einfach zu viel Torf abgebaut
2. Januar 2023
Torfabbau ist bekanntlich sehr schlecht fürs Klima. Und trotzdem ist er in Deutschland nach wie vor erlaubt. Behörden erteilen immer noch Genehmigungen. Vor allem in Niedersachsen graben sich Unternehmen durch trockengelegte Moorböden, um den Rohstoff abzubauen; zuletzt erteilte der Landkreis Aurich eine Genehmigung für den Abbau von 100 Hektar; denn Torf eignet sich gut als Pflanzendünger. Seine Gewinnung setzt aber eben Unmengen klimaschädlicher CO2-Gase frei.
Am Silvestertag informierten die Emsland-Blätter der NOZ, dass im Abbaugebiet „Esterweger Dose 1-4“ zwischen den Landkreisen Emsland, Cloppenburg und Leer möglicherweise nicht mehr genug Torf vorhanden ist, um die Fläche wie vorgeschrieben wiederzuvernässen. Die Abbau-Firmen müssen ihre abgetorften Ländereien nämlich auf diese Weise renaturieren. So soll der Ausstoß der Klimagase aus den alten Moorböden gestoppt werden. Das funktioniert aber nur, wenn eine gewisse Restschicht Torf im Boden verbleibt – ein halber Meter gilt als Untergrenze. Auf der sehr großen Abbaufläche nördlich von Esterwegen ist diese Grenze unterschritten. Der zuständige Landkreis Emsland bestätigte, man habe 2020 den Torfabbau in der Region stillgelegt. Bei anschließenden Messungen habe sich der Verdacht der Behörde bestätigt, dass die vorgeschriebenen Abbauhöhen bereits unterschritten waren.
Nach Angaben des Landkreises fehlen auf der Fläche gut 19.800 Kubikmeter Torf. Umgerechnet entspricht das laut NOZ rund 283.000 handelsüblichen 70-Liter-Blumenerde-Säcken im Baumarkt. Die kosten die Kunden mindestens 12 bis 13 Euro pro Sack.
Der immer schon abbaufreundliche Landkreis prüft aber weiter – inzwischen seit mehr als zwei Jahren. Ein Endergebnis liegt bislang nicht vor. Am Ende würde ein Verstoß gegen die Vorschriften nur eine Ordnungswidrigkeit sein, die eine geringe Geldbuße nach sich zöge und vielleicht die Einziehung der Verkaufserlöse an die Handelsketten, die durch den zu umfangreichen Torfabbau erzielt wurden. Das könnte sich auf mehr als 1 Million Euro summieren.
Vertreter des NABU sprechen längst von einer Katastrophe und einem Skandal. Sie hatten entsprechende Unterlagen des Landkreises gesichtet und sagen jetzt: Das Abbauunternehmen Klasmann-Deilmann hat in der Esterweger Dose schlichtweg zu viel Torf abgebaut. Klasmann-Deilmannwill aber davon nichts wissen: Hintergrund aller Probleme, sagt Klasmann-Deilmann, seien die trockenen Sommer der vergangenen Jahre – mithin der Klimawandel. Dadurch sei die sogenannte Torfzehrung beschleunigt worden. Dabei gelangt Sauerstoff an die trockengelegten Torfböden und beschleunigt dadurch deren Zersetzung. Der Torfboden schrumpft zusammen.
Der NABU hat am Wochenende diese „Wir-doch-nicht“-Darstellung des schon vor Jahrzehnten umstrittenen emsländischen Torfabbauunternehmens Klasmann-Deilmann zurückgewiesen. Vielmehr habe die Firma eindeutig zu viel Torf abgebaut.
