Showroom

23. August 2011

Eine erwähnenswerte Wahlkampfveranstaltung hat es gestern Nachmittag in Emsbüren gegeben. Ursula von der Leyern, CDU-Arbeitsministerin im Kabinett Merkel, hielt ihre Standardrede mit dem verschwurbelten Titel „Starke Familie – fairer Arbeitsmarkt – gelingendes Miteinander“ vor gut 250 Besuchern.  Bloß wurde der Wahlkampfauftritt drei Wochen vor den Kommunalwahlen im Rahmen der von der Leyen’schen Wahlkampfreise nach Westniedersachsen nicht durch die lokale CDU organisert (und bezahlt). Beides  erledigten zwei CDU-Umfeldorganisationen, die Katholische Frauengemeinschaft und die Kolpingfamilie Emsbüren. Diese Art der unverhohlenen Wahlkampfführung katholischer Verbände für die CDU hat hierzulande eine mehr als 60-jährige Tradition. Bis hin zu vielen unsäglichen Predigten von der Kanzel, die Gläubigen sollten CDU oder jedenfalls „christliche Parteien“ wählen. Da wurde dann auch schon mal in den Fürbitten für die „verirrten Schäflein“ die Hilfe Gottes erfleht, wenn in der 100%-CDU-Gemeinde unverhofft SPD-Stimmen auftauchten. Weil die ihnen drohende soziale Isolation in der Gemeinde für derlei Polit-Abweichler meist alles andere als lustig war, schwiegen sie regelmäßig über ihre politische Veranlagung.

Kopf schüttelnd könnte man über die im ländlichen Emsland bis heute noch als völlig normal empfundene CDU-Wahlkampfhilfe der K-Gruppen um Kolping & Co hinweg gehen, hätte es gestern in Emsbüren nicht noch etwas ganz Besonderes gegeben: Womöglich hatte jenes höhere Wesen, das wir verehren, etwas gegen seine  – inhaltlich ohnehin schwerlich nachvollziehbare – Vereinnahmung für die Union und ließ es regnen. Da, „als ein Schauer drohte“, weiß die Lokalzeitung LT, lud der hilfreiche  Pfarrer Thomas Burke flugs  die im Pfarrgarten wahlkämpfende Politikerin und ihre Besucher in die benachbarte  Pfarrkriche St Andreas ein. Die LT veröffentlicht ein Foto der strahlenden von der Leyen mit Mikrofon vor dem Hochaltar der alt-ehrwürdigen Emsbürener Kirche. Unverfrorener geht’s kaum: Eine CDU-Wahlkampfrede in einer dafür bereit gestellten Kirche.

ps Anschließend präsentierte von der Leyen übrigens ihre Standardrede (Titel jetzt „Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft“) im Verbreitungsgebiet der nächsten Regionalzeitung („Grafschafter Nachrichten“) und da sozusagen in einem modernen Tempel – „im Audi-Showroom der Grafschafter Autozentrale an der Bentheimer Straße in Nordhorn“ (GN).

(Foto: St. Andreas Kirche Emsbüren; © Joachim K. Löckener CC)

Ramadan

23. August 2011

Anfang kommender Woche (am 29. ) geht der Ramadan mit einem großen Fest zu Ende. Das hat jetzt Auswirkungen auf ostfriesische Fischer.  Sie und die anderen Krabbenfischer an der Nordsee müssen nämlich wegen dieses Festes zum Ende des islamischen Fastenmonats für eine Woche pausieren. Der Grund? Bekanntlich werden die Krabben in Marokko gepult.  – also hier gefangen, nach dem Fang tiefgefroren, per Lkw nach Marokko transportiert, dort aufgetaut und geschält und wieder tiefgefroren und zu den Abnehmern gebracht.

Die Angestellten in den Krabbenpul-Zentren in Marokko haben während des als Zuckerfest bekannten, mehrtägigen Festes zum Ende des Ramadan  frei, wie der Verband der deutschen Kutter- und Küstenfischer in Hamburg jetzt erläuterte. Es sei nämlich einer der höchsten islamischen Feiertage. Weil deshalb in Nordafrika nicht gepult werde, habe der niederländische Großhändler Helploeg, an den auch fast alle deutschen Krabbenfischer liefern, seit gestern eine einwöchige Fangpause angesetzt.

Das Zuckerfest  feiern Muslime überall auf der Welt; allerdings unterscheiden sich die Termine aufgrund der unter Umständen von regionalen astronomischen Gegebenheiten abhängigen Berechnung teilweise von Land zu Land.