4:5. Nein, kein Fußballergebnis, sondern eine enorme Schweinerei und letztlich auch eine Wettbewerbsverzerrung zu Lasten kleinerer bäuerlicher Betriebe. Es gibt Neues aus der Agrarindustrie:
Seit zwei Jahren gilt in Niedersachsen die Filterpflicht für Betriebe mit mehr als 2000 Mastschweinen in Niedersachsen. Eine der ersten Maßnahmen von rot-grün betrifft etwa 350 emissionsstarke Schweinehaltungsanlagen (mit mehr als 2.000 Mastschweinen, 750 Sauen oder 6.000 Ferkelaufzuchtplätzen) im Lande. Das Ziel: Den bei solchen Tierkonzentrationen unbedingt erforderlichen Schutz von Anwohnern, Natur und Klima sichern.
Eingebaut werden dazu Rieselbettfilter sollen den Ausstoß von Ammoniak und Staub nach Angaben des TÜV Nord um 70 Prozent reduzieren. Nun aber liest das staunende Publikum, dass vier von fünf Filteranlagen nicht oder nicht richtig funktionieren. Das bestätigte die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) Nord-West in Oldenburg. Diese soll die Abluftreiniger im Auftrag der Landwirtschaftskammer kontrollieren, aber LUFA-Mann Lars Broer äußert gar Verständnis. Den betroffenen Großmästern drohen im schlimmsten Fall die Betriebsschließung und Bußgelder. Bußgelder sind trotz der katastrophalen Daten bislang aber wohl nicht verhängt worden.
Für den Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Eckehard Niemann, ist es ein „Skandal, wenn Agrarindustrielle diese Schutzziele systematisch unterlaufen“. Die AbL wirft den Mästern vor, dass sie Kosten von 2800 Euro pro Jahr für die Filter-Zusätze (Säure und Lauge) sparen wollten. Wer die Pumpe zur Benetzung des Filters ausschalte, spare noch einmal 3000 Euro im Jahr, so Niemann. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Niedersachsen hatte bereits bei der Einführung der Filterpflicht über hohe Kosten geklagt. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat den Aufwand für den Filter mit 7 Euro pro Schwein berechnet.
Die Filterpflicht für Agrarfabriken liegt, so die AbL, auch deshalb im Interesse der allermeisten Schweinehalter unterhalb dieser „Agrarindustrie-Grenzen“, weil durch die teuren aber emissions-angemessenen Filter die externen Kosten von „Agrarfabriken“ berücksichtigt würden und so das weitere Vordringen von Agrarfabriken und die damit verbundenen Verdrängung mittelständischer Strukturen entscheidend gehemmt werde.
(Quelle und Quelle)