FFF: Klimastreik heute

15. September 2023

FFF sagt zum heutigen 13. Globalen Klimastreik: „Die nächsten fünf Jahre werden vermutlich die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Wir befinden uns mitten in der Klimakrise. Deswegen müssen wir jetzt raus aus Kohle, Öl und Gas, brauchen eine echte Verkehrswende und einen Aufbruch auf allen Ebenen. Nie zuvor war es wichtiger als in diesem Jahr, dass Menschen weltweit für Klimaschutz aufstehen und zeigen, dass ehrliches, schnelles Handeln dringend notwendig ist. Daher rufen wir am 15. September den nächsten Globalen Klimastreik aus!“

Die FridaysForFuture-Position ist deutlich: „Regierungen handeln nicht. Statt versprochener “Zeitenwende” und wirksamen Maßnahmen für Klimagerechtigkeit will die Bundesregierung das Klimaschutzgesetz abschwächen und weigert sich, im Koalitionsvertrag festgeschriebene Maßnahmen wie das Klimageld umzusetzen.

Doch auch wenn Olaf Scholz und seine Regierung uns ignorieren und die fossile Industrie versucht, uns zu zermürben, wissen wir: Wir haben etwas besseres verdient! Wir haben ein Recht auf einen lebenswerten Planeten, auf eine gute Zukunft, auf sichere Jobs und eine gerechte Gesellschaft.

Wir haben dafür gesorgt, dass die aktuelle Regierung mehr Klimaversprechen gemacht hat, als jede Regierung davor. Doch die Lage ist eindeutig: Was die Ampel macht, reicht nicht aus. Bis 2030 werden – Stand jetzt – 331 Millionen Tonnen CO zu viel emittiert und das sogar bezogen auf die noch immer unzureichenden Klimaziele.“

Im Emsland sind die Aktionen überschaubar. In Lingen wie Nordhorn herrscht Fehlanzeige, die lokalen Klimagruppen dort sind nach Corona noch nicht wieder am Start. Schade!

In Meppen gibt es ab 13.30 Uhr eine Demonstration vom Windthorstplatz zum Rathaus und anschließend Infostände auf dem Windthorst-Platz. Es beteiligen sich nach jüngstem Stand die „Klimagruppe Emsland Mitte“, NABU, BI Exit 233, ADFC-Ortsgruppe, Amnesty International, BUND und Bündnis 90/Die Grünen an dem Streik. „Außerdem sind alle politischen Parteien recht herzlich eingeladen.“ Auch Femke Gödiker, Vorsitzende des Elternverein Restrisiko aus Lingen, wird sprechen.

Um 16.00 Uhr gibt es auch einen „Klimastreik“ am Arkadenhaus in Papenburg. Der Veranstalter „People for Future Papenburg“  ist vor vier Jahren aus „People for future“ und der „Fridays for future“-Bewegung hervorgegangen. PFFP vereint mehrere Organisationen, darunter Amnesty International, die Arbeitsgemeinschaft Naturschutz nördliches Emsland und südliches Ostfriesland, den Kinderschutzbund Papenburg, die Kirchen und die „Solidarische Landwirtschaft“ (Solawi) vom Hof Emsauen. Die Papenburger Veranstaltung kommt „mit einem neuen Konzept“ und präsentiert statt Demo einen „Markt der Möglichkeiten“ für den Klimaschutz.

Sonst findet in der Region an Ems und Vechte wohl nur eine lokale Aktion in Bad Bentheim der dortigen „Nachhaltigkeitsgruppe Bad Bentheim“ statt, die die Veranstaltung im Rahmen der bundesweiten „Faire Woche“ organisiert. Nach einer Begrüßung um 15 Uhr am Rathaus besteht die Möglichkeit „am offenen Mikrofon“ gemeinsam zu den Themen Klimawandel, Klimaschutz, Nachhaltigkeit und fairer Handel zu diskutieren.


