Trauerbegleitung

8. Dezember 2023

Der  gerade abgelaufene November gilt auch als Trauermonat. Allerseelen, Volkstrauertag, Totensonntag, diese Gedenktage erinnern uns daran, dass das menschliche Leben endlich ist. Das Thema nicht verdrängen möchten Menschen, die sich in vielfältiger Weise um Trauernde kümmern. Zwölf Menschen haben kürzlich in Bawinkel den Einführungskurs zur ehrenamtlichen Trauerbegleitung des Dekanats Emsland-Süd der katholischen Kirche absolviert. Journalistin Christiane Adam berichtet für die Ems-Vechte-Welle: 


Pfeiltasten Hoch/Runter benutzen, um die Lautstärke zu regeln.

Auch wenn noch kein Termin für den nächsten Einführungskurs zur ehrenamtlichen Trauerbegleitung festgelegt worden ist, können sich Interessentinnen und Interessenten beim Dekanat Emsland-Süd melden:

Holger Berentzen
Telefon 0591/ 96497221
holger.berentzen@bistum-osnabrueck#de

Alwine Röckener
Telefon: 0591/ 910-1264
alwine.roeckener@hospital-lingen#de

Der 1996 gegründete Lingener Hospiz e.V. Mühlentorstraße 6b, bietet ebenfalls Familienangehörigen, Freunden und Verwandten Gestorbener Begleitung und Hilfe in der Zeit der Trauer sowie in Zusammenarbeit mit dem LWH auch  Schulungen für ehrenamtliche Trauerbegleitung an. 


Quelle: Ems-Vechte-Welle, Lingener Hospiz eV

NLM-Direktor Prof. Christian Krebs (Bild: © Marek Schirmer / RADIOSZENE

Mit einem Festakt in Hannover sind am vergangenen Donnerstag (13.7.) 10 regionale DAB+ Multiplexe gestartet worden; die Insider-Seite RADIOSZENE berichtete darüber am Mittwoch. 12 gemeinnützige und nicht-kommerzielle Bürgerrundfunk-Programme, darunter in unserer Region die Ems-Vechte-Welle,  wurden aber noch nicht aufgeschaltet; denn ihre Finanzierung bedarf einer Gesetzesänderung. Prof. Christian Krebs, Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM), erläuterte RADIOSZENE die Hintergründe. Anja Linz und Wolfram Bäse-Jöbges vom Landesverband Bürgermedien sind zuversichtlich, dass alle Bürgerrundfunk-Programme ab 2024 die Hörer auch über DAB+ erreichen werden.

Marek Schirmer war beim offiziellen Start der landesweiten privaten DAB+ Plattform in Hannover dabei und hat folgendes Video-Interview für RADIOSZENE produziert:

Die Gesetzeslage lässt kaum Zweifel zur Interpretation, der § 32 Absatz 2 des Niedersächsischen Mediengesetzes in der Neufassung vom 23. Februar 2022 verpflichtet Betreiber von Kabelanlagen und Medienplattformen ein Bürgerrundfunk-Programm in dem jeweiligen Zulassungsgebiet unentgeltlich zu verbreiten. Die Versammlung der NLM hat in ihrer Sitzung am 20. September 2022 die ausgeschriebenen DAB+ Übertragungskapazitäten der Media Broadcast GmbH als Plattformbetreiberin zugewiesen. Media Broadcast hätte die Verbreitungskosten für den Bürgerrundfunk auf die anderen Hörfunkveranstalter in dem jeweiligen Multiplex umgelegt, doch diese haben sich erfolgreich gewährt, erläutert Linz. Der Landesverband Bürgermedien und die NLM traten an die Rot-Grüne-Landesregierung heran, um eine Lösung für das Finanzierungsproblem zu finden.

„Wir sind in sehr guten Gesprächen mit dem Gesetzgeber“ (Christian Krebs, NLM)

NLM-Direktor Christian Krebs ist sehr zuversichtlich, dass die Lücke im Gesetz bald geschlossen wird, ein genaues Datum kann er im Moment aber noch nicht nennen. Linz hofft, dass der Bürgerrundfunk nicht abgehängt wird: „Es ist wichtig, dass wir in DAB+ reinkommen, weil einfach die Technik dahingeht. Viele Autoradios heutzutage haben DAB+. Wenn sich eine solche Technik durchsetzt, dann sollten die Bürgermedien da auch drin sein.“

Bürgerrundfunk in Niedersachsen Zwei Programme – ein Platz

Das Landesmediengesetz verpflichtet die Plattformbetreiber, dem Bürgerrundfunk-Programm mit der größten Reichweite Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Ungeklärt ist, wie die NLM in den Fällen verfahren wird, wo zwei oder drei Programme im Verbreitungsgebiet existieren.

