Hans Lühn

13. Juni 2013

Heute gibt es in Lingen für mich zwei Pflichttermine, die ich abends gerne wahrnehme. Hier der erste. Die Ausstellung über den Lingener Architekten und Baumeister Hans Lühn (+1932), Konzipiert war sie zu Ehren seiner jüngsten Schwester, der erst vor wenigen Monaten verstorbenen Klara Begger. Sie wäre in diesem Sommer 100 Jahre alt geworden.
Zur Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 13.6., um 19 Uhr lädt das Emslandmuseum Lingen (Ems) herzlich ein. Dabei stellt Museumsleiter Dr. Andreas Eiynck Leben und Werk von Hans Lühn anhand von alten und neuen Bildern  vor.
Ganz Lingen trauerte im Februar 1932, als die vierfache Mutter Milly Lühn einer langen Krankheit erlag. Zwei Tage später erlitt ihr Ehemann, der bekannte Architekt Hans Lühn, einen Herzinfarkt. Die vier Waisenkinder fanden in der Verwandtschaft Aufnahme, das renommierte Baubüro musste die Tätigkeit einstellen. Diese dramatischen Ereignisse von 1932 bilden den Endpunkt einer Ausstellung, mit der das Emslandmuseum ab dem heute an Leben und Werk des Architekten Hans Lühn erinnert. Nachfahren der Eheleute Lühn aus ganz Deutschland werden am kommenden Donnerstag (13.6.) um 19 Uhr zur Eröffnung erwartet, die zum 100. Geburtstag von Klara Begger präsentiert werden sollte, der jüngsten Schwester Hans Lühns, die aber vor wenigen Monaten hochbetagt verstarb.
Zur Ausstellungseröffnung um 19 Uhr lädt das Emslandmuseum herzlich ein. Dabei wird Museumsleiter Dr. Andreas Eiynck  Leben und Werk von Hans Lühn vor. Die Ausstellung stellt markante Bauten des Lingener Architekten in alten und neuen Fotografien gegenüber. Dokumente, Familienaufnahmen und persönliche Erinnerungsstücke vervollständigen das Bild.
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Hans Lühn stammte aus einer alteingesessenen Lingener Bauunternehmerfamilie. Nach einer handwerklichen Ausbildung besuchte er die Baugewerkschule in Münster und sammelte anschließend weitere Erfahrungen im elterlichen Baugeschäft. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg studierte er an den Technischen Hochschulen in Stuttgart und Darmstadt. Schließlich wurde er Schüler von Prof. Friedrich Ostendorf an der TU Karlsruhe, dessen Reformideen damals die Architektur in Deutschland maßgeblich beeinflussten. Die jungen Architekten, darunter auch Hans Lühn, wandten sich vom überladenen “Zuckerbäckerstil“ des Historismus ab und entwickelten einen schlichten, eleganten Baustil nach klassischem Vorbild. Doch zunächst verhinderten der Erste Weltkrieg und seine Folgen jede größere Bautätigkeit.
Anfang der 1920er Jahre schied Hans Lühn aus der väterliche Firma aus und eröffnete ein eigenes Architekturbüro. Bald entwarf der Lingener Baumeister zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser im Stil der Reformarchitektur, darunter die Bürgermeistervilla an der Wilhelmstraße, das Haus Nottbeck (Burgstraße) und die Villa des Böhmerhofes. Außerdem lieferte er die Pläne für verschiedenen Wohnsiedlungen im Strootgebiet. Mit dem Bau der Reichsbank (heute Emslandmuseum) lernte Lühn 1925 den neuen Stil des Backstein-Expressionismus kennen. Bald wurde er zu einem führenden Vertreter dieser norddeutschen Baurichtung, die wegen ihrer typischen Stilmerkmale auch „Klinkerstil“ oder „Zick-Zack-Stil“ genannt wurde. Viele Geschäftshäuser in der Lingener Innenstadt, Industrie- und Verwaltungsbauten, große und kleine Schulen, ja selbst Kirchen aus dem Entwurfsbüro von Hans Lühn zeigen diesen Baustil in immer neuen, ideenreichen Variationen. Lühn erhielt nun weit über Lingen hinaus wichtige Bauaufträge.
1931 erschien in einem Düsseldorfer Kunstverlag ein Bildband mit Aufnahmen und Zeichnungen  markanter Bauten Hans Lühns. Dieses Buch und die Aufzeichnung seiner jüngsten Schwester, der erst vor wenigen Monaten verstorbenen Klara Begger, bilden die Grundlagen der Ausstellung, denn aus dem 1932 geschlossen Baubüro Lühns sind nur wenige Unterlagen überliefert. Die aktuellen Aufnahmen der vielen erhaltenen Bauten Lühns hat der Lingener Fotograf Richard Heskamp wirkungsvoll in Szene gesetzt.

Bulldog

17. Juni 2012

Heute ab 15 Uhr veranstaltet der Heimatverein Darme, genauer  die Fachabteilung der Volkskundegruppe/ Bulldog-Treckerteam, am Heimathaus in Darme eine Oldtimerausstellung – im Mittelpunkt: Trecker & Co.

