Gestern Abend startete das 33. Musikfest Bremen rund um den illuminierten Bremer Marktplatz. In diesem Jahr bieten 42 Konzerte in „drei Wochen voll magischer Klänge!“ vom 20. August bis zum 10. September Künstler:innen von internationalem Rang ein Podium für ihre Interpretationen von Musik verschiedener Epochen und Genres an zahlreichen Spielstätten im Nordwesten.

Die Eröffnung „Eine große Nachtmusik“ präsentierte zum Auftakt mit einem aufregenden Mit- und Nebeneinander von Klassik, Jazz und Weltmusik einen repräsentativen Querschnitt des Festivalprogramms mit renommierten Stars und entdeckungswürdigen Newcomern. In neun Spielstätten gab es jeweils zwei zeitversetzte Konzerte à 45 Minuten mit Bergen Philharmonic Orchestra und Edward Gardner, die Nederlandse Bachvereniging, die Cappella Mariana, das delian::quartett & Ulrich Noethen, die Camerata RCO, das Capricornus Consort Basel, Rosie Frater-Taylor, das Hypnotic Brass Ensemble und das Babylon Orchestra.

In den folgenden Wochen folgen hochkarätige Darbietungen mit Kammermusik von Nicolas Altstaedt & Alexander Lonquich, ein Klavierabend mit Yulianna Avdeeva sowie das Festival-Debüt von Pablo Heras-Casado am Pult von Anima Eterna mit Bruckners Siebter. Philippe Jaroussky verschmilzt seinen Countertenor mit den Gitarrenklängen von Thibaut Garcia, und Bariton Georg Nigl kombiniert Lieder von Schubert und Beethoven mit einem Liedzyklus von Wolfgang Rihm. Jérémie Rhorer, Le Cercle de l’Harmonie und eine exquisite Gesangsbesetzung bieten Verdis „Rigoletto“ im Originalklang. Während Il Giardino Armonico mit Violinistin Patricia Kopatchinskaja Vivaldi in einen zeitgenössischen Bezug setzt, hebt Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen gleich zwei Werke von Fazıl Say aus der Taufe. Zum Abschlusskonzert in der Glocke kommen Robin Ticciati und das Chamber Orchestra of Europe, bevor mit Martin Grubinger & The Percussive Planet Ensemble das Festival schließlich spektakulär Open Air auf dem Marktplatz ausklingt!

Neben dem Arp-Schnitger-Festival, das erneut das Orgelparadies rund um Bremen in den Fokus rückt, ist das Musikfest Bremen wieder mit Konzerten in Cloppenburg, Friesoythe, Jever, Löningen, Oldenburg, Sögel, Verden und eben Papenburg zu Gast.

Dort nämlich findet ein Orgelkonzert mit der Deutschen Kammerphilharmonie unter der Leitung von Tarmo Peltokoski statt, in dessen Mittelpunkt die Uraufführung des „Konzert für Trompete und Orgel“ op 98 von Fazıl Say statt. Der Komponist des Auftragswerks ist bekannt dafür, türkische Volksmusik in sinfonische Musik einzubinden. Fazıl Say selbst hat im Vorfeld allerdings nichts über seine Komposition verraten. Auch St.Antonius-Organist Christian Schmitt und Trompeter Matthias Höfs haben sie noch nicht endgültig geprobt. Aber liest man die Partitur, „hört“ man es ja im Kopf. „Es ist ein herausforderndes Stück, mit asymmetrischen Rhythmen wie dem 9/8-Takt, dem Aksak“, sagt St.Antonius-Organist Christian Schmitt. Aksak heißt auf Türkisch „hinken“ und ist ein Volkstanz-Rhythmus der Türkei und des Balkan. „Im Jazz würde man sagen: Groove“, meint Schmitt.

Das Werk wird auf der Walcker-Orgel in Papenburg uraufgeführt. Erst Anfang dieses Jahres erfuhr ich von der Walcker-Orgel in Papenburg. Als die renovierte Orgel in St. Bonifatius Lingen eingeweiht wurde, wurde die Walcker-Orgel nämlich als größte Orgel der kath. Diözese Osnabrück erwähnt.

