Schmutziges Geld

11. Mai 2024

Ehrlich gesagt kann ich diese Geheimniskrämerei kaum glauben: Nachdem am Mittwoch bereits die SZ Alarm geschlagen hatte, schrieb am Donnerstag auch Der SPIEGEL  (beide leider hinter der Bezahlschranke) über die Lingener Brennelementefabrik ANF, die zum französischen Framatome-Konzern gehört. Dieser Atomkonzern will bei uns in Lingen „eine neue Produktionsanlage starten – mithilfe des russischen Staatskonzerns Rosatom“ und des Angriffskriegs gegen die Ukraine zum Trotz. Obwohl das Projekt noch nicht genehmigt ist, sind offenbar schon russische Spezialisten vor Ort.“ Und dies seit Wochen. In dem Beitrag heißt es dann weiter:

Wie ANF dem SPIEGEL auf Anfrage schreibt, hat das Unternehmen in der Nähe der Lingener Fabrik Testanlagen zur Herstellung sogenannter WWER-Brennelemente errichtet. Diese speziellen, sechseckigen Brennelemente, die das spaltbare Uran enthalten, sind unentbehrlich für Atomkraftwerke russischer Bauart, wie sie etwa in der Slowakei, Bulgarien oder Ungarn stehen. Rosatom hat die Lizenz für ihre Fertigung.

Nun will ANF in Lingen im Emsland solche WWER-Elemente herstellen – in enger Zusammenarbeit mit der Rosatom-Tochter TVEL. Dies hat ANF im März bei Niedersachsens Landesregierung beantragt. Das zuständige Umweltministerium hat noch nicht entschieden.

Dessen ungeachtet baut ANF bereits auf. Nicht im Werk selbst, das wäre ohne Genehmigung illegal. Dafür aber in der Nachbarschaft. »Die wenigen Fertigungseinrichtungen, die für die Herstellung von WWER-Brennelementen erforderlich sind, wurden außerhalb des ANF-Werks in einer separaten Anlage in der Nähe unseres Standorts Lingen aufgestellt und im April 2024 umfassend getestet und kontrolliert«, teilt das Unternehmen mit.“

Da wüsste die Öffentlichkeit „in der Nähe“ gern, wo das ist. Alexander Vent vom Lingener Bündnis AgiEl (Atom­kraft­geg­ne­r*in­nen im Emsland) hat schon Anfang Mai gefordert, dass die Bevölkerung umgehend davon in Kenntnis gesetzt werden müsste, sollten russische Behörden beziehungsweise deren Mitarbeiter in Lingen tätig sein. Seine Sorge: Beschäftigte von Framatome/ANF, deren Familien und ihr soziales Umfeld könnten so in den Fokus des russischen Geheimdienstes geraten. Bei einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit müsse die Atomaufsicht dem Betreiber der Atomfabrik unverzüglich die Betriebserlaubnis entziehen.

Außerdem will man schließlich genau wissen, wer bei uns Geschäfte mit Putin und seinen Uranhändlern mitmacht und kontaminiertes schmutziges Geld verdient. Und wissen will man auch, welche lokalen Behörden und Verantwortlichen darin und in deren Geheimhaltung verstrickt sind. Denn schwerlich kann eine solche Testanlage ohne Zustimmung oder Kenntnis der Lokalbehörden entstehen; denn natürlich muss auch das lokale Baurecht beachtet werden…

[Weiß übrigens jemand aus der geschätzten Leserschaft dieses kleinen Blogs mehr? Gern auch Taxifahrer. Dann gern per E-Mail.]

————-

Quellen: taz, SZ, SPIEGEL, AgiEL,

Mai-Kundgebungen

30. April 2024

Am 1. Mai 2024 rufen der DGB und seine acht Mitgliedsgewerkschaften zu Kundgebungen  auf. Das Mai-Motto in diesem Jahr lautet: „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“. Mit drei Veranstaltungen feiert der DGB den 1. Mai  im Emsland und der Grafschaft Bentheim. Bereits heute Abend beginnen die Mai-Feiern mit dem traditionellen Maibaum-Aufstellen in Emlichheim. Am 1. Mai folgen dann Kundgebungen und Mai-Feste in Papenburg und Lingen (Ems).
In Lingen spricht um 11 Uhr auf dem Marktplatz Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung. „Wir haben Fragen, wollen Antworten, seine Position zur Gesundheitsversorgung oder den Arbeitsbedingungen ohne Tarif“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der DGB-Kreisverbände. Die Veranstaltung beginnt vor dem DGB-Haus in der Kaiserstraße 2 um 10.15 Uhr.