Foto: FFF

Trotz des fortgesetzten Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine und ungeachtet aller Versuche, den Krieg in der Ukraine mithilfe von Wirtschaftssanktionen zu beenden, wird Lingen (Ems) immer mehr zum Drehkreuz lukrativer Geschäftsbeziehungen mit dem Kreml: Ende Mai wurde erneut Uran aus Russland nach Lingen geliefert, zudem wurde erneut eine Ausfuhrgenehmigung für weitere nukleare Brennstäbe an den russischen Bündnispartner Kasachstan erteilt, und wie das BASE jüngst bestätigte, hat ANF/Framatome erneut die Einfuhr von weiterem Uran aus Russland beantragt. Ein weiterer Antrag zur umfangreichen Kooperation zwischen ANF/Framatome Lingen und dem russischen Atomkonzern Rosatom liegt aktuell zur Bearbeitung im niedersächsischen Umweltministerium. Darauf haben regionale Umweltgruppen jetzt hingewiesen.

„Ungeachtet der Erkenntnis von Bundesumweltministerin Steffi Lemke, dass die Brennelementeproduktion in Deutschland nicht mit dem Atomausstieg vereinbar sei, ungeachtet der Atom-Sanktionen anderer Staaten gegen Russland, ungeachtet der Bekundungen aus dem Bundeswirtschaftsministerium, die Atomgeschäfte mit Russland unter Strafe stellen zu wollen, gibt es hier flächendeckend grünes Licht für die Zusammenarbeit mit dem Kreml, so Alexander Vent vom Bündnis AgiEL. „Anstatt alles zu tun, um den Krieg zu beenden, spülen wir immer mehr Geld in Putins Kriegskasse und unterstützen die nukleare Geopolitik des Kreml. Dies ist kaum fassbar und schwer zu ertragen für all die Menschen, die sich für einen baldigen Frieden in der Ukraine einsetzen“, ergänzt Femke Gödeker, Vorsitzende vom Elternverein Restrisiko Emsland.

Die Lingener Umweltorganisationen fordern die Bundesregierung dazu auf, die atomare Zusammenarbeit mit Russland umgehend zu beenden, die Anträge auf weitere Zusammenarbeit mit dem Kreml-Konzern Rosatom abzulehnen und eigenständig dauerhafte Sanktionen gegen den Uranhandel mit Russland zu verhängen.

Vor 12 Jahren, am 11. März 2011 wurden die Reaktoren von Fukushima durch den Tsunami, ausgelöst durch ein Seebeben, so beschädigt, dass es zum Super-GAU kam. In den Blöcken eins bis drei kam es zur Kernschmelze und große Mengen an radioaktiven Stoffen wurden freigesetzt.

Daran dieser Katastrophe erinnert heute der Elternverein Restrisiko in Lingen mit einem

Schweigekreis für die Opfer von Fukushima

Wann:                Heute,  Samstag 11.03.2023
Zeit:                    18 Uhr – 18:30 Uhr
Wo:                     vor dem Alten Rathaus in Lingen

Aktuell plant Japan 1,3 Millionen Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser in den Ozean abzulassen. Das Wasser enthält in großen Mengen Tritium, eine radioaktive Form von Wasserstoff, die technisch nur schwer vom Wasser abzutrennen ist. Die radioaktive Strahlung gefährdet die Gesundheit, besonders von Kindern und Schwangeren.

In Deutschland wurde in der Folge der Atomkatastrophe in Fukushima zum zweiten Mal der Atomausstieg beschlossen – nur ein halbes Jahr nachdem die damalige CDUCSU/FDP-Regierungskoalition den ersten, mit den Energiekonzernen vereinbarten Ausstieg rückgängig gemacht hatte. (mehr…)

Derzeit sind in Deutschland noch drei, sämtlich knapp 40 Jahre alte Atomkraftwerke  in Betrieb: Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2. Sie sollten am 31. Dezember 2022 heruntergefahren werden. Aufgrund der Energiekrise in der Folge des Überfalls Russlands auf die Ukraine werden die letzten  AKW in einem befristeten Streckbetrieb bis längstens 15. April 2023 weiterlaufen. Lasst uns rechnen: Das ist in 35 Tagen.

Anschließend wirddder Reaktor abgeschaltet und auf dem Kraftwerksgelände sollen wohl auch Windkraftanlagen entstehen; doch  das Zwischenlager mit seinem Atommüll bleibt  Lingen. Außerdem es besteht die (realistische) Möglichkeit, dass auch das geplante Endlager seinen Standort im Emsland finden wird. Wippingen ist da weit vorn. Die Folgen der gefährlichen Zwischentechnologie bleiben jedenfalls auch nach dem 15. April dauerhaft (!) erhalten.

