Es geht um die Grenzen der Freiheit. Darum, dass Gewalt Gegengewalt gebiert. Und der Kill Count ist am Ende wirklich beeindruckend
Der Tatortreiniger
18. April 2023
Tatortreiniger
Meppen – Theater Meppen, Theaterplatz 1
Do, 20. April 2023 – 20 Uhr
Karten ab 20 €
Das Schauspiel „Der Tatortreiniger“ vom Berliner Kriminal Theater, basierend auf der gleichnamigen TV-Krimi-Serie vom NDR, kommt nun mit drei Episoden ins Theater Meppen. Gemeinsam mit Bürsten, Schrubben, Seife, Schwämmen und chemischen Substanzen betritt Heiko „Schotty“ Schotte Tatorte und entfernt, was keiner mehr braucht und was keiner sehen will, die Reste der Verbrechen. In „Ganz normale Jobs“, „Über den Wolken“ und „Nicht über mein Sofa“ begegnet er mit Empathie und Geistesgegenwärtigkeit völlig fremden Menschen, welche sich alle in emotionalen Ausnahmezuständen befinden. Hinterbliebene oder Bekannte der Opfer, Leute, die zufällig vorbeikommen oder den Geistern der Ermordeten – Schotty wird zur alltagsphilosophischen Projektionsfläche und muss erläutern, trösten und die Dinge wieder in Ordnung bringen …
Berrytones Big Band
17. Dezember 2022
Berrytones Big Band
“Let’s swing for X-Mas”
Meppen – Theater, Theaterplatz 1
heute, Sa 17.12. – 19 Uhr
Tickets ab 20 Euro
Was ist das verbindende Element zwischen Abu Dhabi, Cornwall und der Grafschaft Bentheim? Die Berrytones Big Band! Denn die Wurzeln der Bandmitglieder liegen gewissermaßen in allen drei Regionen.
Stephan Jansen, Gründungsvater der Berrytones, hat bei einem beruflichen Aufenthalt in Abu Dhabi Andrew Berryman aus Cornwall kennen- und bei ihm professionell Posaune spielen gelernt. Mehrere Jahre gemeinsamen Musizierens in einer Bigband auf höchstem Niveau brachten eine Freundschaft hervor – und den Wunsch, eine solche Musik auch in der Heimat weiterspielen zu können und zu etablieren.
Ein Workshop an der Nordhorner Musikschule unter der Leitung von Andrew Berryman führte ein gutes Dutzend exzellenter und hochmotivierter Musiker zusammen. Mittlerweile ist die Big Band auf etwa zwei Dutzend Musiker gewachsen, und mit Chananja Schulz ist mittlerweile auch eine Sängerin dazu gestoßen.
Götz und Theater als Film
22. Dezember 2020
Das Theater Osnabrück zeigt „Götz von Berlichingen“ digital – als Film, der nicht nur Bühnengeschehen dokumentiert. Ein taz-Besuch bei den Dreharbeiten.
Spätmittelalterlicher Nahkampf ist laut. Kettenhemden klirren, Schwerter krachen auf Schilde, Harnische knirschen, Lanzenspitzen verhaken sich ineinander. Schlachtrufe branden auf, Verwundete röcheln sich in den Tod. In einem riesigen Banner wühlt knallend der Wind. Spätmittelalterlicher Nahkampf ist brutal.
Auch an diesem Mittwochmorgen Ende November, im 3. Akt von Goethes brachialem Sturm-und-Drang-Epos „Götz von Berlichingen“: Sechs blutgetränkte Kämpfer des Theaters Osnabrück stechen, hacken, schneiden, stoßen und prügeln aufeinander ein, ringen einander zu Boden, mitten unter ihnen Oliver Meskendahl mit bizarr deutschblonder Mähne, als Titelfigur. Schmerzschreie, Flüche, Wutgebrüll. „Yeah!“, feuert Kampfchoreograf Jan Krauter an. „Ihr macht das geil!“
Er ist der richtige Mann für solche (un-)klassischen Gemetzel. 2019 hat er in Osnabrück Heinrich von Kleists „Die Familie Schroffenstein“ auseinandergenommen, schräg, ironisch, nihilistisch und wild. Damals, als noch Zuschauer ins Theater durften, live, ohne Maske und Mindestabstand.