Über ihre Geschichte habe ich dann Aufregendes erfahren. 75 Jahre hatte sie das Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus bereichert. Vom Essener Architekten Alfred Fischer errichtet ist das Gebäude eines der Wahrzeichen der Stadt.  Es handelt sich um eines der bedeutendsten Bauwerke der Moderne im Ruhrgebiet und ist im Lexikon der Weltarchitektur verzeichnet. Stilistisch ist es dem Backsteinexpressionismus zuzuordnen. Verwaltung, Läden, Bücherei, Büros, ein Café und ein 1.600 Menschen fassender Konzertsaal in einem Gebäude – auch dies war für die damalige Zeit revolutionär. Speziell für den Konzertsaal abgestimmt entstand die Kozertsaalorgel mit 92 Registernt. Das Orgelbauunternehmen Eberhard Friedrich Walcker & Cie. (Ludwigsburg) erbaute sie, das damals innovativste Unternehmen der Branche. 1927 eingeweiht, galt die Orgel von Anfang an als „Wunderorgel“, die die Ideen der – von Albert Schweitzer und Hans Henny Jahnn mit initiierten – Orgel-Reformbewegung umsetzte: An die Stelle des bis dato üblichen wuchtigen Romantik-Klangs trat nun die Klarheit des (Neo-)Barock.

Bis heute gilt diese Walcker-Orgel – das einzige erhaltene ­Exemplar dieser Größe der Weimarer Republik – als wichtigste Konzertsaalorgel hierzulande. Während des Zweiten Weltkriegs lagerte man die Orgel in Büren (bei Paderborn) ein, 1949 ging sie wieder in Betrieb. Später kam sie in Gelsenkirchen unter kulturlose politischen Räder, als das Hans-Sachs-Haus ganz von der Gelsenkirchener Stadtverwaltung übernommen wurde und man den Konzertsaal nich mehr brauchte und abriss. Schließlich verkaufte Gelsenkirchen diesen einzigartigen Kunstschatz für einen einzigen (symbolischen) Euro an die katholische St.-Antonius-Kirchengemeinde in Papenburg. Dort wurde sie sorgfältig wieder aufgebaut und vor einem Jahr am 9. September 2020 eingeweiht (mehr…). Und jetzt wird sie neuerlich durch die Uraufführung geadelt.

Musikfest Bremen
Premiere
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen , Leitung Tarmo Peltokoski
Christian Schmitt, Orgel, Matthias Höfs, Trompete
26781 Papenburg – St. Antonius Kirche, Kirchstr. 12
Sonntag, 28.08.22 – 19:00 Uhr

Tickets: € 35 / 28 / 22 (Ermäßigung 20%)
Tickets & Info  unter www.musikfest-bremen.de und
www.nordwest-ticket.de

Programm:
Ralph Vaughan Williams: Fantasia on a Theme by Thomas Tallis
Fazıl Say: Konzert für Trompete und Orgel op. 98 (Uraufführung)
Peteris Vasks: »Musica Dolorosa« für Streichorchester
Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Serenade für Streicher C-Dur op. 48

Kromschröder und Vinke

29. November 2021

Die Journalisten Gerhard Kromschröder und Hermann Vinke stellen ihr Recherchematerial der NS-Gedenkstätte Esterwegen im nördlichen Emsland zur Verfügung. Die beiden haben in den 1960er-Jahren als Lokalreporter der Emszeitung als erste über die NS-Lager im Emsland berichtet und deshalb auch seinerzeit ihre Jobs bei der NOZ-Zeitung verloren, wie Martin Koers von der Gedenkstättenleitung am Mittwoch sagte.

