Würde

15. Juli 2013

Bildschirmfoto 2013-07-15 um 00.14.33Am Samstag ist in Papenburg ein altes Haus abgebrannt, in dem Leiharbeiter der Meyer-Werft zu leben hatten. Es habe 30 Rumänen als Unterkunft gedient, weiß der NDR. Zwei von ihnen, 32 und 45 Jahre alt, sind tot, erstickt, verbrannt. Am helllichten Tag.

Gerhard Kreuter kommentierte am Sonntag bei der Emszeitung (NOZ-Ausgabe):
Ohne die Brandursache zu kennen, steht für mich fest dass, wenn soviele Menschen in einem Wohnhaus zusammen leben und dieses alte Haus nur noch dem Kommerz diente, die Gefahr von Bränden sehr groß ist.
Es ist Zeit zu hinterfragen an wie vielen Stellen in Papenburg und im Emsland ebenfalls derart viele Menschen mit minimalem Wohnraum auskommen müssen.
Auch im „seriösen“ Friederikenstift wird Wohnungsüberbelegung mit Monteuren von den Senioren kritisiert. Es ist Zeit, dass diese vermuteten Missstände auf den Tisch kommen und der Landkreis Emsland bzw. die Stadt Papenburg Kontrollen durchführt.
Es ist keine Frage, dass die Behörden, die Kommunen und Kreise kontrollieren müssen, wenn es um die Einhaltung von Wohnstandards im Allgemeinen oder Brandschutz im Besonderen  geht. Ob sie es getan haben? Man darf auf das Ergebnis der Ermittlungen in Papenburg gespannt sein. Immerhin hat schon NOZ-Mann Dirk Fisser recherchiert, dass im Landkreis Emsland die Vorgaben zur Unterbringung von Arbeitnehmern die schwächsten in West-Niedersachsen sind. Als sich der emsländische Kreistag nach Berichten aus Sögel noch einmal mit dem Thema befasste, hat er  „allerdings nur mehr oder weniger den Status Quo manifestiert“. [mehr…]. Es ist natürlich auch notwendig, dass sich der Rat unserer Stadt mit unseren, in Lingen im Schlachthof arbeitenden Leiharbeitern befasst und schnellstens Mindeststandards verabschiedet, wie ihre Wohnungen (nicht: Unterkünfte) sein sollen.
 
Doch in Wahrheit geht es angesichts der sichtbaren Ausbeutung von Leiharbeitern (nicht „Monteure“, wie  bisweilen schönfärberisch formuliert wird) auf der Meyer-Werft, im Garten- und Gemüsebau und in den Schlachthöfen um die Würde der Menschen, die hier arbeiten. Betriebe, die im großen Stil Leiharbeiter beschäftigen, wie beispielsweise die Meyer-Werft haben für die Unterbringung ihrer Leiharbeiter unmittelbare Verantwortung, genauso wie der westfälische Wurstfabrikant und Schalke04-Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies Verantwortung für die Eimermenschen im Schlachthof Sögel hat. Bisher aber betreiben die Unternehmen nach meinem Eindruck vor allem betriebswirtschaftliches Wegschauen und ihre Unternehmerverbände schweigen genauso wie die Handwerkskammern und die IHK. Das ist schäbig oder, um es etwas feiner auszudrücken, es wird ihrer Verantwortung nicht gerecht. Und unser aller auch nicht.
 
(Foto © Henrik Hille, ev1.tv)
 
 

2 Antworten to “Würde”

  1. peter hensen said

    Die armen ausgebeuteten und zusammengepferchten Menschen können einem wirklich Leid tun.Ich habe erfahren, das z.B. auch in der Hahnemannstraße in Lingen acht Rumänen(Fleischer) in einer Wohnung zusammen zusammen leben.

  2. Birgit Kemmer said

    Nicht nur in Lingen auch in Emsbüren überall im Emsland, Zeit aufzuräumen das geht aber nur mit Politik, Gewerkschaft und Kirchen

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