Walter Klöppel +

7. Januar 2013

kloeppel-sw_220Dr. Walter Klöppel ist tot. Der langjährige Leiter des Ludwig-Windthorst-Hauses (1976-1991) und spätere Leiter des Katholischen Büros in der Landeshauptstadt Hannover übernahm im Frühjahr 2005 in einer für das Lingener Forum Juden-Christen äußerst schwierigen Zeit den Vorsitz und leitete bis 2012 den Verein. Dann zwang ihn die schwere Krankheit zur Aufgabe, der er in der Nacht zum 6. Januar erlag.

Walter Klöppel wurde Vorsitzender, weil ihm aus der Mitte des Forums, aber auch seitens der Spitzen der Stadt Lingen (Ems) und des Landkreises Emsland nicht nur zugetraut wurde, die finanziellen und organisatorischen Schwierigkeiten des Vereins zu lösen sondern gleichermaßen auch, seine inhaltliche Ausrichtung neu zu festigen und für die Zukunft zu sichern. Bereitwillig, engagiert und pflichtbewusst übernahm er diese anspruchsvolle, schwierige Aufgabe und bewältigte sie mit ungeahntem Erfolg. Seine Arbeit an den zentralen Themen des Forums – dem Dialog zwischen den Religionen und an der Erinnerungsarbeit in der dunkelsten Zeit Deutschlands. Als Arbeit erschien ihm Erinnerung auch weiterhin, weil die Sinnhaftigkeit des Erinnerns an das Wüten der Nationalsozialisten in unserer Gesellschaft nach wie vor zwiespältig betrachtet wird.

Walter Klöppel verschaffte dieser Arbeit Öffentlichkeit und gesellschaftliche Achtung und förderte die Bedeutung des Forums ebenso auch dadurch, dass er jedes der kirchlichen, kirchlich-gesellschaftlichen und religiösen Streitthemen aufgriff. In Lehrhausgesprächen und weiteren Veranstaltungen des Forums gab es auf der Grundlage seiner Anregungen und Beiträge lebendige und grundsätzliche Erörterungen über die Kluft zwischen dem friedensstiftenden  Auftrag und der unfriedlichen Wirklichkeit der Religionen, über religiösen Fundamentalismus -auch den der katholischen Pius-Bruderschaft- und über die kritischen und gesellschaftlich heiklen Berührungspunkte zwischen Religion und sakularer Gesellschaft.

Dadurch mahnte Klöppel stets zugleich auch an, dass neben der Erinnerung zur Bewahrung einer humanitären Gesellschaftskultur ebenso Toleranz gehört. Denn das war einer seiner großen Tugenden: Der konservative Walter Klöppel war in unverwechselbarer Weise tolerant und war darum auch ein beliebter, geachteter, immer freundlicher und erleuchtender Gesprächspartner.

Wenn das Lingener Forum Juden-Christen heute von Personen des öffentlichen Lebens als „die moralische Instanz in dieser Stadt“ angesehen wird, dann wegen Walter Klöppels Engagement, das verstanden wird. Die Stadt Lingen (Ems) ehrte vor gut einem halben Jahr den Verstorbenen und seine Mitstreiter des Forums für ihre Erinnerungsarbeit. OB Dieter Krone damals: „Diese Arbeit und Ihre Bemühungen zur Aufklärung des jüdischen Teils unserer Geschichte hat Früchte getragen“.

Wir Lingener dürfen und müssen Walter Klöppel dankbar sein für das, was ihn ausmachte und was er verkörperte.

(nach einem Text von Dr. Heribert Lange, Forum Juden-Christen; Foto: Walter Klöppel © LWH Lingen)