Avantgarde in Osnabrück

1. Februar 2013

Avantgarde in Osnabrück

Werke des Osnabrücker Malers „Heinrich Assmann“ aus der „Sammlung Philipp Nussbaum“ im Felix-Nussbaum-Haus

 Assmann Selbstbildnis, 1912Parallel zur Ausstellung „Alte Meister in Osnabrück – 100 Jahre Sammlung Gustav Stüve“ im Kulturgeschichtlichen Museum präsentiert das Felix-Nussbaum-Haus noch bis zum 28. April die Ausstellung „Avantgarde in Osnabrück – Sammlung Philipp Nussbaum: Heinrich Assmann“.

Phillip Nussbaum, der Vater des Malers Felix Nussbaum, war ein Kunstsammler mit Gespür für Qualität und Weitblick. Er interessierte sich für den Osnabrücker Maler Heinrich Assmann (1890–1915). Obwohl dieser sehr jung starb, hinterließ er ein kleines, aber bereits hochkarätiges Œuvre. Sein expressionistischer Ansatz ist durchaus mit den Werken von Franz Marc und August Macke zu vergleichen.

1910 erhielt Assmann in Berlin fast ein Jahr lang Unterricht bei Lovis Corinth. Zwischen 1911 und 1914 lebte und arbeitete er in Worpswede. Hier entstanden seine wichtigsten Werke. Seine weitere künstlerische Entwicklung verhinderte der Erste Weltkrieg. Im Juni 1915 wurde er eingezogen und starb bereits im August 1915 an der Ostfront.

Phillip Nussbaum hatte schon früh eine Sammlung von Werken Heinrich Assmanns erworben, als das Verständnis für die Avantgarde in Osnabrück noch kaum ausgeprägt war. Ein Urteil über den Künstler Assmann in der Osnabrücker Presse lautete beispielsweise: „Möge er sich Selbstbeherrschung auferlegen, um nicht durch verwirrendes Farbenchaos die vornehme Wirkung zu stören“. Heute zählen seine Werke zu den wenig bekannten, aber eindrucksvollsten Werken der Worpsweder Malerkolonie.

1929 schenkte Phillip Nussbaum seine Assmann-Sammlung dem Osnabrücker Kulturgeschichtlichen Museum. (Quelle)

Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück und Felix-Nussbaum-Haus

Lotter Straße 2
49078 Osnabrück
Öffnungszeiten:
dienstags bis freitags: 11 bis 18 Uhr
jeden ersten Donnerstag im Monat: bis 20 Uhr
samstags und sonntags: 10 bis 18 Uhr

Eintrittspreise:

Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro
Familienkarte: 12 Euro
Gruppen ab 12 Personen: 4 Euro pro Person
Schulklassen: 30 Euro (inkl. Führung)
Führung (bis 25 Personen: 36 Euro zzgl. Eintritt)

(Bild: Assmann Selbstbildnis, 1912)

500

21. Juni 2012

Am kommenden Wochenende feiert das Osnabrücker Rathaus seinen runden 500. Geburtstag. Stolz sagt Osnabrücks Oberbürgermeister Boris Pistorius (SPD) : „Mit dem Bau des Rathauses unterstrichen
die Osnabrücker den Anspruch, ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen – was sie auch damit dokumentieren, dass sie den gesamten Stadtkern neu gestalten. Das war deutschlandweit einmalig und zeugt von dem Mut, der Entschlossenheit und dem ausgeprägten Selbstbewusstsein der damaligen Bürgervertreter. Insofern ist das Rathaus von Anfang an das Haus seiner Bürger gewesen. Das war so und das ist auch heute noch so.“

Los geht´s mit einem richtigen Geburtstagsmarathon an diesem Wochenende:  Samstag und Sonntag stößt  jeweils ab 11.15 Uhr ein “Historischer Markt” das Zeitfenster weit auf.  Zugleich öffnen vier Ausstellungen: Im Rathaus selbst geht es um die Baugeschichte, aber auch um “Menschen und Geschichten” von früher bis heute, die Marienkirche präsentiert den göttlichen “Himmel über dem Rat”.

Im Kulturgeschichtlichen Museum wird das Verhältnis der Bürger zu “ihrem” Rathaus beleuchtet – in einem Vergleich zwischen damals und heute, und im Diözesanmuseum wird das “Das gute Werk” präsentiert, eine Gegenüberstellung von hochrangigen Kunstwerken des 15./16. Jahrhunderts und den damaligen Armen-Stiftungen. Die Ausstellungen werden zeitgleich vom 23. Juni bis 18. Oktober präsentiert.

