Nochmal die NOZ

17. Mai 2023

Heute noch mal ein paar Zeilen über die Neue OZ. Aus aktuellem Anlass. Ein munterer Leser schrieb, was wir längst wissen: Nicht nur ein Rehbock im Garten, auch Gelbe Säcke gehen als Thema in den NOZ-Medien immer. Und Sozialfälle, wo die Krankenkasse die Delfintherapie nicht übernimmt.  Seit drei Wochen oder so „berichten“ deren emsländischen Lokalausgaben fast täglich über die aktuellen, regionalen Schützenfeste, die eigentlich doch Spaß machen sollen doch im Emsland immer nur gleichermaßen bierernste wie  bierfeste Zusammenkünfte sind. Das würdigen LT, MT und Emszeitung nahezu täglich, stets mit großen, vielfarbigen Fotos. So ist eben  „NOZ 2023“: Für mehr als 60 Euro pro Monat „exklusiv“ gedruckt und online und -so die Abo-Werbung- „mit klimaneutraler Zustellung“, doch nix -hier im Blog schon geschrieben- über Kultur. Also schreibt die NOIZ Schützenfeste rauf und runter – immer mit großen, vielfarbigen Fotos aufgereihter, aufgebretzelter EmsländerInnen. Da passt es, dass eine der lokalen KulturredakteurInnen gerade ihren letzten Arbeitstag hat. Caroline Theiling hört auf.

Zu all dem gibt es in Zeiten, in denen der Blogbetreiber ein paar Tage abgetaucht ist und ich vertrete, wirklich passend nur diesen 👇  „Befund“ von Kapelle Petra. Und die doch eher rhetorische JJ-Vertreterfrage: Haben vielleicht die NOZ-Macher in ihrem Clickwahn den viel größeren Befund?

ps Sorry! Ich mach das nicht täglich und habe daher den Ursprungstext nachträglich etwas umformuliert, als die Delfintherapie reinkam…

Streik!

8. Mai 2023

Streik! Lingens Stadtarchivar Dr. Mirko Crabus berichtet auf der Website des Stadtarchivs über die mühsamen Anfänge der Arbeitskämpfe in Lingen:

„Im Zuge der Industrialisierung nutzten die Arbeiter zunehmend Streiks als Mittel, ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Bald entstanden die ersten Gewerkschaften. Bekämpft wurden sie von den Unternehmern, aber auch vom Staat, der immer wieder versuchte, Streiks für illegal zu erklären.

1872 kam es auch in Lingen erstmals zu einem Streikversuch. Anlass könnte eine Streikwelle in Hannover gewesen sein, gegen die das Lingensche Wochenblatt mit beißendem Spott polemisierte. Jedenfalls kursierten nun auch in Lingen zahlreiche sozialdemokratische Zeitschriften, und die Arbeiter des Eisenbahnausbesserungswerkes versuchten, den Streik zu organisieren und auf die Eisengießerei auszudehnen. Erfolgreich war dieser Streikversuch jedoch nicht. Wer streikte, wurde schlicht entlassen. Und so konnte der Magistrat noch 1895 vermelden, dass „gewerbliche Arbeitseinstellungen seitens der Arbeiter hier bislang überall nicht vorgekommen sind“.

Bismarcks Sozialistengesetze verboten 1878 sämtliche sozialdemokratischen und sozialistischen Vereine. Erst nach Rücknahme der Sozialistengesetze 1890 gründeten Arbeiter des Ausbesserungswerkes 1894 einen Ortsverein der Deutschen Eisenbahn-Handwerker und -Arbeiter und schufen damit die erste Gewerkschaft des Emslandes. Zwei Jahre später schlossen sich die Maschinenbauer und Metallarbeiter zu einer Gewerkschaft zusammen. 1904 entstand außerdem eine sozialdemokratisch ausgerichtete Maurergewerkschaft. Unter diesen Voraussetzungen kam es 1909 zu einem Streik. Im Ausbesserungswerk und zwei weiteren Betrieben hatten die Unternehmer den Handwerkern mit hoher Arbeitsleistung 46 Pfennig Stundenlohn zugesagt, denen mit niedriger Arbeitsleistung aber nur 34 bis 42 Pfennig. Benachteiligt wurden dadurch vor allem die unerfahrenen und die alten Arbeiter. Gedeckt von…“

