„Kein Moment für unsinnige Lobpreisungen. Angela Merkel bleibt halt für immer auch noch CDU-lerin. Aber vielleicht die für mich sympathischste, die ich mir in den letzten Jahren dafür habe vorstellen können.“ (Ronny Kraak, @das_kfmw)

Farbfilm vergessen

27. November 2021

Am kommenden Donnerstag verabschiedet die Bundeswehr die scheidende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) –  mit einem Großen Zapfenstreich. Drei persönliche Musikstücke durfte  sich die künftige Pensionärin mit großem Büro aussuchen. Der SPIEGEL meldet, das seien das Kirchenlied „Großer Gott, wir loben dich„, Hilde Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ und dann „Du hast den Farbfilm vergessen, Michael“ von Nina Hagen – ihr größter Hit in der DDR (Text). Kennste nicht, den Farbfilm-Song? Solltest du aber, auch weil er gerade „viral  geht“. Mir hat die Alsmann-Version mit er gereiften  (geht das überhaupt?) Nina Hagen am besten gefallen:

Original (1974)

Alsmann-Version:

Werlte jubelt

4. Oktober 2021

Ausgerechnet im emsländischen Werlte wird heute eine weitere Pilotanlage für CO2-neutrales Kerosin eingeweiht – keine Weltpremiere, wie die NOZ schrieb, weil schon am 12. November 2019 in Karlsruhe eine besonders kompakte Versuchsanlage zur Herstellung von E-Fuels in Betrieb ging. Erwartet werden in der noch jungen Stadt zur offiziellen Intebriebnahme  die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), der bekannte Kieler Klimaforscher Mojib Latif sowie Lufthansa-Vertreter – und eine Videobotschaft von Angela Merkel.

Die neue Anlage soll aus Wasser, erneuerbarem Strom, Abfall-CO2 aus einer Biogasanlage und CO2 aus der Umgebungsluft synthetischen Kraftstoff produzieren. Betrieben wird die „Power-to-Liquid“ (PtL)-Anlage von der Firma Solarbelt Fairfuel gGmbH (Stammkapital: 25.000 Euro). Die kleine Gesellschaft ist Tochterfirma der Atmosfair gGmbH, die ihrerseits aus einem Forschungsprojekt des Umweltministeriums hervorging und einer Gemeinschaftsinitiative des Reiseveranstalterverbandes Forum Anders reisen und der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch hervorgegangen ist, und  u.a. Emissionshandel für Privatleute und Firmen betreibt.

Wie in der Region üblich wird heute und danach sicher und nur emsländisch-unkritisch gejubelt. Dabei darf aber nicht übersehen werden, wie umstritten die Produktion sogenannter E-Fuels – also synthetischen Kraftstoffen – weiterhin ist. Sie erfordert nämlich einen hohen Energieeinsatz, ist daher ineffizient und sehr teuer. Allerdings sind E-Fuels im Rahmen der bisherigen Infrastruktur und Motorentechnologie nutzbar – und so möglicherweise schneller einzusetzen als eine flächendeckende Umstellung auf Elektroantriebe. Damit ist das Vorhaben ein großer Hoffnungsträger für alle, die möglichst wenig Veränderung wollen. Am aussichtsreichsten gilt die Technologie übrigens dort, wo Alternativen kaum verfügbar oder sinnvoll einsetzbar sind – zum Beispiel im Schwerlast- oder Luftverkehr, wo Batterien oder Wasserstofftanks viel zu schwer oder zu groß wären.

Ein Blick auf  die Fotoaufnahmen der NOZ zeigt sofort, wie klein die Werlter Anlage dimensioniert ist.  Die Betreiberin rechnet dort mit einer Jahresproduktion von nur 350 bis 400 Tonnen synthetischen Kerosins, wie Geschäftsführer Christoph Weber gerade der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) erläuterte. Das entspricht etwa 500.000 Litern, die per Tankwagen an den Flughafen in Hamburg geliefert werden sollen.

Zum Vergleich: Allein der Verbrauch durch die 11 deutschen Airlines lag vor der Corona-Krise bei knapp 11,9 Milliarden Litern. Um nur zwei Prozent des deutschen Kerosinbedarfs zu decken, wie es die CDUCSU/SPD-Bundesregierung bis 2030 als Ziel ausgegeben hat, bräuchte man also ein Vielfaches der Werlter Anlage: rund 230 Millionen Liter Kerosin statt 500.000.

