In Osnabrück gibt es viele Menschen mit polnischem Migrationshintergrund. Ihre Erfahrungen hat das dortige Theater zu einem Stück verarbeitet. Ein bunter Abend über Zerrissenheit.

„Im Foyer empfängt der clowneske Conférencier (Oliver Meskendahl) mit einem launigen Monolog am E-Piano und kommt gleich mit einer Triggerwarnung daher: „Heute hier sieht der Zufall uns tief in die Augen.“ Das kann gerade narzisstisch geprägte Persönlichkeiten kränken. Wer also denkt, den Zufall unter Kontrolle sowie sein Leben im Griff zu haben und genau zu wissen, warum er (oder sie) konkret gerade jetzt im Theaterfoyer steht, der (oder die) möge es doch verlassen, lautet die Aufforderung.

Denn: Wer gleich den zum Spielcasino erklärten Theatersaal betrete, müsse akzeptieren, dass alles am heutigen Abend – und im Leben überhaupt – auch ganz anders hätte kommen können. Das Publikum muss sich wohl darauf einstellen, Schicksal und Fügung als metaphysisches Rätsel oder Ausdruck der großen Sinnlosigkeit des Daseins wahrzunehmen – „serdecznie witamy, herzlich willkommen!“

Damit ist auch schon der zweite Ausgangspunkt dieser philosophisch angehauchten Stückentwicklung „Kinder der Zeit / Dzieci Epoki“ am Theater Osnabrück angesprochen. Auf die Partnerländer Syrien und Türkei folgt in dieser Spielzeit das politisch gerade aufblühende Polen. Ein…“

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Theater Osnabrückam Osnabrücker Domshof, Foto von J.-H. Janßen CC BY-SA 4.0

Quinka Stoehrs hat vor 35 Jahren einen Dokumentarfilm über die rechte Vereinnahmung der „Landvolk“-Bewegung in Schleswig-Holstein vor 100 Jahren i erstellt. Die Vorgänge liegen 100 Jahre zurück. Der Film zeigt sie und sie wirken sehr gegenwärtig.

Ein historisches Foto zeigt Landvolk-Bauern beim Aufmarsch in Beidenfleth bei Itzehoe.

Der NSDAP zugewandt: Landvolk-Bauern beim Aufmarsch in Beidenfleth bei Itzehoe Foto: Quinka Stoehr

Bauern, die Regierung und Parteien verächtlich als „das System“ bezeichnen. Gruppen auf dem Land, die sich über eigene mediale Kanäle organisieren und in denen redegewandte Führungspersönlichkeiten den Ton angeben. Proteste, die immer radikaler werden und mit Wahlerfolgen für rechte Parteien enden. Das klingt wie 2024, passierte aber schon ein Jahrhundert früher: In der Wirtschaftskrise der 1920er-Jahre erhob sich die Landbevölkerung in Schleswig-Holstein, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Die „Landvolk-Bewegung“ erprobte damals ganz neue Formen des Protests – aber sie war auch völkisch, antidemokratisch, antisemitisch und ließ sich von der NSDAP vereinnahmen.

1990 drehte die Kieler Filmemacherin Quinka Stoehr eine Dokumentation über die Bewegung, für die sie noch Zeit­­zeu­g:­in­­nen vor die Kamera holen konnte. „Stumpfe Sense – scharfer Stahl“ wird aktuell wieder gezeigt, geplant…

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Stumpfe Sense – Scharfer Stahl, Bauern, Industrie und Nationalsozialismus“, Regie: Quinka Stoehr, Kay Ilfrich und Jens Schmidt, Deutschland 1990, 90 Min. www.quinka­stoehr.de/filme/stumpfe-sense-scharfer-stahl

75 Jahre Grundgesetz

23. Mai 2024

Heute vor 75 Jahren trat das Grundgesetz in Kraft. Es hat unserem Land Frieden, Freiheit und Wohlstand gebracht und eine verlässliche, gerechte Grundlage für die demokratische Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland.

Das ist allemal ein richtig guter Grund diesen Geburtstag zu feiern, wie ich meine. Meinen im Januar im Rat der Stadt gemachten Vorschlag an den Oberbürgermeister der Stadt Lingen (Ems), dies so zu tun wie es sein Vorgänger Heiner Pott zum 50. Geburtstag unserer Verfassung mit den Partnerstädten unserer Stadt getan hat, hat er nicht aufgegriffen. Das ist sehr bedauerlich, vor allem wenn man sieht, wie eine seltsame, antidemokratische Koalition von Rechten, Reaktionären, Hetzern, Schwurblern und Co. aktuell unser Grundgesetz attackiert und mit welch hohem personellen wie finanziellen Aufwand gleichzeitig in Lingen das deutlich weniger runde und auch nicht sonderlich demokratische Jubiläum des 1050-jährigen Gründungsjahrs 2025 vorbereitet wird. Für diesen desinteressierten Faux-pas des amtierenden OB kann man kein Verständnis haben.

Während Osnabrück zum Verfassungsgeburtstag ein großes Fest der Schülerinnen und Schüler morgen auf dem Marktplatz feiert, gibt es in unserer Stadt nichts dergleichen – seitens der Stadtspitze gar nichts. Die Demokratie wird eben nicht gefeiert.

-> Allerdings hat das Ludwig-Windthorst-Haus mit Ruprecht Polenz heute ab 19 Uhr einen der großen liberalen Streiter der CDU eingeladen, über die Freiheit eine Rede zu halten. Man kann sich noch anmelden. Mehr…  

-> Und die Klasse 7e der Lingener Friedensschule hat einen Film erstellt und zeigt darin, warum es wichtig ist, das Grundgesetz zu feiern und demokratische Werte zu leben.  Sie erklären aus ihrer Sicht die wichtigsten Artikel unserer Verfassung. Die Schülerinnen und Schüler der einzigen kommunalen Lingener Sek-I-Schule nehmen damit am Kreativwettbewerb des Niedersächsischen Kultusministeriums teil. Herzlichen Dank dafür. Auf dass die 12 und 13jährigen Filmschaffenden viel Erfolg haben werden.


Foto oben: Grundgesetz von Tim Reckmann, CC BY-NC 2.0 DEED


ps Und Ulrike wird heute 75. Denn sie ist genauso alt wie das Grundgesetz. Ad multos annos, Ulrike!