Wieder gesund

9. November 2010

Die spätestens seit der OB-Wahlniederlage vom 26. September reichlich gebeutelt wirkenden CDU-Stadtratsmitglieder haben gestern Abend ihre neue Vorstandsspitze gewählt, nachdem die alte Führung mit Swenna Vennegerts und Hermann Gebbeken vor einigen Tagen zurückgetreten war. Zum Vorsitzenden wählten die anwesenden 22 (von 27) christdemokratischen Fraktionsmitglieder dabei Uwe Hilling aus Reuschberge. Neuer stellvertretender Vorsitzender ist jetzt Martin Koopmann aus dem Ortsteil Bramsche. Weitere Stellvertreterin wurde Ratsfrau Irene Vehring, die im Stadtzentrum nahe der Meppener Straße wohnt.

Wir dürfen uns also freuen: Offenbar ist Frau Vehring wieder gesund! Noch im Frühsommer hatte sie ihre Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters zunächst zwar angenommen, dann aber nach wenigen Tagen zurückgegeben und als Begründung für das Hin und Her ernste gesundheitliche Probleme ins Feld geführt.

Der neue CDU-Fraktionschef Uwe Hilling ist Verwaltungsangestellter in Emsbüren. Unter dem früheren Bürgermeister Norbert Verst war er Leiter des wichtigen Hauptamts. Inzwischen nimmt er in der Nachbargemeinde andere Aufgaben war. Nachdem Tode des langjährigen CDU-Fraktionsvorsitzenden Werner Schlarmann im Sommer 2009 war der 44-jährige Hilling in die dreiköpfige Fraktionsspitze aufgerückt. Am Montagabend war er der einzige Kandidat für den Vorsitz. Irene Vehring (45, Syndikusanwältin bei GdF-Suez) und Martin Koopmann (49, Industriemeister und Druckereibesitzer) rücken als stellvertretende Vorsitzende erstmals in den Fraktionsvorstand auf; sie erhielten – nach meinen ersten Informationen- bei der geheimen Wahl jeweils zwei Stimmen mehr als Uwe Hilling.

Das neu gewählten CDU-Führungspersonal ist bislang in den Rats- und Ausschussdebatten nicht sonderlich groß hervorgetreten. Uwe Hilling war allerdings seit August 2009 neben den zurück getretenen Hermann Gebbeken und Swenna Vennegerts als stellvertretender Fraktionsvorsitzender Mitglied der Fraktionsspitze. Uwe Hilling kündigte laut Presseerklärung der CDU nach seiner Wahl  eine gute Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister Dieter Krone an und betonte, dass die CDU-Stadtratsfraktion “ geschlossen und einheitlich Politik für Lingen“ machen wolle. Das ist nicht wirklich überraschend, finde ich. Eher vage ist auch der Satz: „Unser Ziel ist es, mit Blick auf die Kommunalwahl 2011 die Erfolge unserer Politik deutlich zu machen, uns aber auch neuen Ansätzen und Ideen zu öffnen.“

Was die neuen Ansätze und Ideen ausmachen wird, ist unklar. In einem Pressegespräch mit der „Lingener Tagespost“ benannte Hilling am Dienstagmorgen  allerdings in einem Punkt Konkretes, dass nämlich die neue Führungsspitze der CDU-Fraktion  vorschlagen wolle, die Bürger aktiv an der Erstellung des Haushaltsplans 2011 zu beteiligen. Diese nicht ganz neue Idee des so genannten „Bürgerhaushalts“ hatte in der letzten Wahlperiode des Lingener Stadtrates der 2006 aus dem Rat ausgeschiedene Ratsherr Gerhard Kastein (SPD) vergeblich forciert.

