Zum 1. März erhöhen die Stadtwerke Lingen erneut die Preise für Gas und Storm. Vergleiche zeigen, dass im herkömmlichen Energiemarkt andere Versorger deutlich (!) preiswerter sind. Ganz im Gegensatz zur Anti-Wärmepumpen-Kampagne konservativer und rechter Kreise und Medien sind auch neue Entwicklungen deutlich günstiger als behauptet.

Der Einbau einer neuen Wärmepumpe beispielsweise ist mit den von der Bundesregierung beschlossenen neuen Fördersätzen zum Teil wesentlich günstiger als eine neue Gasheizung. Das zeigt eine aktualisierte Modellrechnung des WWF Deutschlands. „Fossile Heizungen kosten gleich zweifach: Sie heizen die Klimakrise an und belasten die Portemonnaies der Verbraucher:innen“, sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.

Seit dem 1. Januar gilt das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) mit Regelungen für den Heizungstausch. Begleitend wurde die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) angepasst. Beim Heizungstausch können mit Grundförderung, Geschwindigkeitsbonus und Einkommensbonus nun drei verschiedene und kombinierbare Förderkategorien zum Einsatz kommen, die in der Modellrechnung der Prognos AG im Auftrag des WWF Deutschlands berücksichtigt wurden. In allen Berechnungen ist die Wärmepumpe die langfristig günstigere Alternative – und das sogar in einem vergleichsweisen sehr ineffizienten Gebäude.

Im Detail zeigen die Beispielrechnungen: Allein die Grundförderung macht die Wärmepumpe bereits wettbewerbsfähiger als eine Gasheizung. Durch Grund- und Geschwindigkeitsbonus lassen sich mit einer Wärmepumpe mehr als 600 Euro im Jahr gegenüber einer Gasheizung einsparen. In Kombination mit einer PV-Anlage sind es sogar 975 Euro pro Jahr. Mit dem zusätzlichen Einkommensbonus, den ein großer Teil von Gebäudeeigentümer:innen bekommt, beträgt die jährliche Ersparnis rund 840 Euro. In der Kombination mit einer PV-Anlage können über 1.200 Euro jährlich gespart werden. So könnten über die Nutzungszeit von nur 15 Jahren über 21.600 Euro eingespart werden. „Die Wärme- und Energiewende sind zusammen lösbar und sollten auch zusammen gedacht werden, das bietet Chancen für den Klimaschutz und Verbraucher:innen“, so Raddatz.

Die Verpflichtung, dass ab 2029 durch die Beimischung von Biomethan schrittweise fossiles Erdgas ersetzt werden soll, wird die Gasheizung nicht rentabler machen – im Gegenteil. Allein durch die Beimischung von Biomethan entstehen Mehrkosten von durchschnittlich etwa 250 Euro im Jahr bzw. über 3.700 Euro über die betrachtete Laufzeit im Vergleich zu einer reinen Erdgasheizung. „Ein bisschen Bio kann ein Fossil nicht nachhaltig machen, weder fürs Klima noch fürs eigene Budget. Sinnvoller ist daher, gleich auf eine wirklich nachhaltige Option zu setzen“, so Raddatz.

Das gilt auch beim Thema Wasserstoff und Holz. Wasserstoff ist nur wirklich sauber, wenn er aus Erneuerbaren gewonnen wird. Allerdings ist dieser grüne Wasserstoff kurz- wie mittelfristig ein rares Gut, das vor allem anderen Bereichen vorbehalten sein sollte, in denen es keine besseren Alternativen gibt, wie in der Industrie. Gasheizungen, die potenziell auf Wasserstoff umrüstbar sind, können sich somit ebenfalls schnell als Kostenfalle entpuppen.

Mit Holz zu heizen – ob Scheitholz oder Pellets – ist übrigens keineswegs klimaneutral: Bei der Verbrennung von Holz wird das vom Baum zuvor gebundene CO2 freigesetzt. Da die in Holz gespeicherte Energie geringer ist als in Kohle und Erdgas, wird bei der Holzverbrennung bis zu doppelt so viel CO2 freigesetzt, um die gleiche Wärmemenge zu erhalten. Schon heute sind die Wälder in Deutschland und global außerdem übernutzt – mit entsprechend verheerenden Konsequenzen für die Biodiversität. Zunehmend werden Wälder eher zur CO2-Quelle, als CO2-Speicher zu sein.

„Die Umsetzung der Wärmewende liegt nun überwiegend in der Hand der Haus- und Wohnungsbesitzer und -besitzerinnen. Sie brauchen klare Informationen und unabhängige Beratung. So wird auch deutlich: Wer heute klimafreundlich handelt, handelt auch wirtschaftlich vernünftig“, sagt Raddatz.

Zum Papier: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klima/Hammer-Heizungs-Deal-2-0.pdf


Quelle: WWF

Wärme

30. Juni 2022

Um die Energieversorgung zukunftsfest zu machen, muss diese sicher, wirtschaftlich und umweltverträglich gestaltet werden. Das sind zentrale Ziele der Energiewende. Und diese wiederum ist vor allem auch eine Wärmewende. Gestern hatte die Bundesregierung zum sogenannten Wärmepumpen-Gipfel geladen. Denn die Wärmepumpe gilt als Schlüsseltechnologie, um in der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien zu setzen.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass mehr Tempo bei der Transformation der Wärmeversorgung notwendig ist. In Deutschland sollen ab 2024 pro Jahr 500.000 Wärmepumpen neu installiert werden. Auf dieses Ziel einigten sich am Mittwoch Vertreter zahlreicher Verbände mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD).