Vorgestern protestierten auch Greenpeace-Aktivisten gegen die riskante Atomkraft und für den beschlossenen Ausstieg am 15. April und zwar an den drei  noch laufenden AKW Neckarwestheim, Emsland in Lingen und Isar 2 in Essenbach. Mit lichtstarken Projektoren projezierten die Umweltschützer:innen gleichzeitig an allen drei Standorten riesige, abgelaufene TÜV-Plaketten an die Kühltürme der AKW. Mit ihrer Aktion, zwei Tage vor dem Jahrestag des Reaktorunfalls in Fukushima, machten die Aktiven darauf aufmerksam, dass für die drei Atomkraftwerke 2019 eine Sicherheitsprüfung fällig war, die bis heute ausgeblieben ist:

PKW mit jahrelang abgelaufener TÜV-Plakette werden aus dem Verkehr gezogen. Genauso gehören die letzten drei Atomkraftwerke längst abgeschaltet.Saskia Reinbeck, Energie-Expertin von Greenpeace

Atomkraftwerke müssen in Deutschland in jeder Dekade einer periodischen Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden. Die letzte Prüfung der drei noch aktiven AKW in Deutschland fand 2009 statt. Nur aufgrund des gesetzlich auf den 31. Dezember 2022 festgelegten Atomausstiegs konnten die Betreiber die Kraftwerke am Netz lassen, ohne die Sicherheitsüberprüfung 2019 durchzuführen.

Dass Atomkraftwerke riskant sind, wissen wir nicht erst seit der Katastrophe von Fukushima. Ihr Weiterbetrieb ist zudem unnötig und kostet viel Geld, das in die Erneuerbaren sinnvoller investiert ist. Jeder Cent, der in Atomkraft oder fossile Energien gesteckt wird, fehlt bei der Energiewende und beim Netzausbau. Damit muss am 15. April endgültig Schluss sein.Saskia Reinbeck, Energie-Expertin von Greenpeace

Ein weiteres Problem, das Atomkraft mit sich bringt: Die EU ist zu 99,8 Prozent auf Uranimporte angewiesen (Stand 2021). Fast die Hälfte stammt laut Europäischer Atomgemeinschaft Euratom aus Russland, Kasachstan und Usbekistan. Abbau, Anreicherung und Aufbereitung, aber auch Transport des Grundstoffes Uran laufen über den russischen Staatskonzern Rosatom. Deshalb ist es richtig und überfällig, dass Deutschland endlich aus der Atomkraft aussteigt und alle Kraft und alles Geld in die Energiewende steckt. Es ist also gut und richtig, jetzt endlich auszusteigen.

• Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland
• Elternverein Restrisiko Emsland
• Ecodefense, Russland
• Réseau Sortir du nucléaire, Frankreich
• Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
• Arbeitskreis Umwelt (AKU) Schüttorf
• Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg
• Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad
• Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
• IPPNW – Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkriegs / Ärzt*innen in sozialer Verantwortung – 
diese deutschen, russischen und französischen Anti-Atomkraft-Initiativen fordern gemeinsam von der Bundesregierung und der niedersächsischen Landesregierung die Stilllegung der Brennelementefabrik Lingen sowie ein Aus für die geplante französisch-russische Atomkooperation in Lingen. Dazu rufen sie für den kommenden Samstag, 22. Januar, um 13 Uhr zu einer Kundgebung vor der Brennelementefabrik in Lingen (Ems) auf. Zugleich forderten sie gestern auf einer Pressekonferenz  auch die Stilllegung der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage in Gronau sowie eine klare Ablehnung der von der EU geplanten Einstufung von Atomkraft und Gas als „nachhaltig“ und sie wenden sich gegen den einstieg des russischen Atomkonzerns Rosatom in die Brennelementeproduktion.

Hier
Alle Infos zur Demo am 22. Januar:  
https://atomstadt-lingen.de/demo

Auf der Kundgebung an der Brennelementefabrik Lingen, Am Seitenkanal 1, werden u. a. Dr. Angelika Claußen, Cécile Lecomte, Vladimir Slivyak und Alexander Vent sprechen. Für die Musik sorgt Liedermacher Gerd Schnikel. Es gilt Maskenpflicht (FFP2).

