Vermeer
11. Februar 2023
Nie zuvor waren so viele Bilder des niederländischen Malers Jan Vermeer in einer Ausstellung zu sehen. Das Rijksmuseum Amsterdam präsentiert seit gestern und noch bis zum 4. Juni die Kunstsensation des Jahres.
„Das Milchmädchen“ in der Vermeer-Schau in Amsterdam
Das Milchmädchen ist ein Meisterstück, so wie alle anderen überlieferten Bilder Vermeers. Als er im Dezember des Jahres 1675 mit gerade mal 43-jährig stirbt, gibt es 37 Gemälde. 28 davon zeigt jetzt das Rijksmuseum in Amsterdam, acht mehr noch als vor 26 Jahren das Mauritshuis in Den Haag. Geliehen wurden die Kunstwerke aus den großen internationalen Museen, aus Privatsammlungen in Europa und den USA. Private Sponsoren griffen tief ins Portemonnaie. So entstand die bisher größte reine Vermeer-Schau – eine Sensation!
Was die Vermeer-Fans anlockt, ist schwer zu beschreiben: Vermeers Umgang mit Pinsel und Farbe, sein technisches Geschick, das virtuose Spiel mit Lichteffekten, die Komposition, die Perspektivtreue. „Vermeer war ein Meister des Lichtes“, sagt Gregor Weber, Co-Kurator der Amsterdamer Schau. Kein Künstler habe das Licht so gemalt wie Vermeer, einerseits realistisch und doch voll rätselhafter Ruhe.
Mit 21 schrieb sich Vermeer in die Delfter Sankt Lukas-Gilde ein, als Meistermaler. Er griff zunächst historische Themen auf: Szenen aus der Bibel, aus der antiken Geschichte, Heiligenlegenden. Ab 1656 änderte Vermeer seine Arbeit. Alltägliches malte er nun: eine Magd, wie sie Milch in einen Krug gießt. Ein junges Mädchen, briefschreibend; eine Tochter aus gutem Hause in der Musikstunde. Allesamt Interieurs – mit Ausnahme seiner beiden zwei berühmten Stadtansichten, der „Straße in Delft“ und der „Ansicht von Delft“.
Es sind Einblicke in den Alltag des 17. Jahrhunderts. „Die Bilder von Vermeer sind keine Erzählung in dem Sinne, dass dort viel passiert, dass dort herumgerannt wird, dass dort Pferde galoppieren oder etwas auf den Boden fällt und Leute sich prügeln oder so“, sagt Vermeer-Experte Weber. „Seine Bilder sind immer sehr still, sehr introvertiert.“ Vermeers Gemälde bergen ein Geheimnis. Es ist genau diese Stille, die das Publikum von heute so fasziniert. Die Zeit scheint stillzustehen.
Seine Maltechnik verfeinert der Meister mit den Jahren. Mit kleinen Farbtupfern schafft er die Illusion von Licht, das auf der Oberfläche tanzt, die Dinge werden plastisch. Die Perle des Mädchens mit dem Perlenohrgehänge beispielsweise, ein Lichtreflex, nicht mehr, aber auch nicht weniger! Das Bild ist übrigens nur bis Ende März in der Ausstellung zu sehen, dann kehrt es in das Mauritshuis nach Den Haag zurück.
Betörend: „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ (Meisje met de parel) ist Vermeers wohl berühmtestes Gemälde
1664 und 1665 malt er, was stilistisch zueinander gehört: Immer ist es eine junge Frau, mal mit Waage, mal mit Wasserkanne am Fenster, mit Perlenhalsband oder auch als „Briefschreiberin in Gelb“. Idealisierte Szenen aus dem täglichen Leben, jede für sich wohlkomponiert. Vermeers späte Gemälde sind von starkem Lichteinfall geprägt, seine Maltechnik wirkt vereinfacht.