„Als Nachtrag diese E-Mail von Uwe Hilling:
Lieber Robert Koop,
ich freue mich, dass ich wieder Inhalt Deines Blogs geworden bin. Es wäre jedoch schön, wenn Du zumindest inhaltlich richtig berichten würdest.
Die von Dir genannten Zahlen hinsichtlich der am Montag anwesendenen Fraktionsmitglieder als auch der abgegebenen Stimmen sind schlicht falsch.
Gruß
Uwe Hilling

Lieber Uwe Hilling,
veröffentlicht habe ich das Ergebnis meiner Recherchen.  Wenn die Stimmenzahlen nicht korrekt sein sollten, könnte man dies ja leicht richtig stellen, indem die neue CDU-Fraktionsführung einfach die korrekten Zahlen nennt (z.B. als Zeichen des Neuanfangs).
Gruß zurück
Robert Koop

Emlichheim

9. November 2010

Das waren noch Zeiten, als vor 60 Jahren die gehobenen Fachkräfte und Ingenieure der boomenden Ölförderung und ihr  Direktor Hahn im Emlichheimer Casino der Wintershall gepflegt speisten. Das Wintershall-Casino gibt es längst nicht mehr. Aber jetzt gibt es Neuigkeiten aus der Niedergrafschaft:

Der Standort an der deutsch-niederländischen Grenze in der Grafschaft Bentheim zählt zu den traditionellen Produktionsstandorten der Wintershall AG in Deutschland. Dort investiert der Konzern nun erneut in seine heimische Ölförderung. Der größte deutsche Erdöl- und Erdgasproduzent teuft jetzt die erste von 16 neuen Bohrungen am Standort Emlichheim ab. In den nächsten fünf Jahren sollen insgesamt zwölf Horizontal- und vier Vertikalbohrungen in die Tiefe gebracht werden. Die Bohrungen werden zudem um 13 Ablenkungsbohrungen aus bestehenden Förderstationen ergänzt. Die Investitionen für all das belaufen sich auf mehr als 60 Millionen Euro. Derzeit fördert die 100-prozentige BASF-Tochter in Emlichheim rund 140.000 Tonnen Erdöl pro Jahr. „Mit den neuen Bohrungen können wir dieses Niveau mindestens bis 2016 halten“, sagt Joachim Pünnel, Leiter der Wintershall-Aktivitäten in Deutschland: „Aber auch weitere Projekte sind in Emlichheim nicht ausgeschlossen.“ Auf Grundlage der heutigen Berechnungen werde Emlichheim seinen Beitrag zur Versorgung Deutschlands mit Erdöl noch mindestens 20 Jahre leisten. Außerdem dürfte davon die Lingener BP-Raffinerie in Holthausen profitieren, die das „Emslandöl“ verarbeitet.

Im Rahmen seiner seltsam betitelten Sendewoche „Unser täglich Öl“ wird auch das ARD-Morgenmagazin am morgigen Mittwoch, 10. November 2010, direkt aus Emlichheim berichten. Weil heutzutage alles aufgemotzt daher kommen muss, ist Emlichheim und umzu dabei gleich „Dallas im Emsland“. Wie auch immer, Moderator Ingo Lamperty wird sich in mehreren Direkt-Schaltungen am Morgen direkt vom Wintershall-Betriebsgelände melden und Wissenswertes über die Ölförderung dort berichten. Das Unternehmen fördert dort immerhin seit 65 Jahren Erdöl – zurzeit 140.000 t pro Jahr. Das ist verglichen mit anderen Förderregionen der Welt eine anspruchsvolle Aufgabe. Denn das Öl in Emlichheim ist besonders zähflüssig und damit schwieriger zu fördern. Wintershall setzt dazu eine besondere Technik ein und macht dem Öl Dampf: Unter hohem Druck wird 300 Grad heißer Wasserdampf in die Lagerstätte gepresst. Das im Gestein festsitzende Erdöl erwärmt sich, wird dünnflüssiger und kann leichter zu Tage gefördert werden.

