Atomausstieg

15. April 2024

Heute vor einem Jahr wurde das AKW Emsland abgeschaltet. Für mich war dies ein zutiefst beruhigender, fast beglückender Moment; denn bis dahin lebte unsere Stadt in einem, wie ich es immer genannt habe, faustischen Pakt mit der Atomkraft. Faust wollte mit Mephistos Hilfe zwei Dinge erlangen: Allwissenheit und Allmacht. Was versprach die Atomkraft? Exakt dasselbe. Auch der Preis wäre genau derselbe gewesen: für Faust das Wichtigste, was er im Leben besaß, nämlich seine Seele, für uns Wohlstand und Geld. Es ist gut, dass das AKW im Niederdarmer Sand in Lingen (Ems) seit 366 Tagen Geschichte ist und dass es dort dann doch keinen GAU oder Super-GAU gab wie an anderen Wallfahrtsorten der „friedlichen“ Kernspaltung. Was geblieben ist und was Jahrtausende bleiben wird, ist der Atommüll, von dem niemand weiß, wie damit umzugehen ist. Dieser Teil des faustischen Paktes ist uns geblieben und bleibt uns für ganz lange Zeit.

Ansonsten haben sich keine der Kassandra-Rufe bewahrheitet, mit denen sich im April 2023 die Konservativen und ihre publizistischen Helfershelfer  hervortaten. Das hat wissenschaftlich Bruno Burger verdienstvoll rarbeitet, der einen ewig erscheinenden Streit zu versachlichen sucht – und daran verzweifelt, wie sehr die Fakten verdreht werden (mehr in der SZ (€)). Alles andere hat heute Robert Habeck zusammengefasst – in seiner bekannten, durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Klarheit. Schaut mal:

 

„Geheimplan gegen Deutschland“
Szenische Lesung
Nordhorn, St. Augustinus, Burgstr. 12
Dienstag, 16.04.2024 – 19.30 Uhr
(Einlass 19 Uhr)
Kein Eintritt, um Spenden wird gebeten

Im November 2023 hatten sich AfD-Vertreter nahe Potsdam getroffen. Wie das Recherchenetzwerk „Correctiv“ veröffentlichte, wollten die Teilnehmer Migranten ausweisen – mit oder ohne deutschen Pass. Nur wenige Wochen später brachte Kay Voges, Regisseur und Intendant des Volkstheaters Wien, die Recherche als Koproduktion des Berliner Ensembles in Form einer szenischen Lesung auf die Bühne. Diese Lese-Inszenierung wird umgesetzt vom Kammertheater „Der Kleine Bühnenboden“ aus Münster (Foto (c) St. Augustinus).

Mit der Aufführung „Geheimplan gegen Deutschland“ wird zum Gedankengut der neuen Rechten aufgeklärt. Weitere Infos unter www.katholisch-in-nordhorn.

Kunst im Emsland

15. April 2024

Noch bis zum 4. August 2024:
Kunst im Emsland – Eine Zeitreise von 1866 bis 1973

26781 Aschendorf  – Gut Altenkamp, Am Altenkamp 1
Di – So  10- 17 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 3,50 €, Kinder 1,50 €

„Kunst im Emsland – Eine Zeitreise von 1866 bis 1973“ “ lädt dazu ein, in die faszinierende Welt der regionalen Kunstgeschichte einzutauchen und die vielfältigen künstlerischen Perspektiven auf das Emsland zu entdecken. Die Macher:

Eine Spurensuche …

… nach Werken, die zwischen 1866 und 1972 entstanden.

Gut hundert Jahre Kunst sind über hundert Jahre Geschichte: Den Anfang 1866 markiert die Zugehörigkeit zum Königreich Preußen. Über Hannover ist das Emsland bereits mit der Eisenbahn erreichbar. Bald bietet der Dortmund-Ems-Kanal eine Verbindung ins Ruhrgebiet. Die Haupterwerbsquelle bleibt noch lange die Landwirtschaft. Torfabbau und Moorkolonisation erschließen weiterhin neue Flächen. Erdölfunde wecken die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. Doch die Zeiten sind geprägt von zwei Weltkriegen und nach 1945 kommen Tausende Geflüchtete aus den Ostgebieten ins Emsland. Im Mai 1950 beschließt der Bundestag den Emslandplan.

Die A 31 wird 1966 in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. Neue Siedlungen und Industriegebiete werden zügig erschlossen. „Wohin soll die Entwicklung führen?“ Diese Frage stellt sich heute.