Zahlreiche Einzelveranstaltungen und Spezialangebote, zum Beispiel museumspädagogische Werkstattprogramme, geführte Rathaus- und Altstadtbesichtigungen, eine wissenschaftliche Vortragsreihe, Theater- und Musikangebote und das Suchspiel “Rathausrallye” für Kinder und Jugendliche, schließen sich in den folgenden Wochen an.

Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, führt die Veranstaltung “Zeitklang – eine Reise durch 500 Jahre” mit einem musikalisch-theatralischen Programm durch die Räume des Rathauses, und am 9. September lädt das Rathaus zu einem “Tag des offenen Rathauses” ein und bietet allen großen und kleinen Besuchern ein buntes Besichtigungs- und Mitmachprogramm.

Mit dem traditionellen Steckenpferdreiten am 18. Oktober geht dann alles zu Ende. An diesem Tag wendet sich das Ganze wieder vom Rathaus der Bürgerstadt aus dem Jahre 1512 zum überregional bekannten “Rathaus des Westfälischen Friedens”.

Mir gefällt vor allem der Verzicht auf jede Art von modernistischem Tand und Schnickschnack wie Lichtkonzepte und historisierende Spielereien. Auch das unterstreicht das Selbstbewusstsein der Stadt Osnabrück.

Hier gibt es das Faltblatt  zum Osnabrücker Rathausjubiläum zum Herunterladen  –  Und hier die Terminübersicht zum Herunterladen

(Quellen: I-love-os.de, Osnabrueck.de Bild: MrsMyer via de.wikipedia, Lizenz: GNU FDL, )

What we see

23. Dezember 2011

Ensetzen: Hans Lichtenecker zeigt einer Afrikanerin eine Gesichtsmaske

Das Kulturgeschichtliche Museum Osnabrück zeigt noch bis 12. Februar im Akzisehaus eine Ausstellung, die sich mit einer Hinterlassenschaft der deutschen Kolonialzeit im heutigen Namibia, dem ehemals Deutsch-Südwest-Afrika beschäftigt. 1931 hatte der deutsche Künstler, Abenteurer und selbst ernannter Anthropologe Hans Lichtenecker für sein „Archiv aussterbender Rassen“ in Namibia Afrikaner fotografiert, Gipsabgüsse von ihren Köpfen und Gesichtern gemacht und ihre Stimmen auf Wachswalzen aufgezeichnet. Erst 2007 wurden die Aufnahmen wiederentdeckt und übersetzt. Nach Stationen in Kapstadt, Basel und Wien ist die Präsentation nun erstmals in Deutschland zu sehen.

Die Berliner Kulturwissenschaftlerin und Afrikanistin Dr. Anette Hoffmann hat Lichteneckers verstörende Hinterlassenschaft, die den europäischen Rassismus und Kolonialismus des frühen 20. Jahrhunderts dokumentiert, nun als Kuratorin in einer Ausstellung verstehbar zusammengeführt. Die kritische Aufarbeitung von Lichteneckers Projekt entlarvt  die erniedrigende Praxis der Vermessung des Menschen im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika seit dem späten 19. Jahrhundert.

„What We See“ rückt das Sprechen der Menschen in den Mittelpunkt, die Lichteneckers pseudowissenschaftliche Arbeit am eigenen Leib erfahren und erdulden mussten. Die Ausstellung konstruiert einen fragilen Raum von Bildern und Stimmen, Geschichten und Porträts, historischen Dokumenten und aktuellen Kunstwerken. Das koloniale Körperarchiv von Hans Lichtenecker wird dabei bewusst nicht nachgebildet. Auch seine Gipsabgüsse sind nicht zu sehen. Statt dessen werden Lichteneckers audiovisuelle Repräsentationspraktiken kritisch und mittels unterschiedlicher Ton- und Bildmedien beleuchtet.

mehr in der taz

Akzisehaus (Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück)

Lotter Straße 2 –  Osnabrück
Tel. 0541 / 3232207

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Mittwoch und Freitag 11 bis 18 Uhr
Donnerstag 11 bis 20 Uhr
Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr

 

© für Foto: Namibian Scientific Society in Windhoek, Quelle Marktplatz-Osnabrück