„Wir brauchen mehr Tempo“, sagte Minister Habeck. „Denn wenn wir uns konsequent aus der Klammer russischer Importe befreien wollen, dann dürfen wir nicht nur an den Stromsektor denken, sondern dann brauchen wir gerade auch den Wärmebereich.“

Der Einbau einer Öl- oder Gasheizung als alleiniges Heizungsgerät wird in Deutschland zum 1. Januar 2025 praktisch verboten (mehr…). Der Grund: Jede neue Heizung muss dann mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien einkoppeln. So legt es die Koalitionsvereinbarung der Ampelregierung fest. Ab 2024 soll jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Dafür aber würden schnell mehr Wärmepumpen benötigt, sagte Habeck. Ministerin Geywitz betonte, ihr sei wichtig, dass die Wärmwende bezahlbar und planbar sein müsse. „Wärmepumpen müssen sich auch jene leisten können, die mit schmalem Geldbeutel haushalten müssen.“

Die Umweltorganisation WWF begrüßt derweil, dass die Bundesregierung das Thema Wärmewende vorne auf die Agenda setzt. Dies sei gerade mit Blick auf Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern und zur Einhaltung der Klimaziele längst überfällig. Wir erwarten ein ambitioniertes Vorgehen der Bundesregierung. Die kommunale Ebene nimmt dabei eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung ein.

Letztlich findet die Umsetzung der Energiewende vor Ort statt. Auch die Wärmeplanung wird maßgeblich lokal entschieden. Der WWF Deutschland hat deshalb den Leitfaden kommunale Wärmeplanung – Vor Ort in die fossilfreie Zukunft starten entwickelt. Dieser skizziert den Ablauf der kommunalen Wärmeplanung und stellt zentrale Argumente für die Wärmewende bereit. Denn bei den unvermeidbaren, tiefgreifenden Veränderungsprozessen im Wärmesektor hängt viel vom Handeln der Kommunen ab. Dass die Energiewende vor allem eine Wärmwende ist, zeigt sich daran, dass das Heizen für rund 70% des Endenergieverbrauchs in den Haushalten verantwortlich ist. Weniger als 20 Prozent der beim Heizen verbrauchten Endenergie stammen bislang aus regenerativen Energien.

Dazu sagt Viviane Raddatz, Leiterin Klima- und Energiepolitik beim WWF-Deutschland: „Die kommunale Ebene verfügt wie keine andere politische oder administrative Ebene über so detaillierte Kenntnisse des Gebäudebestands und seines energetischen Zustands, der damit verbundenen Energiebedarfe und der lokalen Probleme und Potenziale. Wesentliche Entscheidungen für die Wärmeplanung fallen vor Ort. Die Städte und Gemeinden hierzulande haben es also in der Hand, in welcher Form und vor allem wann die Wärmewende vor Ort Einzug hält. Der WWF-Leitfaden zeigt, dass die Wärmewende handfeste Vorteile für die Kommunen und ihre Bürger:innen vor Ort mit sich bringt – auch über den Klimaschutz hinaus. Zu nennen sind hier vor allem Planungssicherheit, Kostensenkungen bei eigenen Liegenschaften, Wertschöpfung in der Region und eine bessere Einbindung der Bürger:innen in die kommunale Entscheidungsfindung. Auch die Versorgungssicherheit unabhängig von fossilen Energieträgern ist gerade mit Blick auf den Krieg in der Ukraine zu betonen.“

Der WWF will alle kommunalpolitisch Aktiven bestärken, sich jetzt mit dem hochaktuellen Thema Wärmeplanung zu beschäftigen. „Mit dem Leitfaden möchten wir eine erste Orientierung und Argumente bieten, wie die Kombination von Klimaschutz, energetischer Unabhängigkeit und regionalem Wohlstandserhalt gelingt.“

Apropos kommunalpolitisch Aktive: Gestern tagte auch der Aufsichtsrat der Stadtwerke, der sich im Wesentlichen aus Vertreter der Stadt Lingen und einer RWE-Tochtergesellschaft zusammensetzt. Auch dabei stand die strategische Ausrichtung des maßgeblich kommunale Unternehmens im Mittelpunkt. Denn – wie gesagt- wird es ab 2025 keine klassischen Gasheizungen mehr geben. Daher werden (auch) in Lingen künftig neue Wohngebiete ohne Gasversorgung entwickelt werden; das neue Wohngebiet südlich des Mühlenbachs im Stadtteil Damaschke beispielsweise wird nach diesen Regeln gebaut, wie den Bauinteressenten vor einigen Tagen bei einer Anliegerversammlung erklärt wurde. Wärmepumpen werden kommen. Unsere BN-Stadtratsfraktion ist gespannt, was BN-Fraktionskollege Marc Riße über die künftige Ausrichtung der SWL und deren Geschäftsführung berichten.