Heute (Mittwoch) führt das Stadtensemble Münster ab 19 Uhr die Szenische Lesung Geheimplan gegen Deutschland  in der Halle 1-2 des Campus Lingen. Die Lesung ist Teil des Hochschulfestivals Freie Schichten 9 der Hochschule Osnabrück am Campus Lingen

Darum geht es: Der Skandal um das von der Investigativ-Redaktion „Correctiv“ enthüllte Geheimtreffen von rechten Christdemokraten, NoAfD-und anderen antidemokratischen Funktionären und rechtsgerichteten Geschäftsleuten Ende 2023  in Potsdam hatte im Januar in ganz Deutschland hunderttausende Protestierende auf die Straße getrieben. Allein in Lingen demonstrierten  mehr als 10.000 auf dem Marktplatz.

Schon Ende 2023 setzten das Berliner Ensemble und das Volkstheater Wien das mitgeschnittene Material des Treffens in einer szenischen Lesung um. Das Stadtensemble Münster hat dies adaptiert. Es widmet sich in einer szenischen Lesung „Geheimplan gegen Deutschland“ den entlarvenden und leider nicht überraschenden Ausführungen des Recherchenetzwerkes Correctiv zu dem jüngsten Geheimtreffen von Rechtsextremen in Potsdam, in einer Bühnenfassung (von Lolita Lax, Jean Peters und Kay Voges).

Im Anschluss an die etwa einstündige Lesung wird als Epilog zur Eröffnung wesentlicher Perspektiven noch ein Kommentar von der Regisseurin Ayşe Güvendiren aus „Theater der Zeit“ anzuhängen, um anschließend „ins Gespräch zu kommen darüber, was zu tun ist, wie man sich engagieren kann und wo unsere blinden Flecken sind.“

Also: Heute, 19 Uhr auf dem Campus der Hochschule an der Kaiserstraße. Karten kosten 10 Euro (erm. 5 Euro).

Alle Informationen zum Festival sind im Freie-Schichten-Programmheft zu finden, das HIER heruntergeladen werden kann.

Freie Schichten 9

25. Juni 2024

Freie Schichten 9
Lingen (Ems) – Burgtheater, Baccumer Straße 23,
Mittwoch, 26. Juni 17:00 Uhr bis Samstag, 29. Juni 20.30 Uhr
Karten:
Tageskarte 10 Euro (erm. 5 Euro). 4-Tageskarte 25 Euro, (erm. 12 Euro)

Auch 2024 findet das Theater- und Musikfestival „Freie Schichten“ des Burgtheaters Lingen der Hochschule Osnabrück statt inzwichen zum neunten Mal. Dabei widmen sich die künstlerischen Produktionen der Hochschul-Absolvent*innen – mehrfach mit intergenerativen Spielensembles – aktuellen Themen wie Abschied und Neubeginn, Recht und Gerechtigkeit, Fragen rund um eine kollektive Fehlerkultur und den historischen Geschichten von LingenerInnen in einem Stadtrundgang der Gruppe Weibblick.

Wie bereits in den Anfangsjahren des Festivals sind in diesem Jahr auch drei Jazzkonzerte zu erleben – mit dem großen Jazzorchester des Instituts für Musik (Do 18:00 Uhr), dem Quartett „pyramidenpredigt“ (Mi, 21:00 Uhr) sowie dem Trio „Tante Antje“ (Sa, 17:30 Uhr).

Gleich am Beginn des Festivals am Mittwoch wird ab 19 Uhr die Szenische Lesung Geheimplan gegen Deutschland  aufgeführt – abweichend von den meisten anderen Veranstaltungen in der Halle 1-2 des Campus Lingen. Der Skandal um das von der Investigativ-Redaktion „Correctiv“ enthüllte Geheimtreffen von Rechtsgerichteten Ende 2023  in Potsdam hatte deutschlandweit im Januar hunderttausende Protestierende auf die Straße getrieben – allein in Lingen waren  mehr als 10.000 auf dem Marktplatz. In Koproduktion setzten schon Ende 2023 das Berliner Ensemble und das Volkstheater Wien das mitgeschnittene Material des Treffens in einer szenischen Lesung um. Das Stadtensemble Münster hat dies adaptiert. Im Anschluss an die etwa einstündige Lesung, ergänzt um einen ZEIT-Kommentar von Ayse Güvendiren, findet ein Publikumsgespräch statt. 