Auch da wird es Lösung geben, damit Bürgermedien über zwei Verbreitungswege empfangen werden können,“ glaubt Linz. Es wurden Gespräche mit der Staatskanzlei geführt, im nächsten Haushalt sollen die finanziellen Mittel bereitgestellt werden, zeigt sich Bäse-Jöbges zuversichtlich. Außerdem „braucht es eine Gesetzesänderung, damit die Landesmedienanstalt den zweiten Ausstrahlungsweg neben UKW überhaupt betreiben darf.“ Die Vertreter des Landesverbandes Bürgermedien sind zuversichtlich, dass auch diese Änderung rechtzeitig erfolgt.

Der Plattformbetreiber wurde über die Schwierigkeiten informiert und hält die nötigen Kapazitäten frei. An der niedersächsischen Küste werden Plätze für zwei Programme benötigt, im Alten Land gar keins, weil dort kein Bürgermedium aktiv ist. Auf Dauer könnte ein Verbreitungsweg übrigbleiben.

Der Landesverband schlug eine Überprüfung alle drei bis fünf Jahre vor, ob DAB+ und UKW weiterhin parallel bestehen müssen. Entsprechende Nachweise erwartet der Landesrechnungshof von der NLM. „Wir werden sehen, ob DAB+ das Medium der Zukunft ist. Momentan glauben es alle,“ sagt Bäse-Jöbges im RADIOSZENE-Interview.

Weiterführende Informationen

Ein Beitrag von  RADIOSZENE  (Danke dafür!)


DAB+ steht für „Digital Audio Broadcasting Plus“ ist  eine digitale Übertragungstechnologie für Radiosignale, die bessere Klangqualität und größere Programmvielfalt im Vergleich zu herkömmlichen analogen UKW-Radiosendern bietet.

DAB+ verwendet digitale Komprimierungstechniken, um Audiosignale in Datenpakete zu verpacken und über terrestrische Sendemasten zu übertragen. Im Gegensatz zur analogen Übertragungstechnologie ist DAB+ weniger anfällig für Störungen und bietet eine verbesserte Klangqualität ohne Rauschen, Knistern oder Signalverluste.

Ein weiterer Vorteil von DAB+ ist die Möglichkeit, mehr Radioprogramme gleichzeitig zu übertragen. Durch die digitale Komprimierung können mehrere Radiosender auf demselben Frequenzband ausgestrahlt werden, wodurch die Programmvielfalt für Hörerinnen und Hörer erhöht wird.

DAB+ hat sich als Nachfolger des herkömmlichen UKW-Rundfunks etabliert. Um DAB+ zu empfangen, benötigt man ein spezielles DAB+ Radio, das die digitalen Signale empfangen und dekodieren kann.  Allerdings sind Betroffene bspw. bei großen Katastrophen wie Sturmfluten oder Überschwemmungen mittels des herkömmlichen analogen Radios leichter erreichbar.


Update:
Gestern berichtete die emsländische Lokalpresse von Finanzproblemen der regionalen gemeinnützigen Ems-Vechte-Welle, deren Finanzmittel seit 2017 unverändert sind. Der Landkreis Emsland hat jetzt eine Erhöhung seines kommunalen Zuschusses für das gemeinnützige Radio beschlossen, das auch unter Personalmangel leidet: Aktuell sind zwei Redakteurstellen schon seit einiger Zeit unbesetzt…

Grüner Radiopunkt

16. Februar 2021

Vorgestern war „World Radio Day“ und dazu fand ich dieses wunderbare Internetding. Jede Radiostation ist ein grüner Punkt, den man anklicken und dann hören kann. Mit dabei: Die Ems-Vechte-Welle in unserer Stadt. Geht mal auf die Klicktour.

Auswahl

30. November 2020

Künstler und Museen aus dem Münsterland bieten wegen der Corona-Krise ihre Musik, Theater, Ausstellungen und vieles mehr jetzt „im Netz“ an. Der WDR hat für das Münsterland eine Auswahl der Angebote zusammengestellt, die ständig aktualisiert wird.