Seit vier Wochen dreht Foerster jetzt an seinem „Götz“. Jeden Morgen ist Aufnahme, jeden Nachmittag Probe. Dazwischen noch der Schnitt. Es wird ein abendfüllender Film. Am 12. Dezember hat er auf der Theater-Website Premiere, als Stream. „Götz“ ist eine Antwort auf Corona. Der einzige Weg, sich dem Publikum zu zeigen, ist ja derzeit das Video, die Drift ins Digitale.
Den Wandel zum Filmstudio ist das Theater Osnabrück mittlerweile gewohnt: Jüngst lief hier Dominique Schnizers „Tödliche Entscheidung“, ein interaktiver Krimi in drei Folgen, als Livestream, Chat mit dem Regieteam während der Vorstellung inklusive.
Aber heute, an diesem Mittwochmorgen Ende November, ist alles ein bisschen anders. Denn das goethesche Gefecht findet nicht auf der Bühne statt, sondern draußen, auf einem echten Gefechtsfeld, 20 Kilometer von Osnabrück entfernt, in Kalkriese: Für die Kampfszenen steht Foersters Regietisch ganz bewusst dort, wo…
Überleben
7. März 2020
„Das umstrittene Theaterstück ,Überleben, ist eine außerordentlich kluge Aufarbeitung der Patient*innenmorde in Delmenhorst und Oldenburg. […] Aufregend ist das – und wohl mehr, als politisches Theater auch nur hoffen darf. Dass der fast zweistündige Balanceakt bei enormer Fallhöhe nicht ein einziges Mal auch nur ins Straucheln kommt, ist eine Sensation“ heißt es in der Kritik der taz zum Stück „Überleben“ im Oldenburger Staatstheater. Die taz schreibt:“
Theater ist ein Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung. Das mag über die „Ahs“ und „Ohs“ opulenter Inszenierungen irgendwelcher Klassiker mitunter in Vergessenheit geraten.
Dermaßen handgreiflich wie am vergangenen Wochenende in Oldenburg geraten solche Interventionen allerdings nur höchst selten. Gestritten hatte man in der Stadt schon lange vor dieser Premiere, eigentlich schon seit die Göttinger Werkgruppe2 auch nur angekündigt hatte, mit „Überleben“ ein Stück über die massenhaften Patient*innenmorde an den Kliniken in Delmenhorst und Oldenburg auf die Bühne des Staatstheaters zu bringen. Pietätlosigkeit hatte man ihnen vorgeworfen, Ausverkauf und unangemessene Eile: so kurz, bevor der große Prozess gegen den Serienmörder und ehemaligen Krankenpfleger Niels Högel im vorvergangenen Herbst begonnen hatte.
Entsprechend hoch ist die Anspannung am Premierenabend vor und auf der Bühne. Immer wieder wird geschluchzt, an Stellen mitunter, die gar nicht sonderlich drastisch scheinen, sondern eher auf persönliche Erfahrungen schließen lassen. Noch beim zweiten Gong diskutieren manche, ob sie nicht doch wieder gehen sollten – vereinzelt tun sie’s.
Was auf der Bühne geschieht, ist leicht zu beschreiben, in seiner Wirkung aber nur schwer zu erfassen. Julia Roesler inszeniert wortwörtliche Gespräche mit größtenteils anonymisierten Zeug*innen: Angehörige, Mitarbeiter*innen der Krankenhäuser, eine der Überlebenden. Die war nach einem Unfall von „ihm“, wie der Täter hier meist nur genannt wird, in Lebensgefahr versetzt und mit Erfolg wiederbelebt worden.
Und das ist für die Frage, um die es den Theatermacher*innen hier geht, ein zentraler Fall. Weil…“
[Sie lesen die Kritik hier weiter bei der taz]
THEATERSTÜCK „ÜBERLEBEN“
nächste Aufführungen: am 13. und 21. 3., 4.4. jeweils 20 Uhr, Karten
Foto © Stephan Walzl, Staatstheater Oldenburg
spezifische Osnabrücker Themen
11. Dezember 2019
Das Theater in Osnabrück bekommt einen neuen Intendanten. Mit der Spielzeit 2021/22 soll Ulrich Mokrusch den Chefsessel der Städtischen Bühnen Osnabrück übernehmen, wie die Stadt Osnabrück am Dienstag mitteilte. Mokrusch löst den scheidenden Ralf Waldschmidt ab, der das Theater am Osnabrücker Domhof seit 2010 leitete, aber m vergangenen Jahr angekündigt hatte, weil er während der anstehzenden Sanierungsphase nicht mehr Intendant in Osnabrück sein und seinen Vertrag über 2021 hinaus nicht verlängern wollte.