[weiter auf der Seite der Stadt Lingen (Ems)]

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Ein Beitrag des Leiters des Stadtarchivs Lingen (Ems) Dr. Mirko Crabus in der Reihe „Archivalie des Monats“
Foto: Demonstrierende am 2. April 1919 auf dem Lingener Marktplatz, aufgenommen von der Rathaustreppe in Richtung Marienstraße (Stadtarchiv)

Fundsache

17. März 2023

Ich muss noch diese heutige Fundsache aus dem Netz nachtragen:

„Heute beginnt eines der umfassendsten Veranstaltungswochenende jedenfalls im Kalenderjahr mit zwei (!) ausverkauften AnneMayKantereit-Konzerten in der EmslandArena und zwei Konzerten im Alter Schlachthof (B-Tight + Milliarden). Und „unsere“ Lingener Tagespost bringt nichts über all das“… sondern diese Seite über eine 25jährige aus Niederlangen-Siedlung, die in einer vor Monaten aufgezeichneten Trash-TV-Sendung ausgeschieden ist. Was für’n kulturloser Sch…!

Beas Bühne

15. März 2023

Es ist natürlich ein publizistischer Offenbarungseid, dass die zum NOZ-Verlag zählende Lokalzeitung „Lingener Tagespost“ trotz sehr hoher Abonnementpreise seit mehreren Jahren keine Beiträge mehr über Kulturveranstaltungen in Lingen bringt. Nur wenn Sting, Ina Müller oder ähnliche Kaliber kommen, gibt es Ausnahmen.

Mit der großen Zahl der LT-Leser und den Kulturschaffenden im Verbreitungsgebiet des Blattes weiß ich mich allerdings einig, dass dies inakzeptabel und für den gesellschaftlichen Diskurs schädlich ist (Mehr hier unter Top 7).

Zu meinen neuesten Erkenntnissen zählt allerdings seit wenigen Tagen, dass die nachhaltige öffentliche Ankündigung, dass die  Kulturberichterstattung weggelassen wird, nebst unser aller Wahrnehmung dazu falsch sein müssen.

Denn aktuell bewirbt die NOZ online auf Facebook ihre fehlende Kulturberichterstattung: „Das Thema Kultur ist Beas Bühne“ heißt es da. Und: NOZ-Du weißt, warum.

Ich weiß es tatsächlich: Was für eine Osnabrücker Heuchelei!

Polizist:innen gehen in Lützerath gegen Demonstrierende vor, sie stecken im Schlamm fest und räumen Baumhäuser. Dank der sozialen Medien sind wir bei alledem mittendrin. Welche Rolle spielen Twitter, Instagram und Co. in diesem Konflikt? fragt Netzpolitik.org und interviewt dazu die Professorin Caja Thimm:

Seit Tagen überschlagen sich die Meldungen aus Lützerath. Inzwischen soll der Ort fast vollständig geräumt sein. Zuvor kam es insbesondere am vergangenen Wochenende zu gewaltsamen Szenen. Polizei und Aktivist:innen sprechen von zahlreichen Verletzten.

Von den Geschehnissen in Lützerath erfahren wir nicht zuerst in der Tagesschau oder in der Zeitung, sondern unmittelbar von den Menschen vor Ort. Sie teilen im Minutentakt über die sozialen Medien, was sie in Lützerath erleben. Auch die Polizei twittert fleißig mit – häufig im Widerspruch zu dem, was die zahlreichen Videos zeigen.