„Durch den Einsatz des Dampfflutverfahrens konnten wir die Förderung von rund 140.000 Tonnen Erdöl pro Jahr in Emlichheim stabil halten“, erläutert Pünnel. In Emlichheim wird die anspruchsvolle Technik der Dampfflutung seit 1981 kontinuierlich eingesetzt und konsequent weiterentwickelt. Dies ermöglicht die im internationalen Maßstab bemerkenswert lange Zeit der Förderung.  „Mit Hilfe der Dampffluttechnik in Kombination mit dem ebenfalls produktionssteigernden Verfahren der Horizontalbohrtechnik werden wir den Entölungsgrad der Emlichheimer Lagerstätte auf über 40 Prozent steigern“, erklärt Pünnel. Techniken dieser Art gewinnen bei der Förderung von Erdöl und Erdgas mehr und mehr an Bedeutung. Mit ihnen kann die Lebensdauer bestehender, älterer Ölfelder deutlich verlängert werden. Erdöl- und Erdgasfelder in Deutschland sind aufgrund der schwierigen geologischen Rahmenbedingungen nicht leicht zu erschließen.

Die Wintershall Holding GmbH mit Sitz in Kassel ist eine 100-prozentige Tochter der BASF in Ludwigshafen und seit mehr als 75 Jahren in der Suche und Förderung von Erdöl und Erdgas aktiv.

(Quelle: Wintershall, comcenture)

Mitten im Leben

9. November 2010

Die Nachbarstadt Rheine verfügt seit einigen Wochen über eine Jüdische Galerie – die erste überhaupt in ganz Westfalen. Man freut sich in Rheine und zieht Galerie-Vergleiche zu Berlin und New York.  Die Jüdische Galerie befindet sich im ersten Stock des Einkaufszentrums „EEC“ am Humboldtplatz
Bei der offiziellen Eröffnung der Galerie hielt die muslimische Bürgerrechtlerin Seyran Ates (Berlin) die Eröffnungsrede. „Es sollte doch eine Selbstverständlichkeit sein, dass sich Menschen aller Religionen friedlich begegnen“, sagte und kritisierte vor allem die Worte des Autors Thilo Sarrazin. „Es ist einfach nur beschämend, wenn man von irgendwelchen jüdischen Genen spricht“, sagte Ates. Die Kunst sei eine richtige Antwort auf solche Diskussionen. „Wenn ich mir heute und hier die einzelnen Bilder ansehe, dann nehme ich doch eine große Vielfalt wahr, eine Vielfalt, wie sie auch in unserer Gesellschaft existiert“, sagte Ates. Stets müsse man offen sein für andere, fremde Kulturen. Kunst sei ein wichtiges Mittel dafür, weil sie keine Grenzen kenne und weltoffen sei. „Es gibt wirklich nichts Schlimmeres als nationalistisches Denken“, betonte die Rechtsanwältin.
„Heute wird eine jüdische Galerie im katholischen Rheine mit den Worten einer türkisch-muslimischen Bürgerrechtlerin eröffnet“, sagte Norbert Kahle, Geschäftsführer der Europa-Brücke, einer der Trägerorganisationen und brachte damit Sinn und Zweck der Galerie auf den Punkt. Sie soll den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen fördern – unabhängig von der Herkunft der Künstler und der Kunstliebhaber. Passend dazu die erste Ausstellung: „Mitten im Leben“ –  eine Ausstellung mit  Werken des Berliner Künstlers Michail Schnittmann, der 1989 von Odessa nach Berlin übersiedelte.
Die Jüdische Galerie Westfalen in Rheine wurde nach dem Vorbild der Jüdischen Galerie in Berlin gegründet. Die Gesellschaft „Gemeinsam für Arbeit und Beschäftigung“ (GAB) ist zusammen mit der Europa-Brücke, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und dem Städtepartnerschaftsverein Rheine Mitgründer.  Das Ziel, jüdische Künstler in Rheine und Umgebung bekannt zu machen, war die Motivation für die Neugründung. Die erste Ausstellung in den Räumen der GAB ist allerdings nur eine Übergangslösung, bis feste Räumlichkeiten gefunden sind.
Die Ausstellung der Galerie im Einkaufszentrum am Humboldtplatz ist grundsätzlich freitags von 10.30 Uhr bis 18 Uhr, samstags von 10.30 Uhr bis 14 Uhr und sonntags von 15 Uhr bis 18 Uhr für Besucher geöffnet.
(Bild: Kunstunterricht, © Michail Schnittmann 2009)