Die Sanierung wird jetzt Aufgabe des 1963 geborenen Mokrusch; dieser leitet seit knapp 10 Jahren das Theater in Bremerhaven. Mokrusch ging nach der Schauspielausbildung in Paris zunächst für drei Jahre als Regisseur und Schauspieler an das Rheinische Landestheater Neuss. Als freier Regisseur arbeitete er an diversen Bühnen in Deutschland insbesondere für Oper und Schauspiel. Parallel zu seinen künstlerischen Arbeiten studierte er Kulturmanagement und Betriebswirtschaftslehre, die er mit dem Diplom beendete. Später unterrichtete er als Dozent nebenberuflich Theatermanagement u.a. in München und Leipzig.
2001 wechselte er an das Theater Bielefeld, wo er als stellvertretender Intendant bis Sommer 2005 engagiert war. Von 2005 bis Ende 2009 war er dann stellvertretender Generalintendant am Nationaltheater Mannheim. Ulrich Mokrusch ist seit August 2010 Intendant des Stadttheaters Bremerhaven. Bereits nach dem ersten Jahr seiner Intendanz wurde das Stadttheater Bremerhaven in der Kritikerumfrage der Deutschen Bühne 2011 als bestes Theater abseits der Zentren ausgezeichnet. 2015 erhielt das Theater den erstmals verliehenen Theaterpreis des Bundes. 2019 wurde das Theater nominiert für den International opera award in London, für die Wiederentdeckung des Jahres „the lodger“ von Phyllis Tate.
Mokrusch setzte sich in Osnabrück unter 38 Bewerbern durch und zeigte sich jetzt sicher, trotz der bevorstehenden Sanierung des Hauses auch künstlerisch neue Akzente zu setzen: „Ich freue mich, in Osnabrück ein Theater für und mit der Stadt zu gestalten, die Öffnung des Theaters weiter voran zu treiben und mit einem künstlerisch abwechslungsreichen Programm auch neue, diverse Besuchergruppen zu erreichen.“
Für die Auswahl „des Neuen“ war eigens eine 18köpfige Findungskommission unter Vorsitz der Aufsichtsratsvorsitzenden Brigitte Neumann (CDU) gebildet worden, darunter als externe Experten Intendantin Nicola May vom Theater Baden-Baden und Intendant Markus Dietze (Theater Koblenz). Unterstützt wurde die Findungskommission durch Prof. Dr. Uwe Kanning, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Osnabrück. Neumann über Mokrusch‘ Wahl: „Sein Interesse auch spezifische Osnabrücker Themen in seine künstlerischen Pläne aufzunehmen, hat mich besonders überzeugt. So seine Idee ein Werk von Preisträgern des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis in regelmäßigen Abständen in den Spielplan aufzunehmen oder auch seine Überlegungen für das Jahr 2023 und damit die 375-Jahrfeier Westfälischer Frieden“.
Mich würde freuen, wenn die Verbindung des Städt. Theater Osnabrück in den Nordwesten allgemein und nach Lingen im Besonderen jetzt verbessert und ausgebaut würde. Nicht neu ist die Idee, im Lingener Theater an der Wilhelmshöhe einen zweiten ständigen Spielort für eines der Theater der Region zu schaffen, also Osnabrück, Oldenburg, Münster, Bielefeld, Bremen oder die Landesbühne Nordwest . Eine dadurch mögliche künstlerische Kontinuität würde das Theater in unserer Region an Ems und Vechte aus der Singularität bisheriger darstellender Kunst hinaus führen können; dadurch könnte sich eine intensivere kulturelle Identität der Region entwickeln.
AfD-Theater
15. Mai 2019
Schüler und Schülerinnen der Osnabrücker Gesamtschule im Schinkel haben ein Theaterstück über Rechtspopulismus geschrieben. Jetzt stilisiert sich die AfD als Opfer, berichtete unlängst die lokale NOZ und berichtet heute die taz.
„Ein Theaterstück muss nicht lang sein, um Wirkung zu zeigen. Es muss auch nicht viele Zuschauer haben, nicht von Profis gespielt sein. Es braucht nur Herzblut und ein zündendes Thema. 45 Minuten kurz ist „Danke dafür, AfD“, nur 70 Zuschauer kamen zu seinen drei Aufführungen. Alle Darsteller waren Laien. Aber die Schockwelle, die es ausgelöst hat, ist gewaltig.