 

Am Dienstag wird die Printausgabe der Lingener Tagespost -mehr als vier Tage nach dem Online-Artikel– über eine Initiative unserer Wählergemeinschaft „Die BürgerNahen“ berichten. Darin zitiert sie u.a. eine Pressesprecherin der Stadtverwaltung. Die sagt tatsächlich: Wegen eines BN-Antrags müsse man das Inkrafttreten des Last-Mile-Logisti-Konzepts  vier Wochen aufschieben. Die Aussage passt nicht zum Dienstag, aber zum 1. April. Als ob eine BN-Initiativ angesichts der Mehrheitsverhältnisse in unserer Stadt so eine Wirkung haben könne. Eine Wirkung hat schon eher, das Verabriegeln der Innenstadt mit zahlreichen Pollern oder Pöllern, die die Bewohnerinnen und Bewohnern ratlos dastehen lässt und im Ordnungsamt der Stadt die Telefone heißlaufen, weil die Betroffenen nicht mehr zu ihrer Wohnung kommen und wenn sie -wie mein Neffe Felix am letzten Wochenende- umziehen, dann erst einmal mehr als 20 Euro zahlen müssen, um dafür eine Genehmigung der Stadtverwaltung zu erhalten, sofern denn ab Donnerstagmittag noch jemand im Rathaus erreichbar war.

Doch worum geht es bei dem Projekt überhaupt? Die Lingener Tagespost hat das von OB Krone zu verantwortende Durcheinander bereits kritisch kommentiert. Und die BürgerNahen haben auf ihrer Website die Probleme deutlich weitergehend so beschrieben:

>> Die Mitglieder der BürgerNahen im Stadtrat haben den Umgang mit der „Belieferung der letzten Meile“ in Lingens Innenstadt auf die Tagesordnung des Wirtschafts- und Grundstücksausschuss‘ am 03. April 2024 setzen lassen: Über dDas as Konzept „Belieferung der letzten Meile“ ist zu beraten, lautet der Beschlussvorschlag und es soll nun auch endlich eine Bürgerversammlung zu den geplanten Veränderungen stattfinden. Denn, so die BN, bisher ist das Projekt keineswegs rund, und es droht zu einer großen Belastung für die Lingenerinnen und Lingener zu werden, die in der Innenstadt leben und arbeiten.

Hintergrund:

Durch das Programm „Zukunftsräume Niedersachsen“ wurde 2021 das Projekt „Last-Mile-Logistic-Hub“ der Stadt Lingen (Ems) für eine Förderung ausgewählt. Erste Maßnahme des Projektes war die Durchführung einer Machbarkeitsstudie durch die Hochschule Osnabrück am Campus Lingen, inwieweit City-Logistik-Maßnahmen möglich sind. Anschließend war, so die Projektkurzbeschreibung, der Austausch mit Kooperationspartnern, Unternehmer:innen, Einzelhändler:innen „und weiteren Personen“ zu alternativen Logistikansätzen geplant.

Nach eigener Aussage will die Stadt Lingen mit dem neuen Projekt „Last-Mile-Logistic-Hub“ ein nachhaltiges und smartes Logistikkonzept für die sogenannte „letzte Meile“ im Warenlieferverkehr entwickeln. „Unser Ziel ist eine Reduzierung des Warenlieferverkehrs in der Innenstadt, insbesondere in der Fußgängerzone, aber auch in Wohngebieten. Hier wollen wir auch im Sinne einer guten Aufenthaltsqualität handeln“, wird der Oberbürgermeister zitiert.

BN: Alle aus der Innenstadt einbinden!

