Wasserstoff, grün

28. Februar 2021

Ende Januar warb der große deutsche Energiekonzern E.ON in einer Pressemitteilung dafür, mit grünem Wasserstoff zu heizen – das sei der kostengünstigste und sozial ausgewogenste Weg zum Klimaschutz bei der Wärmeversorgung, habe eine Studie ergeben (die E.ON praktischerweise gleich selbst durchgeführt hat). Mit grünem Wasserstoff könne man energetische Sanierungen und die damit verbundenen Mietsteigerungen vermeiden. Schön für den Versorger, weil er so seinem Geschäft mit dem Transport und Vertrieb von Brennstoffen für den Heizungskeller eine Zukunft geben kann.

Auch in anderen Branchen setzen Akteure auf grünen Wasserstoff, um ihre bestehenden Geschäftsmodelle zu sichern. Die Autoindustrie zum Beispiel, die so den Verbrennungsmotor retten will (und damit bei der Bundesregierung sperrangelweit offene Ohren findet, wie die jüngsten Beschlüsse zur Umsetzung der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED II zeigen).

Und auch auf den politischen Ebenen -ganz besonders im südliche Emsland um Lingen herum- überschlägt man sich mit der PR für all den grünen Wasserstoff, der in Zukunft alle Probleme lösen wird. Nun, all das schient bei näherem Hinsehen ausgesprochen naiv.

Im Spiegel hat Wissenschaftsredakteur Kurt Stukenberg darüber geschrieben, dass der überall gehypte, „breite“ Einsatz von Wasserstoff ein Irrweg ist. Wasserstoff ist mitnichten Allheilmittel für den Klimaschutz. Bei dessen Erzeugung geht nämlich viel Energie verloren. Das macht ihn zum einen sehr teuer. Vor allem aber benötigt man enorme Mengen an Ökostrom, um nennenswerte Volumina an Wasserstoff zu produzieren.

Schon heute, so Stukenberg, reichen die anvisierten Erneuerbare-Ausbaupfade bei Weitem nicht aus, um die Ziele für 2030 zu erreichen.

„Wer von Wasserstoff träumt, muss in erneuerbare Energien investieren und deutlich schneller ausbauen als bisher“,

zitiert er Claudia Kemfert vom wahrlich nicht progressiven Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Wo immer möglich, sollte der Ökostrom direkt genutzt werden, statt den Umweg über Wasserstoff zu gehen. Das vermeidet die hohen Effizienzverluste. Also: Elektroautos statt Benziner mit synthetischem Kraftstoffe im Tank. Und Wärmepumpen statt Wasserstoff im Heizkessel. Der Wasserstoff sollte denjenigen Anwendungen vorbehalten bleiben, die sich nicht elektrifizieren lassen, der Stahlindustrie zum Beispiel oder dem Flug- und Schiffsverkehr.

Alles weitere dazu findet sich hier im SPIEGEL, den man tatsächlich bisweilen noch lesen kann und auch muss, um manch euphorischen Jublern nicht auf den Leim zu gehen.

ps Bei uns in Lingen soll eine dutzende Meter breite Strom-Schneise von der A 31 nördlich Wietmarschen-Lohne quer durch die Wälder im Lohner Sand und der nördlichen Elberger Schlipse geschlagen werden, um dann den Bereich östlich der Bahnstrecke in Darme zu erreichen und den dortigen Endmoränen den Garaus zu machen. Auf vielen Hektar zwischen Bundesbahnstrecke und Bärlocher Chemie soll eine für den „grünen“ Wasserstoff notwendige Konverterstation entstehen, plant Amprion. Vielleicht aber sollte auf die ökologischen Kosten genauer geachtet werden?


Grafik burlesonmatthew auf pixabay
Quelle Ralph Diermann auf piqd

Erdkabeltrasse

19. August 2017

Amprion-Information zur Erdkabeltrasse A-Nord
Lingen (Ems) – Halle IV, Kaiserstraße 10A
Mi 23.08. – von 17 – 20 Uhr

Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion veranstaltet am 23. August einen Bürgerinformationsabend zum Erdkabelprojekt A-Nord im Emsland. Der Abend beginnt um 17 Uhr in der Halle IV (Kaiserstraße 10A) in Lingen (Ems) und ist bis 20 Uhr geplant.