1675 stirbt Vermeer verarmt; zwei seiner Bilder hatte er gar verpfändet, um seine Bäckerrechnungen zu bezahlen. Er hinterlässt eine Frau und zehn minderjährige Kinder. Schon bald nach seinem Tod ist er vergessen. Erst vor knapp 200 Jahren wird sein Werk dann neu entdeckt. Heute ist der Mann, der immer in seiner Heimatstadt Delft lebte, einer der größten.
Der Kunsthistoriker Nils Büttner schwärmt: „Das sind Bilder, die mit Ölfarben gemalt sind, zumeist auf Leinwand und die doch so unglaublich lebendig wirken und so zeitlos.“
Das Rijksmuseeum zeigt Vermeers Werk jetzt in großzügigen Räumen, in denen schwere Vorhänge für Atmosphäre sorgen. Jedes Gemälde ist mit einer Glasscheibe geschützt. Aus gutem Grund: Erst im Oktober hatten Klimaaktivisten im Den Haager Mauritshuis das „Mädchen mit dem Perlenohrring“ mit Leim und roter Flüssigkeit traktiert. Das Weltkulturgut blieb nur durch glückliche Umstände unbeschädigt.
Amsterdam liegt rund zwei Stunden von uns entfernt und ist mit dem DB-Zug auch preisgünstig zu erreichen. Doch wer die Vermeer-Ausstellung im Rijksmuseum sehen will, muss sich vor allem beeilen. Schon wenige Tage vor der Eröffnung der Ausstellung waren nämlich 150.000 der bezahlbaren Eintrittskarten verkauft und gestern, am ersten Tag der Vermeer tentoonstelling, brach der mächtige Server des Rijksmuseums unter dem Andrang der unzähligen Kartenbestellungen zusammen.
Man sieht: Die Schau im Rijksmuseum ist das europäische Kunstereignis des Jahres 2023. Fahrt hin.
Quellen: FAZ, DW, Al Jazzeera, Rijksmuseum
Fahrradgarage
2. Februar 2023
Wir diskutieren gerade in unserer Die-BürgerNahen-Fraktion die Frage, weshalb eigentlich Fahrräder in unserer Stadt nicht vernünftig untergestellt werden können und ob die Umnutzung der Tiefgarage unter dem Markt ein erster Schritt wäre, die zu ändern. Die Befürchtung, die Zufahrt von der Gymnasialstraße habe „eine zu großes Gefälle“, teile ich jedenfalls nicht. Wer sein Rad liebt, der schiebt, wäre vielleicht ein wahrlich etwas zu flaches (!) Argument, aber es soll auch ein Aufzug nachgerüstet werden, was bereits wi vieles andere in Lingen seit -zig Jahren angekündigt wurde.
Schließlich fahren sehr viele Lingener:innen inzwischen mit Pedelecs, E-Bikes und Lastenräder. Die sind häufig viel mehr wert und kostbarer sind als vierrädrige Kfz, die aber in überdachten Garagen geparkt werden können. Bei Rädern geht das nicht, sieht man von einer kleinen Ecke versteckt hinten im sog. Parkhügel ab.
Da ist es andernorts besser. In Amsterdam beispielsweise wurde gerade nahe des Hauptbahnhofes („Amsterdam Centraal“) ein Parkhaus unter dem dortigen Wasserlauf eröffnet. Es hat Platz für 7000 Zweiräder und ist damit ein Zeichen, was heute in Zeiten von Verkehrswende und Klimawandel notwendig ist:
Nur ganze acht
16. Juli 2022
Gestern am 15. Juli war es genau 80 Jahre her, dass der erste Zug mit jüdischen Holländern und Flüchtlingen vom Bahnhof Hooghalen bei Westerbork nach Auschwitz fuhr. Daran erinnerte am Freitag eine Gedenkfeier auf dem Gelände des Lagers Westerbork. Der Zug beförderte 1.137 jüdische Männer, Frauen und Kinder in das NS-Vernichtungslager im heutigen Polen. Die meisten der 1137 Deportierten waren erst in der Nacht zuvor aus Amsterdam im Lager Westerbork angekommen. Viele von ihnen waren jüdische Flüchtlinge aus Nazideutschland, aber es waren auch 51 Kinder aus dem Waisenhaus des Lagers im Zug. Nur ganze acht Personen des ersten Transports überlebten den Holocaust.