Welche Folgen hat es, wenn Betroffene selbst zu Berichterstattern werden? Wer hat in diesem Konflikt die Deutungshoheit? Und was macht das mit uns als Beobachter:innen? Darüber haben wir mit Caja Thimm gesprochen. Thimm ist Professorin für Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Bonn. Sie meint: Ohne soziale Medien wäre der Protest in Lützerath nicht annähernd so wirksam gewesen.

Netzpolitik.org: Die vergangenen Tage kamen die meisten Informationen aus Lützerath über Twitter, häufig von den Involvierten selbst – also vor allem von der Polizei und den Aktivist:innen vor Ort. Ist das problematisch?

Caja Thimm: Nein, genau dadurch kann ich mir als Zuschauerin ein eigenes Bild machen. Und außerdem ist das ebenjene Stärke, die Twitter immer schon auszeichnete: Es ermöglicht, vor Ort Bericht zu teilen und sie weltweit sichtbar zu machen. Das steht allen Beteiligten offen.

Netzpolitik.org: Welche Rolle nehmen dann noch Journalist:innen in diesem auch medial ausgetragenen Konflikt ein?

Caja Thimm: Journalist:innen selektieren anders und bringen andere Hintergrundinformationen mit ein. Aber auch das Material für ihre Berichterstattung besteht aus den Informationen und Bildern direkt vor Ort. Da Journalist:innen selbst filmen und Interviews führen und das sofort online stellen können, gibt es unglaublich viele Quellen, die man früher nicht hatte. Die Anschaulichkeit bei der digitalen Live-Berichterstattung ist deutlich höher als in traditionellen Medien.

„Die Welt schaut zu“

Netzpolitik.org: Was ist die Intention von Aktivist:innen, wenn sie die Geschehnisse auf Twitter teilen?

Caja Thimm: Es geht ihnen darum, die Gewalt zu dokumentieren, den Protest auf die mediale Ebene zu verlagern und die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Eine der wichtigsten Eigenschaften von Social Media ist die Sichtbarkeit, die internationale Sichtbarkeit. Wir sehen gerade die Solidaritätserklärungen aus Indien, aus Großbritannien, aus Frankreich, aus Belgien – aus der ganzen Welt. Das macht Mut vor Ort, insbesondere bei den Konflikten mit der Polizei. Diese Unterstützung gab es beispielsweise auch im sogenannten Arabischen Frühling. Da hatten wir auch das Gefühl, über Facebook dabei zu sein. Und die Aktivist:innen in Kairo, Tunis und Damaskus hatten das Gefühl: Wir sind nicht allein, die Welt schaut zu. Und genau das wollen die Protestierenden in Lützerath erreichen: Die Welt schaut auf uns, schaut auch auf uns in der Politik.

Natürlich ist all das auch der Versuch, die Politik zu beeinflussen. Gar keine Frage. Deswegen haben sich ja auch Menschen in einen Tunnel eingegraben. Aber vor allem geht es um Öffentlichkeit.

Netzpolitik.org: Bleiben wir bei dem Tunnelvideo: Man sieht zwei Vermummte in einem Tunnel, die erzählen, sie könnten dort sehr lange ausharren und würde sich im Zweifel auch dort unten festketten. Inzwischen haben sie den Tunnel verlassen. Denken Sie, dass es zu einer solchen Aktion ohne soziale Medien gekommen wäre?

Caja Thimm: Nein. Das ist eine sehr, sehr gefährliche Aktion und natürlich auch von langer Hand geplant. Ich muss zuerst den Tunnel graben, und erst danach kann ich die „Vorwarnung“ veröffentlichen. Nehmen wir an, die Aktivist:innen hätten Fotos gemacht und diese dann der Polizei übergeben. Das hätte längst nicht die für die Aktion erforderliche Dramatik gehabt. Und es geht auch darum, mithilfe von Social Media die gesamte Republik darauf aufmerksam zu machen, unter welchen großen Opfern die Protestierenden sich für das Klima einsetzen.