Die Beteiligung von Studierenden verschiedener Studiengänge bei der diesjährigen Freischichten-Produktion des Campus-Theaters, bei der Improvisationstheater-Show „Next Level“ sowie im Rahmen der SPIELbar zum Festivalabschluss zeigt, dass sich das Burgtheater als eine institutsübergreifende Einrichtung am Campus Lingen versteht.

-> Informationen zu allen Programmpunkten sind im Programmheft zu finden, das HIER heruntergeladen werden kann.

 

Immer mehr

1. Dezember 2023

Netzpolitik.org weiß: Immer mehr Medien machen Schluss mit Twitter (jetzt X).

Von Krankenkassen über große Städte bis hin zu Universitäten laufen der Plattform X die Nutzer weg. Nun kehrt mit Correctiv die erste größere Redaktion Elon Musk aus Protest den Rücken. Auch andere Medien verabschieden sich oder überlegen, ob sie noch weitermachen. Mit der Rechercheplattform verlässt das erste größere deutsche Medienprojekt Elon Musks soziales Netzwerk X, das früher einmal Twitter hieß. Correctiv begründet den Schritt mit der Zunahme von Desinformation und Hassinhalten und dem Verhalten des Eigentümers Elon Musk, der selbst rassistische, antisemitische und populistische Inhalte verbreite. Mit dem Ende der Nutzung will die Redaktion ein Zeichen setzen. Correctiv hatte bei Twitter/X knapp 120.000 Follower. Der Account wird nicht gelöscht, aber nicht weiter bespielt.

„Einst war Twitter informativ, gar lustig, später in Protestbewegungen sogar lebenswichtig, um Botschaften an die Öffentlichkeit zu senden. Inzwischen breiten sich Hass und Desinformation unkontrolliert aus, auch weil Elon Musk dies bewusst zulässt und sogar befeuert. Ein konstruktiver Diskurs ist auf der Plattform nicht mehr möglich“, sagt Justus von Daniels, Correctiv-Chefredakteur in einer am Montag versendeten Pressemitteilung.

Bei Twitter zeichnet sich seit Monaten ab, dass immer mehr große und wichtige Accounts der Plattform den Rücken kehren. Im Oktober verabschiedete sich die Deutsche Wikimedia von X, zuvor hatte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes die Plattform verlassen und gleichzeitig andere Behörden aufgerufen, es ihr gleichzutun. Staatliche Behörden wie die Bundesstiftung Gleichstellung, aber auch die Accounts des Oberlandesgerichts Karlsruhe oder der Landkreis Stade haben sich mittlerweile von Twitter verabschiedet. In anderen Städten von Köln bis Buxtehude wird über diesen Schritt nachgedacht. Auch zivilgesellschaftliche Organisationen wie die Aidshilfe oder die Neuen deutschen Medienmacher:innen haben X verlassen, ebenso mehrere juristische Verbände wie der Deutsche Juristinnenbund oder die Neue Richtervereinigung.

