Über das verbotene Konzert der rechtsextremen Band „Kategorie C“ in Beesten habe ich hier vor vier Tagen berichtet und auch darüber, dass sich in dem Dorf die Zivilgesellschaft, die kath. Kirche, der Sportverein, die Landjugend und auch die politische Gemeinde sowie andere Institutionen meldeten, um gemeinsam mit einer Demonstration deutlich zu machen, dass Beesten bunt bleibt.

Am Mittwochabend nahmen rund 200 Menschen in Beesten an der Beesten-Bleibt-Bung-Veranstaltung teil. Das darf man bei einem Dorf mit rund 1700 Einwohnerinnen und Einwohnern bemerkenswert nennen. Mitten unter Ihnen war neben dem Beestener Bürgermeister Werner Achteresch (CDU) auch Samtgemeindebürgermeister Godehard Ritz (CDU), der trotz seines Geburtstages und einer zuhause ausgerichteten Feier anwesend war.

Inzwischen ist deutlich, dass die Mieter des Wohnhauses Bahnhofstraße 8 wohl nichts mit der geplanten Veranstaltung zu tun hatten und haben. Die aktuellen Eigentümer des großen Grundstücks haben dies nämlich geteilt und den nicht vermieteten Teil für das zweifelhafte Konzert bereit stellen wollen.

Journalistin Christiane Adam, die selbst lange in Beesten gewohnt hat, berichtete gestern über die Demonstration für das Radio Ems-Vechte-Welle und stellte O-Töne von Nadine Halfmann, Godehard Ritz, Dietmar Schöneich und Werner Achteresch zusammen:

Grafik: Wappen der Gemeinde Beesten

Möbelhaus Wilken

28. Juni 2024

Zweifellos ist es ein Coup: Die Atom­kraft­geg­ne­rIn­nen haben den Ort in unserem Lingen entdeckt, an dem der russische Atomkonzern Rosatom heimlich und ohne Genehmigung errichtete Maschinen zur Produktion von AKW-Brennelementen versteckt hat. Es handele sich um das ehemalige, seit Jahren insolvente Möbelhaus Wilken, am Darmer Esch 60, 49811 Lingen (Ems) im Gewerbegebiet der niedersächsischen Stadt, teilten die Anti-Atom-Organisation „.ausgestrahlt“ und das „Bündnis AgiEL – Atom­kraft­geg­ne­r:in­nen im Emsland“ am Donnerstag mit.

Nach ihren Informationen, die auf Hinweisen aus der Bevölkerung und eigenen Recherchen beruhen, stehen die Anlagen in einer angemieteten Halle von Framatome-ANF, dem Betreiber der Lingener Brennelementefabrik. Das zeigen auch zugeklebte Scheiben, frisch installierte Überwachungskameras, ein einsamer, aufgeregter Wachmann: Das ist das Bild, das die Halle von außen bietet. Ein Firmenschild ist nirgendwo zu sehen. Alles soll maximal unauffällig sein und ist damit genau das Gegenteil.. 

Die Ak­ti­vis­t:in­nen platzierten dort am Straßenrand am Donnerstagmittag ein großes Hinweisschild mit der Aufschrift „Putins geheime Atom-Maschinen“. Das Gebäude wird erstmals seit Jahren rund um die Uhr duch Makeras und einen Wachdienst geschützt, der die Kontrolleure von AgiEL zu verscheuchen suchte, als sie sich der Halle Am Anfang dieser Woche  näherten

„Wochenlang hat Framatome-ANF den Standort seiner geheimen Außenstelle verschwiegen“, sagt Alexander Vent vom Bündnis AgiE am Donnerstag. „Wir machen ihn heute öffentlich.“

Framatome-ANF ließ eine Anfrage der taz zu dem Vorgang zunächst unbeantwortet. Das Unternehmen hat beim Land Niedersachsen die Erweiterung der Produktion beantragt und will künftig auch Brennstäbe fertigen, die in AKWs russischer beziehungsweise sowjetischer Bauart eingesetzt werden können.

Der Deal mit Rosatom ist umstritten

Vent verweist darauf, dass es mehr als 10.000 Einwendungen gegen den geplanten Atom-Deal mit Russland gebe. „Die Öffentlichkeit soll daher wissen, wo Putins geheime Atom-Maschinen getestet werden. Die Öffentlichkeit soll wissen, wo die Abgesandten des Kreml in aller Ruhe Kontakte zu den Mitarbeitenden von ANF knüpfen durften.“

Die Ak­ti­vis­t:in­nen sehen Rosatom als „ein Werkzeug des Kreml“. Das Staatsunternehmen bündele alle nuklearen Aktivitäten des Landes, vom Uranabbau bis zu den Atomwaffen, und sei aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt, etwa durch die Besetzung des AKW Saporischschja.

Den vermuteten Aufbau der neuen Maschinen durch Spezialisten und die Schulung deutscher Mitarbeitender durch Rosatom halten die Initiativen nicht nur für illegal, sondern auch für eine Sicherheitsgefahr, weil sie die Grundlage für Spionage und Sabotage lege. „Das Umweltministerium darf sich nicht länger wegducken, sondern muss endlich klare Kante zeigen“, fordern sie.

Spoiler: ANF hat inzwischen durch ein von ihm bezahltes Anwaltsbüro ein Rechtsgutachten vorgelegt, wonach die Bedenken des unabhängiger Sachverständiger unbegründet sind. Das Nieders. Umweltministerium müsse den Antrag von ANF für die Produktionsstätte von Brennelementen genehmigen – so schnell wie möglich.


Quellen: taz, AgieEL, eigene Recherchen, Foto: AgiEL (oben). googlemaps/Ausriss (unten)