Zusammen mit der Übersetzerin Saskia Bontjes überreichen die Journalisten am Dienstag Fotografien, Zeitzeugenberichte, Presseberichte und Tonbandaufnahmen vor allem über die Themen Emslandlager und Nationalsozialismus als Dauerleihgabe an die Gedenkstätte Esterwegen.Dienstag wird der Vertrag unterzeichnet.

Beide Journalisten haben in den 1960er-Jahren als Lokalreporter in Papenburg die Geschichte der Emslandlager recherchiert und veröffentlicht. Später wurde Kromschröder als Journalist beim Magazin «Stern» bekannt, Vinke arbeitete unter anderem als Korrespondent für den NDR in Fernost und war Hörfunkdirektor bei Radio Bremen.

Ab 1933 betrieb der NS-Staat auf dem Gebiet der heutigen Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim insgesamt 15 „Emslandlager“. Zunächst wurden sie als KZ benutzt und von SA und SS bewacht. Wegen massiver Schikanen und vieler Mordfälle sprachen die Häftlinge bald von der «Hölle im Moor». Von 1934 bis Kriegsende dienten einige Lager als Strafvollzugslager und in den Kriegsjahren als Kriegsgefangenenlager. Rund 70 000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene waren im Emsland interniert. Hinzu kamen während des Krieges mehr als 100 000 Kriegsgefangene. Mindestens 25 000 von ihnen sind in den Lagern gestorben.

Zu den prominenten, auf widerwärtigste Weise gequälten Inhaftierten in Esterwegen gehörten  der Publizist und Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky, der SPD-Politiker Ernst heilmann, der Kabarettist Werner Finck, der Rechtsanwalt Hans Litten und viele mehr. Im Lager Börgermoor schrieben Häftlinge im August 1933 das «Lied der Moorsoldaten», das als Symbol des Widerstands gegen den Nationalsozialismus gilt. Nach mehr als 50 Jahren Einsatz zahlreicher engagierter Demokraten eröffnete erst die Gedenkstätte Esterwegen 2011. Gerhard Kromschröder, Hermann Vinke und der lange verstorbene Bernd Rosema zählten dazu. Legendär wie Vinke und Rosema mit einem Banner protestierten und Kromschröder die Fotos schoss, und alles Tags darauf der Aufmacher der Emszeitung war.

Übrigens, Kromo:
Man möchte mehr über Bernd Rosema wissen, als nur, dass er aus Papenburg kam, auch bei der Emszeitung begann und dann zur Satirezeitschrift Pardon nach Frankfurt ging. Kannst das einmal in die Hand nehmen, bitte?

KLIMASTREIK/II

20. September 2021

Klimastreik/II
Emsland – update
Freitag, 24. Sept. 2021

 

Bad Bentheim
Schlosspark

 

Lingen(Ems)
16:00 Uhr: Critical Mass 🚲🚲🚲
16:30 Uhr: Demo zum Marktplatz!

 

Meppen
14:00 Uhr Rathaus

 

Papenburg
15:00 Uhr Arkandehaus/Rathaus

 

Info:
Der kath. Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat die Gläubigen seines Bistums dazu aufgerufen, sich an dem globalen Klimastreik von Fridays for Future am 24. September zu beteiligen. In einem gemeinsam mit anderen Bischöfen und Diözesen veröffentlichten Aufruf heißt es: „Als Kirche begrüßen wir alle Initiativen wie die Jugendbewegung Fridays for Future, die versuchen, das Bewusstsein für Menschlichkeit zu schärfen und wirksame Maßnahmen von der Politik zu fordern. Wir bitten unsere Gläubigen, Aktionen zu unterstützen, die sich ohne parteipolitische Interessen für Klimagerechtigkeit einsetzen.“

Am Donnerstagvormittag (16.09.) hatte Bischof Wilmer einen Forderungskatalog der ökumenischen Initiative Christians for Future entgegen genommen, die sich als Teil von Fridays for Future versteht. Darin appellieren die Aktivisten an die Bistümer und Landeskirchen, offensiv für den Umwelt- und Klimaschutz einzutreten und das Handeln in kirchlichen Einrichtungen an ökologischen Kriterien zu orientieren.