Auch bei Universitäten gerät etwas in Bewegung: So hat die Uni Bremen X verlassen oder die Universität Innsbruck in Österreich. An anderen Universitäten wie in Leipzig sind es Untereinheiten wie die Bibliothek, die sich von X zurückziehen. Aber auch Institutionen wie Krankenkassen hören bei X auf. Die Begründung ist immer die gleiche: menschenverachtende Inhalte und Desinformation. Obwohl große Medien die Lage bei Twitter als katastrophal bewerten, zögern diese bislang noch mit dem finalen Schritt. Dies ergab eine kleine Umfrage unter Medienhäusern und Journalist:innen von netzpolitik.org. Bislang haben eher kleinere Redaktionen wie das Y-Kollektiv oder das Social Media Watchblog X den Rücken gekehrt. Auch das Hauptstadtstudio des Deutschlandfunks setzte seinen Account auf inaktiv, ebenso entschied sich jüngst die Redaktion der Sendung Breitband von Deutschlandfunk Kultur, ihren Twitter-Kanal nicht länger zu betreiben.

In den Redaktionen setzen auch zunehmend einzelne Journalist:innen ihre Accounts auf inaktiv, wie Hanning Voigts von der Frankfurter Rundschau. Und auch bei netzpolitik.org haben mehrere Redakteur:innen das Posten von Nachrichten bei X aus Protest eingestellt. Den Twitter-Account einzustellen, ist ein allgemeiner Trend. Jede:r dritte Nutzer:in erwägt diesen Schritt derzeit.

Doch Twitter/X laufen nicht nur die Nutzer:innen weg. Musks Plattform hat derzeit bei den Werbekunden mit einer Abwanderung bekannter Marken und Unternehmen zu kämpfen. Zuletzt hatten Marken wie Apple, IBM, Disney, Warner Brothers, Paramount Global und Sony ihren Rückzug aus dem Werbegeschäft auf der Plattform angekündigt. Auch die EU-Kommission will nicht mehr bei X werben.

Der Rückzug der Werbekunden geschieht einerseits nach einem Tweet, in dem Musk eine antisemitische Verschwörungsideologie begrüßte und Werbung großer Firmen im direkten Umfeld von Nazi-Inhalten auf X gezeigt wurden. Auch das Weiße Haus kritisierte Musks Antisemitismus. Und was macht netzpolitik.org?

Auch in der Redaktion von netzpolitik.org diskutieren wir derzeit über den Umgang mit Twitter/X. Viele Stimmen im Team plädieren für den Rückzug, andere (noch) für den Verbleib. Reichweite spielt dabei überhaupt keine Rolle mehr, es geht eher um die immer noch hohe Präsenz anderer Journalist:innen, Medien, Politik und der (internationalen) Zivilgesellschaft auf der Plattform. Mehrere Redakteur:innen von netzpolitik.org haben ihre Accounts auf inaktiv gesetzt und nutzen diese nur noch zur Recherche.

Schon lange pflegen wir einen Redaktionsaccount von netzpolitik.org bei Mastodon, seit neuestem auch bei Bluesky. Bei Mastodon sind die Interaktionen deutlich höher als bei den anderen Netzwerken. Auch viele Redaktionsmitglieder haben Accounts bei Mastodon und/oder Bluesky. Twitter wird immer unwichtiger, berichten auch hier alle.

Ein Beitrag von Markus Reuter auf Netzpolitk.org

Geldsegen

20. Februar 2023

Richter und Staatsanwältinnen verteilen jährlich Millionen Euro aus eingestellten Strafverfahren. Sie können unabhängig entscheiden, welche Vereine Geld bekommen, wenn ein Verfahren gegen Zahlung eines Geldauflage eingestellt wird. In einer aktualisierten Datenbank der Rechercheseite  CORRECTIV sind nun rund 50.000 geförderte Einrichtungen durchsuchbar. In der Datenbank finden sich zahlreiche Organisationen, die Hilfsbedürftige unterstützen, darunter: die Deutsche Krebshilfe, Weißer Ring oder der Verein Aktion Deutschland Hilft. Sie haben Millionenbeträge erhalten.

