Aktuell kenne ich niemanden, der Twitter noch gut findet. Der Kauf des „Mikroblogging-Dienstes“ durch den Milliardär Elon Musk hat allen die Freude genommen. Mir auch.

Bisher gab es praktisch keine Alternative. Das dürfte ich jetzt aber ändern. Denn Zuckerbergs Meta-Konzern hat Threads entwickelt. „Los geht’s. Willkommen bei Threads“.  Mit diesen Worten auf einem Account von Mark Zuckerberg  hat der Facebook-Mutterkonzernseine eine neue Kurznachrichten-App gestartet. In der Nacht zu heute wurde Threads, das sich als Twitter-Alternative positioniert, freigeschaltet. Der SPIEGEL meldet Mittags: „Der Start war fulminant, dabei ist die App in mehrerlei Hinsicht noch nicht da, wo sie hin soll.“

Threads,eine Instagram-App, ist in mehr als 100 Staaten frei geschaltet, darunter die USA und Großbritannien; doch sie wird möglicherweise nicht so bald zu uns und in den Rest Europas kommen. Ein Meta-Sprecher bestätigte der irischen Datenschutzkommission, dass der Dienst „zu diesem Zeitpunkt“ nicht in der EU eingeführt wird, berichtete Independent.ie.

Allerdings sind es nicht die Iren, die den Dienst blockieren. Vielmehr ist es Meta selbst, das „den Dienst noch nicht für einen europäischen Start außerhalb des Vereinigten Königreichs vorbereitet hat. Threads erfüllt bisher nicht die Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und  den EU-Datenschutzbestimmungen“, so der Bericht. Ein zentrales Problem ist auch der Digital Markets Act (DMA) der EU, der 2024 in Kraft treten soll.

Auch Meta hat bestätigt, dass Threads zuerst nur in Großbritannien und den USA und nicht anderswo in Europa startet.  Meta möchte in jedem Fall sicherstellen, dass Threads der DMA entspricht, insbesondere hinsichtlich des Austausches von Daten zwischen Apps.

Caschys Blog hat inzwischen Tricks, Kniffe und Umwege verraten, wie bereits jetzt Threads installiert und hierzulande betrieben werden kann.

Die EU-Konformität ist für Threads deshalb ein wichtiges Anliegen, weil das Programm auf der Instagram-Infrastruktur basiert und somit Daten von Instagram importieren kann, einschließlich Werbe- und Verhaltensinformationen, so die Geschäftsbedingungen die auf der iOS App Store-Seite azu lesen sind. Meta ist offenbar angesichts der finanziellen Strafen der EU für die Nichteinhaltung vorsichtig; kürzlich hat der Konzern  WhatsApp mit einer Geldstrafe von 225 Millionen Euro (zu diesem Zeitpunkt 266,8 Millionen Dollar) belegt, weil es nicht genügend Details darüber zur Verfügung gestellt hat, wie es EU-BenutzerInnendaten mit Facebook teilt.

Die EU hat Meta auch mit ihrer Entscheidung getroffen, die ausdrückliche Zustimmung der NutzerInnen einzuholen, bevor diese personalisierte Anzeigen erhalten; der Konzern wurde mit einer Geldstrafe von 390 Millionen Euro in der EU (ca. 425 Millionen Dollar) sanktioniert, weil dies bisher nicht der Fall war.

Threads startet inmitten hausgemachter Twitter-Probleme wie „Ratenlimits“ für Tweets und degradierten Service für die Power-User-App Tweetdeck. Viele der aktiven Nutzer von Twitter haben nach einer Alternative mit Apps wie Bluesky und Mastodon gesucht, aber nicht wenige sehen Threads aufgrund der Größe von Meta als die praktikabelste Option – und das trotz aller Vorbehalte, die sie gegenüber CEO Mark Zuckerberg und Facebook in Bezug auf Datenschutz und andere Fragen haben könnten.

Daher ist es nicht unerwartet, dass sich binnen kürzester Zeit bereits 10 Millionen NutzerInnen registrierten.


Quellen: SPON, Caschys Blog, Heise, US-Medien

Meine Vorschau für dieses besondere Lingen-Wochenende:

Es gibt gutes und auch heißes Wetter, und es wird laut auf dem Gelände des Abifestivals an der Schüttorfer Straße. Hier das Line-up des in Lautfeuer umgetauften Umsonst & draußen-Festivals. Und hier die Antworten auf alle FAQs.