 

 

 

Das Emsland ist für viele Leute ein blinder Fleck auf der Deutschlandkarte. Zu unrecht, findet SR-Moderatorin Simin Sadeghi, die selbst aus Lingen stammt. Einst als das „Armenhaus Deutschlands“ bezeichnet und tief im Moor vergraben, zieht das Emsland heute viele Touristen in seine beschaulichen Dörfer und belebten Städte.

Zwischen dem Münsterland und Ostfriesland gelegen, wird es noch als Urlaubsziel unterschätzt oder einfach nur übersehen. Für  Simin Sadeghi wurde es höchste Zeit, endlich einmal die Heimat von der besten Seite präsentieren zu können.

Simin lässt alte Traditionen ihrer Jugend wieder aufleben: Sie führt uns ein in die uralte Geschichte der Kivelinge, muss Zielsicherheit und Trinkfestigkeit bei der emsländischen Nationalsportart Boßeln beweisen und kehrt zurück zum prunkvollen Schloss Clemenswerth, das sie noch von Klassenfahrten kennt. Außerdem kostet sie zum ersten Mal im Leben Pumpernickeltorte und erlebt in Papenburg am eigenen Leibe, wie hart die emsländischen Torfstecher schuften mussten.

Emsländischer Schnack mit viel Herz, endlose grüne Wiesen und immer mal wieder ein Pinnchen mit Korn! Der Norden, wie Sie ihn noch nicht erlebt haben.

Sendung: Samstag  29.05.2021 um 17.00 Uhr im SR

29,3

13. Mai 2021

Trotz des Feiertags hat der Landkreis Emsland heute seine tägliche Statistik veröffentlicht. Sie zeigt: Die lokalen Sieben-Tage-Inzidenzwerte der drei größeren Städte entwickeln sich unterschiedlich.

In Meppen steigen die Inzidenz-Zahlen* seit zwei Tagen wieder, während sie sich in den beiden anderen größeren  Städten im Emsland bisher weiter zurück entwickeln. In Papenburg beträgt die 7-Tage-Inzidenz heute 39,7 (gestern: 45,1) und  in Lingen(Ems) 29,3 (38,4). Damit liegen sie in Lingen(Ems) erstmals unter dem im Infektionsschutzgesetz bestimmten,  bedeutsamen Schwellenwert von 35. Allerdings ist dieser Wert noch nicht die erforderlichen fünf Tage stabil.

Unsere Stadt ist aber Teil des Landkreises Emsland, der Träger des Gesundheitsamtes ist. Daher spielen die lokalen Lingener Zahlen für Corona-Beschränkungen keine Rolle. Es gelten für uns die, aktuell doppelt so hohen Werte des gesamten Landkreises (heute 59,6).

Nicht erfolgreich war übrigens dazu eine Initiative der unabhängigen Wählergemeinschaft „Die BürgerNahen“ (BN) aus Mitte März, dies künftig lokaler und gerechter zu handhaben. Die nieders. Sozialministerin Daniela Behrens (SPD) hat zu Wochenbeginn nach zwei Monaten Überlegen auf mein entsprechendes BN-Schreiben ablehnend geantwortet. Man wolle nicht die Kreisreform des Jahres 1977 rückgängig machen. Dafür und manches mehr, möge ich doch „Verständnis haben“.

Nun, nicht nur mein Name ist falsch geschrieben; auch mein Verständnis über die generelle Ablehnung hält sich in Grenzen und sicher sollte man noch einmal nachdenken, weshalb wir bei Corona-Ausbrüchen 80km entfernt ebenfalls den dadurch verursachten Inzidenzwerten  unterworfen sind. Die Gleichmacherei im flächenmäßig größten Landkreis der alten Bundesrepublik überzeugt mich weiterhin nicht. Zumindest wäre es eine Untersuchung wert, welche Auswirkungen es denn hätte, würde Lingen(Ems) aus dem Emsland ausscheiden und kreisfrei werden. Alternativ könnte unsere Stadt als „große selbständige Stadt“ auch (die Option für) ein eigenes Gesundheitsamt bekommen. Das deutlich kleinere Emden kann das jedenfalls auch.

