Im Test: Balkonkraftwerke

28. April 2024

Besonders aufregend ist der aktuelle Test von Balkonsolaranlagen (aka Balkonkraftwerke) durch die Stiftung Warentest. Denn dabei hat gerade mal eine einzige von acht Anlagen das Qualitätsurteil Gut erhalten. Dass die Noten so schlecht sind, liegt gar nicht an den Ergebnissen für die Stromerzeugung – die waren durchgehend ordentlich bis gut. Nein, es lag an den Wechselrichtern.

Die Stiftung schreibt: „Wir haben acht Kraftwerke geprüft, die vier verschiedene Wechselrichter nutzen. Und alle Wechselrichter im Test haben eine Norm gerissen, weil sie andere Elektrogeräte mehr oder weniger stark stören können. Ergebnis: Ein Wechselrichter hat noch ein Befriedigend bekommen, zwei sind ausreichend und einer – der für drei Balkonkraftwerke verwendet wurde – wurde vorläufig vom Markt genommen.

Jörg Kannegießer von der Bundesnetzagentur sagte jetzt dazu: „Im Jahr 2023 stellten Wechselrichter die viertgrößte Produktgruppe dar, die wir sanktioniert haben.“

Auch das mangelhafte Modell kante die Bundesnetzagentur bereits. Sie hat es zur Überprüfung vom Markt genommen, damit der Hersteller nachbessern kann.

Und weil das so furchteinflößend klingt, hier noch die Einordnung: Wechselrichter verwandeln den produzierten Gleichstrom aus den Solar-Panelen zu Wechselstrom für den Hausstrom. Die bei der elektromagnetischen Verträglichkeit auffälligen Geräte können andere Elektrogeräte stören. Wenn also bei Ihnen (oder bei Ihren Nachbarn!) das Internet ruckelt oder das Radio rauscht, kann es an solchen Geräten liegen. Das auffälligste Modell kann sogar Funknetze von Polizei und Rettungskräften stören. Auswirkungen auf die Gesundheit haben die Geräte nicht.

Wer bereits einen solchen Störenfried-Wechselrichter zu Hause hat, könnte übrigens ein anderes Modell kaufen, um das Balkonkraftwerk weiter laufen zu lassen. Denn das kann sich lohnen.

Mit dem Solarpaket will die Bundesregierung den Ausbau beschleunigen – und mancherorts gibt es Förderung; in Lingen übrigens nicht mehr, nachdem die Stadt angeführt von der CDU/FDP-Gruppe die Fortsetzung des städtischen Programms abgelehnt hat.

Doch nicht alle Balkon-Solaranlagen überzeugen auch.

Stecker rein, Sonnenschein – und schon erzeugt man seinen eigenen Strom und spart Geld: Balkon-Solaranlagen machen das grundsätzlich möglich, unter Umständen sind sie auch eine Option für Mieterinnen und Mieter. Auch im Schatten schwächeln die meisten, zeigt die Untersuchung der Stiftung Warentest („test“ Ausgabe 05/24). Acht Balkonkraftwerke, jeweils bestehend aus zwei Photovoltaik-Modulen und einem Wechselrichter, haben die Warentester im auf 600 Watt gedrosselten Betrieb geprüft. Bei strahlendem Sonnenschein produzieren alle getesteten Anlagen reichlich Strom.

Liegen sie zur Hälfte im Schatten, ist es damit allerdings vorbei. Dann erzeugen alle Anlagen im Test gar keinen Strom mehr. Zu einem Viertel abgedeckt, lieferte selbst die beste Anlage nur etwas mehr als die Hälfte ihrer Leistung.

Verschenktes Potenzial durch Neigungswinkel

Ein weiterer Kritikpunkt: An der Balkonbrüstung zwingt die Halterung einer der geprüften Anlagen die entsprechenden Paneele in eine senkrechte Position. Dadurch wird viel Potenzial verschenkt und die Stromausbeute verringert, so die Tester.

Im Idealfall fangen die Panels das meiste Licht mit einer 30- bis 40-Grad-Neigung zur Waagerechten ein. Die Neigungswinkel, die die übrigen Halterungen im Test am Balkon erlauben, liegen zwischen maximal 15 und 35 Grad.

Auch in puncto Stabilität sahen die Tester nicht nur Licht. Zwar erwiesen sich alle geprüften Anlagen als wasserdicht und hagelsicher. Allerdings können einige Platten brechen, wenn sie mit Schnee bedeckt sind und es stürmt. Bei zwei Testkandidaten war das bei einer Druckbelastung von 5.400 Pascal (rund 540 Kilogramm pro Quadratmeter) der Fall, das PV-Panel eines Anbieters brach schon bei 2.400 Pascal (rund 240 Kilogramm pro Quadratmeter).

Gesamtwertung: wenig Licht, viel Schatten

Insgesamt schneidet nur eine Balkon-Solaranlage „gut“ ab. Und zwar die Günstigste im Test: EPP Solar Balkonkraftwerk 830W (Foto oben). Sie ist laut Stiftung Warentest allerdings ein Auslaufmodell. Drei Balkonkraftwerke bekommen ein „befriedigend“, eines ist „ausreichend“.

Tipp: Wer sich fragt, wie viel Strom und Geld sich mit einem Steckersolargerät am Balkon, an der Hauswand oder auf dem Dach eigentlich einsparen lässt, kann das mit dem „Stecker-Solar-Simulator“ der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft ausrechnen, der im Internet abrufbar ist (solar.htw-berlin.de/rechner/stecker-solar-simulator).

Laut Stiftung Warentest haben sich die Anschaffungskosten für eine Anlage – je nachdem, wie viel Strom erzeugt und verbraucht wird – nach fünf bis acht Jahren amortisiert.

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