Landschaftsfotograf Richard Heskamp hält  Lichtbildervorträge. Es gibt selbstgebackenen Kuchen und Kaffee  in den Räumen des Heimathauses. Der Eintritt ist frei. Ich empfehle, am Darmer Stadion zu parken und über den Reinelhof die 200m zum Heimathaus zu gehen. Hier schon mal der Bulldog-Klang zum Reinhören.

1549

7. Oktober 2011

Die neue Doppelgastronomie „1549“ und „Ratskeller“ wird hoffentlich eine kulinarische Bereicherung für die Stadt. Die bauliche Renovierung des Gebäudes scheint mir gelungen. Die ersten Gestaltungsvorschläge sind erfreulicherweise deutlich verbessert worden. Gut so! Ich nehme an, dass dies bei der gestrigen inoffiziellen Eröffnung durch Andreas Eyinck, Chef des Emslandmuseums und längst spiritus rector der Lingener Baugeschichte, bei seinem Vortrag auch unterstrichen worden ist. Mir gefällt die geschaffene, äußere Klarheit des renovierten Hauses, dessen Geschichte auf das Jahr 1549 zurückgeht. Es überzeugt vor allem auch das Fehlen von Werbung: Kein drangeschraubtes Blechschild von Bierlieferanten und Brauereien, keine von diesen so schrecklich missgestalteten, bierseeligen Lampen an den Außenwänden, keine schwülstige Preisliste. Bislang sieht man nur die klare, einfache Fassade.  Ich hoffe, dass dies so bleibt, weil es beweist, dass weniger (oder keine) Werbung für das Haus und seine Nutzung mehr ist.

Leider verschiebt es sich in Lingen, wie ich hier und andernorts schon häufig beklagt habe, hin zu immer mehr  Werbung an den Häusern und auf den Straßen. Ein Blick in den neuen, kleinen Lingen-Bildband von Richard Heskamp und  -eben- Andreas Eiynck (Foto unten) zeigt, wo die Gestaltungsprobleme des Stadtkerns liegen: Manche Aufnahmen vermitteln dem Betrachter nur Irritierend-Klebriges wie etwa die Werbeorgie in der Lookenstraße und all diese Werbesonnenschirme oder auch vermeintliche Kleinigkeiten wie der pratzige Bitburger-Aufkleber am Qurt oder das sich fett in der Vordergrund drängende Deutsche-Bank-Logo am Haus Am Markt 17. Ein dickes Lob an Katrin Micklitz, die den schmalen Bildband so klug gestaltet hat. Ihr Layout und ihre Präsentation der Aufnahmen von Richard Heskamp begrenzen geschickt die lokalen Kommerzbotschaften, blenden sie weg oder entlarven sie als Tand  und Trug. So vermittelt das Buch zugleich trefflich dieses zeitgeistig-gleichgültige Laissez-faire einer desinteressierten Bauverwaltung; es überzeugt auch fast zwangsläufig, wenn in ihm die großen, architektonisch nicht überzeugenden Lingener Bauvorhaben der letzten Jahre entweder gar nicht (Haus Huesmann, Busbahnhof) oder optisch wie ein Fremdkörper (Medicus-Wesken-Haus) daher kommen. Und indem Katrin Micklitz sensibel Ausschnitte der Aufnahmen Heskamps präsentiert und sich vielfach auf sie  beschränkt, zeigt es die immer noch vorhandenen baulichen Stärken Lingens.

Zurück zum „1549“ und zum „Ratskeller“: Was muss noch gesagt werden zur grundsätzlich gelungenen Renovierung des Hauses? Lingen darf sich über den Erhalt der historischen kleinen Gasse mit ihrem nun fast 100-jährigen Pflaster ebenso freuen wie über die 80jährigen, historischen Dachpfannen, die dem Ratskeller „Am Markt 13“ erhalten blieben. Da stört wirklich (nur aber auch heftig)  diese, erst vorgestern vor den Hausgiebel gegenüber vom hist. Rathaus geschraubte Emslandmarkise – gestreift und völlig verunglückt. Liebe Hausherren Chris und Mark Hofschröer, bitte schraubt das Teil so schnell wie möglich wieder ab. Es verhunzt Eure gelungene Restaurierung; einige Sonnenschirme sind besser (aber bitte -!!- ohne Bitburgerveltinsjeverköpiundwasweißich-Bierwerbung).
Ansonsten, und nachdem sich die Kritik vom Jahresbeginn so gelohnt hat,  (m)einen herzlichen Glückwunsch zum neuen Ratskeller.

Nachtrag:
Da sehe ich heute zwei (!) Werbeschilder einer nicht unbekannten Duisburger Brauerei links und rechts am Giebel des neugestalteten „Ratskeller“, gleich unterhalb der störenden längsgestreiften Markise. Schade. Ich sollte mir ein Lob gar nicht erst angewöhnen.  Von den anderen Schwachpunkten, die mir heute ein Architekt an Ort und Stelle gezeigt hat, schreib ich lieber erst mal nichts. 😦