Nebenbei: Wäre Lingen kreisfrei, ersparte sich unsere Stadt immerhin knapp 30 Mio Euro Abgaben („Kreisumlage“) an den Landkreis Emsland… (und bekäme sogar das LIN-Autokennzeichen zurück 😉 ) Bis das aber so ist, bleibt unsere Stadt (nicht nur) in Gesundheitsfragen streng den Entwicklungen in Papenburg, Sögel oder Esterwegen verhaftet.

+++
Im Wortlaut das Schreiben von Ministerin Daniela Behrens (SPD)


* Den Inzidenzwerten liegen die offiziellen Einwohnerzahlen des Nieders. Landesamtes für Statistik per 31.12.2019 zugrunde, die für das RKI maßgeblich sind: Lingen: 54.708, Meppen 35.313 und Papenburg 37.766.


#geschichtenderbefreiung

18. April 2021

Am 18. April 1945 fällt in Ihrhove ein Schuss: der Gefangene Emil Walter Köster ist standrechtlich erschossen worden und wird am Rande des Friedhofs verscharrt. Der selbsternannte „Hauptmann“ Willi Herold hatte zwei Wachmänner geschickt, um „die Sache in Ihrhove zu erledigen“.

Was hat der Mord in Ihrhove mit den Emslandlagern zu tun? Ein Kriegsgericht verurteilte den Bremer Köster 1943 wegen des Vorwurfs homosexueller Neigungen („Unzucht unter Männern, § 175“), er wurde aus der Wehrmacht (Marine) ausgestoßen und kam am 13. Oktober 1944 im Strafgefangenenlager VII Esterwegen in den zivilen Strafvollzug.

Da die Alliierten weiter vorrückten, hatte die Zentralverwaltung in Papenburg Anfang April 1945 angeordnet, die Inhaftierten des Lagers VII Esterwegen zu Fuß zum Lager I Börgermoor zu schicken. Vom Lager I Börgermoor folgte ein Weitermarsch über Burlage bis nach Collinghorst. Dort erhielt die Marschkolonne den Befehl zum Rückmarsch, jedoch nicht ins Lager I Börgermoor, sondern ins Lager II Aschendorfermoor. Über Nacht blieb die Gruppe zunächst in Westoverledingen. Die allgemeinen Wirren dieser Tage nutzten einige Gefangenen zur Flucht – so auch Köster.

Er wurde völlig entkräftet bei Ihrhove in einem Graben gefunden, im Feuerwehrhaus in Ihrhove untergebracht, versorgt und bewacht. Dennoch kam es zu einem Übergriff des örtlichen Polizisten. Nach etwa einer Woche wurde Köster von zwei Wachmännern aus Westoverledingen abgeholt und in der Nähe des Friedhofes erschossen. Die Wachmänner handelten auf „Befehl“ des Hochstaplers Willi Herold, der in einer gefundenen Hauptmannsuniform die Kontrolle über das Lager II Aschendorfermoor übernommen hatte und Jagd auf geflüchtete Gefangene machen ließ.

Nach Kriegsende kam es in Oldenburg zum Strafprozess gegen die beiden Wachmänner. Einer von ihnen nahm sich noch vor der Urteilsverkündigung das Leben. Der zweite Angeklagte blieb bis November 1946 im Gefängnis und lebte danach in Westoverledingen.
Die Mutter des Ermordeten veranlasste nach Kriegsende die Umbettung ihres toten Sohnes. Am 1. Oktober 1945 erhielt Emil Walter Köster seine letzte Ruhestätte auf dem Buntentor-Friedhof in Bremen.

