Centralkino

27. September 2011

1911 – 2011: 100 Jahre Kino in Lingen (Ems). Das Kulturzentrum Centralkino  verdient großes Lob, dass es an dieses lokalgeschichtlich bedeutsame Ereignis erinnert und für sein anspruchsvolles Programm, aus jedem der zehn Jahrzehnte ein cineastisches Meisterwerk präsentiert. Heute beginnt die Reihe mit dem 98 Jahre alten Film DER FILM VON DER KÖNIGIN LUISE (1913). Der Stummfilm (Drehbuch und Regie Franz Porten; Schauspieler Hansi Arnstädt (Szenenfoto re.), Rudolf Klein-Rogge und Hanni Reinwald) wurde 2009/2010 vom Filmmuseum Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv und Looks Film rekonstruiert. Ausgangsmaterialien waren mehrere unvollständige Nitromaterialien aus dem Bestand des Bundesarchivs, sowie ein fragmentarisches Duplikatpositiv des NFTVA London. Grundlage für die Rekonstruktion waren zeitgenössische Programmhefte und die Zensurkarte von 1922, die für die Reihenfolge der Szenen und die Ergänzung von Zwischentiteln die notwendige Orientierung boten. Die Farbgebung folgt den Viragen in den überlieferten originalen Filmmaterialien.

„Der Film von der Königin Luise“ ist ein früher Höhepunkt nationalistischer und antifranzösischer deutscher Propaganda auf der Kinoleinwand. Der filmische Rückgriff auf „Preußens schwere Zeit“ soll historische Herleitung des Begriffs vom „Erbfeind“ Frankreich sein. In ausladenden Szenen aus den Befreiungskriegen wird zäh gekämpft. Episoden aus Luises Leben zeigen sie als untadelige Ehefrau und Mutter, stets besorgt um das Wohl des Landes. Und natürlich ist ihr Tod ein Opfer für Preußen und Deutschland. Das Denkmal der Königin im Berliner Tiergarten steht als Apotheose am Ende.

1922 wird der Film neu zensiert und nach anfänglichen Beschränkungen wieder aufgeführt.  1927 kommt eine bearbeitete Fassung in die Kinos, deren Zwischentitel die nationalistische Tendenz verstärken.

Die Besonderheit der Aufführung des schwarz-weiß Films in zwei Abteilungen heute Abend im Centralkino ist die musikalische Begleitung im Stil des beginnenden 20. Jahrhunderts durch Pete Budden (Foto lks).