Antisemitismus

12. April 2024

AthletInnen weltweit freuen sich auf die Olympischen Spiele in Paris und die sich ab dem 28. August anschließenden Paralympics, die Olympischen Spiele für Menschen mit körperlicher Behinderung und deren wichtigstes und größtes Sportereignis. Für die Spiele in Paris ist auch die israelische Frauenmannschaft für Goalball- eine der beliebtesten Sportarten für sehbehinderte Menschen  – qualifiziert.

Das Israelische Paralympische Komitee wollte nun 50 Goalbälle (eine Art Volleyball mit Glocken darin) beim weltweit einzigen Hersteller kaufen, der KSG GmbH im niedersächsischen Bad Essen. Doch die Firma weigert sich bisher. Der Boykott entspräche „unseren Prinzipien und Unterstützungsbemühungen für eine friedliche Lösung des Konfliktes“, teilte die KSG dem Komitee in einem Schreiben mit, über das die FAZ zuerst berichtete und das  der Zeitung vorliegt. Denn, so das Unternehmen weiter, „die Weigerung Israel mit Bällen zu versorgen wird dem regionalen Frieden dienen.“

Wie die israelische Zeitung »Haaretz« berichtet, hat das israelische Paralympische Komitee schon Protestbriefe an seinen Dachverband, den israelischen Sportminister Miki Zohar und Steffen Seibert, Deutschlands Botschafter in Israel verschickt. „Es ist unverständlich, dass das Unternehmen der Möglichkeit der Athleten schaden muss, professionell zu werden, an Wettbewerben teilzunehmen und den regionalen Frieden zu fördern, besonders bei einer Nationalmannschaft wie der unseren, die aus jüdischen und muslimischen Spielern besteht“, heißt es darin.

Geschäftsführer von KSG ist Yilmaz Kiliç, der die Firma 2003 in Melle gründete. 2014 zog das Unternehmen in den Ortsteil Rabber von Bad Essen im Landkreis Osnabrück um. Kiliç, mittlerweile 54 Jahre alt, ist Sohn türkischer Migranten. Er gründete auch den Verein SV  Türkspor Melle.

Keine Schwierigkeiten hatte, so die Medien, KSG, Goalbälle an den iranischen Verband zu liefern. Jetzt sieht sich das Unternehmen einem Shitstorm ausgesetzt.

Auf Nachfrage der NOZ reagierte die Firma KSG auf die Vorwürfe rund um die Bestellung aus Israel mit einer Pressemitteilung. Darin bestätigt sie, dass am 2. April eine Anfrage für 50 Goalbälle aus Israel eingegangen sei. Zunächst habe sich KSG dazu entschieden, Lieferungen nach Israel zu „pausieren“ – „aufgrund einer ersten Einschätzung der unübersichtlichen Situation im Land.“ Jetzt stehe man in Erwartung einer Rückmeldung von unserem Kunden sind, um ein Angebot zu unterbreiten, damit wir weiterhin unseren Anteil an der „Goalball“ Sportart leisten können. Das Pausieren darf man durchaus bezweifeln; aus dem Schreiben von KSG an den israelischen Verband geht es jedenfalls nicht hervor.

Goalball wurde explizit für blinde oder sehbehinderte Spieler erfunden. Spieler tragen lichtundurchlässige Brillen (damit die gleichen Voraussetzungen für alle gegeben sind) und versuchen, einen mit Glocken gefüllten Ball mit den Händen ins gegnerische Tor zu rollen. Die Sportart ist seit 1976 paralympisch.


Quellen:  Jüdische Allgemeine, FAZ, NOZ, KSG-Website

#FreeAssange

12. April 2024

Ist die  Auslieferung von Julian Assange an die USA doch noch abwendbar? Jüngste Aussagen von US-Präsident Joe Biden geben Anlass zur Hoffnung für den kranken und inhaftierten Wikileaks-Aktivisten.

Es ist ein Funken Hoffnung für den im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh einsitzenden Julian Assange: US-Präsident Joe Biden hat vorgestern am Mittwoch gegenüber einem Reporter gantwortet, dass die US-Regierung erwäge, auf eine weitere Strafverfolgung des Wikileaks-Aktivisten zu verzichten. Am Rande eines Besuches des japanischen Premierministers Fumio Kishida sagte Biden: „Wir ziehen es in Betracht.“ Die USA ermitteln gegen Assange wegen der Veröffentlichung von Geheimdokumenten. Ihm droht dort eine 175-jährige Freiheitsstrafe nach dem US-Spionagegesetz (Espionage Act).

Bidens Aussage könnte darauf hindeuten, dass seine Regierung die Idee fallen lasse, Assange vor Gericht zu stellen, schreibt der Guardian, weil sich das im Wahljahr als politisch giftig erweisen könnte.

Australien fordert seit Jahren von den USA, die strafrechtliche Verfolgung des australischen Staatsbürgers Assange einzustellen. Laut einem Bericht der Zeit nannte der australische Premierminister Anthony Albanese Bidens Andeutungen „ermutigend“. Er sei der Überzeugung, dass die Inhaftierung Assanges nichts bringe. „Herr Assange hat bereits einen erheblichen Preis bezahlt – und genug ist genug“, so Albanese laut dem Medium. Assange ist praktisch seit 2012 nicht mehr auf freiem Fuß.

Assange wehrt sich in Großbritannien gegen seine Auslieferung in die USA. Ende März hatte ein Londoner Gericht entschieden, dass die von den Vereinigten Staaten geforderte Auslieferung nur dann erfolgen könne, wenn die US-Regierung einige Zusicherungen für den Prozess abgibt.

Kommt die US-Regierung dem nach, könnte Assange in wenigen Wochen an die Vereinigten Staaten ausgeliefert werden, hatte netzpolitik.org zuletzt berichtet. Die US-Zusicherungen müssen laut der Gerichtsentscheidung bis zum 16. April eingereicht werden. „Wenn keine Zusicherungen gegeben werden, werden wir die Berufung ohne weitere Anhörung zulassen“, schreibt das Gericht in seiner Entscheidung. Andernfalls soll eine Anhörung am 20. Mai stattfinden.

Der Australier Assange wurde nach dem Entzug des politischen Asyls im April 2019 aus der ecuadorianischen Botschaft in London verhaftet und sitzt seitdem in Auslieferungshaft im Hochsicherheitsgefängnis in Belmarsh, isoliert in einer Einzelzelle. Davor hat er für sieben Jahre die ecuadorianische Botschaft nicht verlassen, aus Angst, verhaftet und in die USA überstellt zu werden. Sein Gesundheitszustand hat sich in dieser Zeit zunehmend verschlechtert.

Zahlreiche Initiativen, Menschenrechts- und Pressefreiheitsorganisationen setzen sich seit Jahren für die Freiheit von Julian Assange ein. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich vor einem Monat gegen eine Auslieferung des Journalisten in die USA ausgesprochen. Aller gemeinsamer Slogan lautet: #FreeAssange. 


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Foto: Alisdare Hickson via wikipedia  – creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/