„Die Kundgebung soll ein klares Zeichen setzen, dass die Anti-Atom-Bewegung im Emsland international vernetzt ist und entschlossen Widerstand gegen den Weiterbetrieb der Brennelementefabrik leistet. Es kann nicht sein, dass auf unbefristete Zeit von Lingen aus Risikoreaktoren in halb Europa beliefert werden. Der Atomausstieg ist in Deutschland erst vollendet, wenn auch die Brennelementefertigung in Lingen und die Urananreicherung in Gronau beendet werden,“ erklärte Alexander Vent vom Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland.

Die Brennelementefabrik Lingen wird von Framatome betrieben, einer Tochter des französischen Atomkonzerns EdF. Framatome möchte mit dem russischen Atomkonzern Rosatom ein Joint Venture eingehen, um die Zukunft der betriebswirtschaftlich maroden Uranfabrik in Lingen zu sichern. Diese Pläne untergraben den für Ende 2022 in Deutschland anvisierten Atomausstieg und sind ein gefährlicher Türöffner für die russische Atomindustrie.

Der Träger des Alternativen Nobelpreises 2021, Vladimir Slivyak, von der russischen Umweltorganisation Ecodefense, erklärte dazu in Lingen: „Wir lehnen die Beteiligung der russischen Atomindustrie an der Brennelementeproduktion in Deutschland strikt ab. Wir brauchen international ein Zeichen für den Ausbau erneuerbarer Energien – weg von Atom, Kohle und Gas. Das Beharren auf der Atomkraft ist ein gefährlicher Irrweg.“

Lingen beliefert derzeit international umstrittene Risikoreaktoren wie z. B. Tihange und Doel in Belgien, Cattenom in Frankreich, Leibstadt in der Schweiz sowie Olkiluoto 3 in Finnland. Auch der niederländische Reaktor Borssele wird von Lingen beliefert.

Kritik am Weiterbetrieb der Brennelementefabrik sowie der französischen Atompolitik kommt von Cécile Lecomte vom französischen Netzwerk Réseau Sortir du nucléaire: „Präsident Macron kündigte im Herbst 2021 den Bau von neuen Atomreaktoren an. Zugleich wird vom französischen Netzbetreiber RTE vor einem möglichen Blackout in der Stromversorgung des Landes bei der nächsten Kältewelle gewarnt, weil die Atomkraftwerke Strom nicht zuverlässig liefern. Es wird aber suggeriert, der Bau von neuen Reaktoren könne sowohl das Versorgungs- als auch das Klimaproblem lösen. Dem ist nicht so. Das Geld fließt in eine Technologie, die das Klimaproblem nicht lösen kann und zugleich den Ausbau der erneuerbaren Energien blockiert. Mit den Brennelement-Exporten nach Frankreich unterstützt der Standort Lingen diese verkehrte Politik.“

Scharfe Kritik an der angestrebten Förderung von Atomkraft im Rahmen der neuen EU-Taxonomie äußerte Dr. Angelika Claußen, Europa-Vorsitzende der Friedensnobelpreisträgerin IPPNW: „Bei der EU-Taxonomie geht es um milliardenschwere Fördertöpfe. Präsident Macron will der Atomenergie ein grünes Label verschaffen. Doch in Wirklichkeit geht es um die Modernisierung von Frankreichs Atomwaffen. Das zeigt ein Zitat aus Macrons Rede bei seinem Besuch 2020 in der Atomschmiede le Creusot: „Ohne zivile Atomenergie gibt es keine militärische Nutzung und ohne militärische Nutzung gibt es keine zivile Atomenergie.“ Im Klartext: Ohne eine Atomwirtschaft auf dem neuesten technischen Stand kann Frankreich sein Atomwaffenarsenal nicht weiter ausbauen und modernisieren. Und Framatome hier in Lingen ist Bestandteil dieser Politik.“

Die Initiativen und Verbände lehnen zudem die aktuellen Neubaupläne für Atomreaktoren in den benachbarten Niederlanden ab und fordern die umgehende Abschaltung der verbliebenen drei AKW in Deutschland, darunter auch das AKW Emsland in Lingen.