„Vor einiger Zeit ist uns aufgefallen, dass auf Teilflächen im Abbaubereich der gewachsene Schwarztorf gegrubbert wurde“, erläutert Karl-Heinz Augustin vom NABU Emsland Nord. „Die Zerstörung der wasserhaltenden, gewachsenen dichten Torfschicht ist im Hinblick auf die Wiedervernässung und Renaturierung eine Katastrophe. Deshalb haben wir vom NABU den Landkreis um Umweltinformationen insbesondere mit Bezug auf die nach dem Torfabbau herzustellenden Geländehöhen gebeten.“ Aus den zur Verfügung gestellten Informationen sei „deutlich hervorgegangen, dass ein Defizit an Torf“ bestehe.
Außerdem enthalte der Genehmigungsbescheid diese Auflage:
„Alle die Höheneinhaltung und Höhenfeststellung beeinflussenden Faktoren, wie Genauigkeit technischer Abläufe, Mineralisierung, Sackung und Quellung von Torfen, Genauigkeit der eingesetzten Messtechnik, sind vom Abbauer so zu berücksichtigen, dass die Herrichtungsordinate dennoch sicher eingehalten wird. Das Ergebnis der Abnahmemessung wird verbindlich und ohne weitere Korrekturen oder Abschläge festgestellt.„
Folglich hätte nach Ansicht der Naturschützer die Firma Klasmann-Deilmann entsprechend viel Torf auf der Fläche belassen müssen, um auch „bei einsetzender Mineralisierung und Sackung“ entsprechende Herrichtungshöhen einhalten zu können.
Jetzt bestehe die Gefahr, dass nicht mehr genügend Torf vorhanden sei, um Polder und Sandlinsen, die an die Oberfläche ragen, zu verwallen. „Die Sandlinsen wirken dann wie ein Abfluss in der Badewanne und die Fläche läuft trocken“, erklärt Augustin. Der NABU fordert nun kurzfristig eine umfassende Untersuchung der Bodenschichten („Stratigraphie“) für die gesamte Abbaufläche, um zu klären, ob eine Wiedervernässung und Renaturierung überhaupt noch möglich ist. Außerdem müsse die Renaturierung – sofern überhaupt noch möglich – schnellstmöglich in Angriff genommen werden. „Monat für Monat ohne Wiedervernässung wird die noch vorhandene Torfmenge durch Mineralisation weniger und weniger und die Schwierigkeiten für die Renaturierung werden immer größer,“ so Augustin. Sollte eine Renaturierung im Abbaugebiet „Esterweger Dose 1-4“ nicht möglich sein, sind an anderer Stelle schnellstmöglich Kompensationsflächen in entsprechender Größe zu schaffen, fordert der NABU.
Die Esterweger Dose war bis vor 70 Jahren eines der größten Hochmoorgebiete Mitteleuropas. Nach dem zweiten Weltkrieg begann seine Entwässerung und Abtorfung. Später wurden zwar über 4.700 ha als Naturschutzgebiet unter Schutz gestellt, der Torfabbau blieb jedoch weiter erlaubt; dafür hatten Lobbyisten gesorgt.
Außerdem ist das Gebiet sowohl als Gebiet nach der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU (FFH-Gebiet) als auch als EU-Vogelschutzgebiet besonders für Arten wie Goldregenpfeifer, Großer Brachvogel und Kiebitz geschützt. Für diese Arten hätten laut Abbaugenehmigung im Bereich der Abbaustätte auch Reststrukturen erhalten bzw. entwickelt werden sollen. „Uns sind aber keine Reststrukturen bekannt,“ beklagen die Naturschützer. Die artenschutzrechtlichen Auflagen seien dementsprechend wohl auch nicht eingehalten worden. Insgesamt bezeichnen sie deshalb den jetzigen Zustand der Fläche als Skandal.
Text: NOZ, NABU; Foto: Moor, Herbert2512 via piaxbay
Sorge
2. Dezember 2022
Überraschend hat Buchhändlerin Andrea Thal Mitte der Woche mitgeteilt, dass sie die Lingener Buchhandlung Holzberg verkauft .„Ich habe mich entschieden, mehr Kraft und Zeit für meine Familie haben zu wollen“, begründete Inhaberin Andrea Thal den Schritt, die traditionsreiche Buchhandlung Bücher Holzberg in Lingen an Thalia zu verkaufen. Der Übergang findet zum 1. Februar 2023 statt.