Nach Ansicht der Mitglieder der BN-Fraktion im Lingener Stadtrat kann aber die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt nicht allein für deren Besucher ausschlaggebend sein. Vielmehr sollen nun endlich alle Aspekte und Auswirkungen durch die geplante Projekteinführung beleuchtet und vor allem auch mit allen Menschen abgestimmt werden, die in der Innenstadt arbeiten, leben und wohnen. „Es geht um ihre Lebensqualität“, sagt BN-Fraktionsvorsitzender Robert Koop, der selbst im Zentrum unserer Stadt wohnt und arbeitet.

Worum geht es?

Als letzte Meile („Last Mile“) wird das letzte Wegstück beim Transport von Waren und Paketen zur Haustür des Kunden bezeichnet. Es ist also das letzte Glied in der Supply Chain. Die letzte Meile stellt für Dienstleister, Logistiker und vor allem für Kurier-Express-Paket-Dienstleister („KEP“) eine große Herausforderung dar – typischerweise beträgt der Anteil der Kosten für die letzte Meile etwa 2/3 der Gesamtkosten von Paketdiensten. Mit steigenden Paketvolumen nimmt auch das Verkehrsaufkommen, insbesondere in den Städten zu. Durch eine gezielte Tourenoptimierung können Fahrten angepasst werden, als Alternative gibt es die Zustellung an Paketshops, Packstationen und Paketschließfächer.

gts-systems.com Glossar: Was ist Letzte-Meile-Logistik/Last Mile Logistics

In der Begründung des aktuellen BN-Antrags heißt es daher: Die gewachsene Struktur der Lingener Innenstadt ist zentraler Punkt für Wohnen wie Tourismus und insbesondere für die Wirtschaft/Einzelhandel. Sie ist nämlich gerade nicht bloß ein Konstrukt von Einkaufsstraßen des Einzelhandels und darf daher nicht als solche behandelt werden. Grundlegende Veränderungen müssen vielmehr für alle Betroffenen verträglich und mit besonderer Rücksicht auf die in der Innenstadt lebenden und arbeitenden Menschen eingeführt und begleitet werden.

Bisher hat jedoch keine Informations- oder Diskussionsveranstaltung für die in der Innenstadt lebenden und arbeitenden Lingenerinnen und Lingener stattgefunden. Nach Aussage der Stadtverwaltung war dies auch nie geplant. Dieses Vorgehen kritisieren die BN scharf.

Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Ausschusses für Planen, Bauen und Mobilität vom 28. Februar 2024. Markiert ist die Textpassage "Eine Einwohnerversammlung sehe er (Herr Erster Stadtrat Schreinemacher) als nicht hilfreich, da dieses aufgrund der sehr unterschiedlichen Interessenlagen problematisch sei."

Weiter zeigt der BN-Antrag auf. welche zahlreichen Punkte ungeklärt sind: 

  • Umgang mit Eilsendungen und Zustellungen, wie bspw. Kurier- und Expresssendungen
  • Zugang von und zu Handwerkern, Dienstleistungsunternehmen, Arzt- und Apothekenbesuchenden und “Markthändlern“,
  • Umgang mit ERROR-Routing für Sendungen an private Adressen,
  • Nutzung, Ergänzung und Ausbau der existierenden Micro-Hubs,
  • Möglichkeiten für Versandunternehmen mit Sitz im skizzierten Gebiet,
  • Einbindung und Bau des Leitprojektes 2 „Am Wall-Ost – Mehr als ein Fahrradparkhaus“,
  • Verlagerung von Komplettladungen in die verkehrsschwachen Tagesrandzeiten – “aktiv steuern“,
  • Verbesserung der verkehrlichen Situation für Lastenfahrräder und den Fahrradverkehr insgesamt bei gleichzeitiger Reduzierung von Kfz-Verkehr und Ausnahmegenehmigungen,
  • Paket- und Servicestation in der Innenstadt als Anlaufpunkt zur Paketaufgabe und -abgabe,
  • Private Lieferungen, Speditionslieferungen, Taxiverkehr und Umzüge,
  • Zugang und barrierefreie Erreichbarkeit von Arztpraxen, Apotheken, Kirchen, Bildungseinrichtungen und Bargeld-Infrastruktur,
  • Motorisierte Lieferfahrzeuge im Zentrum müssen ausnahmslos durch Elektro-Kfz ersetzt werden,
  • Anspruch und Zugang zu Schlüsseln für Steckpoller und Absenkmöglichkeiten für E-Poller,
  • Unbürokratische, kostenfreier 24/7-Zugangsmöglichkeit für Bewohnerinnen und Bewohner im Einzelfall und Prüfung der straßenrechtlichen (Teil-)Einziehung.