Wenn Strafverfahren gegen die Zahlung einer Geldauflage eingestellt werden, entscheidet die örtliche Justiz, wer das Geld bekommt. Viele gemeinnützige Vereine vor Ort und weiter weg profitieren davon. Dabei greifen die Justizbehörden häufig deshalb auf bekannte EmpfängerInnen zurück, weil diese mit der Abwicklung der Zuwendungen bürokratisch sauber umzugehen wissen; die Gerichte müssen also nicht nachfragen, ob die Zahlung tatsächlich erfolgt ist. Seit Jahren  gibt es aber Kritik an fehlender Transparenz.  Also wer genau ist EmpfängerIn? Und um welche Summen geht es dabei?

Correctiv sorgt hier ein Stück weit für die Transparenz und hat nun wie bereits 2018 ihre vor neun Jahren erstmals angebotene Spendengerichte-Datenbank erneut aktualisiert und überarbeitet.  Bei Correctiv.Lokal gibt es auch eine passende Anleitung, wie aus den Treffern in der Datenbank eigene Lokalgeschichten werden können.

Auch durch das Amtsgericht in Lingen sind mehrere Hunderttausend Euro verteilt worden. Wenig überraschend ist, dass die großen sozialen Verbände davon am meisten profitiert haben, nicht selten dieselben unter verschiedenen Namen; das fällt schnell bei genauem Durchsehen der Liste mit den 55 Empfängerinnen auf wie auch der Fehler von Correctiv, dass zB Singen am Hohentwiel eine andere Stadt als Lingen an der Ems ist und auch die Telefonseelsorge So-lingen und die Hubertusschützen in Köln-Füh-lingen sind erkennbar falsch einsortiert.Da ist also noch Präzisionsluft nach oben…

Trotzdem, schaut mal hier.

 


(Foto: Amtsgericht Lingen, © milanpaul via flickr)

#GegenHassImNetz

26. Juli 2022

„Hass im Netz kann jeden treffen – auch dich! Mit der Initiative gemeinsam „Gegen Hass im Netz“ wollen wir aufrütteln und Menschen dazu bewegen und inspirieren, selbst aktiv zu werden. Wir kämpfen für ein Netz ohne Hass, in dem wir alle respektvoll miteinander umgehen. Denn wenn Liebe laut ist, hat Hass keine Chance.

Werde Teil der Initiative gemeinsam „Gegen Hass im Netz“ der Deutschen Telekom und ihren Partnern: #ichbinhier e.V., GesichtZeigen!, Correctiv und Amadeu Antonio Stiftung.“

9.400 Großplakate

20. September 2021

Dass bei der #NoAfD die Gesetze zur Parteienfinanzierung nicht so hoch im Kurs stehen, hat die Rechtsaußenpartei schon wiederholt unter Beweis gestellt. Jetzt hat das Recherchezentrum CORRECTIV, ZDF Frontal und der SPIEGEL einen neuen, amssivenverstoß herausgefunden.

Die#NoAfD hat danach zwischen 2016 und 2018 anonym finanzierte Wahlkampfhilfen im Wert von über 3 Millionen Euro erhalten. Das geht aus internen Buchungsdokumenten des Werbeflächenvermarkters Ströer hervor, die das Recherchezentrum auswerten konnten.

Konkret geht es um mehr als 9.400 Großplakate, die vor der letzten Bundestagswahl und acht deutschen Landtagswahlen bei Ströer in Auftrag gegeben wurden und die in etwa 70 deutschen Städten zur Wahl der NoAfD aufriefen. Offiziell zeichnete ein Stuttgarter „Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten“ für die Plakate verantwortlich.

Dennoch ist bei einem Großteil dieser Aufträge die NoAfD in den Unterlagen des Plakatwerbers als „Direktkunde“ eingetragen. Ströer verwendete für diese Buchungen sogar dieselben Kundennummern wie bei offiziellen Plakatkampagnen der NoAfD. Damit waren beide Kampagnen innerhalb des Unternehmens zusammengefasst.