(Quellen:
Die Schilderung des Mordes wird ausführlich dargestellt im Buch „Erschossen am 18. April 1945 in Ihrhove – Westoverledingen“ (Eigenverlag 2018) von Hermann Adams. Es ist im regionalen Buchhandel erhältlich. Die Gedenkstätte Esterwegen bedankt sich bei Herrn Adams herzlich für seine Unterstützung. Foto: Das Feuerwehrhaus in Ihrhove, in dem Emil Walter Köster mehrere Tage gefangen gehalten wurde. Undatiert.
Quelle: Entnommen aus „Vom Feuereimer bis zur Handdruckspritze“ von Hermann Jelting,  FB/Gedenkstätte Esterwegen)

Suchmeldung

19. März 2021

Gesucht wird die Klimagruppe Emsland. Michael, Julie, Debora & Co.  – was ist los?

Auf Eurer Facebookseite ist der letzte Eintrag vom 20. November. Das ist enttäuschend. Es muss ja nicht jede/r so ganz lange durchhalten. Aber politisches Handeln und Verändern geht nun einmal nicht wie eine Silvesterrakete. Beherzigt man dies nicht, freuen sich nur diejenigen, denen die ganze Klimadiskussion eh‘ nicht in den Kram passt.

Nun, Lingener Klimaaktivisten (m/w/d): Wo seid Ihr, wann geht’s wie weiter?

Heute vermisse ich Euch besonders deshalb, weil an diesem 19. März globaler Klimastreik ist. Mit lokalen Veranstaltungen in Nordhorn (lokale Kreideaktion), Bad Bentheim (15 Uhr Parkplatz im Schlosspark) und sogar in unserer aktuellen emsländischen Inzidenz-Metropole Papenburg (15 Uhr, Stadtpark).

Mit dem siebten globalen Klimastreik steht diesen Freitag in ganz Deutschland, lese ich hier, „ein Tag voller kreativer Aktionen, geballter Aktivist:innenpower und klaren Botschaften bevor. Seit über zwei Jahren fordern wir Politik und Wirtschaft zum Handeln auf, um allen Menschen eine lebenswerte Zukunft zu sichern, doch die Klimakrise wird weiter befeuert. Es bleiben leere Worte der Entscheidungsträger:innen, die im Angesicht der bereits heute sichtbaren Auswirkungen absurd wirken. Die eindeutige Forderung lautet: #NoMoreEmptyPromises!“

Also, ihr lokalen Klimaaktivisten: Raus aus dem Winterschlaf. Es geht nicht ohne Euch.  #AlleFür1Komma5.

differenzieren

15. März 2021

Die Corona-Infektionslage in Niedersachsen hat sich erneut verschärft. Neun Landkreise und kreisfreie Städte erreichten am Sonntag eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100. Darunter ist nun auch das Emsland. Insbesondere im nördlichen Teil des Emslands sind nämlich die Corona-Inzidenzen sehr stark angestiegen, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet. Die Stadt Papenburg sticht dabei heraus: Bereits am Freitag wurde dort die kreisweit höchste Inzidenz von 207,6 erfasst.

Nach Angaben der Kreisverwaltung gibt es Ausbrüche in größeren Unternehmen – bei der Papenburger Meyer Werft sowie -wer hätte das gedacht- erneut im Schlachthof Weidemark im 30km entfernten Sögel.

Beides ist von unserer Stadt Lingen weit entfernt: 70 km sind es bis Papenburg und 43 km nach Sögel.  Die Vorstellung, wegen des vor 45 Jahren von CDU-Leuten ersonnenen, flächengrößten Landkreis jetzt wieder in den Lockdown zu müssen, weil so weit entfernt die Inzidenzen knallen, finde ich ziemlich unerträglich. Das liegt aber nicht nur an dem in der alten Bundesrepublik flächenmäßig größten Landkreis Emsland, der 1977 aus drei Landkreisen zusammengschnitten wurde , sondern auch an der Corona-Verordnung des Landes Niedersachsen. Sie nämlich schert jeden Landkreis nur über einen Kamm. Aber weshalb sollen ggf die Menschen in Lingen in den Lockdown gehen, wenn 70 Kilometer entfernt die Inzidenzen das erfordern? Das hat mir noch niemand erklärten können.