Tschernobyl-Tag

26. April 2021

35 Jahre sind heute seit dem GAU im ukrainischen Tschernobyl vergangen. Daran erinnern in unserer Stadt die aktiven atomkraftkritischen Vereine – allen voran der Elternverein Restrisiko, der 1986 gegründet wurde, nachdem es damals die Lingener Stadtverwaltung und die CDU ablehnten, die LingenerInnen über die aktuellen Strahlungswerte auch nur zu informieren. Sie treffen sich am Tschernobyl-Tag

um  17.00 Uhr am Bahnhof

um dann nach einem Gag durch die Innenstadt von 18 – 18.30 Uhr in einem

Schweigekreis
am Historischen Rathaus

der Opfer dieser Katastrophe mit einem Schweigekreis zu gedenken. Vereinsvorsitzender Gerd Otten: „Solange in Lingen noch ein AKW in Betrieb ist und uns Bürger gefährdet, wollen wir der Opfer der Atomindustrie gedenken und gegen den Weiterbetrieb der Atomanlagen in Lingen protestieren.“

Jederzeit könne auch bei uns ein GAU geschehen, schreibt Otten. Wie an dem baugleichen Atomreaktor in Neckarwestheim seien in Lingen die gleichen Wärmetauscher verbaut. „In Neckarwestheim ist festgestellt worden, dass die viele Rohre dieses Wärmetauschers erhebliche an Wanddicke verloren haben. Daher wurden dort alle Rohre überprüft.  In Lingen sind nur wenige Rohre vermessen worden   und man hat daraus geschlossen, dass der Rest noch ausreichend Wanddicke hat. Bei der Atomtechnik ist solch ein Vorgehen unverantwortlich.“

Gerd Otten: „Daneben zeigt die Entwicklung um die Brennelementefabrik in die falsche Richtung. Präsident Wladimir Putin (Russland) und Präsident Emanuel Macron (Frankreich) haben vereinbart, künftig in Lingen (Deutschland) gemeinsam Brennelemente herzustellen. ANF hat die Genehmigung beantragt. Eigentlich hat doch Europa nach der Annexion der Krim ein Wirtschaftsembargo gegen Russland verhängt. Hier aber wird nun zusammengearbeitet. Als Grüne und Linke genaueres über den Deal wissen wollten, wurde der Punkt von der Tagesordnung des Umweltausschusses des Deutschen Bundestages genommen und die Angelegenheit als Verschlusssache deklariert.“

„Dürfen wir in Lingen nicht wissen, was geschieht?“

Zu der Veranstaltung am heutigen Montag rufen der BUND, AgiEL, Bündnis’90/Die Grünen und der Elternverein Restrisiko auf.

Bekanntlich will die Betreiberin der Lingener Brennelementefabrik, der französische Framatome-Konzern, den Einstieg des russischen Atomkonzerns Rosatom in die eigene Brennelementeproduktion. Zu diesem geplanten Geschäft zwischen den beide internationalen Konzernen für die Produktion von nuklearen Brennelementen im Lingener Werk ANF sind am Wochenede weitere Details bekann geworden. Jetzt regt sich Widerstand:

Wie DER SPIEGEL am Wochenende berichtete,sollen 25% des Lingener Unternehmens an TVEL, ein Tochterunternehmen des russischen Staatskonzerns Rosatom, verkauft werden. Für ANF, deren Auslastung bei der Produktion von Brennelementen in den letzten Jahren nach eigenen Angaben bei nur 30% bis 40% lag und deren Betrieb in den vergangenen Jahren wirtschaftlich oft nur durch „Verlustübernahmen“ ermöglicht werden konnte, ist der Russland-Deal ein willkommenes Rettungsmanöver.

Rosatom produziert aber nicht nur für die zivile Nutzung der Atomkraft, sondern leitet auch die militärische Atomindustrie des Landes. Verflechtungen gibt es auch mit der Politik: dem Medienbericht zufolge stammt das radioaktive Gift Polonium-210, mit dem der russische Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko 2006 ermordet wurde, mutmaßlich aus dem TVEL-Standort Majak.

Die Entscheidung über das Atomgeschäft liegt nun beim Bundeswirtschaftsministerium, das die Angelegenheit nach Anfrage von Bundestagsabgeordneten allerdings zur Geheimsache erklärt hat.

