Biener Busch

15. November 2013

Bildschirmfoto 2013-11-14 um 23.02.15Da freue ich mich. Ich muss nämlich nichts über den SV Holthausen-Biene schreiben, der unter der Wucht anstehender steuerlicher und sozialversicherungsrechtlichtler Nachzahlungen taumelt. Das nämlich hat gestern Abend das unabhängige Fußballportal KEI schon getan.  Das Kreisfußball Emsland Infoportal  schreibt über den SVHB etwas, was ich übernehmen kann. Von vorn bis hinten jedes Wort. Liest Du hier:

„Wie ernst ist es am Biener Busch?
Das fragt sich die emsländische und Grafschafter Fußballgemeinde. Das Damoklesschwert „Insolvenz“ schwebt deutlich sichtbar über dem SV Holthausen-Biene, der seine Fans und die Öffentlichkeit leider immer noch nur tröpfchenweise informiert. Fest steht: Über Jahre – zumindest im Zeitraum 2007 bis 2011 – hat der SV Holthausen-Biene seine Spieler der 1. Biener Mannschaft nicht korrekt vergütet oder – wie es der Volksmund sagt – „schwarz“ bezahlt. Nach über zwei Jahren Steueraffäre ist jetzt endlich eine erste konkrete Summe auf dem Tisch. Danach soll auf den Lingener Landesligisten eine Steuernachzahlung von rd. 220.000 EUR zukommen.

Doch wenn – wie zu lesen war – nicht korrekt abgerechnete Spielergehälter in Höhe einer halben Million Euro festgestellt sind, sind dann 220.000 EUR wirklich alles? Sind Säumniszuschläge in die 220.000 EUR eingerechnet oder sind sie ein zusätzliches Problem? Wer seine Steuern nicht pünktlich zahlt, muss Säumniszuschläge zahlen. Sie betragen pro Monat 1% der geschuldeten Steuersumme, also 12% im Jahr, gerechnet ab dem Zeitpunkt der Hinterziehung. Wenn Biene über die letzten Jahre Gehälter von 500.000 EUR nicht versteuert hat, hat der Verein dafür wohl auch keine Sozialversicherungsbeiträge gezahlt. Dieses zweite Versäumnis kann noch einmal sehr teuer werden. Denn die Sozialversicherungsbeiträge liegen hierzulande bei knapp 40% des Gehalts, die eigentlich „Arbeitnehmer“ (also Spieler) und „Arbeitgeber“ (also Verein) etwa zur Hälfte zahlen. Die Crux für Biene: Heute kann man den Spielern deren Anteil an den Sozialversicherungsbeiträgen nicht mehr vom Gehalt abziehen.

Dem SV droht also, sie allein zahlen zu dürfen. Man kann leicht errechnen, wie viel 40% von 500.000 EUR sind. Und auch hier kommen im Zweifel kräftige Säumniszuschläge hinzu. Geht es angesichts dessen überhaupt noch am Biener Busch weiter und wenn ja, wie? Wenn wir uns den Verein anschauen, dann fällt uns unser alter KEI-Kommentar ein:

„Warum handelt der Club so verunsichert, konzeptlos und unprofessionell? Es gibt keinen Pressewart. Die Geschäftsstelle und der Fußballobmann können sich nicht äußern. […] Es gibt keinen anwaltlichen Ansprechpartner oder steuerlichen Experten, der mediale Anfragen beantworten würden. Auf der Homepage klaffen, mit einem fehlerhaften Impressum und keinerlei Infos zum kommissarischen Vorstand, massive Lücken.“

Daran hat sich nicht viel geändert: die jetzt bekannt gewordenen 220.000 EUR Steuerschuld hatten die EmsVechteWelle, KEI Fussball und Lingener Stadtratsmitglieder [guckst Du hier] schon im Frühjahr diskutiert; die Biener selbst hatten sie stets abgestritten. Einzig wohlwollende Berichterstatter der Printmedien versorgte man mit schlanken Informationen. Folgerichtig stehen bis heute ein Wort des Bedauerns, eine klärende Presseerklärung oder eine Entschuldigung für individuelle Fehler aus. Stattdessen wird man in Biene nicht müde vorzuwerfen, dass Berichte „falsch und hanebüchen“ gewesen seien, das System schuld sei und niemand mehr für ein Ehrenamt gewonnen werden könne.