Kriegskasse

6. Juli 2023

In Niedersachsen wurden am Mittwoch Einsprüche gegen die Landtagswahl 2022 verhandelt. Vorwürfe gibt es vor allem gegen die AfD – wegen angeblich gekaufter Listenplätze. Die taz berichtet heute:

Die Landtagswahl in Niedersachsen ist schon neun Monate her – doch seither rumort es im Hintergrund. Grund ist vor allem das Chaos rund um die Listenaufstellung der AfD. 22 Einsprüche gegen das Wahlergebnis liegen mittlerweile vor, zum ersten Mal befasste sich der Wahlprüfungsausschuss am Mittwoch in öffentlicher Sitzung mit ihnen.

Die Vorwürfe haben eine lange Vorgeschichte. Schon vor der Wahl erklärte der im Streit geschiedene Ex-AfD-Landtagsabgeordnete Christopher Emden in einem ZDF-Interview, er sei aufgefordert worden, für einen vorderen Listenplatz Geld zu bezahlen. 4.000 Euro seien dies in seinem Fall gewesen. Zahlbar auf ein Konto, auf das allein [der Schüttorfer] Ansgar Schledde Zugriff hatte – damals Landes-Vize, heute Fraktions-Vize der AfD. Gegen den wurden Ermittlungen eingeleitet und wieder eingestellt, die Staatsanwaltschaft Osnabrück hielt eine Untreue zulasten der Partei für „nicht nachweisbar“.

In den Augen des Ex-FDP-Landtagsabgeordneten Marco Genthe bedeutet dies allerdings noch lange nicht, dass damit nicht gegen das Wahlrecht verstoßen wurde. Der…

[weiter bei der taz]

10 JAHRE PHILOSOPHIE
IN DER KUNSTHALLE
Empfang und Festvortrag
Lingen (Ems), Kunst-/Halle IV, Kaiserstraße 10 a
Samstag, 8. Juli 2023 – 16.30 UHR

Kein Eintritt

Am Samstag, 8. Juli 2023 gibt es ab 16.30 Uhr in der Kunsthalle anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der beliebten Reihe „Philosophie in der Kunsthalle“ einen Sektempfang, Grußworte und kurze Rückblicke. Um 18 Uhr wird Prof. Dr. em. Günther Mensching (Paris, Hannover) einen Festvortrag zum Thema „Wozu Philosophie heute?“ halten.

„Die Frage, wozu Philosophie heute dienen könne, wird seit längerem regelmäßig gestellt, wenn jemand Philosophie studiert oder lehrt. Sie unterstellt ein Nützlichkeitsverhältnis, das der Philosophie die Rolle gleichsam eines Werkzeugs im Berufsleben unterstellt. Dabei ist es fraglich, welche Kompetenz überhaupt vermittelt wird, um etwa bei einem Unternehmen oder in der Verwaltung einen qualifizierten Posten einzunehmen. Gewiss kann die Philosophie nicht umstandslos ihren traditionellen, dominierenden Platz unter den Wissenschaften einnehmen, den sie von der Antike bis zum 19. Jahrhundert innehatte.“

„Aber es gibt neben der Wissensvermittlung und der Einübung praktischer Fähigkeiten noch eine andere  Funktion, die der Philosophie heute mehr denn je zukommt. Ihre Aufgabe besteht zum einen in der Vermittlung der Fähigkeit, sich, wie Kant sagte, ohne Bevormundung des eigenen Verstandes zu bedienen und logisch zu denken. Zum anderen kommt es darauf an zu lernen, die Gegenwart und ihre geistigen und materiellen Verhältnisse im Wesen zu erkennen. Das erfordert nicht allein formale methodische Schulung, sondern mehr noch das Bewusstsein der historischen Situation, in der wir uns befinden. Philosophie ist – nach der Einsicht Hegels – ihre Zeit in Gedanken erfasst. Dadurch ist der Philosophie heute die Aufgabe der Kritik gegeben. Worin sie besteht, welche Motive sie hat und welche Auswirkung diese Gestalt der Bildung auf das Verhalten in der Welt hat, darüber wird zu sprechen sein.“

Prof. Dr. em. Günther Mensching, geboren in Bonn 1942, Studium der Philosophie und Soziologie in Frankfurt, Promotion bei Adorno über den französischen Materialismus, Lehrtätigkeit in Frankfurt, dann in Lüneburg. 1979 Habilitation, 1989 bis 2008 Professor an der Leibniz Universität Hannover. Arbeitsgebiete: Philosophie des Mittelalters und der Aufklärung, Geschichts- und Sozialphilosophie, Metaphysik.

Anschließend laden die MacherInnen zu einem Imbiss, Getränken und Musik.