„Wenn man bedenkt, dass Russland in den letzten Jahren hunderte Tonnen Atommüll von der Uranfabrik Urenco aus dem westfälischen Gronau angenommen hat erscheint eine Entscheidung des BMWi gegen den russischen Einstieg in Lingen aber eher unwahrscheinlich“, so Alexander Vent vom Antiatom-Bündnis Bündnis AgiEL. „Es ist zu befürchten, dass der sogenannte Atomausstieg in Lingen nicht stattfinden wird. Ganz im Gegenteil, die Atomindustrie wird hier sogar weiter ausgebaut.“

„Was wollen die Atomkonzerne und die Bundesregierung vor der Öffentlichkeit verbergen?“ fragt Heide Maria Kuhnert (Bündnis AgiEL). „Die Bürgerinnen und Bürger haben doch ein berechtigtes Interesse daran zu erfahren, welche Atom-Pläne Frankreich und Russland in unserer Stadt haben. Viele glauben immer noch, mit dem Aus des AKW Ende 2022 wäre die Atomindustrie in Lingen Geschichte, doch das ist leider völlig falsch. Lingen bleibt vom Atomausstieg ausgenommen, die Pläne der Atomfirmen sind geheim, die Öffentlichkeit soll möglichst gar nichts darüber erfahren, was hier wirklich los ist“, so Kuhnert weiter. „Die Bevölkerung darf aber nicht ausgeschlossen werden, wenn es um ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Stadt geht!“

Alexander Vent ergänzt: „Wir haben nach den verheerenden Atomkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima erkannt, dass Atomkraft nicht beherrschbar ist. Der bundesdeutsche Entschluss zum Atomausstieg war die einzig richtige Konsequenz. Wenn framatome und bald auch Rosatom dafür sorgen, dass Atomkraftwerke in aller Welt, und seien sie noch so alt und marode wie die Meiler in Doel und Tihange (Belgien), Borssele (Niederlande) und Leibstadt (Schweiz), mit nuklearem Brennstoff „made in Lingen“ versorgt werden, dann ist der sogenannte Ausstieg nichts weiter als eine Farce und an Verantwortungslosigkeit kaum zu übertreffen.“

„Anstatt hier Zukunftspläne für neue Geschäfte zugunsten der französischen und russischen Atomindustrie zu schmieden müssen die Brennelementefabrik in Lingen und die Uranfabrik im nahegelegenen Gronau endgültig geschlossen werden! Wir werden deshalb zeitnah zu neuen Protesten aufrufen,“ so Gerd Otten vom Elternverein Restrisiko Emsland.

Am Mittwoch, 21.4.2021, 15Uhr, findet vor der „Halle IV“ an der Kaiserstaße in Lingen eine Protestaktion gegen den Atom-Deal mit Russland und für einen konsequenten Atomausstieg auch in Lingen statt. Bündnis AgiEL und Elternverein Restrisiko Emsland rufen die Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme auf.

(Quellen: SPIEGEL, PM)

 

Fukushima-Schweigekreis

11. März 2021

Mit einem Schweigekreis auf dem Lingener Marktplatz erinnern am Donnerstag, 11. März Atomkraftgegner an die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima vor zehn Jahren. „Die Katastrophe in Fukushima und ihre anhaltenden Folgen dürfen nicht in Vergessenheit geraten“, erklärte Gerd Otten vom Elternverein Restrisiko und listete auf:

  • „Wer die letzten Monate das Geschehen um die Atomkraft verfolgt hat, konnte feststellen, dass neuerdings Werbung für den Bau neuer Atomkraftwerke gemacht wird.  Dafür  wurde auch auf dem Marktplatz in Lingen geworben.
  • In Frankreich wurde die Laufzeit der AKWs von 40 auf 50 Jahre angehoben, obwohl die Anlagen nur für 40 Jahre ausgelegt sind und  ohne die Sicherheitsbedenken der Kritiker überhaupt anzuhören.
  • Im Bundeswirtschaftsministerium arbeitet ein Mitarbeiter, der Vorsitzender eines Vereines mit Industrienähe ist, der Kläger gegen Windkraftanlagen finanziell unterstützt und so die Energiewende hintertreibt.
  • Aus Gronau wird Atommüll nah Russland verfrachtet, obwohl kein Atommüll exportiert werden darf: Er wird als Wertstoff deklariert.
  • Das Brennelementeunternehmen ANF beantragt in den letzten Tagen die Genehmigung für eine Kooperation mit Russland zur Brennelemente-Herstellung. Frankreich und Russland wollen also eine Atomanlage in Deutschland mit Duldung der deutschen Regierung betreiben.
  • Die niedersächsische und deutsche Atomaufsicht handelte nicht, als ANF Brennelemente trotz eines schwebenden Verfahrens an marode Reaktoren in Nachbarländer transportiert. Das Bundesumweltministerium war entsetzt, es passierte aber nichts.
  • Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD steht, dass man in dieser Wahlperiode ein Gesetz auf den Weg bringen wollte, dass solche Exporte verbietet. Das ist aufgegeben.
  • Deutsche Energieversorger wie RWE bauen in England ein neues AKW und haben eine Absichtserklärung für den Bau vieler kleiner AKW unterzeichnet und die deutsche Regierung schweigt dazu, obwohl der Atomstrom viel teurer ist als Strom aus regenerativen Anlagen.“

