der Sportredaktion einen Vorwurf. Denen sind sicherlich die Hände ebenfalls gebunden.

Ergebnisse und Tabellen aus dem Jugendbereich findet man von der Bezirksliga abwärts gar nicht mehr. Woran liegt das? Spielt etwa der Platz- oder Personalmangel eine Rolle? Oder ist es Order von ganz oben? Stehen nur noch einige wenige Zeilen zur Verfügung? Viele Fragen, aber keine Antworten! Gewinnspiele und Werbung nehmen dafür immer mehr Raum ein. Bringt ja auch richtig Geld.

In diesen Tagen finden viele Nachholspiele während der Woche in den verschiedenen Ligen statt. Darüber kaum ein Wort. Wenn doch, dann sehr verspätet. Aktualität geht anders. Das alles ist für den gemeinen Sportfreund sehr frustrierend. Da wird einmal wieder die Monopolstellung deutlich. Der Leser bzw. Abonnent der Zeitung finanziert schließlich die Zeitung auch mit und will auch in diesem Bereich umfassend informiert sein. Anscheinend soll man sich in erster Linie online schlau machen.

Wenn Vereine Berichte an die Redaktion schicken, um von und aus ihrem Verein zu berichten, ist es inzwischen zum Glücksfall geworden, wenn etwas darüber auch erscheint. Vielleicht noch im EL-Kurier. Meistens bekommt man nicht einmal eine Antwort. Man wird einfach nicht mehr ernst genommen. Das gilt im Übrigen nicht nur für Sportvereine.

Es ist zu befürchten, dass diese völlig unbefriedigende Situation noch länger anhält und/oder sich noch verschlechtert. Warten wir einmal ab, wie sich alles weiterentwickelt. Der Unmut wächst. Es ist an der Zeit.

Franz Silies, Finkenweg 3, 48488 Emsbüren“

Mein Fazit:
Wir wissen, dass die Lokalblätter über die Verlagspolitik ihrer NOZ selbst nichts veröffentlichen. Deshalb wundert es mich nicht, dass man nichts von all dem Bedenkenswerten in den emsländischen NOZ-Ausgaben lesen kann.

Dasselbe gilt für andere NOZ-Interna wie das Beispiel, dass der NOZ-Verlag seit Jahren Kurzarbeitergelder für Redakteure abgreift und sich auf diese Weise subventionieren lässt – kein Wort darüber im redaktionellen Teil. Im Lokalteil ist die Kulturberichterstattung auf nahezu Null geschrumpft. Und die sonstigen Berichte sind inhaltlich wie quantitativ -sagen wir- ausgesprochen schmale Kost.

Das reicht nicht und das sicht- und greifbare Scheitern des emsländischen Lokaljournalismus verletzt die zentrale Aufgabe für den Journalismus im Allgemeinen, für den lokalen Journalismus im Besonderen. Die heißt: Öffentlichkeit herzustellen. Freie Medien haben konstitutive Bedeutung für die Demokratie. Das Verfassungsgericht lässt keinen Zweifel: „Eine freie, nicht von der öffentlichen Gewalt gelenkte, keiner Zensur unterworfenen Presse ist ein Wesenselement des freiheitlichen Staates.“  Das Runterschrauben und Verschweigen der lokalen Ereignisse von Kultur, Sport und längst mehr gefährdet die Demokratie; so schlicht ist die Wahrheit.

Wächteramt, erklärender Journalismus, Forumsfunktion, Bürgerzeitung: Die Ansprüche der Gesellschaft an die Medien sind hoch. Wenn Zeitungen ihnen gerecht werden, leisten sie viel, tun der Demokratie gut, halten sie lebendig. Wenn nicht erreichen sie das Gegenteil.

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Crosspost NFV-Kreis Emsland, Foto: Franz Silies © svce

Dritter Ort

5. April 2022

Osnabrücks CDU-Oberbürgermeisterin Katharina Pötter stellt sich in Sachen Kunsthalle gegen den Osnabrücker Rat. Damit bedroht sie die Kunsthalle in Osnabrück. Zwar nicht gleich abschaffen, aber „integrieren“ will sie sie: Harff-Peter Schönherr beleuchtet die Auseinandersetzung in der taz.