Tags darauf folgte ein zweiter Zug mit 893 Opfern. Der Transport von insgesamt 2.030 Juden am 15. und 16. Juli 1942 war der Beginn einer langen Reihe von Vernichtungstransporten. In der ersten Zeit fuhr der Zug zweimal pro Woche: montags und freitags. Im Jahr 1943 war in der Regel der Dienstag der Transporttag. Vor jedem Transport wurden die Häftlinge ausgewählt, die auf Transport gehen mussten. Die Auswahl war Sache des Lagerkommandanten, der diese Aufgabe gerne den jüdischen Mitarbeitern der Lagerverwaltung überließ.
Bei der Gedenkfeier sprachen Holocaust-Überlebende und Angehörige von Deportierten. Abgeschlossen wurde die Gedenkfeier mit einer Schweigeminute und dem Aushängen von Fotos der Opfer des ersten Transports am Denkmal Die 102.000 Steine.
Bertien Minco, Leiterin der Gedenkstätte Kamp Westerbork, sagte bei der Gedenkfeier: „In diesen Zeiten der Fake News ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, was hier passiert ist. Jeder in den Niederlanden sollte von diesen schrecklichen Ereignissen erfahren.“
Das Lager Westerbork in der Provinz Drenthe und nahe Assen wurde 1939 im Auftrag der niederländischen Regierung als Hilfslager für jüdische Flüchtlinge aus Deutschland errichtet worden. 1942 übernahmen die Nazis Westerbork, und es wurde ein Durchgangslager. Juden aus den ganzen Niederlanden wurden nach Westerbork deportiert, um von dort in deutsche Vernichtungslager und Konzentrationslager verschleppt zu werden.
Nach dem ersten Transport im Juli 1942 folgten bis September 1944 mindestens hundert weitere Transporte, mit denen insgesamt 107.000 Juden, 245 Sinti und Roma und auch einige Widerstandskämpfer aus dem Lager in Straf- und Vernichtungslager im nationalsozialistischen Deutschland deportiert wurden. Den Deportierten wurde gesagt, dass sie in Arbeitslager gehen würden. Von allen Deportierten aus Westerbork kehrten nach dem Krieg nur 5.000 in die Niederlande zurück.
flitsbezorgers
6. Juni 2022
In Städten wie Rotterdam oder Amsterdam, schreibt Thomas Kirchner in der Süddeutschen, werden Fahrrad-Lieferdienste so ausgebremst wie wohl nirgendwo sonst in Europa. Es gibt sogar Boykottaufrufe – ausgerechnet in den fahrradverliebten Niederlanden. Gorillas, Getir, Flink und Zapp: Kurierdienste, die innerhalb von zehn Minuten per E-Bike nach Hause liefern, was das Herz begehrt, haben sich auch in den Niederlanden breitgemacht. Und passen sie da nicht besonders gut hin, in dieses fahrradverliebte Flachland, das sich noch dazu gerne als start-up nation präsentiert, offen für alles Neue, das der Kapitalismus so zu bieten hat?
In Wahrheit bekommen die flitsbezorgers (Blitzkuriere), wie sie genannt werden, ausgerechnet in den Niederlanden so viele Steine in den Weg gelegt wie wohl nirgendwo sonst in Europa. Den Anfang machte Amsterdam, das den Unternehmen schon im Januar untersagte, neue Verteilzentren in innerstädtischen Wohngebieten oder Einkaufsstraßen zu eröffnen. Anwohner hatten sich beschwert: über Lastwagen auf dem Trottoir, die ständig neue Ware brächten; über Kuriere, die den Verkehr störten mit ihren Elektro-Rennern oder abends vor dem Lager abhingen und Lärm machten. Manche fühlten sich eingeschüchtert von den schwarz gekleideten Fahrern, es kam zu Streitereien, rohe Eier flogen.