„An diesem Tag haben Interessierte die Möglichkeit sich über die Planungen zu informieren, zudem können sie auch Input zu der geplanten Trasse geben. Die 300 Kilometer lange Gleichstromverbindung A-Nord führt auf dem Weg von Emden nach Osterath zwischen Krefeld und  Düsseldorf durch das Emsland und die Grafschaft Bentheim. Dabei handelt es sich um ein Erdkabel.
Amprion hat derzeit mehrere Varianten zum Verlauf der Trasse erarbeitet: Neben einer Trasse im äußersten Westen Lingens entlang der Autobahn führt eine zweite Variante von Lingen-Wachendorf zum Bereich am Mühlengraben und weiter Richtung Wietmarschen-Lohne. Die östliche Variante hingegen führt entlang der Ortsteile Brögbern, Baccum und Bramsche Richtung Emsbüren. Derzeit werden alle Interessen und Belange gesammelt, um die Stromtrasse dann letztlich so verträglich wie möglich bauen zu können. Neben dem Informationsmarkt besteht auch auf www.a-nord.net die Möglichkeit, Stellungnahmen abzugeben.“ (Quelle und Foto @ PM)
ps Lingener Ratsmitglieder wird man womöglich nur wenige sehen. Denn zur selben Zeit findet eine Stadtratssitzung im Rathaus statt. 

EEG I

17. Oktober 2010

Nach dem Anstieg der EEG-Umlage für 2011 werden allgemein höhere Strompreise erwartet. Bei einem Stromverbrauch von durchschnittlich 3500 kw  für einen 4-Personen-Haushalt errechnen sich rund 60 Euro im Jahr.  Die vier Stromnetzbetreiber in Deutschland  –Amprion (vormals RWE Transportnetz Strom GmbH) betreibt  heute das frühere Netz der RWE und der VEW,
EnBW Transportnetze AG, umfasst das Netz der früheren Badenwerk AG und der EVS (Energie-Versorgung Schwaben AG), Transpower Stromübertragungs GmbH (vormals E.ON Netz GmbH, jetzt im Besitz der niederländischen Tennet), die das frühere Netz von PreussenElektra und der Bayernwerk AG umfasst, und 50Hertz Transmission (vormals Vattenfall Europe Transmission GmbH), die heute das frühere Netz der VEAG, der BEWAG und der HEW betreibt – haben gleich das Doppelte der für einen 4-Personen-Haushalt zu erwartenden rund 5  Euro pro Monat herum posaunt, nämlich 10 Euro – so macht man Stimmung.

Die Bundesnetzagentur (korrekt Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen) sieht derweil nicht einmal einen Grund, die EEG-Umlage in voller Höhe auf die Kunden abzuwälzen

Mit 3,53 Cent pro Kilowattstunde wird die EEG-Umlage für das kommende Jahr deutlich höher ausfallen als in diesem Jahr (2,047 Cent). Während dies allgemein als Zeichen für höhere Strompreise bei den Endkunden gewertet wird, sieht die Bundesnetzagentur keinen Grund dafür, dass die Stromanbieter die höhere EEG-Umlage auf die Kunden abwälzen. Matthias Kurth, der Präsident der Bundesnetzagentur, erklärte dazu, dass die wachsende Menge an Ökostrom auf dem Markt die Großhandelspreise für Strom gesenkt habe, weil teure Kraftwerke nicht mehr am Markt bestehen können. An der Strombörse sinken die Strompreise bereits seit längerer Zeit.

Laut Kurth seien die hohen Strompreise für Endkunden unter anderem dadurch begründet, dass viele Stromanbieter mit langfristigen Kontingentkäufen von 2008 die damaligen hohen Beschaffungskosten weitergeben mussten. Diese Preisspitzen seien für 2011 aber nicht mehr maßgeblich, so der Chef der Bundesnetzagentur. Dementsprechend könnten viele Stromanbieter den Beschaffungskostenanteil für Stromkunden reduzieren, weswegen die Erhöhung der EEG-Umlage nicht zwangsläufig zu einer höheren Stromrechnung führen müsse. Kurth rief daher die Verbraucher ausdrücklich dazu auf, die Strompreise zu vergleichen und gegebenenfalls zu einem günstigeren Stromanbieter zu wechseln.

Also: Wie viel ist Ihnen als Verbraucher die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wert?

(Foto: gruene_sachsen, cc flickr)