Netzpolitik.org: Welche Kommunikationsstrategie verfolgen die Aktivist:innen mit dem fortwährenden Teilen von Videos und „Meldungen“?

Caja Thimm: Es geht bei dieser Live-Berichterstattung um die dramaturgische Aufladung, die Zuspitzung. Etliche Accounts teilen Aufnahmen, die mit Hilfe von Tausenden Kameras vor Ort entstanden sind. Die Aussage ist: Schaut, wie viele wir sind. Und diese Strategie ist überaus wirkungsvoll.

Gleichzeitig wird das Geschehen manifestiert; die Gewalt durch die Polizei. Und da gewinnt die Polizei für ihre Aktivitäten nicht unbedingt viele Sympathien.

Netzpolitik.org: Auch die Polizei kommuniziert unentwegt. Die Tweets klingen mitunter wie Lautsprecherdurchsagen: Die Aktivist:innen sollten bitte Kleinkinder aus dem Gebiet entfernen oder sie sollen aufhören, Molotow-Cocktails zu werfen. Richten sich diese Tweets überhaupt noch an die Aktivist:innen?

Caja Thimm: Das tun sie durchaus. Und das ist keinesfalls eine neue Strategie. Die Polizei hofft, dass Aktivist:innen diese Tweets lesen und Gewalt damit gestoppt werden kann. Allerdings ergibt sich so für die Polizei das Problem, dass sie widersprüchlich kommuniziert. Auf der einen Seite sieht man schockierende Polizeigewalt, auf der anderen Seite erfolgt eine rationale verbale Kommunikation mit den Protestierenden. Das ist nicht klug. Die Polizei hätte in ihrer Kommunikationsstrategie viel mehr drauf achten müssen, wie groß die Macht der Bilder ist, die die Gewalt zeigen. Diese Kommunikation ist ein Widerspruch in sich, das kann nicht funktionieren.

Netzpolitik.org: Die Polizei twittert häufig auch, man hoffe auf einen friedlichen, gewaltfreien Verlauf.

Caja Thimm: Ich kann mich nicht besorgt um das Leben von Demonstrierenden zeigen und gleichzeitig unnötigerweise heftige Gewalt anwenden.

Irgendwann wird die Polizei erklären müssen, warum sie mit dieser Brutalität vorgegangen ist. Vor allem, weil man inzwischen Beweismaterial hat. Die Verhandlung findet nicht mehr nur im Gerichtssaal statt, sondern alle, die in den sozialen Medien zuschauen, können darüber urteilen. Jede:r Einzelne kann sehen, was die Polizei in Lützerath getan hat, kann aber auch beurteilen, welche Rolle die Protestierenden gespielt haben. Am vergangenen Wochenende waren Zehntausende Menschen vor Ort, die alle mit Handykameras ausgestattet sind. Es ist klar, dass da sehr viel mehr Material entsteht, über das sich die Polizei nicht freuen dürfte.

Netzpolitik.org: Die Polizei Aachen hat einen Tweet von RWE retweetet. RWE schreibt darin, es sei „eine Falschmeldung“, dass der Tunnel der Aktivist:innen zusammengebrochen sei, die Lage sei stabil. Der Polizei-Account kommentiert den Tweet mit „Wichtige Info!“. Halten Sie es für angemessen, dass eine staatliche Behörde die „Meldung“ des PR-Teams von RWE derart in die eigene Kommunikation einbezieht?

Caja Thimm: Das ist sehr problematisch und eine Verquickung der Unternehmensinteressen mit denen der Polizei. Allerdings ist es keineswegs überraschend. Die Polizei räumt Lützerath im Interesse von RWE. Auch wenn der Auftrag zur Durchsetzung von der Landesregierung kam.

Das erinnert mich an die Bilder des Gefangenentransporters mit RWE-Logo. Diese Bilder sind allein aufgrund der medialen Wirkung hochproblematisch.

