4:5
8. Juli 2015
4:5. Nein, kein Fußballergebnis, sondern eine enorme Schweinerei und letztlich auch eine Wettbewerbsverzerrung zu Lasten kleinerer bäuerlicher Betriebe. Es gibt Neues aus der Agrarindustrie:
Emslandisierung
17. August 2010
In Wietze nahe Celle planen der Agro-Industrielle Franz-Josef Rothkötter („Wir können ja auch sagen, wir produzieren in China“) aus Haren und sein Unternehmen Europas größte Geflügelschlachtanlage. Für deren Auslastung müssten in der Region um Wietze rund 400 (!) Mastfarmen entstehen, sagen Fachleute. Die Gegner dieses agrarindustriellen Großprojekts werden derweil immer zahlreicher. Sie fürchten die hier längst und asndernorts bekannte Belastung der Umwelt durch Antibiotika, Feinstaub und Ammoniak und die Zerstörung des Aller-Leinetals. Inzwischen zählt die lokale Bürgerinitiative 900 Mitglieder. Die Kritiker werfen den Schlachthofbetreibern und Zulieferer-Landwirten auch Tierquälerei vor. Letztere würden die Tiere auf engstem Raum halten. Verhaltensstörungen bis hin zu Kannibalismus und Selbstverstümmelung seien die Folge. Der deutsche Geflügelmarkt sei gesättigt, die Anlage diene einzig und allein der Produktion für den Export, so ein weiteres Argument der Gegner. CDU und FDP im Niedersächsischen Landtag befürworten dagegen die Pläne ebenso wie der Wietzer Gemeinderat, bringt so ein Schlachthof doch Arbeitsplätze – nach Angaben der „Emsland Frischgeflügel“ rund 250.
In der vergangenen Woche hat die Polizei das seit Mai besetzte Baugelände in Wietze geräumt. Aktivisten haben daraufhin am Montagmorgen einen Acker im Kreis Peine besetzt. Sie protestieren damit gegen den Bau einer Hühnerfarm, die den geplanten Geflügelschlachthof in Wietze beliefern soll. Nach Angaben des Besetzerblogs sollen in dem Mastbetrieb künftig ständig 84.000 Hähnchen gezüchtet werden. An anderen geplanten Standorten für Hähnchenfarmen wie Groß Denkte, Cramme, Mehrum, Wendesse und Solschen (alle im Kreis Peine) sollen je Mastperiode bis zu 40 000 Tiere groß gezogen werden. Rund sieben Mastperioden im Jahr sind vorgesehen, jede dauert üblicherweise 35 Tage. Die Bauern erachten die Geflügelzucht als wichtige zusätzliche Einnahmequelle, weil die Gewinnspannen beim Ackerbau immer geringer ausfallen würden.
Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Eckehard Niemann, bezeichnete gegenüber dem lokalen Newsportal Celle Heute den geplanten Schlachthof in Wietze als den deutlichsten Ausdruck einer verfehlten Subventions- und Agrarpolitik und einer agrarindustriellen Produktion, die eine unsinnige Produktion von Fleischüberschüssen vorantreibe. Und das alles zu Lasten der Tiere, der Umwelt und der Anwohner. Niemann forderte die Landesregierung auf, ihre Subventionierung und Schönrederei dieser agrarindustriellen Tierhaltung endlich zu beenden Die Schlachthofgegner wollen aber gerade eine „Emslandisierung“ von Ost- und Südniedersachsen verhindern.
„Emslandisierung“ – dieses Wort wird die Amtszeit des auf seinen Landkreis so unkritisch-stolzen Landrats Hermann Bröring (CDU) locker überleben. Längst heißt es in der Blogosphäre: „Deutschland braucht keine neuen, stinkenden Gülle-Regionen wie die Landkreise Vechta, Cloppenburg und das Emsland!“ Emslandisierung – das ist das Synonym für die brutale Zerstörung der Landschaft, für Gestank und Egoismus und die Vernichtung der bäuerlichen Strukturen gleichermaßen. Es ist -von CDU-Mann Hermann Bröring und seinen Mannen gefördert und zugelassen- blanker Kapitalismus, der ganz wenige reich macht und uns alle ärmer.