Bücher Holzberg ist eine Instution: 1953 gründete die legendäre Buchhändlerin Ingeborg Rosenthal, geb. Holzberg, die Buchhandlung. Als sie Anfang der 1980er Jahre in den Ruhestand ging, führten ihre Söhne, zuletzt Axel Rosenthal, das Geschäft weiter. 1992 übergab er es 1992 an das Ehepaar Petra Niemann-Franz und Ulrich Franz. Im Juli 2014 übernahm die Buchhändlerin Andrea Thal die Buchhandlung, die damals noch den Familiennamen Salomon führte.
Die Entscheidung der Inhaberin, das traditionsreiche Buchhandlung nicht weiter zu führen, muss man akzeptieren. Sie hat dafür wahrlich gute familiäre Gründe. Womit ich mich aber ausgesprochen schwer tue, ist der Käufer: Es ist Branchenführer Thalia.
Auf dem deutschen Markt setzt dieser Filialist mit der Übernahme von Bücher Holzberg seinen Expansionskurs fort. Dabei ist Thalia in Lingen derzeit mit einem Standort im Shopping-Center Lookentor vertreten. Dieser Standort wird auch, so Thalia, weiter bestehen.
Neben einem klassischen Buchvollsortiment und der Beratung durch das langjährig bekannte und vollständig übernommene Buchhandlungsteam, das aus vier BuchhändlerInnen und zwei Aushilfen besteht, will Thalia, weiß das Branchenmagazin Buchreport, „den Kundinnen und Kunden am neuen (!) Standort auf rund 160 Quadratmetern Verkaufsfläche eine Kinder- und Jugendbuchabteilung, ausgewählte Geschenkartikel sowie tolino E-Reading-Produkte bieten.“ Außerdem soll weiterhin die individuelle Ausrichtung und Beratung gewährleistet sein. Doch wie lange?
Zur Erinnerung: 2019 hatten sich Thalia und die NRW-Kette Mayersche zusammengeschlossen und es war ein Buchhandelsunternehmen entstanden, das die Branche dominiert und im größten Bundesland NRW die Buchhandel-Landschaft prägt. Dass das Bundeskartellamt den Zusammenschluss damals ohne Auflagen durchgewinkt hatte, lag am großen Online-Wettbewerber Amazon, der aus Sicht der Wettbewerbshüter als Einkaufsalternative jede stationäre Dominanz ausgleicht.
Thalia präsentiert sich dem Buchhandel übrigens nicht nur als Nachfolgelöser und Käufer, sondern, schreibt wiederum gestern der Buchreport, „forciert eine Plattform-Philosophie, bei der Unternehmen zwar eigenständig bleiben und nach außen unter dem eigenen Namen auftreten, aber vergleichbar einem Franchise-System umfassende Dienstleistungen vom Marktführer erledigen lassen.“ Doch, ich wiederhole mich, wie lange? Ist es nicht absehbar, dass ein schlauer Betriebswirtschaftler die vermeintliche Rentabilität oder Rendite von Bücher Holzberg vermisst und was dann?
Wie bereits die Technikbranche oder auch das Fleischerhandwerk wird der individuelle Einzelhändler zugunsten von Filialisten-Ketten dann auf der Strecke bleiben. Wie andere Innenstädte büßt auch das Lingener Zentrum damit dann neuerlich an Attraktivität ein und wird damit Besuchende und Gäste verlieren. Das muss man mit Fug und Recht befürchten. Ein Filialist statt einer inhabergeführten Buchhandlung wird sich mittelfristig auch sonst auf das lokale kulturelle Leben auswirken.