Otten: „Im Moment können wir sagen, ab Ende 2022 betreiben wir kein AKW mehr. Aber – in Eemshaven am Dollart wollen die Niederländer ein neues bauen. Was bleibt vom  Atomausstieg?“

Der Schweigekreis findet heute von 18 – 18.30 Uhr vor dem historischen Rathaus statt.

Frechheit

11. Dezember 2018

In der Brennelementefabrik hat es am vergangenen Donnerstag einen weiteren Störfall gegeben. Es brannte dort und mehr als 150 Feuerwehrleute von Lingen bis Osnabrück wurden alarmiert, obwohl es -wie es sofort hieß- keine Gefährdung der Bevölkerung gegeben hat. Wir alle kennen diese Beschwichtigungen.

Der BUND und der Elternverein Restrisiko Emsland e.V. wollten Deshalb am kommenden Donnerstag eine Mahnwache vor dem Neuen Rathaus veranstalten. Mit der Behauptung, bei dem Platz handele es sich nicht um einen öffentlichen Raum, hat die Stadtverwaltung in Lingen diese Anmeldung zurückgewiesen. Diese Aussage der Stadtverwaltung ist aber unwahr und glatt gelogen. Es hat Dutzende Demonstrationen und Manifestationen vor dem Neuen Rathaus gegeben, von den Demonstrationen gegen die kommunale Gebietsreform 1977 über die öffentliche Manifestation für den Erhalt des Bundeswehrstandorts Lingen bis zum Empfang des Vizeweltmeisters über 400m Ingo Schulz bis zu zahlreichen Karneval-Rathausstürmungen, die Übergabe von Geschenken durch die Kivelinge und jährliche Konzerte im Rahmen des Altstadtfestes. Die Ablehnung ist also ausgesprochener Unfug. Der Platz ist öffentlicher Raum. Punkt. Ich habe deshalb gestern Abend gegen den verantwortlichen Mitarbeiter (m/w) in der Stadtverwaltung Dienstaufsichtsbeschwerde erhoben. Man darf nämlich derartige Attacken gegen die verfassungsrechtlich garantierte Demonstrationsfreiheit nicht zulassen und muss die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.

Gerd Otten (Elternverein Restrisiko Emsland) sagt: „Die Stadt Lingen hat uns verboten, vor dem Neuen Rathaus die Mahnwache durchzuführen. Der Platz gehöre der Stadt und sei kein öffentlicher Raum. Das ist eine Frechheit und zeigt, das der Stadt die Arbeitsplätze wichtiger sind als die Unversehrtheit der Bürger. Daher müssen wir eindrücklich zeigen, dass Framatom oder ANF oder Exxon dicht gemacht wird.“

Die Organisatoren kritisieren: „Nachdem es am vergangenen Donnerstag,  6.12.2018 in der Lingener Brennelementefabrik Framatome (ANF) gebrannt hat, wurde tags darauf gemeldet, es sei ein Brand in einer Lüftungsanlage gewesen und nuklearen Bereiche seien nicht betroffen.  Am Samstag, den 8.12.2018 hieß es dann, es sei doch zu einem Brand in  einem nuklearen Teil der Anlage, einem Verdampfer gekommen, aber es sei keine Radioaktivität freigesetzt worden. Dies muss aber erst noch durch Messungen in der nächsten Zeit belegt werden. Richtig hätte die Meldung am Samstag geheißen, es sei bisher keine freigesetzte Radioaktivität bei den Messungen festgestellt worden.“ [mehr…]