Nach Ansicht von Experten könnte es sich bei den Plakaten um illegale Parteispenden handeln: Entgegen wiederholter Beteuerungen der NoAfD, nichts mit der Kampagne des anonym finanzierten Vereins zu tun zu haben, liegen CORRECTIV, ZDF Frontal und SPIEGEL Hinweise vor, dass NoAfD-Funktionäre von einer Koordinierung der Kampagnen bei Ströer gewusst haben. Die NoAfD hat den Medien auf Anfrage mitgeteilt, dass es keine Absprachen zur Koordinierung mit einer Unterstützerkampagne gegeben habe und es auch keinen Auftrag von offiziellen Parteigremien an einzelne Mitarbeiter gab, Absprachen oder Koordinierungen zu vereinbaren.

Den Buchungsdokumenten zufolge wurde bei zahlreichen Aufträgen für Vereinsplakate nicht der Verein als „Direktkunde“ geführt, sondern die „Alternative für Deutschland“. Erstmals zeigen die Recherchen von CORRECTIV, ZDF Frontal und SPIEGEL auch die Dimension der möglicherweise rechtswidrigen Finanzierung der Kampagnen: Die größten Aufträge betrafen demnach die Bundestagswahl 2017 mit rund 1,9 Millionen Euro für rund 4.900 Plakate, gefolgt von den Landtagswahlen in NRW (521.000 Euro) und Baden-Württemberg (221.000 Euro).

In zahlreichen Aufträgen taucht in den Unterlagen neben der NoAfD die Schweizer PR-Firma Goal AG als Werbeagentur auf, die bereits mehrfach im Zusammenhang mit illegalen Wahlkampfhilfen zugunsten von NoAfD-Politikern auffiel. Allein in dieser Konstellation umfasst das Auftragsvolumen rund 2,5 Millionen Euro.

Im Auftrag der NoAfD teilt ein Anwalt mit: Zu „internen Vorgängen“ bei Ströer habe die AfD keine Kenntnis. Dass sie bei der umstrittenen Kampagne als Direktkunde erfasst wurde, sei ihr nicht bekannt. Eine „falsche Zuordnung einer anderen (angeblichen) Kampagne zu unserer Mandantschaft“ liege allein im „Verantwortungsbereich des Unternehmens Ströer“, schreibt der Anwalt.

Neben den internen Unterlagen liegen CORRECTIV, ZDF Frontal und dem SPIEGEL eidesstattlich versicherte Aussagen ehemaliger NoAfD-Politiker und SMS-Verläufe vor, die Verabredungen und Treffen zwischen NoAfD-Wahlstrategen und Mitarbeitern der Außenwerbefirma Ströer bezeugen. Die Aussagen und Dokumente legen nahe, dass die offiziellen NoAfD-Kampagnen und Unterstützerkampagnen enger miteinander verknüpft waren als bisher bekannt.

Der Ströer-Konzern lässt einen Fragenkatalog von CORRECTIV, ZDF Frontal und SPIEGEL unbeantwortet und gab stattdessen am 15.9. eine Pressemitteilung heraus mit Bezug auf die Anfrage. Darin weist Ströer eine Verantwortung von sich. Es verstehe sich als „neutraler Dienstleister“. Als Dienstleister der Außenwerbung müsse das Unternehmen unterstellen, dass die Finanzierung von Aufträgen durch die Kunden rechtmäßig erfolge, heißt es in der Mitteilung. Rechtliche Vorgaben und Transparenzregeln des Deutschen Bundestages seien „allein von den zuständigen Stellen“ zu überprüfen.

Nach Ansicht der Parteienrechtsexpertin Sophie Schönberger müssten Staatsanwaltschaft und Bundestagsverwaltung Ermittlungen gegen die AfD aufnehmen. „Wir haben jetzt die Nachweise, dass die Kampagne jedenfalls beim Plakat-Hersteller koordiniert wurde“, sagt die Juristin. Schönberger sieht „sehr starke Indizien dafür, dass die NoAfD da eingebunden war oder jedenfalls sehr viel davon wusste. Wenn das so ist, dann hätten wir eine illegale Parteispende“.