„Zauberworte sind beliebt in der Politik. Eins, das derzeit boomt: „Dritter Ort“. Neben seinem Zuhause und seinem Arbeitsplatz, mahnt es, braucht der Mensch einen Ort, um Gemeinschaft zu leben, Stresslast abzubauen, Entfremdung zu heilen. Viele Kommunen bemühen sich daher, „Dritte Orte“ zu schaffen.
Auch Katharina Pötter (CDU), seit Ende 2021 Oberbürgermeisterin von Osnabrück, hat einen neuen Dritten Ort ins Gespräch gebracht, „im Herzen unserer Altstadt“, mit „Kultur, einer großen Bibliothek und viel Raum zum Verweilen und für Begegnungen“. Da, wo sie ihn sich vorstellt, existiert allerdings schon etwas, seit Anfang der 1990er: die Kunsthalle. Die müsste dann weg. Oder sich verkleinern. Beides wäre ein Profilverlust für die Stadt.
Ihr gehe es „nicht darum, die Kunsthalle abzuschaffen“, sagt Pötter der taz, „sondern sie in ein größeres Konzept zu integrieren“. Die Halle habe „großartiges Potenzial“, aber man müsse „mehr Besucher“ interessieren. Sie frage sich, so Pötter, „ob wir mit dem aktuellen Konzept wirklich noch die überregionale Strahlkraft erzeugen, die wir schon einmal hatten“. Mit den „nackten Zahlen“ könne man „nicht zufrieden sein“.
Und dann rechnet sie auf: einerseits 1,3 Millionen Euro Gesamtkosten pro Jahr, bei zehn Stellen. Andererseits im Vor-Corona-Jahr 2019…“

[weiter bei der taz]

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Foto: Nagelkopf an der Kunsthalle Osnabrück
CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported license. Attribution: MrsMyer

Ferienwohnung

21. Mai 2019

Das ging aber flott! Gestern Nachmittag bemühte ich mich darum, eine E-Mail aus dem Rathaus zu erhalten, in der die Lingener Lokalzeitung „Lingener Tagespost“ in der vergangenen Woche die Kulturschaffenden anschrieb. 90 Minuten später und offenbar aufgeschreckt durch die von mir kontaktierte Kulturamtsmitarbeiterin (Kulturamtschef Rudolf Kruse war nicht erreichbar), schickte die Stadtverwaltung die angefragte E-Mail dann – natürlich an alle Ratsmitglieder.

Nun, dann nehme ich doch heftig an, dass künftig auch alle schriftlichen oder mündlichen Anfragen sämtlicher Ratsmitglieder an den gesamten Stadtrat weitergeleitet werden. Doch abgesehen von diesen wundersamen Erlebnissen Lingener Ratsarbeit möchte ich das Augenmerk auf den Inhalt der erfragten E-Mail richten. LT-Redaktionsleiter Thomas Pertz teilt nicht mehr oder eniger mit, dass sich die LT „ab 1. Juni“ aus der kontinuierlichen Kulturberichterstattung verabschiedet. Er schreibt:

Betreff: Berichterstattung über die Kultur im Lokalteil

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir wollen zum 1. Juni unsere kulturelle Berichterstattung im Lokalteil umstellen. Über die wichtigsten Änderungen möchte ich auf diesem Wege vorab informieren. Natürlich stehen ich oder die anderen Kolleginnen und Kollegen jederzeit auch für ein Gespräch zur Verfügung.

Im Kern geht es darum, künftig nicht mehr automatisch nahezu jede Veranstaltung mit einem Nachbericht bzw. einer Rezension zu versehen. Das gilt für alle Veranstaltungsorte, ob es nun das Lingener Theater, die Emslandarena oder Kultureinrichtungen im südlichen Emsland sind. Selbstverständlich werden alle Veranstaltungen weiterhin vorangekündigt. Nachberichte/Rezensionen wird es aber nur noch in Ausnahmefällen geben, und zwar dann, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen: Beispiele sind Veranstaltungen mit örtlichen Akteuren, regionale Großveranstaltungen, Benefizveranstaltungen, außergewöhnliche Künstler, Premieren oder Konzerte mit Alleinstellungsmerkmal.

Die Nachberichterstattung findet auf den lokalen Seiten statt, nicht mehr auf einer Kultur-Seite im Lokalen. Künftig wird es an einem festgelegten Tag in der Woche eine Kultur-Seite im Lokalteil geben, auf der Veranstaltungen angekündigt werden, aber auch die regionale Kulturszene beschrieben wird.