Rotterdam und andere Städte folgten schnell dem Amsterdamer Vorbild. Das gefährdet das Geschäftsmodell der Dienste, die die Lager schließlich dort brauchen, wo viele Menschen leben, nicht am Stadtrand. Nun gibt es allein in Amsterdam schon Dutzende davon, aber die Unternehmen wollen – oder müssen – eben expandieren. Anfang Mai…
European Sleeper
30. Dezember 2021
Das ist ja einmal eine verspätete Weihnachtsüberraschung: Ab Sommer 2022, melden die in Nordhorn erscheinenden Grafschafter Nachrichten (GN) wird Bad Bentheim Haltepunkt für einen neuen internationalen Nachtzug werden, der die europäischen Hauptstädte Brüssel, Amsterdam, Berlin und Prag verbindet. Der „European Sleeper“, hinter dem eine belgisch-niederländische Start-up-Initiative steckt, soll in jede Fahrtrichtung zunächst dreimal pro Woche fahren.
Es gibt bereits eine Verzögerung: Sollte die neue internationale Verbindung zunächst im April 2022 starten, sprechen die Betreiber jetzt von Sommer 2022. „Wir brauchen noch ein wenig Zeit, um unseren Fahrgästen ein sehr gutes Angebot machen zu können“, sagte Chris Engelsman vom neuen Betreiber zur Berliner Zeitung.
Nordhorns Bürgermeister Berling schreibt auf Twitter: „Montags, Mittwochs, Freitags von Bad Bentheim (Abfahrt 1.00 Uhr) nach Hannover (2.56 Uhr) Berlin (5.52 Uhr) Dresden (7.49 Uhr) Prag (10.24 Uhr). Dienstags, Donnerstags, Sonntags ab Bad Bentheim (4.19 Uhr) nach Amsterdam (6.26 Uhr) Rotterdam (7.27) Antwerpen (8.47) Brüssel (9.54).“ In der Gegenrichtung verkehrt der Zug dienstags, donnerstags und sonntags und bietet damit ab Bad Bentheim (eher unangenehm früh: 4.19 Uhr) Verbindungen nach Amsterdam (6.26 Uhr), Rotterdam (7.27 Uhr), Antwerpen (8.47 Uhr) und Brüssel (9.54 Uhr). Umsteigen entfällt natürlich und man ist eine Stunde eher in der EU-Metropole als würde man die früheste tägliche Verbindung ab Lingen (mit drei Mal umsteigen) nutzen.
Fahrplan-Einzelheiten zeigt der vorläufige Fahrplan des Unternehmens. Der nächste Halt Richtung Hauptstadt ist also Hannover, also kein Stopp in Rheine, Osnabrück und Minden. Offenbar ist der Halt im Grenzbahnhof Bad Bentheim dem Umstand eines Lokwechsels geschuldet. Unklar ist noch der Preis für die Fahrkarten, die ab April verkauft werden sollen.
Das Start-up „European Sleeper“ entstand im Mai 2021 als Kooperative. Sie arbeitet mit dem tschechischen Bahnunternehmen „RegioJet“ zusammen, einem der größten Privatbahnunternehmen in Europa. Ziel ist zunächst die Einführung eines neuen Nachtzuges zwischen Brüssel und Prag über Amsterdam, Berlin und Dresden. Die Macher -eine kleine aber sachkundige Gruppe- arbeiten in ihrem Büro in Utrecht an einer buchungsfreundlichen Internetseite. Auf dem Onlineauftritt von „European Sleeper“ kann man sich übrigens in eine Mailingliste eintragen, um stets informiert zu sein.
Das Angebot soll laut GN so bald wie möglich auf ein tägliches Zugpaar erhöht werden. Für das Jahr 2023 plant „European Sleeper“ außerdem ein weiteres Nachtzugpaar nach Warschau und weitere Verbindungen.