Und woher wissen wir, dass RWE die Sachlage korrekt wiedergibt? Das wissen wir überhaupt nicht. RWE schreibt: „Aktuell kursiert eine Falschmeldung“ – das bedeutet, das Unternehmen etikettiert eine Meldung als Falschmeldung. Allein das finde ich extrem problematisch.

Netzpolitik.org: Polizei und Aktivist:innen – welcher der beiden Gruppen ist es in den vergangenen Tagen besser gelungen, den öffentlichen Diskurs in die von ihnen jeweils gewünschte Richtung zu lenken?

Caja Thimm: Den Aktivist:innen, ganz klar. Allein schon deshalb, weil sie auch medial in der Überzahl sind. Es gibt Tausende Accounts, die über das Geschehen vor Ort berichten und es kommentieren. Und ihre Kommunikationsstrategie ist wirksam, sie erreichen genau das, was sie wollen: möglichst viel Aufmerksamkeit. Dementgegen verfügt die Polizei nur über einige wenige offizielle Accounts.

Und die zahlreichen kursierenden Videos rücken die Polizist:innen vor Ort nicht gerade in ein gutes Licht, das erkennen selbst bürgerliche Medien an. Videoaufnahmen zeigen nicht nur Gewalt gegen Demonstrierende, sondern auch, wie die Polizei den Zugang für Sanitäter:innen und Krankenwägen erschwert und mitunter sogar versperrt hat.

Netzpolitik.org: Die Aktivist:innen und die Polizei kommunizieren auf Twitter auch direkt miteinander. Denken Sie, dass diese relativ neue Möglichkeit der Kommunikation einen solchen Konflikt eher entspannt oder verschärft?

Caja Thimm: Sowohl als auch. Der Grad der Öffentlichkeit ist beim Thema Lützerath sehr hoch. Und die Möglichkeit, das eigene Fernsehstudio zu sein, verführt auf der einen Seite zu risikoreichem Handeln. Auf der anderen Seite kann diese Form direkter Kommunikation den Konflikt entschärfen, wenn sie auf der Handlungs- und auf der Kommunikationsebene einheitlich erfolgt. Das gilt aber nur, wenn die Gewalt nicht derart überhandnimmt, dass die Kommunikation zwischen den sich gegenüberstehenden Parteien abbricht.

„In Sekundeschnelle in der Öffentlichkeit“

Netzpolitik.org: Die Protestformen im Dorf Lützerath gleichen jenen auf den Straßen in Berlin oder München, wo sich Aktivist:innen am Asphalt festkleben, oder nicht?

Caja Thimm: Hier wie dort zeigen die Demonstrierenden eine hohe Risikobereitschaft bei gleichzeitiger breiter Sichtbarkeit. Man lässt sich bestimmte Dinge einfallen, um die öffentliche und mediale Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist auch das große Kapital. Und das braucht diese Bewegung, sonst gehen ihre Anliegen im alltäglichen Klein-Klein allzu rasch wieder unter.

Netzpolitik.org: Denken Sie, Protestformen wie in Lützerath oder von den Aktivist:innen der Letzten Generation wären ohne soziale Medien ähnlich wirksam?

Caja Thimm: Nein, keinesfalls, das wären sie nicht. Denn soziale Medien sind genau das, was man braucht: Sie sind das eigene Medienhaus. Ich kann mich selbst live interviewen, meinen eigenen Podcast machen und meinen eigenen Film drehen – und all das ist in Sekundenschnelle in der Öffentlichkeit! Nahezu zeitgleich mit den Ereignissen, die alle verfolgen. Das hat es früher nicht gegeben. Und den Protestierenden geht es ja nicht um sie selbst, um persönliche Bereicherung oder um eine Besserstellung. Es geht ihnen um die Sache, um das Klima und die Zukunft.


Für Netzpolitik.org interviewte . Netzpolitik-Lizenz Creative Commons BY-NC-SA 4.0.