Insgesamt wollen wir mit der veränderten Berichterstattung näher an den Leser heranrücken, indem wir uns stärker auf die regionalen Kulturakteure konzentrieren.

Mit  freundlichen Grüßen
Thomas Pertz, Redaktionsleiter“

Ausgerechnet bei der Kultur präsentiert sich die LT mit Relevanzprüfung! Für das Blatt, das wie seine Schwesterausgaben von MT und EZ fast jede Pressemitteilung („PM“) der lokalen Verwaltungen unkommentiert veröffentlicht, ist dieser Schritt in der Tat außergewöhnlich – allerdings völlig anders, als Thomas Pertz es meint, wenngleich der hier nur als Bote seiner Osnabrücker Chefs agiert. Die nämlich kürzen schlicht die Berichterstattung, obwohl die Tageszeitungen der NOZ-Gruppe längst alles andere als preiswert sind: Das Vollabo kostet monatlich stolze 41,90 Euro (per Post gar knapp 46 € ) und gönnt sich der Leser ergänzend die Digitalausgabe kommen sogar noch rd. 6 € dazu.

Was die Verabschiedung der Lokalzeitung aus der Kulturberichterstattung bedeutet, muss diskutiert werden. Natürlich. Und mir geht da spontan durch den Kopf, für all die eine Alternative zu schaffen, die sich das nicht bieten lassen wollen. Leider gibt es das Stadtblatt nicht mehr, doch eine Plattform jenes Zuschnitts scheint mir vonnöten zu sein. Denn die NOZ widmet sich längst Themen, die mich den Kopf schütteln lassen, wie etwa -während Österreich brennt- als Aufmacher auf Seite 1 der Frage, dass bei einem Bundesetat von 360 Milliarden Euro Nullkommadrei Hunderttausendstel davon an PR-Akteure gezahlt werden. Oder wie man seine Ferienwohnung nach Kameras durchfilzt, auf Ibiza beispielsweise…

 

Rembrandt350

10. Februar 2019

Die Niederlande haben in diesem Jahr erneut ein Rembrandtjahr ausgerufen, um den niederländischen Maler anlässlich seines 350. Todesjahres zu würdigen. Im ganzen Land gibt es über das Jahr verteilt 19 verschiedene Ausstellungen zum Thema „Rembrandt und das Goldene Zeitalter“. 10 Ausstellungen (in Amsterdam, Delft, Dordrecht, Haarlem, Hoorn und Enkhuizen, Leiden, Middelburg und Den Haag) haben eine direkte Verbindung zu Rembrandt van Rijn und seinem Schaffen, während sich die übrigen Ausstellungen mit dem Goldenen Zeitalter auseinandersetzen.

Ende Januar hat Prinzessin Beatrix im Mauritshuis in Den Haag das Rembrandtjahr 2019 eröffnet. Dass die Eröffnungszeremonie in Den Haag stattfand, und nicht in Amsterdam, wo sich die meisten Rembrandt-Werke befinden, weist auch auf die Tourismus-Strategien der Organisatoren von NBTC Holland Marketing hin: Die Aufmerksamkeit soll nicht weiter auf die ohnehin schon von Touristen überfüllte Stadt gelenkt werden, sondern auf nicht so bekannte niederländische Städte.

Mehr bei NiederlandeNet.

ps Holland Marketing geht übrigens davon aus, dass 600.000 Besucher mindestens eine der Ausstellungen besuchen werden, davon werden ca. 250.000 vermutlich aus dem Ausland Durch diese Touristen werden schätzungsweise 145 Millionen Euro in die niederländischen Kassen fließen. Das Rembrandtjahr wird folglich zusätzliche Touristen anspülen und vielleicht geht der Plan auf, und der ein oder andere Tourist findet nicht nur den Weg nach Amsterdam, sondern auch in eine der anderen sehenswerten Städte.