Der kulturelle Auftrag des örtlichen Buchhandels wird so auf der Strecke bleiben. Wird es beispielsweise noch, wie in diesem Herbst, regelmäßig eine Kinderbuch-Woche mit Bücher Holzberg geben? Nachdem sich bereits die NOZ mit ihrer Lokalzeitung LT aus der Kulturberichterstattung ausgeklickt hat, ist für mich kaum vorstellbar, dass die kulturelle Institution Bücher Holzberg noch so in Lingen präsent sein wird wie in den letzten 70 Jahren. Dabei ist sie – Robert Blanke mag mir verzeihen- die letzte klassische Buchhandlung in unserer Stadt und in der angrenzenden Region. Die Entwicklung macht mir Sorge.
Quellen: Website Bücher Holzberg, Lingener Tagespost, Buchreport
NOZ schasst fupa
3. August 2022
Vor gut neuneinhalb Jahren, am 20. Februar 2013, startete FuPa auch in der Region Weser-Ems. Dank des damaligen Einstiegs der Neuen Osnabrücker Zeitung und mit viel Geld gelang es dabei, die emsländische KEI-Website aus dem Markt zu drängen. Doch jetzt zieht sich die NOZ weiter zurück – wie bereits in den ausgedünnten Lokalredaktionen, im regionalen Amateursport und in der Kulturberichterstattung: Am 31. Juli 2022 war nämlich Schluss und der NOZ-Verlag beendete seine Zusammenarbeit mit FuPa, die gern noch weiter gemacht hätte. Trotz feiner Worte: „Die FuPa GmbH bedankt sich ganz herzlich für die Zusammenarbeit und wünscht den Kollegen, die das Portal mit viel Leidenschaft und Know-How vorangetrieben haben, alles Gute!“. Was aus diesen KollegInnen wird, erfährt man nicht.
Das Fußballportal FuPa (ehemals als Abkürzung für Fußball Passau) ist seit 2006 ein deutsches Internetportal, das sich der Berichterstattung aus den deutschen Amateurklassen verschrieben hat. Ursprünglich wurde nur über die vier niederbayerischen Fußballkreise Passau, Bayerwald, Straubing und Landshut berichtet. Seit rund zwei Jahren umfasst die redaktionelle Betreuung sämtliche Fußballverbände bundesweit und das Großherzogtum Luxemburg und die Schweizer Fußballregion Zürich als erste beiden ausländische Regionen. Gegründet wurde das Portal vor 16 Jahren von dem Hobbyfußballer Michael Wagner. Betreiber ist inzwischen die von ihm gegründete FuPa GmbH
Jetzt will FuPa in Bentheim, im Emsland und in Osnabrück für die Fans und Protagonisten des Amateurfußballs weitermachen. Gleich vier FuPa-Regionen im Verbandsgebiet Niedersachsen sind seit Montagvormittag zu FuPa Niedersachsen vereint. „Eine junge Crew“ (FuPa) wird ab sofort vor allem den Mitmach-Charakter der FuPa-Community fördern und eigene Inhalte liefern, teilte Fupa gestern seinen registrierten Nutzern in einer E-Mail mit
Das Ziel: FuPa („Aus Liebe zum Fußball“) will fester Bestandteil im Amateurfußball der Region bleiben. Für die ehrenamtlich Mitwirkenden ändere sich nichts, betonten die FuPa-Macher, denn:
- „Die Ligen werden weiterhin gepflegt. Hier wird sich unser Team weiterhin für euch ins Zeug legen. Großes Dankeschön geht an dieser Stelle an unsere fleißigen Ligaverwalter!
- Auf die Pflege der Kader und Vereinsseiten haben die Vereinsverwalter weiterhin natürlich vollen Zugriff.
- Vereinsnachrichten und Beiträge könnt Ihr weiterhin auf FuPa veröffentlichen.