Die BN sehen daher das Projekt als gefährdet, und fordern die Stadtverwaltung auf, nötige Umstellungen und Änderungen harmonisch und vor allem erst dann einzuführen, wenn die Einwohnerinnen und Einwohner der Innenstadt demokratisch beteiligt worden sind. Der weitere Projektablauf ist endlich konkret und nachvollziehbar darzulegen, wie der weiteren Aussage in der Machbarkeitsstudie entsprochen werden kann: “Ausnahmeregelungen für diverse Seitenthemen müssen gefunden und geregelt werden”. Das fehlt bisher nämlich völlig.

Das Konzept, so die BN, kann und darf daher erst in Kraft treten, wenn dies alles erfolgt und in den politischen Gremien ausgewertet worden ist.

Zudem sehen die BürgerNahen erhebliche und weit über den Einzelhandel hinausgehenden Auswirkungen des „Konzeptes ‚Belieferung der letzten Meile‘“ auf alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie alle Menschen, die die Lingener Innenstadt besuchen, dort arbeiten, leben, einkaufen und hier Zeit verbringen. Aus diesem Grund soll sich der Rat der Stadt die Beschlussfassung hinsichtlich ihrer Einführung wie ihrer Ausgestaltung der „Belieferung der letzten Meile“ vorbehalten, wie es § 58 Abs. 3 Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz  ermöglicht. Beantragt hat die BN daher ebenfalls, diesen Beschluss in der nächsten Ratssitzung am 25. April 2024 auf die Tagesordnung zu setzen.


Eine Einleitung von mir und dann ein  Crosspost der bnlingen.
Foto: (C) s. Blogbeitrag  vom 22.04.2010

Besen machen

24. Februar 2024

Das Besen- und Bürstenbinden ist ein altes Handwerk, das heute kaum jemand noch beherrscht. Ich weiß nicht, ob es in unserer Region derartiges überhaupt je gab oder gar noch gibt. Wer aber die Werkstatt von Harald Klein im Pfälzer Wald betritt, findet sich in einer Zeit wieder, in der dieses traditionelle Handwerk noch blüht. Dafür nutzt er alte Maschinen und das feine Gefühl zwischen seinen rauen Fingerspitzen. Aus einem rohen Buchenstamm wird nach und nach ein filigraner Besen, der ein ganzes Leben hält.

Umgeben von tonnenweise Holzbohlen und Holzstaub fallen viele Späne, denn Harald Klein sägt, hobelt und bohrt das Holz in Form. Er sortiert und beträufelt die Borsten aus Bahia-Fasern, Ross- und Schafshaar, bevor er sie mit viel Gefühl in den Besen „einzieht“.

In „Handwerkskunst“ des SWR wird in jedem Film ein Handwerk vorgestellt – vom ersten Arbeitsschritt bis zur Vollendung. Mit langen Einstellungen, genauen Beobachtungen, ruhigen Schnittfolgen und ohne störende Hintergrundmusik kann jeder nachvollziehen, wie die Dinge entstehen und begreifen, warum gutes Handwerk auch große Kunst ist.

(gefunden bei das_kfmw/Ronny Knaak/ youtube)

->Die Stromwende zahlt sich aus <-

Auch wenn große Versorger und einige Stadtwerke, darunter leider auch die Stadtwerke Lingen, die Erhöhung der Netzentgelte nutzen, um die Strompreise nicht zu reduzieren sondern in Kürze gar zu erhöhen, beweist der Strom-Markt derzeit etwas anderes:

Auch heute (16. Februar) gab es wieder sehr niedrige Strompreise im Großhandel. Im Tagesschnitt waren es 6,11 ct/kWh; gestern waren es 7,05 ct/kWh. Vor einem Jahr ware es trotz und mit Atomstrom 13,67 ct/kWh – also mehr als doppelt so viel. Man erkennt: Die Erneuerbaren senken den Verbrauch von teuren und schmutzigen Energieträgern.