… nach Künstlern, die ihr Leben oder einen Teil davon hier verbrachten; nach Künstlerinnen, deren Werke mitunter nur im Verborgenen blieben.

Die einen waren hier geboren, fühlten sich der Landschaft verbunden. Andere kamen zu Besuch, fanden ihr Thema und gingen wieder fort. Von ihnen kehrten manche immer wieder, einige blieben im Emsland. Andere wiederum hielten sich nur gezwungener Maßen hier auf, wie zwischen 1933 und 1945 die Gefangenen in den Emslandlagern oder die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten nach 1945.

… nach Werken, die das Leben auf dem Lande und in den Städten zeigen.

Sie entstanden im Atelier, in der Schule oder draußen in der Landschaft, aber auch im Barackenlager, in der Behelfsunterkunft oder in einer Scheune. Sie hingen in Wohnstuben, Museen und öffentlichen Gebäuden. Oder sie wurden heimlich, nicht ohne Gefahr, aus dem Lager herausgeschmuggelt. Immer spiegelt sich in ihnen der Geist sich wandelnder Lebenswirklichkeiten. Manchmal bezeugen sie Faszination, Lebensfreude und Glück. Sie sind aber auch Ausdruck von menschlichem Leid, verzweifelter Not und Unterdrückung.

… nach dem Was, Wer, Wie, Wo und Wann im Emsland künstlerisch wirkt(e).

Nachgefragt wurde bei den Heimatvereinen, in den Museen und öffentlichen Einrichtungen. Auf einen Presseaufruf meldeten sich Familien und Sammler. Gefunden wurden emsländische Erlebnisse aus Sicht der Kunstschaffenden. Dazu gehörten Geschichten, die über ihr Leben und Wirken erzählt wurden. Ein besonderes Anliegen der Ausstellung ist, nicht nur die Künstlerinnen und Künstler zu präsentieren, die in der Region nachhaltig bekannt geworden sind, sondern auch die vielen Talente, deren Werk aus unterschiedlichen Gründen fast in Vergessenheit geraten ist.

Die am Freitag eröffnete Ausstellung versammelt Kunstschaffende aus dem Emsland, ihre Kunst und ihre Geschichte(n). Mit über 150 Werken von 60 Künstlerinnen und Künstlern präsentieren die Kuratorinnen auf Gut Altenkamp einen facettenreichen Einblick in die Kunstlandschaft und Regionalgeschichte des Emslandes. Zusammengetragen wurde ein reichhaltiges Material über die Künstlerinnen und Künstler dieser Zeit.

Während der Ausstellungszeit ist das Café am Wochenende geöffnet und bietet hausgemachten Kuchen und Kaffeespezialitäten an.
Foto oben: Ausstellungsaufbau; Foto unten: Bernhard Funke, Landschaft


-> Das Haus Altenkamp wird als Burgmannensitz eines dort ansässigen Zweigs der Herren von Düthe erstmals 1394 erwähnt, als diese Haus Tunxdorf erwarben. 1601 starb der Zweig der Herren von Dünthe-Altenkamp aus und die Burg ging an die Linie von Düthe-Fresenburg. 1687 starb auch diese Linie aus und deren Besitztümer ging an den damaligen Schwiegersohn Johann Caspar von der Ruhr. Dessen Tod 1687 bedeutete das Ende der gemeinsamen Geschichte der Häuser Altenkamp und Tunxdorf, denn bei der Aufteilung des Besitzes unter den Söhnen Johann Caspar und Gerhard Tieman von der Ruhr fiel Altenkamp an Gerhard Tiemann.

Aus finanziellen Gründen verkaufte dieser Altenkamp 1723 an Hermann Anton von Velen, den Drosten des Emslandes. In dessen Auftrag schuf in den Jahren 1728 bis 1732 der Architekt Peter Pictorius das Herrenhaus Altenkamp im Stil des niederländischen und norddeutschen Barock, reich ausgestattet und kunstvoll gestaltet, mit einem beeindruckenden Lustgarten als Sitz des emsländischen Drosten.

Nach dem Erwerb 1981 und der Sanierung des Denkmals durch die Stadt Papenburg dienen die repräsentativen Räume als überregionales Ausstellungszentrum für herausragende kultur- und kunstgeschichtliche Ausstellungen.

Gut Altenkamp liegt nur wenige Schritte östlich des Bahnhofs Aschendorf, der stündlich mit den RE15-Zügen von Süde und Norden erreichbar ist