Für Menschen aus dem Emsland ist die nächtliche Bahnanreise schwierig bzw unzumutbar. Wochentags fährt der letzte Zug aus Lingen beispielsweise um 22.04 Uhr und Fahrgäste erreichen nach 45 Minuten Warten auf dem leeren Bahnhof Salzbergen erst um 23.03 Uhr Bad Bentheim, wo sie dann weitere 2 Stunden warten sollen. Da ist dringender Verbesserungsbedarf. Um den Nachtzug von „European Sleeper“ in Richtung Benelux zu nutzen, gibt es gar keine weitere Zugverbindung. Da ist Handlungsbedarf, aber angesichts der Langsamkeit deutscher Planungen wird es eher lange dauern, bis sich etwas verbessert.
vor 60 Jahren
15. September 2019
Das konnte man sich vor gut 60 Jahren wohl auch in Amsterdam nicht vorstellen und hat es dann trotzdem einfach mal gemacht. Heute gibt es dort eine Innenstadt geprägt von ÖPNV, Fußgängern und Radfahrern. Es funktioniert offenbar gut. Und keiner heult rum.
„Lasst uns doch auch hier den notwendigen Lieferverkehr in Städten mit Autos fahren, gesundheitlich eingeschränkte Menschen, die auf ihr Auto angewiesen sind sowieso – und irgendwelche Hotelgäste noch dazu, wenn die Hotels Parkplätze haben, die nicht auf öffentliche Parkflächen angewiesen sind.
Der Rest kann gehen. Oder besser: laufen, ÖPNV oder diese E-Scooter nutzen. Wäre derber Fan dieser Umsetzung. (Wobei selbst in Amsterdam immer noch viel zu viele Autos unterwegs sind, aber irgendwo musst du halt auch erstmal anfangen.“ (Ronny Kraak)
(Quelle: Das Kraftfuttermischwerk)
Er spricht…
2. März 2019
Im Jahr des 350. Todestages des großen Rembrandt van Rijn hat die Amsterdamer Werbeagentur JWT jetzt die Stimme Rembrandts mithilfe künstlicher Intelligenz rekonstruiert. Bemerkenswert.
Das Ergebnis sind sechs zehnminütige „Rembrandt Tutorials“ die von dem berühmten Maler „höchstselbst“ gesprochen werden und die jedermann wertvolle Hilfestellungen beim Zeichnen geben soll. Die einzelnen Videos behandeln dabei jeweils ein Thema wie Skizzieren, Farbkomposition, den Einsatz von Schattierungen und eine echte Spezialität Rembrandts: das Malen von Porträts. Alle Tutorials sammelt die ING Bank, Hauptsponsor des Rijksmuseums, auf einer eigenen Webseite.
Rembrandt350
10. Februar 2019
Die Niederlande haben in diesem Jahr erneut ein Rembrandtjahr ausgerufen, um den niederländischen Maler anlässlich seines 350. Todesjahres zu würdigen. Im ganzen Land gibt es über das Jahr verteilt 19 verschiedene Ausstellungen zum Thema „Rembrandt und das Goldene Zeitalter“. 10 Ausstellungen (in Amsterdam, Delft, Dordrecht, Haarlem, Hoorn und Enkhuizen, Leiden, Middelburg und Den Haag) haben eine direkte Verbindung zu Rembrandt van Rijn und seinem Schaffen, während sich die übrigen Ausstellungen mit dem Goldenen Zeitalter auseinandersetzen.