Während des Rembrandtjahres gibt es auch auch fünf große Rembrandt-Ausstellungen in

Deutschland

Kassel… verliebt in Saskia. Liebe und Ehe in Rembrandts Zeit
12 April – 11 August 2019
Gemäldegalerie Alte Meister, Kassel (museum website)

Rembrandt’s Mark
14 June – 15 September 2019
Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (museum website)

Rembrandt: Meisterwerke aus der Sammlung
30 August 2019 – 5 January 2020
Hamburger Kunsthalle, Hamburg (museum website)

Im Focus: Rembrandt – Graphic Höhepunke der Münchener Sammlung (working title)
27 September – 20 October 2019
Pinakothek der Moderne, München (museum website)

Rembrandt: Drama of the Mind in 5 Acts
31 October 2019 – 1 March 2020
Walraf-Richartz-Museum, Köln (museum website) in Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie Prag, wo die Ausstellung bereits ab dem 1. April zu sehen ist.


Bild: Rembrandt, Selbstporträt mit zwei Kreisen, 1665–1669, via Wikipedia)

FLAKA HALITI | VIDA SIMON

10. Oktober 2017

FLAKA HALITI | Here – or rather there, is over there

Im Obergeschoss:

VIDA SIMON | Ähnlichkeit

14. Oktober 2017 – 14. Januar 2018
Eröffnung: Freitag, 13. Oktober 2017, 19 Uhr


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Kultur-Vorsätze 2017

1. Januar 2017

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nach hinten?

8. August 2012

13 Jahre lang war Cornelia Baumann „Fachbereichsleiterin Kultur und Schulen“ in unserer Nachbarstadt Nordhorn. Jetzt geht sie zum 1. Dezember nach NRW.   Die  Kunstgeschichtlerin begann  1999 in Nordhorn. Ein Pressesprecher der Stadt Nordhorn sagte zu ihrer Kündigung: „Seit Arbeitsaufnahme in Nordhorn hat Cornelia Baumann maßgeblich die Weiterentwicklung der Kulturszene in der Kreisstadt geprägt.“  Man kann es auch einfacher sagen. In einer Stadt ohne viel Geld, hat sie einen prima Job gemacht. Ob sie jetzt kündigte, als ihr die „verwaltungsinternen Pläne“ (GN) bekannt wurden, ihren Bereich beim Ressort Soziales, Jugend und Sport oder woanders einzusortieren? Ich weiß es nicht.

Jedenfalls diskutiert die Nordhorner Ratspolitik in diesem Sommer, ob die Stelle Kulturfachbereichsleitung überhaupt wieder ausgeschrieben werden soll – oder ob stattdessen die Kultur gestutzt, einem anderen Fachbereich unterstellt wird und künftig mit einem Amtsleiter (m/w)  auskommen kann. Das ist sicherlich mehr als eine organisatorische Geschmacksfrage. Kein Amtsleiter sitzt nämlich im allwöchentlich tagenden Verwaltungsvorstand der Nachbarstadt am Tisch. Die Kultur rückt also nach hinten, sie verliert an Einfluss und damit an Bedeutung. Wer kann so etwas wollen?

Nun, die SPD-Fraktion unterstützt den kulturunfreundlichen Plan ihres mit Minimehrheit gewählten Bürgermeisters Thomas Berling, während es die Kreis-SPD anders sieht und nicht streichen will. Bündnis’90/Die Grünen fürchten, dass mit einem „eingedampften“ Kulturamt künftig die Qualität der städtischen Kultureinrichtungen und der Nordhorner Kulturszene nicht mehr erhalten werden kann. Und die liegt mangels Finanzen sowieso schon weit hinter dem Lingener Angebot zurück.

Die Grünen sind dagegen, bleiben aber unverbindlich-allgemein mit dem Vorwurf, mit dem Sparen „am falschen Ende zu beginnen und negative Signale auszusenden“. Ganz mutig-kulturfern outet sich ein Nordhorner FDP-Ratsherr und sagt, die Stelle sei überflüssig. Mit seiner Erklärung distanziert er sich gleich von seinem Nordhorner FDP-Ortsvorstand und von der CDU-Fraktion, mit der er zusammen im Rat eine sog. Gruppe bildet; denn beide haben die Pläne, die Stelle zu streichen, bereits kritisiert. Krokodilstränen vergießt die CDU aber nicht deswegen sondern wegen des Streits in der SPD. Der „schadet der Sache“ sagt ihr Fraktionsvorsitzender und verschweigt um des erhobenen Zeigefingers willen, warum eine Debatte über eine politische Frage schaden soll.

(Foto: Rathaus Nordhorn; von Heribert Dulling CC)