Bei der Produktaufbereitung fällt übrigens auch klimaneutraler Dieseltreibstoff an, der für Shuttle-Busse oder eben den Schwerlastverkehr eingesetzt werden könnte. Klimaneutral meint hier, dass der Treibstoff in der Verbrennung nur so viel CO2 freisetzt, wie ihm bei der Produktion zugeführt werden. Die Pilotanlage in Werlte soll jedenfalls erst einmal das zuverlässige Funktionieren der Technologie und Prozesse demonstrieren, sagte Weber zur NOZ. Dann seien in Zukunft größere Anlagen möglich.


(Quellen: taz / NOZ)

Merkel Mural

2. Oktober 2021

Der Lügner

11. September 2021

„Ich hätte dafür gestimmt“: Laschets große Lüge zur Ehe für alle.

Im ZDF behauptete CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet am Donnerstagabend, er hätte 2017 die Ehe für alle unterstützt – das Gegenteil war der Fall. Er hielt die Gleichstellung sogar für verfassungswidrig. nIn der ZDF-Wahlsendung „Klartext“ (in der Mediathek ab 37:20) gab sich Armin Laschet, ein langjähriger Gegner der rechtlichen Gleichstellung von Lesben und Schwulen, am Donnerstagabend überraschend als Unterstützer der Ehe für alle aus.

„Ich hätte dafür gestimmt“, behauptete der Kanzlerkandidat der Union zur Abstimmung am 30. Juni 2017 im Deutschen Bundestag, an der er als Landespolitiker nicht teilnehmen konnte. Es sei aber ebenso „respektabel“, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel dagegen votierte.

Laschets Aussage wurde in der ZDF-Sendung nicht widersprochen. Sie ist jedoch gelogen. Dass der CDU-Politiker die Ehe für alle ablehnte, ist hinreichend dokumentiert: „Dem Antrag der SPD hätte ich wie Merkel nicht zugestimmt“, erklärte er wörtlich eine Woche nach dem Bundestagsbeschluss in einem „Spiegel“-Interview (Bezahlartikel).


So Armin Laschet im Interview mit dem „Spiegel“ (Ausgabe 28 vom 7. Juli 2017)

Auch im Bundesrat verweigerte das Land NRW der Ehe-Öffnung die Zustimmung – die FDP war dafür, Laschets CDU dagegen (queer.de berichtete). FDP-Chef Christian Lindner kritisierte den Widerstand des Ministerpräsidenten am 6. Juli 2017 in einem Tweet.

Seinen Widerstand gegen die Gleichstellung homosexueller Paare begründete Armin Laschet schon damals mit einer Falschbehauptung, nämlich der angeblichen Verfassungswidrigkeit der Ehe-Öffnung. „Das Grundgesetz definiert Ehe als Verbindung von Mann und Frau“, behauptete der CDU-Politiker Anfang 2017 in einem Interview mit dem Magazin „Fresh“ (queer.de berichtete). Tatsächlich heißt es jedoch neutral im Grundgesetz: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.“

Die Diskussion über die Rechte von Lesben und Schwulen in der ZDF-Sendung „Klartext“ brachte die lesbische Mutter und Aktivistin Christina Klitzsch-Eulenburg ins Rollen, die in einer Frage an Laschet die Diskriminierung lesbischer Paare im Abstammungsrecht thematisierte. „Warum verhindert die Union, dass mein Sohn rechtlich zwei Elternteile an die Seite gestellt bekommt und damit genauso gut abgesichert wird wie alle anderen Kinder in diesem Land?“, wollte die Berliner Juristin wissen. Sie selbst werde nicht als Mutter des von ihrer Ehefrau geborenen Sohnes anerkannt.

Der Kanzlerkandidat der Union kam bei seinem Antwortversuch deutlich ins Schwimmen. Der Fall sei ein „sehr spezieller“, da gebe es „sehr viele Detaildiskussionen“, das hänge auch „mit dem Adoptionsrecht zusammen“ und das müsse „umfassender angepackt“ werden. Trotz der Ermahnung „Machen Sie mal Klartext!“ von Moderator Peter Frey gab Laschet keine eindeutige Antwort.