- Mit Fragen oder Anregungen könnt ihr euch jederzeit über das Kontaktformular direkt an FuPa wenden: https://support.fupa.net/support/tickets/new
- Im FuPa Forum findet ihr außerdem viele Anleitungen und Hilfestellungen: https://support.fupa.net/support/home„
Darüber hinaus gibt es schon jetzt neue Facebook-Seiten für die FuPa-News der Region:
FuPa bietet an, Vereinsnews jederzeit an die Redaktion zu schicken: damit können Vereine ihre Infos unkompliziert veröffentlichen – von der Vorstandswahl bis zum Vereinsfest oder der Nachwuchswerbung. Gleiches gilt für die vielen Spielberichte aus den unteren Klassen. Alle Infos sollen „einfach per Mail an niedersachsen@fupa.net“; auch bei Fragen oder Hinweisen, kann man sich „jederzeit“ gerne unter dieser E-Mailadresse melden. “
Kromschröder und Vinke
29. November 2021
Die Journalisten Gerhard Kromschröder und Hermann Vinke stellen ihr Recherchematerial der NS-Gedenkstätte Esterwegen im nördlichen Emsland zur Verfügung. Die beiden haben in den 1960er-Jahren als Lokalreporter der Emszeitung als erste über die NS-Lager im Emsland berichtet und deshalb auch seinerzeit ihre Jobs bei der NOZ-Zeitung verloren, wie Martin Koers von der Gedenkstättenleitung am Mittwoch sagte.
Zusammen mit der Übersetzerin Saskia Bontjes überreichen die Journalisten am Dienstag Fotografien, Zeitzeugenberichte, Presseberichte und Tonbandaufnahmen vor allem über die Themen Emslandlager und Nationalsozialismus als Dauerleihgabe an die Gedenkstätte Esterwegen.Dienstag wird der Vertrag unterzeichnet.
Beide Journalisten haben in den 1960er-Jahren als Lokalreporter in Papenburg die Geschichte der Emslandlager recherchiert und veröffentlicht. Später wurde Kromschröder als Journalist beim Magazin «Stern» bekannt, Vinke arbeitete unter anderem als Korrespondent für den NDR in Fernost und war Hörfunkdirektor bei Radio Bremen.
Ab 1933 betrieb der NS-Staat auf dem Gebiet der heutigen Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim insgesamt 15 „Emslandlager“. Zunächst wurden sie als KZ benutzt und von SA und SS bewacht. Wegen massiver Schikanen und vieler Mordfälle sprachen die Häftlinge bald von der «Hölle im Moor». Von 1934 bis Kriegsende dienten einige Lager als Strafvollzugslager und in den Kriegsjahren als Kriegsgefangenenlager. Rund 70 000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene waren im Emsland interniert. Hinzu kamen während des Krieges mehr als 100 000 Kriegsgefangene. Mindestens 25 000 von ihnen sind in den Lagern gestorben.
Zu den prominenten, auf widerwärtigste Weise gequälten Inhaftierten in Esterwegen gehörten der Publizist und Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky, der SPD-Politiker Ernst heilmann, der Kabarettist Werner Finck, der Rechtsanwalt Hans Litten und viele mehr. Im Lager Börgermoor schrieben Häftlinge im August 1933 das «Lied der Moorsoldaten», das als Symbol des Widerstands gegen den Nationalsozialismus gilt. Nach mehr als 50 Jahren Einsatz zahlreicher engagierter Demokraten eröffnete erst die Gedenkstätte Esterwegen 2011. Gerhard Kromschröder, Hermann Vinke und der lange verstorbene Bernd Rosema zählten dazu. Legendär wie Vinke und Rosema mit einem Banner protestierten und Kromschröder die Fotos schoss, und alles Tags darauf der Aufmacher der Emszeitung war.
Übrigens, Kromo:
Man möchte mehr über Bernd Rosema wissen, als nur, dass er aus Papenburg kam, auch bei der Emszeitung begann und dann zur Satirezeitschrift Pardon nach Frankfurt ging. Kannst das einmal in die Hand nehmen, bitte?
Uploadfilter werden total gut.