Es braucht dringend die Möglichkeit, dass der Lockdown auf diejenigen Teile dieses Landkreises beschränkt wird, in denen dies nötig ist. Das ist gegenwärtig der „Nordkreis“, was sich aber angesichts des dynamischen Infektionsgeschehens auch schnell ändern kann. Die Corona-Verordnung des Landes Niedersachsen ist aktuell wieder auf 32 Seiten aufgebläht, da wäre sicher noch Platz für einen kurzen Absatz, dass man auch innerhalb eines Landkreises notwendige Einschränkungen nach Gemeinden differenzieren kann.

Mehr ICE und so

10. Januar 2021

Die Deutsche Bahn will mit weiteren ICE-Verbindungen Urlauber an die Nordsee bringen, meldet der NDR. Nach den Sommerferien, d.h. ab  11. September sollen an den Wochenenden vier ICE von Stuttgart und Köln bis nach Norddeich Mole fahren. Diese sollen die langsameren Intercity-Züge ersetzen, die normalerweise an den Wochenenden auf der Strecke fahren.  Die Bahn will damit die Strecke bis nach Ostfriesland attraktiver machen, sagte eine Bahnsprecherin NDR 1 Niedersachsen.

Außerdem sollen auch die Intercity-Züge häufiger fahren – beispielsweise werde die Linie Köln-Norddeich Mole, die bisher nur in der Sommersaison fuhr, künftig auch im Winter angeboten. Auch die im vergangenen Jahr ab Mitte des Sommers bereits betriebene ICE-Verbindung von München bis nach Norddeich werde derzeit geprüft, vermittelt der NDR ein wenig Hoffnung auf eine Wiederholung.

Ich finde: Es gab schon schlechtere Nachrichten aus der Bahnzentrale. Und darauf, dass  diese fünf Dinge (das Wichtigste am Ende) vielleicht endlich kommen, freuen wir uns doch alle:

  1. Die ICE fahren die Strecke nach Norddeich-Mole ganzjährig und künftig auch die ganze Woche.
  2. Die ICE halten auf dem Hin- und vor allem dem Rückweg nach Süden in Lingen(Ems).
  3. Auf der Emslandstrecke werden die einspurigen Engstellen nördlich Dörpen und nördlich Papenburg noch zu Lebzeiten des Blogbetreibers beseitigt.
  4. Die Westfalenbahn fährt aus dem Emsland direkt nach Osnabrück, also ohne Umstieg in Rheine(Westf).
  5. Lingen(Ems) wird S-Bahn-Endbahnhof im S-Bahn-Netz Münsterland.

Bonuspunkt:

Der Lingener Bahnhof wird ausgebaut: Renovierung des Hauptgebäudes, S-Bahngleis, zweiter Zugang zum Gleis 2, Rad-Parkhaus.

Weitere Vorschläge aus der Leserschaft?

wohlwollend prüfen

8. Oktober 2020

Die für das kommende und das darauf folgende Wochenende in den Lingener Emslandhallen geplanten Oktoberbiergärten sind bekanntlich abgesagt. Das hat der Landkreis Emsland durchgesetzt, der die Veranstaltung zuvor ausdrücklich geehmigt hatte: „Angesichts der jüngsten Fallzahlen-Entwicklung im Emsland ist es das falsche Signal, jetzt eine derartige Veranstaltung durchzuführen. Es tut uns leid für die Verantwortlichen und all diejenigen, die sich auf diese Feiern gefreut haben. Wir sind uns aber alle bewusst, dass der Gesundheitsschutz an erster Stelle stehen muss, insofern bitten wir hier um Verständnis“, so Landrat Marc-André Burgdorf (CDU) in einer Presseerklärung.