Bisher musste die Partei wegen anonym finanzierter Wahlplakate in zwei ähnlichen Fällen eine Gesamtsumme von rund 400.000 Euro zahlen. Der NoAfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen und der Europapolitiker Guido Reil hatten rechtswidrige Unterstützung in Form von Plakaten und Anzeigen angenommen. Das Geld dafür war über die Schweizer Goal AG geflossen, in Meuthens Fall rund 89.000 Euro, in Reils um 44.500 Euro.

Sollte die NoAfD von der Koordination gewusst haben, müsse die gesamte Kampagne der Unterstützer der NoAfD zugerechnet werden, sagt Ulrich Müller von der Organisation Lobbycontrol. Da die NoAfD die mutmaßlichen Zuwendungen nicht meldete, könnten ihr nun „nochmal Strafbescheide in zwei- bis dreifacher Höhe des Budgets“ drohen.

(Quelle: PM correctiv)

Faktencheck

5. Juli 2020

Falschinformationen und Viren haben einiges gemeinsam: Sie können sich exponentiell ausbreiten, und sie machen nicht vor Grenzen halt. Mitte März hat CORRECTIV sich deshalb mit vier weiteren Faktencheck-Organisationen in Europa zusammengeschlossen, um die Verbreitung von Desinformation über Covid-19 besser zu verstehen.

Die Kooperation mit Maldita.es in Spanien, Pagella Politica/Facta in Italien, Full Fact in Großbritannien und Agence France-Presse (AFP) in Frankreich zeigt, dass in der Flut der Falschinformationen Muster zu erkennen sind.

Identische Behauptungen wurden in allen Ländern und Sprachen verbreitet. Manche der scheinbar gut gemeinten medizinischen Ratschläge sind harmlos – wie das Gurgeln mit Essig. Andere jedoch sind gefährlich – wie das Trinken von Desinfektionsmittel. Durch die Verunsicherung der Menschen schaffen es zudem auch große Narrative der Desinformation ins Licht der Aufmerksamkeit. Sie zersetzen das Vertrauen in Institutionen und können langfristige Wirkungen haben – wie der Glaube an Verschwörungen, Ressentiments gegen Impfungen oder 5G-Mobilfunkstrahlen.

„Es ist wichtig, dass wir die Dynamiken von Desinformation auf internationaler Ebene kennen. Nur durch die Zusammenarbeit von Faktencheckern können wir wirklich aus der Pandemie lernen und in Zukunft die richtigen Maßnahmen ergreifen“, sagt Alice Echtermann, die das Projekt für CORRECTIV betreut hat.

Die fünf Redaktionen aus Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und Großbritannien haben insgesamt 645 Faktenchecks und Hintergrundberichte analysiert, die im März und April zu Covid-19 veröffentlicht wurden, und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet. Wann tauchte eine Falschinformation wo auf? Welche Varianten derselben Behauptungen gab es? Und welche Themen waren spezifisch für jedes Land?

Entstanden ist ein interaktives Web-Projekt über zwei Monate Faktencheck-Arbeit während einer globalen Pandemie. Die Analyse wurde in fünf Sprachen veröffentlicht. Lesen Sie hier die deutsche Version:

covidinfodemiceurope.com 

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(Quelle: Pressemitteilung CORRECTIV)

Grimme Online Award

21. Juni 2019

Der Grimme Online Award gilt als wichtigster deutscher Preis für Online-Publizistik. Vorgestern wurde er in Köln verliehen. Die Überraschung: Kleine Angebote überzeugten dieses Jahr. Große Unternehmen hatten dagegen das Nachsehen. Aus 1200 Vorschlägen hatte die Nominierungskommission 28 Angebote ausgesucht, von denen jetzt acht ausgezeichnet wurden.