So war es Anfang Mai an der Osnabrücker Gesamtschule Schinkel: Schüler des 11. Jahrgangs führen ein „Dokumentendrama“ auf, ein Stück über Nationalismus und Fremdenhass – Tweets und Zitate (nicht nur) der AfD koppeln sie mit eigenen Gedanken. Station auf Station führen sie die Zuschauer dabei durch ihre Schule. Eine schonungslose Reise, die tief hineinführt ins harte, dunkle Herz rechtspopulistischer Demagogie. Wie gut ihre Treffer liegen, zeigt die Hölle, die kurz darauf losbricht.
Denn die AfD schlägt zurück. So dünnhäutig…“
Leeuwarden: De Reuzen van Royal de Luxe
17. August 2018
In diesem Sommer zieht die diesjährige europäische Kulturhauptstadt Leeuwarden im niederländischen Friesland, von Lingen(Ems) kein i90 Minuten Autofahrt entfernt ist, natürlich besonders viele Besucher an. Am kommenden Wochenende steht ein weiterer Höhepunkt auf dem kulturellen Programm: Das weltberühmte, französische Theaterensemble Royal de Luxe wird am Freitag mit drei meterhohen Marionetten die Straßen der Kulturhauptstadt erobern und bis Sonntag in der Stadt gastieren. Für dieses Theaterspektakel werden 400.000 Besucher erwartet.
Leeuwarden konnte 2013 zusammen mit Friesland die europäische Jury überzeugen und holte sich den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2018“. Vor allem das friesische Thema „iepen mienskip“, das auf Deutsch „offene Gemeinschaft“ bedeutet, konnte überzeugen. Ein zentraler Punkt der „iepen mienskip“ ist das gemeinsame, „von unten ausgehende“ Arbeiten an einer besseren Welt. Außerdem sollen die Veranstaltungen etwas Bleibendes schaffen und den Denk- und Lebensweisen der Menschen einen neuen Impuls geben.
Vorab hatte die Stadt mit ungefähr vier Millionen Besuchen (nicht Besuchern) und 1,4 Millionen Übernachtungen für das Kulturhauptstadtjahr gerechnet. Nach einem halben Jahr zeichnet sich ab, dass die Schätzungen zutreffen könnten. Vor zwei Wochen besuchten mehr als 300.000 Menschen das nautische Event The Tall Ship Races in Harlingen. Im Friesischen Museum knackte die Escher-Ausstellung, die noch bis zum 28. Oktober läuft, bereits die 100.000-Besucher-Marke. Die Mata Hari-Ausstellung wurde schon 90.000 Mal besucht. Durchschnittlich geben die Besucher 47 Euro pro Person aus, was deutlich mehr ist, als die zuvor geschätzten 19,50 Euro.
Am kommenden Wochenende wird also der nächste Publikumsmagnet erwartet: das Straßenensemble Royal de Luxe. Das Ensemble wurde in den siebziger Jahren gegründet und suchte sich die Straße als Bühne aus, da es einfacher sei, das Publikum auf der Straße zu erreichen, als es in einen dunklen Saal zu bewegen. Für das Ensemble ist es sehr wichtig, dass möglichst viele Menschen erreicht werden – auch die Menschen der Vororte. Diese Idee passt natürlich gut zum Motto „offene Gemeinschaft“ der Kulturhauptstadt 2018. Um dieses Ideal umsetzen zu können, hat das Ensemble einige Forderungen gestellt. Die Vorführungen dürfen nicht von Sperrzäunen umgeben sein und es sollen möglichst wenig Polizisten zu sehen sein – denn die würden den Zuschauern nur die Sicht auf das Schauspiel nehmen.
Nach Leeuwarden bringt Royal de Luxe drei riesige Marionetten mit. Am Freitag sollen in Bahnhofsnähe das „kleine Riesenmädchen“ und ein Hund namens Xolo erwachen, das Mädchen ist 5,5 und der Hund 3 Meter groß. An der Westerkade soll der 11 Meter große „Taucher“ aus dem Wasser gezogen werden. Das ganze Wochenende über werden die drei Marionetten durch die Stadt bewegt – dafür sind mehrere Fahrzeugkräne und 120 herumspringende und an Seilen ziehende, in rot gekleidete „Liliputaner“ nötig, die von Figuren aus dem Buch Gullivers Reisen inspiriert wurden. Die Riesen werden am Wochenende alles machen, was normale Menschen tagsüber auch machen, sie werden spazieren, sich duschen, essen und schlafen – und dabei kann man ihnen die ganze Zeit über zusehen.