Gleichzeitig fällt der Preis für CO2-Zertifikate. Europaweit geht nämlich die Emission von #CO2 zurück, insbesondere durch den Ausbau der Erneuerbaren. Der Preis fällt kontinuierlich, da zu viele Verschmutzungsrechte im Umlauf sind. Der heutige Auktionspreis lag bei bei 55,12 EUR pro Tonne. Das ist deutlich unter dem Jahresschnitt von 59,43 EUR/t.

Der Verbraucherpreis liegt aktuell bei vielen Stromanbietern deutlich (!) unter dem der lokale Versorger. Für einen Vierpersonenhaushalt berechnen die Stadtwerke Lingen GmbH bei einem Verbrauch von 4250 kw/h mit ihrem Basistarif einen Arbeitspreis von 38,27 ct/kWh (Grundpreis 8,33 €/Monat). Das sind durchschnittlich pro Monat 143,87 €. Zum Vergleich: E.ON Strom Öko verkauft die Kilowattstunde für 29,16 Ct/kWh (Grundpreis:11,39 €/Monat). Vergleicht man beide Tarife  errechnet der Dienstleister Verivox aufs Jahr eine Ersparnis von 600,00 € (genau: 594,42 Euro). Interessanterweise sind andere Anbieter aktuell noch preiswerter, beispielsweise die Ökostromversorger eprimo, Vattenfall oder Licbtblick.

Fazit: Da muss sich bei den Stadtwerken Lingen an der Lingener Waldstraße schnell und viel ändern, wenn man nicht ganz viele Kunden verlieren will…

Drehscheibe

18. Januar 2024


Gestern Abend gab es einen Beitrag in der NDR-Sendung „Hallo Niedersachsen“ mit Alexander Vent von AgiEL. Thema war die mögliche Zusammenarbeit der französischen Betreibergesellschaft der hiesigen Brennelementefabrik mit dem russischen Staatskonzern Rosatom. Videoquelle: NDR; NDR Niedersachsen vom 17.01.2024

„Wird Lingen zu einer gemeinsamen Drehscheibe der französischen und russischen Atomindustrie?“ Das „Bündnis AtomkraftgegnerInnen im Emsland“ (AgiEL) sowie weitere Initiativen und Gruppen rufen zur Teilnahme an einer Kundgebung an der Brennelementefabrik Lingen (ANF) am 20.1.2024 um 13 Uhr auf. Den Rest des Beitrags lesen »

Bauernwirtschaft

16. Januar 2024

Felix von Leitner (kurz: fefe) ist schon ein besonderer Zeitgenosse. Sein Blog zeigt, dass er vor niemandem Angst oder Respekt hat. Gestern schrieb er:

  • [l] Hey, psst, habt ihr das auch gehört? Die Bauern stehen mit einem Bein im Grab? Alle so gut wie pleite! Wenn wir denen auch noch die 1000 Euro pro Hektar Subvention wegnehmen, dann kann da niemand mehr Profit machen!1!!Vielleicht wollt ihr dazu mal ein paar Zahlen sehen? Für die Wissenschaft und so. Nun, ich spoiler mal. Grafik eins (achtet auf die Beschriftung der Y-Achse!!).What the actual fuck?

    Wenn man mal in die Tabelle guckt, ging es überhaupt nur bei den Winzern nach unten. Die sind mir bei den Protesten auf der Straße noch nicht begegnet. Euch?

     

    Weiter unten sieht man eine Aufschlüsselung zwischen Gewinnen bei der Produktion und Mindereinnahmen bei den Subventionen. Getreideanbau ging 26,8% nach oben, tierische Produktion sogar 27,1%, und die Subventionen fielen um 10%.

    Ja, äh, vielleicht deswegen, weil sie nicht mehr gebraucht werden, weil die Höfe selber genug Kohle einspielen?

    Ja gut, Fefe, das ist doch bestimmt fiese Propaganda, die du da wiedergibst.

    Der Analyse zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Landwirtschaft liegen 8.025 Jahresabschlüsse von landwirtschaftlichen Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben zu Grunde.

    Nope. Das sind die tatsächlichen Abschlüsse echter Betriebe. Die Daten kommen vom Bauernverband.