Ende Januar hat Prinzessin Beatrix im Mauritshuis in Den Haag das Rembrandtjahr 2019 eröffnet. Dass die Eröffnungszeremonie in Den Haag stattfand, und nicht in Amsterdam, wo sich die meisten Rembrandt-Werke befinden, weist auch auf die Tourismus-Strategien der Organisatoren von NBTC Holland Marketing hin: Die Aufmerksamkeit soll nicht weiter auf die ohnehin schon von Touristen überfüllte Stadt gelenkt werden, sondern auf nicht so bekannte niederländische Städte.
ps Holland Marketing geht übrigens davon aus, dass 600.000 Besucher mindestens eine der Ausstellungen besuchen werden, davon werden ca. 250.000 vermutlich aus dem Ausland Durch diese Touristen werden schätzungsweise 145 Millionen Euro in die niederländischen Kassen fließen. Das Rembrandtjahr wird folglich zusätzliche Touristen anspülen und vielleicht geht der Plan auf, und der ein oder andere Tourist findet nicht nur den Weg nach Amsterdam, sondern auch in eine der anderen sehenswerten Städte.
Während des Rembrandtjahres gibt es auch auch fünf große Rembrandt-Ausstellungen in
Deutschland
Kassel… verliebt in Saskia. Liebe und Ehe in Rembrandts Zeit
12 April – 11 August 2019
Gemäldegalerie Alte Meister, Kassel (museum website)
Rembrandt’s Mark
14 June – 15 September 2019
Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (museum website)
Rembrandt: Meisterwerke aus der Sammlung
30 August 2019 – 5 January 2020
Hamburger Kunsthalle, Hamburg (museum website)
Im Focus: Rembrandt – Graphic Höhepunke der Münchener Sammlung (working title)
27 September – 20 October 2019
Pinakothek der Moderne, München (museum website)
Rembrandt: Drama of the Mind in 5 Acts
31 October 2019 – 1 March 2020
Walraf-Richartz-Museum, Köln (museum website) in Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie Prag, wo die Ausstellung bereits ab dem 1. April zu sehen ist.
Bild: Rembrandt, Selbstporträt mit zwei Kreisen, 1665–1669, via Wikipedia)
erst 2030…
8. Februar 2019
Zwischen niederländischen Großstädten sollen bis 2040 alle zehn Minuten Züge fahren und auch nach Deutschland soll es zukünftig bessere Verbindungen geben – diese Ziele übermittelt die niederländische Verkehrsministerin Stientje van Veldhoven am heutigen Mittwoch in Form ihres Plans Toekomstbeeld Openbaar Vervoer (dt. „Zukunftsbild öffentliche Verkehrsmittel“) der zweiten Kammer. Die ambitionierten Zukunftsziele sollen nicht nur die niederländische Infrastruktur verbessern, sondern auch dem Klimaschutz dienen: Das Zugfahren soll eine attraktive Alternative zum Fliegen werden.
Erst gestern debattierte die Koalition erneut über das Klimaabkommen und auch im Zukunftsplan van Veldhovens spielen der Klimaschutz und die Verringerung des CO2-Ausstoßes eine zentrale Rolle. Im Koalitionsabkommen haben die Parteien VVD, CDA, D66 und die ChristenUnie festgelegt, dass öffentliche Verkehrsmittel in den Niederlanden gefördert werden sollten. Aus diesem Grund erarbeitete van Veldhoven zusammen mit den Provinzen, den Ballungsräumen, den Transportunternehmen und ProRail Vorschläge, um das niederländische öffentliche Verkehrsnetz auf die Anforderungen abzustimmen, die in 20 Jahren auf das Land zukommen werden. Schätzungen zufolge wird die Zahl der Zugreisenden bis zum Jahr 2040 um 30 bis 40 Prozent steigen.
Um mit den voraussichtlichen Fahrgastzahlen umgehen zu können, hat van Veldhoven einen Ring bestehend aus neun niederländischen Großstädten erarbeitet – innerhalb dieses Rings und zwischen diesen Großstädten sollen 2040 alle zehn Minuten Züge fahren. Zu den betroffenen Großstädten gehören Amsterdam, Den Haag, Rotterdam, Breda, Eindhoven, Arnheim, Nimwegen, Zwolle und Utrecht. Mit diesem Plan möchte van Veldhoven auch eine möglichst hohe Flexibilität für die Fahrgäste erzielen – sie selbst weiß aus jahrelanger Pendlererfahrung, dass es lästig ist, eine halbe Stunde auf einen Zug warten zu müssen. Wenn der fragliche Zug allerdings alle zehn Minuten fährt, sei man fast so flexibel, wie mit dem Auto.