Otten ergänzt: „Mit den vielen Störfällen der letzten Zeit hat die Firma bewiesen, dass ein sicherer Betrieb, was auch immer das heißen mag, nicht möglich ist. Daher muss ANF jetzt endgültig für immer geschlossen bleiben. Das Risiko ist für die Bevölkerung in Lingen und Umgebung nicht hinnehmbar.“

Seit gestern rufen der BUND und der Elternverein  Restrisiko Emsland eV daher nun zu einer „Mahnwache auf dem Bahnhofsvorplatz am Donnerstag, den 13.12.2018 in der Zeit von 16 bis 17 Uhr  unter dem Motto auf,  Schluss mit den Atomanlagen in Lingen.“

Kompakt

2. Mai 2018

Den 32. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl nahmen Umweltschützer in Lingen zum Anlass, mit einem „Schweigekreis“ an die weiterhin weltweit drohenden Gefahren durch die Nutzung der Atomkraft zu erinnern. „An Tschernobyl kann man sehen, wie die Menschen verheizt wurden. Vor 32 Jahren explodierte der Reaktor in der Ukraine und die radioaktive Wolke hat die Menschen vor Ort aber auch uns verstrahlt. Viel Tote, hunderttausende, viel Kranke und ein riesiges Gebiet, das unbewohnbar wurde“, so Gerd Otten vom Elternverein Restrisiko, einem Verein, der vor Jahren mit dem Umweltpreis der Stadt Lingen (ems) ausgezeichnet wurde und über lange Zeit die radioaktiven Belastungen von Nahrungsmitteln selbst gemessen hat.

Otten erläuterte, dass auch Menschen um Lingen herum weiterhin durch das AKW Lingen II mit dem Risiko leben, obwohl bekannt sei, dass der Atomstrom teuer ist und andere Energiearten den Strom mit viel weniger Risiko erzeugen können. Außerdem gebe es bislang immer noch kein Endlager. Ferner erinnerte Otten an die 600 000 Menschen, die in der nähren Abluftfahne der Atomkraftwerke Tihange und Doel wohnen. Bei einem Unfall würde die Wolke auch das Emsland treffen. Dort habe man 2012 festgestellt, dass der Reaktordruckbehälter in Doel viele tausend Risse hat.

Auf besonderen Unmut bei den Demonstranten stieß die Meldung, dass das Verfassungsgericht den AKW Betreibern zugestanden habe, dass sie für das Abschalten der Atomkraftwerke entschädigt werden [mehr…]. „Eine Option – so Wirtschaftsminister Peter Altmeier – bei den Verhandlungen mit EON und  RWE usw. ist die Verlängerung der Laufzeiten. Es ist schlimm, dass man eine erneute Laufzeitverlängerung überhaupt in Erwägung zieht“, so Gerd Otten. Umrahmt wurde die Veranstaltung durch Musikerinnen aus Haren, die mit ihren Gitarren die Protestsongs begleiteten.

Am 9.6.2018 wird in Lingen eine Demonstration gegen den Betrieb des AKW’s und die Herstellung der Brennelemente  stattfinden.

 

(Text: Presseerklärung des Elternvereins Restrisiko Emsland; Ausriss: LT-Kompakt-Presseveröffentlichung vom 30.04. daraus)

fünf Jahre her

11. März 2016

atomkraftneindankeHeute ist es fünf Jahre her, dass es in Fukushima nach einem Tsunami zu einem Super-Gau kam. Daher veranstalten der Elternverein Restrisiko Emsland e.V, der BUND und andere Gruppen einen Schweigekreis zum Gedenken an die Opfer dieser Katastrophe. Auf dem Lingener Marktplatz vor dem Alten Rathaus – von 18 Uhr bis 18.30 Uhr.

Die Veranstalter bitten darum, Freunde und Nachbarn zu informieren, „damit wir deutlich zeigen können, dass die zivile Nutzung der Atomkraft nicht mit dem Grundsatz auf ein unversehrtes Leben vereinbar ist und Lingen II abgeschaltet werden muss.“

Was ein Super-GAU bedeutet, zeigte der ARD-WELTSPIEGEL am letzten Sonntag. Der Beitrag zeigt, dass Atomkraft nicht beherrschbar ist, „weil am 11. März 2011 das Restrisiko die Hauptrolle übernahm.“