Der Gründer und Regisseur von Royal de Luxe, Jean-Luc Courcoult, entscheidet darüber, welche Städte von seinen Riesen bereist werden. So waren die Marionetten in den letzten Jahren beispielsweise in Liverpool, Antwerpen und Berlin zu bestaunen. Leeuwardenbesuchte Courcoult zum ersten Mal 2015, um sich einen Überblick über die Möglichkeiten der Stadt zu verschaffen. Für die märchenhaften Aufführungen in den Städten werden oftmals Elemente aus der lokalen Geschichte aufgegriffen. In Leeuwarden beeindruckte Courcoult vor allem der Kampf der Friesen gegen das Wasser, weshalb das Thema vom Theaterensemble für das Programm aufgenommen wurde. Zusätzlich bilden die engen Gassen in Leeuwarden eine echte Herausforderung für das Ensemble, es sind die schmalsten Straßen, die sie je bespielt haben. Der Effekt der riesenhaften Marionetten dürfte hier allerdings besonders gut zur Geltung kommen.
Der Auftritt des Royal de Luxe wird die Stadt ungefähr 3,5 Millionen Euro kosten. Siebzig Prozent des Betrags landen allerdings wieder in der friesischen Ökonomie, so die Organisatoren, da friesische Fahrzeugkräne verwendet werden und natürlich Geld durch Hotelübernachtungen eingenommen wird. Zusätzlich rechnet die Stadt mit weiteren Ausgaben der Besucher innerhalb der Stadt und der Umgebung. Der Belgier Patrick de Grote hat schon viele Auftritte der Riesen in Antwerpen organisiert und analysiert. Die riesigen Marionetten seien nicht nur finanziell eine gute Investition, sondern vor allem im Hinblick auf die vielen Menschen, die mit einem Auftritt erreicht würden. Das Publikum sei von den Riesen stets beeindruckt – und zwar so sehr, dass viele Passanten nachts vor den Riesen stehen würden, um ihnen beim Schlafen zuzusehen.
Gefunden bei/ ein Beitrag von NiederlandeNet.
Ungleichbehandlung
13. August 2018
In einer Vorlage der Stadtverwaltung für die Ausschussberatung lese ich:
„Mit Schreiben vom 14.06.2018 hat der Landkreis Emsland mitgeteilt, dass ab 2018 ein jährlicher Pauschalzuschuss in Höhe von 25.000 € als Fördermittel für die Theaterförderung in Lingen zur Verfügung gestellt wird. Der jährliche Zuschuss wurde dabei von bisher 16.000 € um 9.000 € auf jetzt 25.000 € angehoben. Ab 2018 erhalten den Pauschalzuschuss von 25.000 € die Theatergemeinden Lingen (2.481 Abonnenten), Papenburg (919 Abonnenten), Meppen (750 Abonnenten) und Clemenswerth (381 Abonnenten) sowie die Freilichtbühnen in Ahmsen und Meppen. Weiterhin zahlt der Landkreis dem Kulturkreis Impulse und dem Heimathaus Twist je 12.000 €.
Der Fachbereich Kultur begleitet pro Jahr ca. 90 Kulturveranstaltungen (ohne Kultursommer und weitere Outdoor-Veranstaltungen) in den verschiedenen Kultureinrichtungen, schwerpunktmäßig im Theater an der Wilhelmshöhe, mit ca. 44.000 Besuchern, davon ca. 60 eigene Veranstaltungen und ca. 30 Vermietungen. Nicht dazu gehören die von der Stadt Lingen bezuschussten Kulturveranstaltungen der Lingener Vereine und Verbände, hier z. B. die Kinderreihe „Kiki & Pupps“ sowiedas Studioprogramm.“
Sögel bekommt also pro Abonnent etwa 60 Euro, Meppen etwa 35 Euro, Papenburg knapp 30 Euro, aber Lingen nur ganze 10 Euro. Die freien Träger in Lingen wie das Kulturforum St. Michael oder der Kunstverein für seine Musikreihe „Junge Virtuosen“ bekommen nichts.