Ausgezeichnet wurde unter anderem die Netzseite „Wem gehört Hamburg?“ über Eigentumsverhältnisse auf dem Wohnungsmarkt der Hansestadt. In einem eigens eingerichteten Crowd-Newsroom wertete das Recherchekollektiv „Correctiv“ dafür Angaben von mehr als 1.000 Mietern aus und recherchierte auf diese Weise die Eigentumsverhältnisse von 15 000 Wohnungen. Das Ziel: Mehr Transparenz auf dem Mietmarkt. Denn nur wenn man wisse, wie der Wohnungsmarkt wirklich aussehe und wer dort investiere, könne man auch etwas gegen den Mietwahnsinn unternehmen. Die Jury bezeichnete das Angebot als „herausragend„.

Mit einer Crowdfundingaktion gegründet wurde 2014 auch das gleichfalls ausgezeichnete Portal „Krautreporter“. Inzwischen ist es genossenschaftlich organisiert.  Die GOA-Jury zeigte sich überzeugt „von der thematischen Breite und Tiefe“. In vorbildlicher Weise werde hier auf die Lebenswelt der Leser und Leserinnen eingegangen, ohne ihnen nach dem Mund zu reden.

Ebenfalls durch Crowdfunding finanziert ist der Blog „Butterbrod und Spiele„, mit dem der Autor Moritz Gathmann und der Fotograf Christian Frey zur Fußball-WM 2018 aus ungewöhnlichen Perspektiven über Russland informierten. Auf ihrer Reportagereise trafen sie unter anderem einen sibirischen Comiczeichner und die Nachfahren schwäbischer Siedler. „Viele dieser Geschichten sind dadurch entstanden, dass man losfährt und einfach den Menschen zuhört“, sagte Gathmann. In den etablierten Medien sei dafür eher kein Platz, weil auch nicht in jeder Geschichte das Wort „Putin“ vorkomme.

Im übrigen wurden kleine Angebote ausgezeichnet, so der Podcast „Mensch Mutta„, der sich aus ganz subjektiver Sicht mit dem Leben einer Mutter in der DDR beschäftigt, und der medienkritische Youtube-Kanal „Ultralativ„, auf dem zwei Studenten über aktuelle Ereignisse und Entwicklungen aus dem Youtuber-Universum informieren. „Ultralativ“ sei schlau, aber auch offen für Doofes, hieß es in der Laudatio. Damit Geld zu verdienen, würde sich falsch anfühlen, sagte einer der Macher, Paul Schulte.

Einen weiteren Preis gewannen die Strichmännchen-Cartoons des „Witzbildzeichners“ Tobias Vogel in seinem Satire-Format „Krieg und Freitag„. Die auf Twitter, Facebook und Instagram veröffentlichten Karikaturen behandeln sowohl politische als auch persönliche Themen.

Ausgezeichnet wurden schließlich das Gemeinschaftsblog „Techniktagebuch„, der Veränderungen in der Alltagstechnik beschreibt, die Jugendnetzkonferenz „Tincon„, die laut Jury einen Diskursraum für 13- bis 21-Jährige über das Internet eröffnet, und der Youtubekanal „Einigkeit & Rap & Freiheit„, der den Publikumspreis gewann.

(Quellen: Horizont, dpa, GOA)

Journalismus nicht

18. Dezember 2018

CORRECTIV  schreibt:
„Wir haben zusammen mit unseren 18 Medienpartnern den größten Steuerraub Europas aufgedeckt. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen CORRECTIV-Chefredakteur Oliver Schröm in Zusammenhang mit den Cum-Ex-Recherchen. Der Vorwurf: Anstiftung zum Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen. Wir fordern, die Strafverfolgung auf die Steuerräuber zu konzentrieren und die Ermittlungen gegen unseren Chefredakteur einzustellen. Dies ist ein Angriff auf unsere Pressefreiheit. Wir wehren uns dagegen. Unterstützen Sie uns dabei!“

 

Offener Brief

Essen, 11. Dezember 2018

Sehr geehrte Frau Justizministerin Katarina Barley,
sehr geehrter Herr Finanzminister Olaf Scholz,

vor wenigen Wochen haben wir die CumEx-Files veröffentlicht. Gemeinsam mit Medienpartnern aus ganz Europa haben wir enthüllt, wie Banker, Aktienhändler und Steuerberater unsere Staatskasse geplündert haben.