Nachtrag:
Mutter Erde, die Polizei, der Mönch und der Schlamm:

„Tschüss, AKW!“

6. Januar 2023

Wie ist es eigentlich, direkt neben einem AKW aufzuwachsen? Und was passiert in der Heimatstadt, die aus der Kernkraft auch ihren Wohlstand zieht, wenn abgeschaltet wird?

Julia Tieke hat die ersten 20 Jahre ihres Lebens in Lingen verbracht und noch immer Familie hier. 2022 hat sie zwischen Januar und Silvester den  (Nicht-)Atomausstieg mit Mikrofon und Aufnahmegerät vor Ort begleitet.  Aus mehr als 20 Stunden Material ist ihr 55-Minuten-Radiofeature  „Tschüss, AKW! – eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Atomausstieg“ entstanden. Es wird erstmals am morgigen Samstag, 7.1.2023 um 18.05 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur gesendet, und es wird auch im Internet zu hören sein.

Das Radiofeature kombiniert persönliche und stadthistorische, aktuelle und reflektierende Perspektiven. Die Regisseurin trifft den Oberbürgermeister Dieter Krone (der ihr Musiklehrer war), ihren ehemaligen Physiklehrer Christof Tondera (der ihr den Lehrmittel-Schrank mit radioaktiven Proben gezeigt hat), den Lokalhistoriker Andreas Eiynck (der ihr erklärt hat,
warum ein Buntglasfenster im historischen Rathaus einen Atomreaktor zeigt), den Alt-Aktivisten Gerd Otten (der nach Tschernobyl den Elternverein Restrisiko gegründet hat), Mitglieder der Anti-Atom-Gruppe AgiEL (die Uran-Transporte aus Russland nach Lingen an die
Öffentlichkeit gebracht hat), das Team vom Lautfeuer-Festival vor der Kulisse des alten AKWs, FDP-Politiker vor ihrem Besuch im Kraftwerk, sowie Professor*innen vom Campus Lingen. Es gibt auch eine flüchtige Begegnung mit „City-Cop“ Norbert Tenger, eine Tonaufnahme von ihrer Großmutter aus dem Jahr 1985, den Klang im Industriepark Süd, diverse Demonstrationen und Mahnwachen, sowie einen Disney-Film, der 1964 im Lingener Kolpinghaus die Freundschaft zwischen Mensch und Atom propagierte. Nur die Tore des Kernkraftwerks selbst blieben für Julia Tieke verschlossen.

Tschüss, AKW!
Von Julia Tieke
Regie: Julia Tieke
Mit: Hansa Czypionka, Max Urlacher und Julia Tieke
Ton: Jean Szymczak
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2023
Länge: 54’30
(Ursendung am Sa, 7. Januar 2023, 18.05 Uhr hier)


Zur Person:
Julia Tieke, geboren 1974, machte ihr Abitur am Franziskusgymnasium in Lingen, studierte dann Kulturwissenschaften in Hildesheim. Autorin, Regisseurin und Projektleiterin der Wurfsendung von Deutschlandfunk Kultur. Weitere Stücke: „Syria FM“ (Deutschlandradio Kultur 2015), „Die Ohrfeige“ (WDR 2016), „Abu Jürgen“ (SWR 2016), „Die Kunst sich zum Affen zu machen“ (Deutschlandfunk Kultur 2017), „Nukleare Narrative“ (Deutschlandfunk Kultur 2018), „Eine Frage der Stimmung“ (Deutschlandfunk Kultur 2019).

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Foto: AKW in Lingen, © Dendroaspis

Tondera und Hübner

5. Dezember 2022

Elisabeth Tondera und Susanna Hübner
Das Ende der Kinderweihnacht – Lesung
Lingen (Ems) –
Ludwig-Windthorst-Haus, Gerhard-Kues-Str. 16
Mittwoch, 07.12.2022 – 20 Uhr
Eintritt: 10,00 € inklusive Getränk und Knabbereien; 5,00 € ermäßigt.  