Darin zeigt sich, so finde ich, eine -zurückhaltend formuliert- sehr bemerkenswerte Ungleichbehandlung. Sie wird noch größer, wenn man berücksichtigt, dass etwa in Meppen und Sögel der Landkreis auch noch alle Gebäudekosten trägt; denn Theater dort wird in (Schul-)Gebäuden des Landkreises gespielt.
Es wundert, weshalb sich die Stadt Lingen und -vor allem- ihre Kreistagsabgeordneten so etwas klaglos bieten lassen.
Spielerkabine
30. März 2017
Kaum etwas hat auf den ersten Blick weniger miteinander zu tun als Theater und Fußball. Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten.
Denn was ist ein mit Flutlicht beleuchteter Fußballplatz anderes als eine Bühne? Auf der sich wahre Dramen abspielen, in denen Helden gemacht und fallen gelassen werden. Und wo es auf der einen Seite die TrainerInnen mit der Mannschaft gibt, sind es auf der anderen die Regie und ihre SchauspielerInnen.
Doch wie sagte einst Sepp Herberger? „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Mit anderen Worten: Das Drama endet nie. Gerade im Fußball kamen in den vergangenen Jahren hässliche Untiefen ans Licht. Es gab DFB-, Fifa- und Wettskandal. Geld und Ruhm waren offenbar wichtiger als der Fußball selbst.
Da liegt es doch nahe, ein Stück über Fußball hinter die Kulissen zu verlegen. Das Theater Osnabrück macht genau das und führt Patrick Marbers „Der rote Löwe“ in einer Spielerkabine auf. Das ist auch der Ort, den T in seinen Regieanweisungen vorgibt. Doch während das Staatstheater Nürnberg das Fußballdrama bei der deutschen Erstaufführung auf die Bühne holte, bringt Osnabrück das Theater nun ins VfL-Stadion….
Nächste Termine: 6., 11., 20., 27. und 28. April., jeweils 19.30 Uhr, Kassenhäuschen Nord, Stadion Bremer Brücke
Spieltriebe
6. September 2015
Das Osnabrücker Theaterfestival „Spieltriebe“ setzt sich am kommenden Wochenende mit den Möglichkeiten auseinander, das Unmögliche zu begehren. Das Festival für zeitgenössisches Theater wird zum sechsten Mal die aktuelle Spielzeit des Theaters Osnabrück eröffnen, um an ungewöhnlichen Spielorten in der ganzen Stadt „zusammen mit unserem Publikum drei Tage lang Theater als heutige Kunstform zu erkunden“, schreiben die Verantwortlichen und erläutern:
„Das Unmögliche geschieht ist das Festivalthema, ein Bezugspunkt für 13 neue Theaterarbeiten, die die Erzählung des Undenkbaren untersuchen: Die Apokalypse, also die Offenbarung, die Enthüllung als literarisches Genre rückt ins Zentrum der Auseinandersetzung mit einer vielfältigen, intensiven Umbruchserfahrung.
Ob als Spieler, Zuschauer, Theatermacher – wir erleben die Welt, aus der heraus wir uns dem Theater nähern, 2015 als äußerst fragil, vielerorts bestimmt durch Kriege, Krisen, die Bedrohung durch den Terror, die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor dem eigenen Statusverlust. Eine Rhetorik des „Bewahren-Wollens“ von Kultur, des „Verteidigens“ gegen das „Fremde“ greift um sich, und die sogenannte „Mitte der Gesellschaft“ scheint den gemäßigten Boden unter den Füßen zu verlieren.
Theater kann sich gerade jetzt als ein aktiver gesellschaftlicher und künstlerischer Ort positionieren, so insbesondere im konzentrierten Rahmen der Spieltriebe: Als ein Raum, in dem zwischen Zuschauern und Akteuren für die Dauer einer Vorstellung, einer Reise, eines Festival-Tags, das Unmögliche vorstellbar werden kann.
Keine Angst, das Theatrale bleibt dabei immer eine unbegrenzte Möglichkeit – denn wo, wenn nicht hier, könnte das Spiel mit dem Untergang nicht auch das Lachen und die Lust am Phantasieren entfesseln? Halten wir es also mit der Band R.E.M., die bereits in den 90ern gutgelaunt feststellte: „It’s the end of the world as we know it – I feel fine!““
Spieltriebe-Festival, ein Grund nach Osnabrück zu fahren. Mehr, vor allem das Programm, hier…