„Es gibt Tausende von Menschen, denen es so geht“, konterte Klitzsch-Eulenburg auf die Behauptung des CDU-Politikers, es handele sich um einen Einzelfall. Auch in anderen Punkten korrigierte sie den Kanzlerkandidaten und bekam dafür Beifall des Publikums. Am Ende riet sie Laschet: „Es wäre gut, wenn die Union diesmal auf der richtigen Seite der Geschichte wäre, damit sie auch für Familien wählbar bleibt.“


Inzwischen

hat sich der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet  zu seiner Lüge über sein Abstimmungsverhalten zur Ehe für alle geäußert. Am Donnerstagabend in der ZDF-Wahlarena „Klartext“, sagte er am Freitag, „missverständlich ausgedrückt„, erklärte der 60-Jährige gegenüber dem Berliner „Tagesspiegel“.

In der ZDF-Sendung hatte er gesagt. „2017 hat die Bundeskanzlerin, das muss man anerkennenswerterweise sagen, überhaupt den Weg dafür frei gemacht, dass abgestimmt wurde, hat aber persönlich dagegen gestimmt. Das finde ich auch respektabel. Ich hätte dafür gestimmt“, behauptete der Kanzlerkandidat.

Tatsächlich sprach sich Laschet 2017 in mehreren Interviews vehement gegen die Ehe-Öffnung aus, die er für grundgesetzwidrig hielt. Auch im Bundesrat verweigerte er als neuer Ministerpräsident von NRW der Ehe für alle seine Zustimmung (queer.de berichtete).

Er ist eben ein furchtbarer Lügner, dieser Kandidat. 

Foto: von Olaf Kosinsky under the free licence CC BY-SA 3.0-de;Quelle: Queer.de

U-Bahn

20. Juli 2020

Man bräuchte eine Angela Merkel in jedem Berliner U-Bahn-Waggon.

Originally tweeted by Stefan Lischka (@stefan_lischka) on 17. Juli 2020.

#Alliance4Europe

21. Mai 2019

Heribert Prantl schrieb am vergangenen Wochenende: „Aus der Europawahl sollte eine Kundgebung gegen den neuen alten Nationalismus werden!“ Und auch Angela Merkel hielt bei ihrem Wahlkampfauftritt in Kroatien vor wenigen Tagen ein Plädoyer gegen Nationalismus und Rechtspopulismus: Europa sei ein „Projekt des Friedens“, ein „Projekt der Freiheit“ und „das Projekt des Wohlstands“, sagte sie in Zagreb bei der Abschlussveranstaltung der kroatischen Regierungspartei HDZ zur Europawahl. Nationalismus hingegen sei „der Feind des europäischen Projekts“.

Recht haben sie. Nächsten Sonntag ist Europawahl und Prantl fordert: „Aus der Europawahl sollte eine Kundgebung gegen den neuen alten Nationalismus werden.“

Auch die Musikszene rührt sich derweil. Wie damals bei Bob Geldofs Projekt „Band Aid“ ruft dazu jetzt die Alliance4Europe auf, ein Zusammenschluss diverser zivilgesellschaftlichen Organisationen und Initiativen aus 20 EU-Mitgliedsstaaten zur Stimmenabgabe bei der Europawahl auf. Unter dem Motto #vote4friendship singen 30 Künstler und Künstlerinnen aus 28 Mitgliedsländern einen musikalischen Weckruf. Diese bekennen sich außerdem in emotionalen Video-Statements zu Europa und teilen diese in den sozialen Netzwerken. Gemeinsam singen sie den Queen-Hit „Friends will be Friends“. Das daraus entstandene Musikvideo veröffentlicht die gemeinnützige NGO europaweit. Aus Deutschland verleiht Sängerin Oceana („My House“) dem Projekt ihre Stimme. Alle Sängerinnen und Sänger bekennen sich außerdem in ihren Video-Statements zu Europa.

Irgendwie klingt das zwar sehr, sehr „sweet“, dieses Europa-Video. Doch nach dem in den letzten Tagen viel über Villen russischer Oligarchen auf Ibiza und dort „zugekokst und Red-Bull-betankt“ das Recht brechende  Rechtspopulisten gesprochen wurde, passt es haargenau.