    Gestern hatte ich noch viel mehr Verständnis für die Blockaden der Bauern, muss ich euch sagen. Bevor ich das hier gesehen habe.

  • Zu den Bauern kommen viele Zuschriften rein.Der Haupteinwand ist, dass das ja Durchschnittsgewinn sei, und von dem müsse man ja auch noch leben und Investitionen bestreiten. Ja, aber der ist pro Mitarbeiter. Bei einem Familienbetrieb ist das mehr als einer.

    Ein anderer Leser erklärt, dass die Bauern natürlich auch mit Biokraftstoff fahren könnten, aber (und da setzt ihr euch jetzt mal lieber stabil hin, so schockierend und überraschend ist das) die Regierung Merkel hat das mit Anlauf nach Strich und Faden verkackt, indem sie erst die Steuerbefreiung von Biosprit abgeschafft und dann fossilen Diesel subventioniert haben.Die Bauern sind also eigentlich sauer auf Altmaier. Das entlädt sich nur erst jetzt, gegen Leute, die nichts dafür können, denn an dem Wegfallen der Subventionen ist ja auch die CDU Schuld.

Dino-Technologie

16. Dezember 2023

Die CDU will die Atomkraft zurückhaben. Was ein Wiedereinstieg ökologisch und finanziell bedeuten würde, ist in Niedersachsen zu besichtigen. Ein -notwendiger- taz-Beitrag von Reimer Paul.

Die CDU will wieder in die Atomkraft einsteigen. In ihrem Entwurf für ein neues Grundsatzprogramm kommt die Partei zu dem Schluss, dass Deutschland „zurzeit nicht auf die Option Kernkraft verzichten“ könne. Zur „Gesamtenergieversorgung von morgen“ gehörten auch AKW. Zur Erinnerung: Nach dem Reaktorunfall in Fukushima 2011 waren es die Christdemokraten, die unter Kanzlerin Angela Merkel das Ende der Atomenergie einläuteten.

Wie sie den Wiedereinstieg genau bewerkstelligen will, bleibt die CDU wohlweislich schuldig. Fragt man nach, wird diffus auf den angeblichen deutschen Sonderweg verwiesen: Während rundum in Europa und der Welt wieder oder immer noch auf Kernkraft gesetzt werde, verweigerten „wir“ uns aus ideologischen Gründen dieser umweltfreundlichen und klimaneutralen Technologie.

Abgesehen davon, dass Atomkraft alles andere als ökologisch und – betrachtet man den gesamten nuklearen „Kreislauf“ vom Uranabbau bis zur Atommüllentsorgung – auch bei weitem nicht klimaneutral ist, führt der Hinweis auf das vermeintlich einsichtige Ausland in die Irre. Denn weltweit hat die Atomenergie ihren Zenit längst überschritten. Mitte 2023 waren in 32 Staaten 407 Reaktoren am Netz, vor 20 Jahren waren es noch 438. Nennenswerte Neubauten gibt es lediglich in den USA und China.

Im Atomland Frankreich, das die CDU so gern lobt, stand im Sommer mal wieder mehr als die Hälfte der rund 50 Meiler umfassenden AKW-Flotte wegen technischer Probleme still. Der staatliche Energieversorger EDF ist mit 65 Milliarden Euro verschuldet, auch weil er den teuren Atomstrom unter Marktpreis verkaufen muss. Bei den wenigen aktuellen AKW-Neubauprojekten in Frankreich, Großbritannien und Finnland explodieren die Preise. Auch in Deutschland haben die Energiekonzerne längst abgewunken: Atomkraftwerke ohne massive staatliche Subventionen zu bauen, lohnt sich nicht. Die Erneuerbaren sind viel günstiger.