Schlagzeilen

21. Oktober 2020

„Auf Twitter“ gab es in den letzten Tagen eine muntere Diskussion über die Qualität der redaktionellen Beiträge auf der Ems-Vechte-Welle. Die Ems-Vechte-Welle ist, informiert wikipedia, ein werbefreies Bürgerradio, das die niedersächsischen Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim bedient. Das Programm des Senders wird bis in Teile des Landkreises Cloppenburg ausgestrahlt. Es ist aufgeteilt in das redaktionelle Programm und den Bürgerfunk. Das redaktionelle Programm wird von Radioprofis gemacht und von Montag bis Freitag in der Zeit von 6 bis 18 Uhr ausgestrahlt. Dazu gehören das Frühmagazin (6 bis 9 – Der Morgen im Emsland und der Grafschaft Bentheim) und die regionale Info-Sendung „Durch den Tag“ (9 bis 18 Uhr). Darüber hinaus strahlt der Sender immer zur halben Stunde aktuelle Regionalnachrichten aus.

Und darum geht es: Die bei Twitter geäußerte Kritik an der EVW konzentriert sich auf den Vorwurf, viel zu oft nur Pressemeldungen der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim zu verlesen. Aus dem Umfeld der EVW wurde diese Kritik energisch zurückgewiesen. Aber, im Vertrauen, es stimmt natürlich. Der Ausriss links stammt von der Webseite de Senders und belegt dies: 8 von 9 Meldungen am 17. und 18. Oktober sind Pressemitteilungen der Polizei. Mit Verlaub, das ist unprofessionell für einen Sendebereichbereich, in dem -ohne den Landkreis CLP- knapp 500.000 Menschen wohnen und wo es selbstredend zu zahlreichen Straftaten und Verkehrsproblemen kommt.

Daran musste ich denken, als mir heute die aktuelle taz in die Hände fiel. Der Rechtsextremismusexperte Andreas Speit kommentierte das Phänomen, Pressemitteilungen der Polizei sofort für bare Münze zu nehmen. Er schrieb

Die Nachricht war schnell in den bundesweiten Medien: Im Anschluss an eine AfD-Veranstaltung mit dem Bundessprecher Jörg Meuthen am Samstag in Henstedt-Ulzburg hätte es Auseinandersetzungen zwischen Besucher*innen der Veranstaltung und Gegendemonstrant*innen gegeben. Die „rechte und linke Szene“ seien aneinander geraten, schrieb die Polizei in ihrer Pressemitteilung. „Eine Person der linken Szene“ sei durch einen Verkehrsunfall schwer verletzt worden. So weit, so schlecht.

Nicht am Samstag und auch nicht am Sonntag haben Journalist*innen diese Darstellung des Tatverlaufes durch die Polizei hinterfragt. Eins zu eins wurde stattdessen das Polizei-Narrativ kolportiert. In manchen Redaktionen dominiert ja auch das Motiv von „den Linken“ und „den Rechten“, die die Gesellschaft mit „ihren Auseinandersetzungen“ gefährden würden. Historisch so falsch wie aktuell.

Andreas Speit’s Kritik an seinen journalistischen Kollegen:

Ein Nachfassen, mögliche Betroffene oder anwesende Zeug*innen Ansprechen, hätte offenbaren können, dass am Samstag ein AfD-Anhänger mit seinem Pick-up auf einem Gehweg mindestens drei Personen anfuhr, eine Frau verletzte. Das Fahrzeug wurde zur Waffe. Die Frau hätte tot sein können.

Recht hat Speit mit der Schlussfolgerung:

Eine Quelle genügt nicht für die Berichterstattung. Und spätestens seit dem NSU sollte bei den Pressemitteilungen der deutschen Sicherheitsbehörden ebenso die gebotene Quellenkritik erfolgen. 

Schöne Grüße, liebe Macher der Ems-Vechte-Welle. Denkt bitte drüber nach und werdet besser.

Update:
Die Macherinnen natürlich ebenso. 🙂

Gestern war ich bei der Ems-Vechte-Welle zu Gast und habe die Fragen der Redakteurin Sonia Meck-Shoukry zu mir und meinen Plänen beantwortet. Hört mal rein…

gescheitert

17. Juni 2017

Wie die gesellschaftlichen und die journalistischen Maßstäbe verrutschen, zeigt der „Talk“ der Ems-Vechte-Welle über das Thema Bernd Rosemeyer und die Pläne, für Bernd Rosemeyer in Lingen ein Museum zu bauen, damit dann möglichst 125.000 Rennsportfans „eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen auf dem Lingener Marktplatz essen“ (Heinrich Liesen). Hören Sie selbst den Podcast der Ems-Vechte-Welle.