ProRail-Spitzenfunktionär Pier Eringa befürwortet den geplanten Ausbau des Schienennetzes van Veldhovens. Allerdings würde er anstelle des Jahres 2040 gerne schon das Jahr 2030 anpeilen. Bereits jetzt seien viele Züge völlig überfüllt, da große Firmen wie Philips, KPN und Unilever ihre Arbeitnehmer dazu ermutigen würden, den Zug anstelle des Autos zu nehmen und die Mitarbeiter mit Jahreskarten für die entsprechende Zugstrecke ausstatten.
Doch nicht nur der Nahverkehr, sondern auch der Fernverkehr soll deutlich ausgebaut werden. Van Veldhoven wünscht sich, dass das Zugfahren eine echte Alternative zum Fliegen wird, doch dafür müsse vor allem an weiteren und besseren Verbindungen zu deutschen Städten gearbeitet werden. Der Fokus soll dabei neben der deutschen Hauptstadt auf den deutschen Handelsstädten Düsseldorf, Frankfurt und München liegen. Die Möglichkeiten für bessere Verbindungen sollen jetzt von den Eisenbahngesellschaften NS und ProRail geprüft werden. Darüber hinaus möchte van Veldhoven die Europäische Kommission um Fördergelder bitten, damit das niederländische Schienennetz an das deutsche Hochgeschwindigkeitsnetz gekoppelt werden kann. Diese Maßnahme und der damit einhergehende Übergang vom Flugzeug zum Zug passen van Veldhoven zufolge zu den Klimazielen, die die EU vorgegeben hat.
Letzte Woche musste van Veldhoven jedoch zuerst eine schlechte Nachricht überbringen: Eine schnellere Verbindung zwischen Amsterdam und Berlin ist vorerst nicht realisierbar. Zurzeit dauert die Fahrt 6,5 Stunden und erst nach 2030 sei es möglich, die Fahrtzeit um eine Stunde zu reduzieren. Um die Fahrtzeit zu verkürzen, müssten eventuell einige Stationen auf dem Weg nach Berlin übersprungen werden – doch darauf konnten sich die beiden Länder bisher nicht einigen. Auch infrastrukturelle Investitionen machen der Fahrtzeitverkürzung einen Strich durch die Rechnung.
Das aktuelle Koalitionsabkommen sieht kein Budget für einen derartigen Ausbau des niederländischen Streckennetzes vor – der Zukunftsplan von van Veldhoven soll vor allem den zukünftigen Kabinetten dienen und ihre Haushaltspläne beeinflussen. Gleichzeitig hofft sie, dass der Plan auch von Immobilienmaklern finanzielle Unterstützung erfährt – denn der Wert eines Bürogebäudes steigt automatisch, wenn in der Nähe ein neuer Bahnhof gebaut wird. Ob die visionären Zukunftspläne von van Veldhoven wirklich umgesetzt werden, wird sich wohl erst in 10 bis 20 Jahren zeigen.
Soweit der Bericht von NiederlandeNet darüber, was im Nachbarland abgeht – allerdings ist auch in den Niederlanden wenig los, je weiter es nach Osten (also hin zu uns geht). Aber alles ist nichts gegenüber dieser unglaublichen Trägheit hierzulande. Da braucht es zehn Jahre, bis eine kaputte ostfriesische Brücke ersetzt wird, und ähnlich lange für ein paar Kilometer Bahnstrecke durch die Grafschaft. Ein Mehltau von fauler Bürokratie legt sich über alles.
