fein

29. Juni 2012

Oh, die Dumpfbacken sind seit gestern Abend los. Was ist passiert? In der Halbzeitpause des EM-Halbfinales zwischen Deutschland und Italien moderierte der Deutsch-Italiener Ingo Antonio Zamperoni die ARD-Tagesthemen und sagte zum Schluss:

“Und beenden möchte ich diese Tagesthemen – aus gegebenem und persönlichem Anlass – mit Worten des italienischen Dichter-Fürsten Dante: “Das Gesicht verrät die Stimmung des Herzens”. Ich weiß nicht, was Ihnen mein Gesicht jetzt verrät, aber seien Sie versichert, dass ich innerlich ziemlich zerrissen bin. In diesem Sinne: che vinca il migliore, möge der Bessere gewinnen.”

Ich finde, das war eine kluge, feine Abmoderation. Doch da stand es in Warschau 0:2 gegen das deutsche Team und für Italien. Und nicht etwa der Tagesthemenmoderatur, nein, unsere nationalistische Dumpfbackenfraktion bezog sofort –Sigmund Freud lässt grüßen!– Zamperonis „der Bessere“ auf die Squadra Azzura, das Lächeln des Journalisten verstand sie als Süffisanz und sie unterstellte dem Nachrichtenmann damit Verrat am deutschen Fußball-Patriotismus. „Wäschekörbeweise!“ habe sich die Empörung anschließend über den TV-Sender ergossen, sagte Chefredakteur Kai Gniffke zum focus. Mehr

Ernsthaft stellt heute angesichts des pöbelnden Shitstorms der Tagesschau-Blog die Frage, ob Zamperoni lächeln durfte, wobei er zum Schluss seiner Sendungen bekanntlich immer lächelt. Meine Güte!

(Foto: CC Sigmund Freud)

Nachtrag

29. Juni 2012

Richtig schade gestern Abend. Als (m)ein Nachtrag das Zitat des Tages. Es lautet: „Ich weiss nicht, was soll es bedeuten“. Der Satz wird gerne kopfschüttelnd zitiert, wenn man eine Entwicklung, eine Entscheidung oder ein Verhalten nicht versteht. Im Original stammt die Zeile aus dem zweiten Gedicht von Heinrich Heines Lyriksammlung „Die Heimkehr“ aus dem 19. Jahrhundert, in dem er die Rhein-Sage der „Loreley“ aufgreift.

Richtig populär wurde der Satz aber erst in der Vertonung von Friedrich Silcher, der aus dem Gedicht ein beliebtes Volkslied machte. Die komplette erste Strophe lautet: „Ich weiss nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin. Ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn.“

(Quellen CC DRadio Wissen, CC Faksimileunterschrift Heinrich Heine)

Kreuzfahrtweg

29. Juni 2012

Spiegel-Online berichtet in seiner aktuellen Reise-Rubrik über eine Radtour  vom Emsland nach Ostfriesland, von Papenburg nach Emden oder man radelt die Gegenrichtung. Ein informativer, in Teilen kritischer Bericht über den „Kreuzfahrtweg“, der „über Sperrwerke und Krabbenkutter informiert – aber die großen Konflikte der Region verschweigt“. Lesen Sie selbst:

„Achtern zwei Baudocks, steuerbord Seeschleuse mit Aussichtsturm, backbord die Dockschleuse, die Ems voraus. Hier in Papenburg, direkt am Meyer-Werft-Gelände mit werkseigenem Hafen, beginnt der „Kreuzfahrtweg“. Wer ihn abradelt, befindet sich weder im Mittelalter noch auf Pilgerfahrt, sondern auf einer maritimen Wissensroute rund um riesige Kreuzfahrtschiffe. Denn hier werden sie gebaut, dann ausgedockt. Die erste Reise führt den Strom abwärts, 42 Seemeilen weit, bis in die Nordsee – dann haben sie es geschafft.

Zwei- oder dreimal pro Jahr…“

weiter bei Spiegel-online