In 15 Kurzgeschichten über (vor-)weih-nachtliche Ereignisse in Familien und Ehen, über Begegnungen und Erlebnisse mit Nachbarn, Freunden oder Fremden schildern Elisabeth Tondera und Susanna Hübner Vorgänge, die nicht alltäglich sind: Menschen verändern darin ihr Verhalten, legen ihre Vorurteile ab und sind verwundert über sich selbst. Sie machen völlig neue Erfahrungen mit Personen, die ihnen zuvor fern standen und erleben teils wunderliche Dinge.

Denn die Tage zwischen den Jahren waren seit jeher eine Zeit der Wunder und Mythen, im Christentum ergänzt durch die adventlichen und weihnachtlichen Botschaften der Liebe und des Friedens. Es ist eine Zeit, die auch heute die Menschen verzaubert. Sie weckt Erinnerungen an die Kindheit, bringt Licht in die Dunkelheit, wir haben mehr Zeit füreinander.

Die Kurzgeschichten von Elisabeth Tondera und Susanna Hübner handeln von diesen besonderen Tagen, an denen die Hauptpersonen ihr Umfeld verwandelt erleben und an denen sich Ungewöhnliches ereignet – oder auch nicht.

Mehr…

Update:
Elisabeth Tondera und Susanna Hübner lesen aus ihrem Buch auch am Sonntag,
11. Dezember 2022 um 16 Uhr in der Alten Molkerei, Freren.


Elisabeth Tondera / Susanna Hübner
Das Ende der Kinderweihnach
Edition Virgines
ISBN: 978-3-910246-10-2
150 Seiten, Preis: 14,00 €
Erhältlich im lokalen Buchhandel.

Schaut Euch das hier mal an:

 

Ich habe das Gefühl, dass noch niemand das als in Lingen (Ems) verortet auf dem Schirm hat, oder? Aber 7 vs. wild ist ein richtig, richtig, richtig angesagtes Format auf Youtube. 7 vs. wild ist aktuell, auch wenn man nicht eingeloggt ist, auf der Youtube-Startseite zu finden (Screenshot unten). Allein das ist schon krass.

Jedenfalls finde ich nur was bei der NOZ ohne Ortsbezug und hier https://www.businessinsider.de/wirtschaft/wie-zwei-unbekannte-unternehmer-mit-dem-youtube-format-7-vs-wild-millionen-begeistern-und-wer-davon-profitiert-a/ wird unser Lingen sogar als „Linden“ bezeichnet.

Die Sendung wird auf dem Youtube-Kanal von Fritz Meineke online gestellt und eben von den Produzenten Johannes Hovekamp und Maximilian Kovacs aus und in Lingen gemacht. Beide  sind eher im Hintergrund dabei, allerdings nicht ausschließlich, sondern zum Teil auch vor der Kamera.

Fritz Meineke kommt übrigens nicht aus Lingen und.. nun.. hat ein paar kleinere Skandälchen hinter sich. 

Nun, was meint die Leserschaft?

„Es ist schön hier“

23. Oktober 2022

Die überregionalen Zeitungen nehmen unser Städtchen in den Blick. Hinter ihrer Paywall fragt die Süddeutsche, wie denn die Stimmung in Lingen sei. Auch die taz berichtet „vor Ort“ und titelt: „Es ist schön hier“.

“Auch eine Atomstadt kann idyllisch sein. Die Fahrt zum Atomkraftwerk Emsland führt an einem Flüsschen voller Kajütboote vorbei, durch lichte Wälder. Es ist schön hier, im Süden des beschaulichen Städtchens Lingen, zumindest auf den ersten Blick. Das Besucherzentrum des niedersächsischen Meilers ist in Schneckenhausform gebaut, mit viel Holz; umwachsen von Bambus wirkt es eher wie ein Yogaretreat.