Spätestens Minute 17 wird es interessant. Dann geht es um Rosemeyers SS-Mitgliedschaft, die nach seinem eigenen Bekunden 1932 begann. Uns staunendem Publikum wird erklärt, dass die SS „Anfang bis Mitte der 30er Jahre“ eine „Eliteorganisation“ war und sie wird gesprächsweise zu einer Art besserer Sportverein, wie es der Laxtener Twitterer Remmo_Lade trefflich kritisiert.

Wohlgemerkt beziehen sich die schrecklichen Interviewpassagen auf die damals längst als verbrecherisch bekannte SS, die 1933 im Emsland wütete und hier in den Emslandlagern Menschen quälte, folterte und ermordete. Sie war schon 1932 als verfassungsfeindlich verboten worden. Das wusste jede/r im Deutschen Reich. Auch jeder Motorsportler.

Aber die erfahrene, kluge Radiomacherin Inga Graber (Ems-Vechte-Welle) greift bei den verharmlosenden Sätzen ihrer Gespröchspartner nicht ein, unterbricht nicht, hält nicht vor, fragt nicht nach. Sie lässt die SS-Plauderei von Bernd Rosemeyer jun. unverbindlich in Richtung Kaffee und Kuchen weiter plätschern. Das ist wirklich schwer erträglich, weil es Tausende Opfer der SS verhöhnt – gerade hier im Land der Emsland-KZ. Das Interview wirkt zugleich wie ein Schlag gegen die mühsam und in Jahrzehnten geschaffene Erinnerungskultur in unserer Stadt. Damit wird die Sendung des regionalen Radios leider zum Lehrstück für ein gescheitertes Interview.

(Foto: Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky, Folteropfer der SS im emsländischen KZ Esterwegen; Bundesarchiv, Bild 183-R70579 / CC-BY-SA 3.0)

Magdeburg

26. Oktober 2016

Mario Köhne (Twittername „Glomse“) verlässt nicht nur die Grafschaft und das Emsland, sondern auch Lingen und seinen Stadtteil Damaschke. Die Stimme der Ems-Vechte-Welle geht nach Magdeburg zum Mitteldeutschen Rundfunk, also nicht ganz bis Berlin, wo ich ihn eher vermutet hatte. In seinem neuen Blog informiert er seine treuen Fans:

„Es war für mich keine einfache Entscheidung, die ich am vergangenen Wochenende getroffen habe. Ich werde zum 1. Januar das Emsland verlassen und einen neuen Job antreten: ich werde als Reporter und Redakteur im mdr-Landesfunkhaus in Magdeburg anfangen.

funkhausMeine Situation in Lingen hat mich lange grübeln lassen: hier sind meine Familie und meine Freunde. Ich arbeite unglaublich gern im ems-vechte-welle-Team und habe mir in den Jahren seit Volo-Beginn 2009 ein – wie ich finde – gutes Netzwerk aufgebaut. Heimatverbunden wie ich eigentlich bin, fällt es mir schon schwer, das alles irgendwie aufzugeben. Andererseits wartet in Magdeburg ein für mich neues Haus mit sympatischem Team, es warten neue Strukturen, ein neues Umfeld, ein neues Berichterstattungsgebiet, sprich: eine neue Herausforderung. Und die möchte ich annehmen. Künftig heißt es also Merseburg und Weißfels statt Meppen und Wietmarschen. Ob es die richtige Entscheidung war, das dürft Ihr mich gern in einem Jahr oder in zwei Jahren fragen.

Zum Foto: Das Wetter in Magdeburg war am Freitag echt mies. Und dann ist noch eine Scheibe dazwischen. Aber ich wollte Euch den wunderbaren Ausblick aus dem Landesfunkhaus nicht vorenthalten.“

 

ps Übrigens Weißenfels, Glomse! Es heißt Weißenfels mit en hinter dem ß. W. liegt nahe Naumburg, wo bekanntlich Uta (Domstandbild mit drei Buchstaben) seit Jahrhunderten wartet 😉

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14. Januar 2015

Bildschirmfoto 2015-01-13 um 21.37.05Die Nachbereitung der eindrucksvollen Lingener Montagsdemonstration beschäftigt mich weiterhin. Zahlenspiele, meinte gestern LT-Chef Thomas Pertz, seien nicht wichtig. Entscheidend sei bei der Lingener #NoPegida-Demonstration am Montag Abend doch ‚das unübersehbare Signal‘ (Pertz). Das aber ist jenseits des Emslandes grandios übersehen worden. Deshalb sehe ich es genau anders als der LT-Mann, ging und geht es doch gerade auch um die Außenwirkung einer solchen Demonstration und dabei auch um ihre Wahrnehmung in den (überregionalen) Medien. Und die ist leider völlig ausgeblieben.