Selbst mit der Stadt Lingen ist, nach unseren Informationen, noch nicht offen und ehrlich gesprochen worden. Dabei hatte sich Stadtrat Dr. Ralf Büring schon zu Beginn des Jahres für Hilfe aufgeschlossen gezeigt. „Wenn der Verein Hilfe braucht, muss er sich an die Stadt wenden“, sagte Dr. Büring damals. Biene wird wohl diese Hilfe benötigen.

Wenn öffentliche Gelder den Verein retten sollen, ist das herumdrucksende Verhalten der Biener schädlich. Denn zunächst muss der Verein die nötige Transparenz zeigen. Das lässt der SV aber völlig vermissen.

Transparent handelt nur, wer klare Antworten zumindest auf diese Fragen zu geben weiß:

• Wie hoch ist die Steuer- und Abgabenschuld genau? 
• Wie will man sie abtragen? 
• Haftet nur der SV Holthausen-Biene? 
• In welchem Umfang haften auch handelnde Akteure persönlich für die Steuerschulden; wer ist Mithaftender? 
• Geht die Finanzverwaltung von strafbarer Steuerhinterziehung aus? 
• Soll die Stadt Lingen ungeachtet der Versäumnisse der Verantwortlichen einspringen? 
• Wenn ja, in welcher Höhe sollen Steuergelder fließen? 
• Kann Biene dann aufgrund der drohenden Abgabenschulden seine aktuellen Zahlungen noch an die Spieler leisten?

Nebenbei: Warum der SV Holthausen-Biene, nachdem die Konsequenzen der Steuerprüfung durch die Behörden längst bekannt waren, überhaupt noch zu dieser Saison kräftig Spieler verpflichtete und warum nicht der Gang in die Kreisklasse, so schwer er auch fallen mag, angetreten wurde, wird man auch fragen müssen. Daneben steht auch ein weiteres Problem: Der für das Desaster verantwortliche Vorstand ist auf Vorschlag der Kassenprüfer auf der alljährlichen Mitgliederversammlung regelmäßig entlastet worden. Wer hat eigentlich geprüft?

Zu all diesen Fragen gibt es vom Biener Busch bislang keine Äußerungen, keine belastbaren Informationen. Dabei ist es doch längst höchste Zeit. In den kommenden Wochen wird zwar erst die endgültige Schuld festgesetzt. Sicherlich ist auch angesichts der Komplexität des Steuer- und Sozialabgabenrechts im Amateursport nicht jede Forderung der Finanz- oder Sozialverwaltung berechtigt. Allerdings ist das deutsche Abgabensystem so gestrickt, dass erst einmal bezahlt werden muss. Abgabenbescheide sind sofort vollziehbar. Wenn der Verein selbst zweifelhafte Bescheide nicht zahlt bzw. zahlen kann, ist die Insolvenz unabweisbar. Bleibt folglich die letzte, entscheidende Frage:

SV_Holthausen-BieneMuss es wirklich die Ober- oder Landesliga sein oder reichen auch kleinere Brötchen, liebe Biener? Denn Euer fast 90jähriger Sportverein ist weit mehr. Der SV, mit über 1000 Mitgliedern einer der großen Lingener Sportvereine, sollte nicht auf die erste Mannschaft eines Fußballvereins reduziert werden. Es gibt neben Fußball auch Tennis, Judo, Gesundheitssport und Tischtennis. Zudem hat der Verein in allen Sparten zahlreiche Jugendmannschaften. Da muss bei einem ehrlichen Neuanfang bestimmt auch die Stadt Lingen helfen. Doch den „Steuersumpf Oberliga“, der schon zahlreiche niedersächsische Vereine betraf und einholte, und auch die kleine Sumpfausgabe davon in der Landesliga darf und wird die finanzstarke Kommune nicht subventionieren.

[Crosspost — mit Dank an KEI; Grafik (c) KEI]