(Quellen: tagesschau, Horizont.net)

letzte Rede?

21. November 2018

Alice Weidel eröffnete heute im Bundestag die Haushaltsdebatte und redete dabei dann gar nicht so viel über den Haushalt. Es gab Gezeter gegen die große Koalition, Rumgeopfere und wenig Konstruktives. So wie man sie kennt. Dann aber war da noch ihre Spendenaffäre, wegen der nun die Staatsanwaltschaft gegen sie ermittelt. Da hätte sie ja mal Licht ins Dunkel bringen können. Tat sie nicht. Lediglich „Ehrenamt“, „jeder macht mal Fehler“ und „haben schnell zurückgezahlt“ und so schlimm sei das alles ja nicht. Dass das alles trotz dessen illegal sein könnte, lässt sie unerwähnt und referiert in aufgebrachtem Ton lieber über die Spendenaffären der anderen Parteien. Whataboutism in seiner reinsten Form. Aber das kann die AfD ja sehr gut. Sie lässt auch unerwähnt, dass es in den von ihr beschriebenen Fällen ebenso Ermittlungen gab, wie jetzt bei ihr. Klar, sonst würde das Rumgeopfere ja nicht so schön durchkommen. Derweil wirft sie den Anwesenden schreiend nölig vor, dass diese ja schreien würden.

Ich versuche ihr Fazit mal zusammen zu fassen: Alle anderen Parteien haben Dreck am Stecken, da muss man sich jetzt nicht über illegale Spenden für die AfD aufregen. Haben wir halt auch Dreck am Stecken. Lächerliche Aufregung. Alles halb so wild. Recht und Gesetz? Wer nimmt das schon so genau? Mut zur Wahrheit und am Ende Drücki mit Gauland. Alles supi!

Manche der Anwesenden äußerten, dass das vielleicht die letzte Rede von Weidel im Hause gewesen sein könnte, liest man. Als nächste sprach dann Angela Merkel und eröffnete mit diesem Satz:

(ein Beitrag von das Kraftfuttermischwerk)

Kein wirklicher

10. Oktober 2018

Urlaubsbedingt heute erst entdeckt:

„Ich bin kein wirklicher Angela Merkel Fan, geschweige einer der CDU. Doch droppt die Grande Dame immer mal wieder Punchlines, die es in sich haben – und das auch in den eigenen Reihen. So wie letzte Woche bei der Jungen Union.“

— Daniel Mack (@danielmack) October 6, 2018

https://twitter.com/Netzmusiker/status/1049303421881397248

„Im Übrigen habe ich das unangenehme Gefühl, dass wir (also alle, die nicht rechts stehen) Angela Merkel noch vermissen werden.“

Peter Withoutflied via Blogrebellen. Dem kann ich mich durchaus anschließen.

Danke, Merkel!

1. April 2018

robertkoop_merkel270318Da ist meiner Wahlkampfcrew ein wirklicher, ein echter Coup gelungen. Wir bekommen, genauer ich bekomme drei Tage vor der Oberbürgermeisterwahl Besuch von keiner geringeren als der gerade wiedergewählten Bundeskanzlerin. Einzelheiten meiner Veranstaltung mit der Kanzlerin direkt vor der OB-Wahl sollen hier erst morgen verraten werden. Nur so viel, wir hatten einen ausgesprochen angenehmen, 45minütigen  Meinungsaustausch vor einigen Tagen in Berlin im Kanzleramt (Foto) und sind uns einig geworden, dass sie für eine bessere Bahnanbindung Lingens an Berlin (und zurück) sorgen wird. Es soll künftig (über Rheine, Osnabrück und Hannover) eine direkte IC-Verbindung mit Internet-on-Board geben. Danke, Merkel!

Für alle Skeptiker die dienstliche Bestätigung aus dem Bundeskanzleramt(s-w Scan), die ich gestern erhalten habe. Ich bedanke mich übrigens bei allen, die mitgewirkt haben, dies möglich zu machen – vor allem geht an Tobias D.. ein dickes Dankeschön. weil er den ersten Kontakt geknüpft hat, allerdings „aus Gruenden“, wie er mir freundlich sagte, anonym bleiben will.