Fenna Wanink weiß noch genau, an welcher Stelle des Weges zwischen Emlichheim und Wilsum sie im Sommer 2009 die Nachricht im Autoradio gehört hat. Noch heute verspürt sie „ein Ziehen“, wenn sie dort vorbeifährt, so stark sei die Erinnerung. „Das ist mir so durch Mark und Bein gegangen“, sagt sie sichtlich berührt. Und das war die Nachricht: Zwei junge Frauen, die wenige Tage zuvor zusammen mit weiteren für Hilfsorganisationen tätigen Personen in der nordjemenitischen Provinz Saada entführt worden waren, hatte man erschossen aufgefunden. Sie hatten im Jemen als Praktikantinnen in einem Krankenhaus gearbeitet.

Im selben Sommer hält sich Fenna Waninks damals 28 Jahre alte Tochter für einige Monate im Jemen auf. Sie war dort als Krankenschwester tätig, hatte zuvor schon in Finnland und Israel in Krankenhäusern gearbeitet. „Als wir von der Entführung der anderen Deutschen erfuhren, war sie erst sechs oder sieben Wochen dort. Danach lebten wir in einer ständigen Spannung. Sie ist dann zum Glück gesund und wohlbehalten wiedergekommen“, sagt Wanink. Aber als sie die Nachricht im Autoradio hörte, da sei ihr durch den Kopf gegangen, wie es damals wohl der alten Frau Kortmann aus Waninks altreformierten Heimatgemeinde in Wilsum gegangen sei, als sie vom Tod ihrer 29-jährigen Tochter Hindrika Kortmann erfahren musste. Das war im Jahr 1969, als Hindrika, ebenfalls ausgebildete Krankenschwester, bereits einige Monate in Vietnam war. Sie wollte als Mitglied des Malteser-Hilfsdienstes dort vor allem Kindern und den Verletzten des Vietnamkriegs helfen.

Dass sich die Geschichten…

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Hindrika Kortmann wird am 4. Oktober 1940 in Großringe als Tochter von Johann und Everdine Kortmann geboren. Ihr Vater stirbt im Zweiten Weltkrieg, die Familie zieht 1941 nach Wilsum, wo ihre Mutter ab 1947 als Küsterin der altreformierten Gemeinde arbeitet.
Im März 1963 ist Hindrika examinierte Krankenschwester und arbeitet dann zunächst als Narkoseschwester im Stadt- und Kreiskrankenhaus in Nordhorn; Anfang 1968 wechselt sie zur Pieter-van-Foreest-Klinik nahe Amsterdam und lernt die Auslandsarbeit des Malteser Hilfsdienstes kennen.

Noch im selben Jahr bricht sie nach Vietnam auf, arbeitet dort im 120 Betten Malteser-Krankenhaus in Da-Nang, das sie mit aufbaut. Am 27. April 1969 wird sie zusammen mit vier anderen Deutschen bei einem Ausflug in die Umgebung von den Vietkong entführt; sie stirbt am 17. Juli in Gefangenschaft an Nahrungsmangel und Entkräftung.

Sie wird von us-amerikanischen Gefangenen begraben, die nach ihrer Freilassung im November 1969 von Hindrikas Tod berichten können. 1990 werden Kortmanns sterbliche Überreste durch eine forensische Untersuchung identifiziert und 1992 nach Wilsum überführt und begraben. Eine weitergehende Erinnerung an Hindrika Wilsum fehlt bisher in der Gemeinde.

(Quelle: Grafschafter Nachrichten (GN); die GN bieten ein preiswertes Online-Bezahlabo)