Aber da sind die RWE-Fahnen. Und da ist die Terrasse, für den Blick auf die nukleare Festung gegenüber, mit Reaktorkuppel, Schornstein und Kühlturm, alles in fahlem Grau. Hinter einem Wassergraben eine Mauer. Abweisend wirkt das, das „Herzlich willkommen“-Schild am Tor hilft da nicht wirklich.

Im Besucherzentrum lernen wir, wie ein Castorbehälter V/19 aussieht und ein Brennelement Typ 18-24, lesen Sätze wie „Strom ist Leben“. Man kann, per Fahrradelektrizität, Rennwagen über eine Carrerabahn jagen. Ach ja, und die ungesunde Strahlenbelastung: Atomtechnische Anlagen, erfahren wir, sind ein Witz gegen das Zigarettenrauchen und gegen manch ärztliche Diagnosetechnik erst recht.

Vor allem aber lesen wir hier Worte wie: Stilllegung. Rückbau. Dass Kanzler Scholz zwei Tage zuvor kurzerhand Paragraf 7 des Atomgesetzes ausgehebelt hat, das für den betagten 1.300-Megawatt-Druckwasserreaktor ein Ende zum 31. Dezember 2022 vorschreibt, steht hier noch nirgendwo. Bis Mitte April 2023…“

[weiter bei der taz]

11Freunde

11. Oktober 2022

11 FREUNDE live
Köster & Kirschneck lesen vor und zeigen Filme
Lingen (Ems) – Theater an der Wilhelmshöhe, Willy-Brandt-Ring 44

Donnerstag, 13. Oktober  –  20 Uhr
Karten 17 € plus Gebühren

„Fußball ist nicht nur Ding! Fußball ist Ding Dang Dong!“ Schöner als Altmeister Trapattoni hat noch keiner formuliert, wie vielfältig, bunt und lustig Fußballsein kann. Und niemand bringt die komischen Seiten dieses Sports so temporeich und humorvoll auf die Bühne wie die Redakteure des preisgekrönten Fußballmagazins 11FREUNDE.
Chefredakteur Philipp Köster und Chef vom Dienst Jens Kirschneck lesen die besten Texte aus dem Magazin, erzählen aberwitzige Anekdoten aus der großen Fußballwelt und zeigen Filme von dreisten Schwalben und heillos versemmelten Interviews am Spielfeldrand. Das ist urkomisch und lässt die Presse urteilen: „Humorvoller Trip durch das Kuriositätenkabinett dieses Sports, den das Publikum mit geradezu lustvollen Lachern begleitet.“ (Osnabrücker Zeitung). Und der „Gießenener Anzeiger“ konstatiert: „Ein echtes Heimspiel! Mit ihrem Unterhaltungswert können nicht viele Bundesligapartien konkurrieren.”
Ab 2020 sind die beiden mit brandneuem Programm unterwegs. Sie feiern 20 Jahre 11FREUNDE mit bisher ungezeigten Videos, neuen Texten und unglaublichen Geschichten aus der Bundesliga. Da haben wir, um es mit Andi Möller zu sagen, „vom Feeling her ein gutes Gefühl“.

Jens Kirschneck, geboren 1966 in Minden. Journalist seit den frühen 90ern, zuerst bei der Wochenzeitung Bielefelder StadtBlatt, später für die Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau und andere. Parallel langjährige Erfahrungen als Lesebühnenautor. Seit 2005 bei 11FREUNDE in Berlin, seitdem als „11 Freunde Lesereise“ regelmäßig mit Philipp Köster auf Tour.

Philipp Köster, geboren 1972 in Bobingen bei Augsburg. 1995 Mitbegründer des Arminia Bielefeld-Fanzines „Um halb vier war die Welt noch in Ordnung“, seit 2000 Chefredakteur des Fußballmagazins 11FREUNDE. Nebenher immer mal wieder Kolumnist, mal für den Tagesspiegel, Spiegel Online, mal für den RBB-Sender Radio Eins. Am 21. Dezember 2010 wurde Philipp Köster vom Medium Magazin zum „Sportjournalisten des Jahres 2010“ gewählt.