Altes Landhaus

16. April 2024

Ein Mecker-Gast, berichtet die Verdener Kreiszeitung, kassiert gesalzene Reaktion vom kritisierten Wirt. Das Ganze spielt -man ahnt es- in Lingen (Ems).
Hier bei uns hatte ein Gast das beliebte Restaurant Altes Landhaus an der Lindenstraße mit einer sehr ausgiebigen Beschwerde überzoge (Bild unten) – doch auch der gesalzene Konter des Wirts hat es in sich.

Einfach ignorieren? Oder antworten? Gastwirt Simon Kuhl hat sich für eine andere Lösung entschieden. Der Wirt vom Hotel und Restaurant Altes Landhaus in Lingen (Niedersachsen) hat eine Zuschrift in seiner Mailbox entdeckt, die ihm die Sprache verschlug. Als er die Worte wiedergefunden hat, machte er die Beschwerde kurzerhand öffentlich bei Facebook, mit einem langen Statement. Dieses beginnt mit folgenden Worten: „Manchmal wissen wir nicht, ob wir vor Lachen heulen sollen oder vor Heulen lachen. Hier haben wir eine granatenmäßige E-Mail bekommen, die wir so auch noch nicht erlebt haben.“ Offensichtlich hatten dem kritischen Gast der Besuch – und das Essen – in dem Restaurant rein gar nicht geschmeckt. Und dem machte er schriftlich Luft. Der Besucher beanstandete ziemlich kleinteilig gleich drei Gerichte. Beispiel: „Nach Karte bestellt: ‚Kikok-Hähnchenbrustfilet + Marktgemüse + Risotto in …‘: – Serviert wurde nicht ‚Hähnchenbrustfilet‘, sondern Kikok-Hähnchenschenkel. Service darauf angesprochen. Reaktion: Null.“

Wirt Simon Kuhl nahm ebenso kleinteilig Stellung, etwa: „Angeboten und serviert haben wir Kikok-Maishähnchenbrust Supreme, Curry-Limettensoße, Frisches Marktgemüse und Risotto. Das Supreme steht für den Schnitt, den wir beim Auslösen des Maishähnchens machen. Wir lassen einen Teil des Flügelknochens an dem Brustfilet mit Haut dran. Kann man mögen oder beim Service bei Bestellung mal nachfragen, was damit so gemeint ist.“

Nun ist die Unzufriedenheit des Gastes eine Tatsache,. Und es mag sein, dass die Küche im Alten Landhaus an der Lindenstraße zu Ostern einen eher schlechten Tag erwischt hat. In den Google-Bewertungen sind nicht alle zufrieden, doch die Durchschnittsbewertung von 4,7 von 5 Sternen zeigt, dass es eine von der überwältigenden Mehrheit als schmackhaft wahrgenommene Adresse im emsländischen Niedersachsen darstellt. Nicht aber für besagten Mecker-Gast. Was ihm außerdem nicht geschmeckt hat, lässt sich im Detail im Facebook-Beitrag (Foto) nachlesen. Bis hin zum Risotto, bei dem etwas am Reis nicht gepasst hat und dem Vanille-Eis.

Simon Kuhl zitiert auch „unsere absoluten Lieblingssätze im Abschluss der E-Mail“. Die beginnen mit: „Sie dürfen vermuten, dass ich zwischen angemessenem Preis-Leistungs-Verhältnis (auf dem Teller) und ‚Nepp‘ zu unterscheiden weiß.“ Der Meckerer merkt an, dass ihm das Angebot eines Gastro-Großhandels bekannt sei (wohl ein versteckter Vorwurf, dass nicht alles selbst gekocht worden sein könnte), droht damit, seine Erfahrungen mit dem Gastro-Verband und den bekannten Online-Bewertungsportalen zu teilen.

Auch hierzu gibt es eine ausführliche Reaktion des Koches. Er erklärt, dass seine Produkte nicht von besagtem Großhandel kommen, obwohl dieser „ein echt tolles Sortiment von tollen, frischen Produkten bis hin zu raffinierten Convinience-Produkten“ habe, „die wahrscheinlich in vielen Betrieben Anwendung finden, in denen Sie schon zufrieden waren.“ Weiter meint er: „Teilen Sie Ihre Erfahrungen gerne dem Dehoga und schreiben Sie eine entsprechende Bewertung im World Wide Web, davon werde ich Sie bestimmt nicht abhalten.“

Der öffentliche Appell des lesbar fassungslosen Gastronoms: „Um einen Gefallen würde ich Sie noch bitten: Wenn Sie demnächst in ein Gasthaus, Restaurant, Café, etc. gehen, erkennen Sie doch bitte die Leistung an, die die Kollegen in den Abendstunden, an Feiertagen, an Sonntagen oder zu Zeiten, an denen man gerne selber mit feiern würde, erbringen. Und wenn etwas nicht passt, direkt vor Ort ansprechen, meinetwegen auch nach dem Chef fragen, und die zweite Chance geben. Wenn das dann nicht klappt, kann man ja immer noch die obligatorische 1-Sterne-Google Bewertung ohne Kommentar abgeben.“ Wirt Simon Klus schließt mit den Worten „Ich geh jetzt Reis kochen üben, Ihnen frische Grüße und ein schönes Wochenende!“

Für seine offene Reaktion bekommt er viele Dutzend „Gefällt mir“-Angaben und aufmunternde Kommentare: „Noch etwas Popcorn übrig? Feinste Unterhaltung. Super geschrieben, dem ist nichts hinzuzufügen!“ Eine Nutzerin meint: „Was gibt es doch für furchtbare Menschen.“ Und eine unkt: „Meist sind doch die unzufrieden, die selbst noch nicht einmal ein Spiegelei zustande bekommen!“ Mit der aufwändigen Reaktion hat der Lingener Gastronom offenbar ins Schwarze getroffen.


Quellen: Kreiszeitung Verden, Facebook
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