Bildschirmfoto 2015-01-13 um 21.40.13Diese Medien haben die Demonstration des Forums Juden-Christen wegen unfähiger Polizeibeamter und den noch unfähigeren NDR nämlich nicht beachtet (google.news-Screenshot von gestern Abend, lks); denn zunächst meldeten die Polizeiverantwortlichen unverfroren, 1600 hätten an der Demonstration  teilgenommen und dann rundete der emslandignorante NDR auch noch nach unten ab: 1500. Auch die NOZ lag mit „rund 2000“ klar daneben.

Tatsächlich nahmen allein am Demonstrationszug vom Bahnhof zum Rathaus mehr als 3000 Menschen teil. Viele weitere warteten auf dem Marktplatz auf die Demonstranten. Woher ich das weiß? Robert Koop hat nachgezählt – Demoreihe für Demoreihe mit einem mechanischen Handzähler. Ich  kann das Ergebnis nicht auf 10 oder 20 genau angeben; Kinder waren schwierig zu zählen und die, die am Marktplatz warteten, wurden so gar nicht erfasst. Aber es sind viel mehr als 3000 bei der Demonstration gewesen, die in Lingen gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz sowie für Solidarität mit Flüchtlingen und für Mitmenschlichkeit auf der Straße waren. Hinzu kamen Hunderte die am Straßen- und Marktplatzrand standen. Es waren jedenfalls viel (!) mehr (!) als 3000 (!).  Wir Lingener wissen übrigens, wie viele Menschen unsere ‚gute Stube‘ fasst. Und der Marktplatz war ordentlich und gut besetzt bei unserer Kundgebung.

Die für eine Stadt von 50.000 übergroße Teilnehmerzahl von mehr als 6 % der Bürgerinnen und Bürger war eine wichtige Botschaft aus unserer ländlichen Region nach außen. Leider blieb sie im Unfähigkeitsgestrüpp von NDR und lokaler Polizei hängen. Schade – und danke an die Ems-Vechte-Welle, die jedenfalls ziemlich richtig lag und ein beeindruckendes Podcast produziert hat. Hätten übrigens in Hannover oder gar dem NDR-Weltnabel Hamburg 6 % der Bevölkerung demonstriert, wären die Redakteure des NDR tagelang ausgeflippt.

Wer übrigens die 3000 bezweifelt, darf hier gern überprüfen:

Noch dies in der Rückschau:
Schade auch, dass die Initiative der BürgerNahen nicht geklappt hat, Peter Maffay reden und singen zu lassen. Das sagte das Management des mit 14 aus aus dem rumänischen Brașov umgesiedelten Künstlers leider ab. Aber bei der öffentlichen Generalprobe für seine neue Tournee am Dienstag in der Emslandarena bezog der Rock- und Popmusiker eindeutig Stellung gegen Pegida & Co.

Mir fehlten vorgestern auch die 2.300 Hochschul-Studenten. Von ihnen und ihrer #NoPegida-Unterstützung habe ich nichts gehört oder wahrgenommen. Aber u.a. das Abifestival und das Kinder- und Jugendparlament waren dabei, und darüber habe ich mich sehr gefreut.

Und dann gab es noch den nächtlichen Tiefpunkt:
In einer Lingener Facebookgruppe wurde die großartige Demonstration nicht nur diffamiert (Bianka Wegner: „kack Demo“) sondern mehrfach wurden Berichte von dieser Facebook-Seite gelöscht. Anschließend rätselten ‚die Admins‘ – die meisten sehr respektable Lingener – wer denn dafür verantwortlich sein könnte. Gehackt worden sei der Account, spekulierte man schnell, ohne die Frage nach dem Warum zu stellen. Verdächtig flott kam dann die Aussage, „der Drops sollte gelutscht sein und wir werden weiter ein Auge offenhalten“ (Peter Koch). [Das rechte Auge dürfte es nach dem gestrigen Abend kaum sein, Herr Koch.]