Eine unglaubliche Summe von mindestens 55 Milliarden Euro wurde in Europa gestohlen – Steuergelder, die unserer Gesellschaft zu Gute kommen sollten, ob für Kitas, Krankenhäuser oder Bildungseinrichtungen.

Wir erwarten, dass die Strafverfolgungsbehörden die Täter verfolgen und das Geld zurückholen. Der größte Teil der gestohlenen Milliarden bleibt jedoch weiter verschwunden.

Zugleich werden nun diejenigen verfolgt, die den Skandal aufgedeckt haben. Gegen Oliver Schröm, Chefredakteur von CORRECTIV,  ermittelt die Staatsanwaltschaft Hamburg wegen des Verdachts auf „Anstiftung zum Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen” nach §                                                                                                                                                                                                                                                      17 UWG (Gesetz gegen Unlauteren Wettbewerb).

Es ist das erste Mal, dass dieser Paragraph auf einen Journalisten angewendet wird.

Die Hamburger Ermittler stützen sich auf ein Gesuch der Schweizer Behörden, die aufgrund einer Anzeige der Schweizer Bank Sarasin tätig wurden. Eine der Banken, die tief in den Skandal um die gestohlenen Steuergelder verstrickt ist.

Oliver Schröm soll einen Mitarbeiter dazu angestiftet haben, die Cum-Ex-Geschäfte der Schweizer Bank öffentlich zu machen. Das stelle eine Verletzung des Bankgeheimnisses dar.

Dieser Vorwurf ist absurd: Oliver Schröm hat seine Arbeit als Journalist gemacht und einen erheblichen Missstand in unserer Gesellschaft aufgedeckt.

Es ist erschreckend, dass deutsche Behörden sich von den Tätern instrumentalisieren lassen. Der Versuch, einen Journalisten und eine ganze Redaktion mundtot zu machen, ist ein Missbrauch des Strafrechts.

Umso mehr besorgt uns das neue Gesetz zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen (GeschGehG), das der Bundestag derzeit berät. Der aktuelle Entwurf gefährdet den Informantenschutz und somit die Grundlage investigativer journalistischer Arbeit. Dieser Angriff auf die Pressefreiheit muss abgewendet werden.

Sehr geehrter Herr Finanzminister Olaf Scholz,
wir fordern Sie auf, gemeinsam mit Ihren Kollegen in Europa endlich unsere Staatskassen vor Ausplünderung zu schützen.

Sehr geehrte Frau Justizministerin Katarina Barley,
wir fordern Sie auf, investigative Recherchen von Journalisten nicht zu kriminalisieren. Sorgen Sie dafür, dass Journalisten nicht wegen Verrats von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen strafrechtlich verfolgt werden können.*

Der Rechtsstaat muss sich auf die Verfolgung der Täter konzentrieren.

Steuerraub ist ein Verbrechen. Journalismus nicht.

Die CORRECTIV-Redaktion


 

Brief unterzeichnen

„Das Gift der AfD: Die Partei und ihre Freunde haben sich vor der Bundestagswahl mit der Verbreitung von Missinformationen in den sozialen Netzwerken hervorgetan. Zwar gab es nicht die eine ganz große Fake-News, aber es gab viele Lügen, die das politische Klima verderben.
Das ist die Bilanz unserer Fakten-Prüfer-Arbeit. In sechs Thesen haben wir zusammengefasst, was wir über Fake News gelernt haben im Wahlkampf und wie es weitergehen könnte.“

Mehr bei „Den Fake News keine Chance von correctiv!