Unterschied

9. Juni 2024

Was ist der Unterschied zwischen Lingen und Münster, der blitzsauberen Großstadt im Westfälischen, auf die viele Lingenerinnen und Lingener neidisch schauen? Seit heute ist dies in einem Punkt klar: Lingen hat doppelt so viele AfD-Wähler wie Münster, wo die AfD einmal mehr klar unter 5 % blieb. Bei uns kam die Rechtsaußenpartei auf doppelt so viel Prozente wie in Münster. Das bunte Lingen hat jetzt also einen fetten braunen Streifen. Wir dürfen uns also schämen, zumal in einigen Wahlbezirken die Rechten auf fast 20% kamen.

Die Gründe für den Aufstieg der braunen Partei in unserer Stadt trotz deren guter wirtschaftlicher Lage und trotz der hohen Wahlbeteiligung von 66,2% werden noch genau zu analysieren sein. Spontan fallen mir drei ein:

  • Ein Grund dürfte sein, dass sich die CDU als stärkste Partei in Lingen seit geraumer Zeit auf „ihre“ Ortsteile konzentriert und das alte Stadtgebiet sträflich vernachlässigt. So spaltet sie unsere Stadt und produziert rund um den Stadtkern das Gefühl, zu den Verlierern zu gehören. Das ist vor allem in zentralen politischen Punkten so wie etwa im Wohnungsbau.
  • Ein zweiter Punkt könnte die vollständige Hinwendung des Oberbürgermeisters Dieter Krone  zu „Alles-ist-schön“-Statements sein und seinen völligen Abschied von kritischem Engagement und vor allem jeder Selbstkritik.Auch die Lingener Zivilgesellschaft überaltert zunehmend; heute, bei der Schlussveranstaltung der Ausstellung „#beispielsweise“ im Lookentor lag das Durchschnittsalter der ohnehin zu wenigen Teilnehmenden bei Ü65. Leider tut OB Krone nichts, das zu ändern. 2025 will er einen 1050-Jahre-Lingen-Geburtstag mit viel Geld so feiern, wie dies vor 50 Jahren bei der 1000-Jahrfeier war; davon erhofft er sich einen Schub für die von ihm geplante Wiederwahl. Das ist reichlich wenig.
  • Und drittens trägt die Lokalpresse aus dem NOZ-Verlag ein Gutteil Verantwortung, weil sie keine  Berichterstattung mehr über das Gemeinwesen leistet, sondern sich immer weiter aus Sportberichte, lokaler Politik und -vor allem- Kulturberichterstattung zurückzieht. Wenn man sich eben nur über Klicks definiert und nicht mehr Inhalte aus der örtlichen Gemeinschaft darstellt und berichtet, ist bloßer Populismus die Folge. Die unzulängliche Idee von OB Dieter Krone, hiergegen zum Ausgleich ein städtisches Hochglanzmagazin zur Mitnahme bereit zu legen, wird an dem vielfach kritisierte Defizit nichts ändern, im Gegenteil. Solch eine reine PR-Postille gleicht die Defizite in der Berichterstattung nicht ansatzweise aus.

In gut zwei Jahren finden die nächsten Kommunalwahlen statt. Danach wird die NoAfD im Stadtrat sitzen und dort ihr populistisch-braunes Gift verspritzen. Bisher ist die politische Selbstverwaltung darauf nicht ansatzweise vorbereitet, vorneweg OB Krone. Dabei wirkt er nicht nur hilflos, er hat tatsächlich kein Rezept und keinen Plan.

[Die Grafik mit dem Gesamtergebnis anklicken, dann öffnen sich die einzelnen Wahlbezirke.]

Und hier strahlt Münster:

5 Antworten to “Unterschied”

  1. hans1550 said

    9,2% — Und das ohne einen wirklichen Wahlkampf oder gar Strukturen vor Ort.

  2. Norman said

    Einfach mal einsehen und akzeptieren, dass die Ampel mit ihrer Politik am Ende ist!

    • Wer lesen kann, hat Vorteile. In dem Beitrag ging es nicht um die Ampel sondern um die Vaterlandsverräter und Rechtspopulisten der #NoAfD.

      • Kib said

        Deine Analyse muss ich sacken lassen, aber das Ergebnis erst recht (da Rechts😢). Deine Prognosen treffen oft zu, da kann ich mir jetzt wünschen, dass wir keine braunen Vertreter im Rat haben, hilft nichts, wird so kommen. Krone, NOZ oder CDU wollen das natürlich auch nicht. Du spaltet da gerade leider auch und darum trete ich nicht fuer deine BN an, aber fuer unser gemeinsames Ziel. Versprochen – das hatten wir schon 1998 mit der Aktion Courage.

        Robert, wweniger ist mehr. Sei nicht so heftig, dann bin ich dabei.

    • Kib said

      Wo liegt dein Problem Norman-Kevin? Sollen wir Dir ein Bilderbuch „Demokratie“ malen? Lies doch einfach mal was RK schreibt. Er gibt sich sehr viel Mühe, dass jeder (nun ja…relativ) es kognitiv verdauen kann. Das kostet Zeit, Mühe und viel Geduld. Man muss RK nicht zustimmen, aber sicher auch nicht mit bei Bild-Schlagzeilen geklautem Schwachsinn daherkommen. Das ist schon beleidigend.

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