26. Mai 2021
Lutschpastillen
29. März 2021
Der Deutsche Presserat ist die Freiwillige Selbstkontrolle der Print- und Onlinemedien in Deutschland. Er tritt für die Einhaltung ethischer Standards und Verantwortung im Journalismus ein sowie für die Wahrung des Ansehens der Presse.Jetzt hat das Gremium hat auf seinen Sitzungen vom 23. bis 25. März insgesamt 15 Rügen ausgesprochen, fünf davon für Verletzungen des Opferschutzes sowie fünf wegen Schleichwerbung. Schleichwerbung gab es auch bei unserer Monopolzeitung:

Die Online-Ausgabe der NEUEN OSNABRÜCKER ZEITUNG wurde wegen gravierender Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht nach Ziffer 2 des Pressekodex und die besonderen Anforderungen an Medizin-Berichterstattung nach Ziffer 14 gerügt. Die Redaktion hatte unter der Überschrift „Fraunhofer-Institut: Extrakt aus Glandorf wirkt gegen Coronavirus“ lediglich auf Grundlage eines vorab veröffentlichten Manuskripts über eine Studie zur Wirksamkeit des „Cystus Pandalis-Extrakts“ gegen das Corona-Virus berichtet. Die Untersuchung habe die antivirale Wirksamkeit des Extrakts beweisen können, heiße es im Manuskript. Der Artikel ließ – insbesondere angesichts der dünnen Quellenlage – die notwendige journalistische Distanz vermissen. So fand beispielsweise eine Einordnung durch einen unabhängigen Experten nicht statt. Stattdessen formulierte die Redaktion insbesondere in der Überschrift ein Wirkversprechen für die frei verkäuflichen Lutschpastillen, das geeignet war, unbegründete Hoffnungen bei den Lesern zu erwecken.
Die Rüge ist das härteste Sanktionsmittel des Presserats: Das Medium wird aufgefordert, eine „Öffentliche Rüge“ abzudrucken. Ich bin gespannt, ob und wie die NOZ das macht.
Wegducken
28. Juli 2020
Acht Erntehelfer in Haselünne erkrankt
Die Emsland-Regionalausgaben der Neuen Osnabrück Zeitung melden heute, dass ein Bauernhof in der Stadt Haselünne neuer Corona-Cluster ist. Gestern war bekannt geworden, dass acht weitere Personen in der Stadt Haselünne infiziert sind
Der Landrat des Kreises Ermsland weigert sich, die Quelle zu benennen; denn es handele sich „um ein regional begrenztes Ausbruchsgeschehen“. Die NOZ-Ausgaben haben herausgefunden, nach Informationen der Redaktion handele es sich bei den acht Personen „um Helfer eines landwirtschaftlichen Betriebes“.
Das Wegducken des Landkreises erinnert mich an meine Geschwindigkeitsübertretung in Elbergen vor einigen Jahren. Ihr kennt den stationären Blitzer dort. Im letzten Moment erinnerte ich mich und schloss reflexhaft nur noch ganz fest die Augen. So ist das auch bei Corona im Emsland: Nicht drüber reden, nichts sagen, schweigen. Donald T. hat bekanntlich eine ähnliche Idee: Nicht testen, dann gibt es auch keine neuen Fälle.
Wenn man aber nichts sagt, gefährdet man die Menschen, die nichts wissen und in Kontakt mit Infizierten kommen – zum Beispiel, wenn die sich nicht an die Quarantänevorgaben halten.
Ampelmännchen
9. November 2019
Osnabrück bekommt sein eigenes Ampelmännchen, meldete die NOZ Mitte der Woche. Dort sollen künftig Steckenpferdreiter eine Fußgängerampel beleuchten. Warum dieses Symbol? Das Steckenpferdreiten erinnert in der „Friedensstadt Osnabrück“ an den Friedensschluss in Osnabrück und Münster von 1648, der den Dreißigjährigen Krieg beendete
Umgestaltet werden die Ampellichter zunächst an einer einzigen Innenstadtampel, nämlich an der Alten Münze zwischen der Uni-Bibliothek und der Tiefgarage am LedenhofWann dort die neuen Ampelmännchen zu sehen sind und wie genau sie aussehen, ist noch nicht klar. Eigene Ampelmännchen gibt es in Niedersachen bisher schon in Emden und Hameln.