Der erfahrene Veranstalter Ingo Schepergerdes sagte laut derselben Presseerklärung des Landkreises, dass das Publikum zwar mit eigens angefertigten VIP-Boxen separiert werden sollte, die jüngste Dynamik auch im Emsland aber ein Umdenken erforderlich mache: „Gerne hätten wir diese Veranstaltungsreihe durchgeführt und sagen sie nun schweren Herzens, auf Abraten des Landkreises, so kurzfristig ab. Wir tragen aber eine Verantwortung gegenüber unseren Gästen, deshalb können und wollen wir die Bedenken des Gesundheitsamtes nicht ignorieren.“ Die bereits verkauften Tickets für die insgesamt vier geplanten Termine (9. und 10.10. sowie 16. und 17.10.) werden erstattet.

Apropos falsches Signal: Dem Vernehmen nach hat das Gesundheitsamt des Landkreises Emsland dem Veranstalter erklärt, entweder sage er von sich aus den Oktoberbiergarten ab oder es verbiete die Veranstaltung selbst. So etwas nennt man, die Pistole auf die Brust setzen,  und das ist in deutschen Behörden durchaus alltäglich, allerdings stets unschön. Es gibt nämlich angesichts jahrelanger Verfahrensdauer vor den Gerichten keinen effektiven Rechtsschutz dagegen. Verknüpft wurde das Angebot dann mit einer informellen Erklärung: Die Erstattung der enormen Kosten der durch den Landkreis längst formell genehmigten Veranstaltung will die Behörde nach der Einigung „wohlwollend prüfen“…

Und dann noch dies:
Eigentlich sollte in Papenburg der mobile Freizeitpark „Bliede-Park“ am Samstag zum letzte Mal seine Türen öffnen. Der Bliede-Park in Papenburg bleibt jetzt aber einen Tag länger geöffnet als ursprünglich geplant. Die Schausteller haben sich, ist zu lesen, „in Absprache mit der Stadtverwaltung“ aber darauf verständigt, noch einen weiteren Tag anzubieten.

Zudem wolle man sich „mit zwei Familientagen am Donnerstag und Freitag bei den Besuchern bedanken“, sagte Jonny Eden vom Verein reisender Schausteller zu Medienvertretern. Die Schausteller zögen „bereits jetzt“ eine positive Bilanz. Die Besucher hätten sich durchweg an die vorgeschriebenen Regeln gehalten. „Nur in wenigen Fällen“ habe man Besucher auf die Vorschriften aufmerksam machen müssen.  Besonders bemerkenswert: Ein entsprechendes Konzept rund um die Lingener EmslandArena hatte das Gesundheitsamt des Landkreises im Frühsommer strikt abgelehnt.

Sieht es angesichts dessen nicht ganz so aus, dass diese Meppener Behörde keine einheitlichen Maßstäbe hat und dass es keine Kontrolle über ihre öffentlich Bediensteten und deren Entscheidungen gibt?

Keine Frage: Wir alle müssen in diesen Zeiten sorgsam mit der Gesundheit unserer Mitmenschen umgehen und daher ist die Oktoberbiergarten-Absage nachvollziehbar:  Es ist es aber inakzeptabel, eine genehmigte Veranstaltung dem Veranstalter mit windelweichen wohlwollenden Sprüchen aus der Hand zu drücken. Man mag die erteilte Genehmigung widerrufen, muss dann aber die Konsequenzen tragen und rechtsstaatlich entschädigen. Für Gemauschel – das übrigens der Landrat zu verantworten hat – dürfen aber Behörden nie zur Verfügung stehen.

Noch dis: Das Erreichen der maledeiten Inzidenzzahl 50 in diesem künstlichen Verwaltungsgebilde „Landkreis Emsland“ liegt übrigens am „größten Schweine-Schlachthof“ Niedersachsens in Sögel, und die Inhaftnahme des kompletten südlichen Landkreises für diese lokale Entwicklung überzeugt daher ganz und gar nicht, vor allem, wenn der Landkreis gleichzeitig in Papenburg ganz andere Maßstäbe anlegt.


Quellen: Ems-Vechte-Welle und PM des Landkreises EL