Und so fahren wir weiter auf Strecken die zu Zeiten von Georg V von Hannover gebaut wurden. Im Emsland garniert mit Funklöchern und ganz speziell bei uns in Lingen mit einem unglaublichen immerwiederundwiederundwiederundwiederundwiederundwieder kaputten Aufzug (auch gerade wieder!) und Baustellen. Ab dem 19. Februar bis zum 25. März, also stramme fünf Wochen !!) ist die Emslandroute gesperrt. Dieses Mal zwichen Lingen und Meppen, wo sie doch nach meiner Erinnerung schon vor zwei Jahren wochenlang repariert wurde.
Es ist zum verzweifeln.
Amsterdam: Anne Frank Haus wiedereröffnet
1. Dezember 2018
„Liebe Kitty,…“ – mit dieser Anrede beginnt Anne Frank jeden Eintrag ihres weltberühmten Tagebuchs. Entstanden ist das Tagebuch in einem Hinterhaus in der Amsterdamer Prinsengracht, in dem sich das junge Mädchen rund zwei Jahre lang mit ihrer Familie und anderen Juden vor den Nazis versteckt hielt. Heute befindet sich in dem Versteck ein Museum, das die Geschichte Anne Franks ebenso lebhaft wie mitreißend erzählt. Nach einer zweijährigen Renovation wurde das Anne-Frank-Haus vergangene Woche wiedereröffnet.
Eröffnet wurde das Museum in der vergangenen Woche von König Willem-Alexander und jungen Mitgliedern der Anne-Frank-Stiftung, die sich gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung engagiert. Das Museum wurde zwar umgebaut, das Hinterhaus selbst, in dem sich die Familie Frank versteckte, allerdings nicht. Neu in der Ausstellung sind etwa Darstellungen über den Kriegsverlauf in Amsterdam sowie die Judenverfolgung in ganz Europa. Auch wird Bildmaterial ausgestellt, das die Lebensumstände im Unterschlupf veranschaulichen soll. Der neu hinzugefügte historische Kontext in der Ausstellung ergibt sich aus der Tatsache, dass die meisten Museumsbesucher ausländische Touristen unter 25 Jahren sind. Ihnen soll das Geschehen des Zweiten Weltkrieges, der Shoah und des Naziterrors so ausführlich wie möglich nahegebracht werden.
Zudem wurden auch organisatorische Änderungen am Museum vorgenommen. Wer ab jetzt das Anne-Frank-Haus besuchen möchte, muss ein Ticket online erwerben. Die Eintrittskarten werden zu 80 Prozent zwei Monate im Voraus zum Verkauf angeboten. Die restlichen 20 Prozent können bis zu einem Tag vor Museumsbesuch erworben werden. Durch die Neuerung müssen die Besucher nicht mehr stundenlang vor der Museumstür an der Prinsengracht Schlange stehen. Denn Jahr für Jahr zieht das Anne-Frank-Haus 1,2 Millionen Menschen an, die die Lebensgeschichte der im KZ Bergen-Belsen gestorbenen Jüdin nachempfinden wollen.
Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren. 1934 emigrierte die Familie Frank in die Niederlande, um der Verfolgung durch die Nazis zu entkommen. Mehrere Male versuchte Otto Frank, Annes Vater, einen Antrag auf Asyl in den USA zu stellen, doch die Anfragen wurden nie vollständig bearbeitet. Am 4. August 1944 wurden die Familie Frank und die anderen untergetauchten Juden verraten und deportiert. Nur zwei Monate vor der Befreiung des KZ Bergen-Belsen durch sowjetische Truppen verstarben Anne Frank und ihre Schwester Margot, getrennt von ihren Eltern, an Erschöpfung und Typhus. Das Tagebuch, das Anne führte, verfasste sie vollständig auf Niederländisch. Es wurde von der Haushälterin Miep Gies an Otto Frank, der den Holocaust überlebte, übergeben und später mit leichten Änderungen veröffentlicht. Der Weltbestseller gilt als bedeutendes Dokument der Grausamkeit im Zweiten Weltkrieg.
(Quelle: NiederlandeNet, Foto Anne-Frank-Haus, via flickr)