Die Gruppe mit dem Namen „Du weißt du kommst aus LINGEN/EMS wenn,“  hat jedenfalls am Montagabend der demonstrierten Toleranz, Solidarität und Mitmenschlichkeit unserer Stadt einen Bärendienst erwiesen und -vor allem- sie hat sich selbst beschämt und beschädigt.

Nachtrag:
Gerade lese ich, dass auch „Antenne Niedersachsen“ die Falschmeldung „1500 Teilnehmer“ verbreitet (hat). Antenne, das sind die, die mal ein Studio in Lingen vorhielten, was dann eines Tages verschwand. Tja, wenn man nicht vor Ort ist und vor Medienanalysen mit allerlei   Radiogewinnspielen versucht, fehlende Inhalte zu kompensieren, bleibt so etwas nicht aus…

LIN, MEP, ASD

25. November 2014

Das Interesse an sogenannten Retro-Kennzeichen ist sehr groß. Bis Mitte dieses Jahres  ließen die Behörden hierzulande 287 (!) Kennzeichen mit Buchstabenkombinationen zu, die in der Vergangenheit Kreisgebietsreformen zum Opfer gefallen waren. Bei uns blieben nach 1977 bekanntlich LIN, MEP und ASD auf der Strecke. Jetzt gibt es eine neue Initiative der UWG im Emsland, sie -neben EL- wieder einzuführen.

„Herr Landrat Winter hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Antrag bezüglich der Wiedereinführung der ehemaligen Kfz-Kennzeichen für die Sitzungen des Kreisausschusses und des Kreistags am 22.12.2014 zur Beratung und Beschlussfassung aufbereitet wird.“ So reagierte gestern die Landkreisverwaltung auf den unten stehenden Antrag der Unabhängigen Wählergemeinschaft UWG, den mir Michael Fuest, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, zugeschickt hat. Wir zwei haben bisweilen über die „alten Kennzeichen“ gesprochen und jetzt bewegt sich offenbar etwas in diesem immer so unbeweglichen Landkreisgebilde.

“Auch viele Lingener wünschen sich offenbar das alte “LIN”-Nummernschild zurück. Das hat eine Umfrage der Ems-Vechte-Welle ergeben”, meldete die Ems-Vechte-Welle schon im April vor drei Jahren (hier ein EVW-podcast zum Thema) und gab doch gleich bekannt: ”Ob dies allerdings zukünftig im Landkreis Emsland möglich ist, ist noch unklar, denn der Landkreis Emsland sieht die Wiedereinführung der alten Nummernschilder “kritisch”.“

Was Landrat Reinhard Winter (CDU) erklären wird, kann man sich also denken. Es werden vor allem Phrasen über die emsländische Familie sein, deren Zusammengehörigkeit, bürokratischer Aufwand (wohl die dümmste Aussage dazu in Zeiten von EDV) und ähnliche Wo-kommen-wir-denn-da-hin-Aufgeregtheiten. Doch wären LIN, MEP oder ASD am Auto nicht einfach nur sympathisch-gut? Entspräche diese Vielfältigkeit nicht nur meinem Heimatgefühl mehr, als die EinfäLtige Verknüpfung mit beispielsweise Twist, Rhede oder Klein-Berßen. Genauso wie im südlich angrenzenden NRW: Dort hat der Kreistag sich im April des Jahres für die Wiedereinführung der Kfz-Kennzeichen BF (Altkreis Steinfurt) und TE (Altkreis Tecklenburg) ausgesprochen. Die Automobilisten im Kreis Steinfurt können jedenfalls frei zwischen BF, TE und dem bisherigen ST-Kennzeichen wählen.

Kommen wir 2014 der Sache näher? Herr Winter und seine CDU verstehen es wohl noch nicht. Denen geht es um ihr Verwaltungsgefühl. Nicht um das Lebensgefühl anderer Leute, und -im Vertrauen- wenn ein Antrag von einer kleinen Kreistagsfraktion eingeht, hat er sowieso keine Chance. Obwohl die Landkreisgranden darüber nachdenken sollten, weshalb allein das traditionsbewusste Bayern mit 60 neuen-alten Kenzzeichen die Spitze der bundesdeutschen Retro-Bewegung ausmacht (mehr).

Bildschirmfoto 2014-11-24 um 22.55.40