Die Atomkraft ist international auf dem Rückzug. In Wahrheit ist es die CDU, die aus ideologischen Gründen an der Dino-Technologie festhält. Wohin das…

[weiter hier]


Foto: Porzellanteller 90er Jahre AKW in Lingen

45 Jahre

12. Dezember 2023

Aus Altersgründen schließt mein Nachbar Wolfgang Schnieders sein kleines, feines Antiquitätengeschäft in der Burgstraße 31. Das geschieht zwar erst zum Mai 2024, lässt mich aber jetzt schon sentimental sein. Denn das alteingesessene Unternehmen in Lingen ist bekannt für seine Möbelrestaurierungen aus verschiedenen Epochen, handpolierten Möbeln und Wohnaccessoires, Sitzmöbel, Leuchten, modernen Dekorationsartikeln, Designklassiker, Kuriosa und und und. Es ist noch die große Bereicherung in der schönsten Straße in Lingens Innenstadt und es wird dann in ein paar Monaten nicht nur mir fehlen. Noch ist etwas Zeit, dort zu stöbern. Die will ich nutzen.

Öffnungszeiten zur Weihnachtszeit:

Dienstags bis freitags
10 – 13 Uhr
15 – 18 Uhr

Samstags
10 – 18 Uhr

Die Partners Group, ein globales, in der Schweiz ansässiges Private-Equity- Unternehmen, erwirbt die Mehrheit der Rosen Group (früher „Rosen Engineering“) von ihrem Gründer Hermann Rosen. Der will, meldete Partners Group heute um 14 Uhr, neben Partners Group „ein bedeutender Partner bleiben und das Unternehmen in seiner nächsten Wachstumsphase unterstützen“. Die Erwerberin  setzte sich gegen andere Bewerber durch. Die Partners Group Holding AG mit Sitz im schweizerischen Baar (Kanton Zug) ist ein auf Private Equity spezialisierter, international tätiger Schweizer Manager von Privatmarktanlagen, der dem Swiss Market Index der 20 liquidesten und grössten Titel der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange angehört. Er verwaltet rund 200  Milliarden $.

Hermann Rosen gründete das unter dem Namen Rosen Engineering in der Region bekannte  Unternehmen 1981 in Lingen; seit Ende der 1990er Jahre haben der Firmengründer und sein Unternehmen seinen Hauptsitz am Wohnort des Firmengründers in der Schweiz. Rosen ist weltweit als Marktführer sein Kerngeschäft für Pipeline-Inspektionen bekannt, hat rund 4000 Mitarbeitende an weltweit 25 Standorten und arbeitet in mehr als 120 Länder, um durch sog. Molche mit hochmodernen Präzisionssensoren Leitungskorrosion oder kleinere Risse zu erkennen und Risikobereiche zu identifizieren, in denen Wartungsarbeiten erforderlich oder empfohlen sind. Diese Inspektionen vermeiden Leitungslecks, die bekanntlich erhebliche Umweltfolgen mit entsprechenden Kosten haben können. Die dafü notwendige Technologie hinter den hochmodernen Inspektionswerkzeugen hat Rosen seit mehr als 40 Jahren selbst entwickelt, hergestellt und getestet.

Der Markt für Pipeline-Inspektions- und Integritätslösungen  -so die Partners Group in ihrer Pressemitteilung  – passt in den Geschäftsbereich „Testing, Inspection & Certification“ der Partners Group. Die sieht aufgrund behördlicher Vorgaben, alternden Pipelines für die Rosen-Technologie viel Rückenwind, insbesondere in Nordamerika und Europa, die zu häufigeren Inspektionen führen, auch bei Inspektionen von kleineren Durchmesserpipelines. Partners Group will sich aber auch dem Transport künftiger Energiequellen widmen, einschließlich neuer Chancen im Bereich von Wasserstoff-Transportleitungen.

Charles Miller-Jones, Geschäftsführer von Partners Group, sagte: „Rosen bietet die Möglichkeit, ein integriertes Technologieunternehmen im spezialisierten Bereich der Asset-Integritätsdienstleistungen zu erwerben, das eine stabile Nachfrage zeigt. Das Unternehmen verfügt über stabile kontinuierliche Einnahmen aus einer großen, vielfältigen und regulierten Vermögensbasis. Rosen ist gut positioniert, um von den Rückenwinden im Sektor zu profitieren, und wir haben Vertrauen in seine Wachstumsaussichten. Wir freuen uns, mit Hermann Rosen, den Co-Geschäftsführern Erik Cornelissen und Holger Hennerkes sowie dem erweiterten Managementteam zusammenzuarbeiten, um unseren gemeinsamen Plan zur Wertschöpfung umzusetzen.“