Als ich die Nachricht las, fiel mir noch einmal ein, dass auch unserem Städtchen so ein ganz individuelles Ampelmännchen gut stünde. Das habe ich inzwischen dem Oberbürgermeister Krone geschrieben und auch den Vorschlag gemacht, dazu einen Kiveling zu nutzen. Mal sehen, was daraus wird!
update vom 12. Nov:
„Mal sehen, was daraus wird!“ – Heute das hier. Angeblich soll ich ein Kivelingsgeschenk ausgeplaudert haben. Hab ich aber gar nicht, s.o.
Der Wahlkämpfer
7. März 2019
Heute macht die „Neue Osnabrücker Zeitung“ einmal mehr und unverhohlen Wahlkampf. Hervorgehoben auf Seite 3 der NOZ-Gesamtausgabe. Wie immer für die CDU/CSU und die Europäischen Konservativen, die mit Manfred Weber als Spitzenkandidat in die Europawahlen im Mai gehen. NOZ-Mann Thomas Ludwig besäuft sich in seinem Personality-Artikel geradezu daran, dass der CSU-Politiker Weber morgens in Passau und abends im westfälischen Recke spricht. Am Aschermittwoch. Man denkt sofort an die 3-Wetter-Taft-Werbung. Ludwig sieht in Weber gar jemand, der „durch Ruhe besticht“.
Kein Wort verliert der Journalist dabei über die Rolle Webers in der Diskussion über das EU-Urheberrechts und die zahlreichen und lauten Proteste deswegen gestern in Recke gegen #LügenManni, wie Spitzenmann Manfred Weber inzwischen im Internet heißt, nachdem er…Ach, lesen Sie einfach selbst, was Blogger Carsten Herkenhoff aus Ibbenbüren über das schreibt, was gestern Abend sonst in Recke geschah:
„Noch nie hatte man wohl in Recke einen Redner zu Aschermittwoch, der aktuell so oft auf Twitter mit Hashtags benannt wurde, dass er es in die aktuellen Top10 schaffte — wenn auch im negativen Sinne. Manfred Weber steht als #LügenManni in der Schusslinie, weil er gestern meinte, die Abstimmung um den Artikel 13 der Urheberrechtsreform der EU im EU-Parlament werde nicht vorgezogen, was die von ihm geführte Fraktion allerdings heute morgen noch angesichts europaweiter Proteste gegen den Artikel versuchte zu erreichen. Das war der Hintergrund (ausführlich), weswegen es beim politischen Aschermittwoch heute zu einer Protestaktion gekommen ist, wie die Ibbenbürener Volkszeitung (IVZ) tickert:
Weber wird lautstark unterbrochen.#niemmehrcdu prangt auf den Plakaten, Trillerpfeifen tönen und die Sicherheitsleute müssen die Demonstranten hinauskomplimentieren — begleitet von Buh-Rufen der CDU-Gäste im Zelt.
Zudem schreibt die Zeitung:
„Demokraten hören einander zu“, bat Weber die Störer, mit dem Pfeifen aufzuhören.
Das scheint ja gerade sein Problem gewesen zu sein, dass ihm zugehört und seine Absicht erkannt wurde….“
Journalist Thomas Ludwig informiert darüber nicht und täuscht stattdessen. Af diese Weise sagt er Dankeschön an Weber & Co, deren Politik in Sachen Urheberrecht (nur) die klassischen Medien gut finden. Über allem steht dann im Printmedium NOZ das Wort „Einblicke“. Die gibt es auf diese Weise heute tatsächlich, allerdings anders als gemeint.