Matthias Riefer, Mitglied der Geschäftsleitung von Partners Group, fügte hinzu: „Wir kümmern uns um das große Thema „Testing, Inspection & Certification“ seit mehreren Jahren und haben Rosen als ein äußerst attraktives Unternehmen in diesem Bereich gefunden, das von nichtdiskretionärem, regulierungsgetriebenem Wachstum und einer zunehmenden Fokussierung der Pipeline-Betreiber auf Sicherheit und Umweltschutz vor Lecks profitiert. Rosen hat diesen Markt über Jahrzehnte hinweg durch seine technologische Differenzierung und Kundenorientierung entwickelt.“

Der 78jährige Hermann Rosen erklärte am Dienstag: „Ich habe Rosen immer aus der Perspektive eines Gründers betrachtet. Dazu gehört auch die Überlegung meiner eigenen Nachfolge zum richtigen Zeitpunkt. Nach intensiver Prüfung verschiedener strategischer Optionen freue ich mich, dass wir mit Partners Group den idealen Mitinhaber gefunden haben, um die einzigartige Erfolgsgeschichte von Rosen fortzusetzen. Ich werde Mitglied des Vorstands von Rosen bleiben, aber gleichzeitig meiner Natur als Pionier und Entdecker folgen, die ich immer war, und mich darauf konzentrieren, die nächste Erfolgsgeschichte  zu schreiben.“

Erik Cornelissen und Holger Hennerkes, amtierende Co-Geschäftsführer der Rosen Group, kommentierten: „Bei Rosen bieten wir Lösungen, die Investitionen in wichtige und kostspielige Infrastrukturvermögen schützen, den Betrieb verbessern und den hart erkämpften Ruf unserer Kunden bewahren. Wir sind stolz auf unsere lange Geschichte der technologischen Innovation und investieren weiterhin in unser Angebot. In der Partners Group sehen wir einen Partner mit umfangreichen Ressourcen und operativer Expertise, der uns dabei helfen kann, unsere Marktführungsposition beizubehalten und die nächste Phase unseres Wachstums anzutreiben.“

Wie hoch der übernommene Mehrheitsanteil ist, ließ die Partners Group bisher offen. Auch finanzielle Details des Geschäfts sowie Angaben zum Umsatz von Rosen nannte Partners auch auf Anfrage nicht. im Frühjahr war die Rede vonmehr als 3 Milliarden Euro Verkaufserlös.

Firmengründer Hermann Rosen behält den Teil seines Unternehmens, den er bereits vor einiger Zeit  unter dem Namen New Ventures rechtlich ausgegliedert hatte. New Ventures soll Lösungen für „eine sauberere und sicherere Welt schaffen.“ Das Unternehmen beginnt mit etwa 400 Mitarbeitern, von denen mehr als 80 Prozent einen wissenschaftlichen und technischen Hintergrund haben. Hermann Rosen selbst will das Unternehmen unterstützt von „einem erfahrenen Managementteam mit einem breiten Spektrum an Fachwissen und den notwendigen Fähigkeiten geleitet“ (Rosen Pressemitteilung), um das Wachstum des Betriebs erfolgreich voranzutreiben, vorneweg Geschäftsführer Dirk van Vinckenroye. 400 qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich ua um neue Technologien für Offshore-Windkraftanlagen oder autonome Fahrzeuge für den Unterwassereinsatz kümmern. Viele der Projekte befinden sich, meldet die Neue Osnabrücker Zeitung, „noch im frühen Entwicklungsstadium. Andere stehen nach Unternehmensangaben kurz vor der Markteinführung.“ Der Sitz des neuen Unternehmens ist noch nicht festgelegt, zunächst soll an verschiedenen Standorten gearbeitet werden.

Über den Verkauf informierte Hermann Rosen  inzwischen seine MitarbeiterInnen am Standort Lingen und am Nachmittag auch Oberbürgermeister Krone in einem persönlichen Telefongespräch. Der Abschluss der Transaktion unterliegt den üblichen behördlichen Genehmigungen. Die Übernahme der Mehrheitsbeteiligung soll bis Mitte 2024 abgeschlossen sein.


Quellen: Rosen Group, Partners Group, NOZ,