Lehrhausgespräch zur Wiedergutmachung
18. Februar 2023
Wurden die NS-Verbrechen in der Zeit nach 1945 materiell wiedergutgemacht? Geht das überhaupt? Unter dieser Fragestellung hatte das Forum Juden Christen Altkreis Lingen zu einem Lehrhausgespräch eingeladen. Auch im 40. Jahr nach seiner Gründung sucht und versucht das Forum Begegnung, Wiederbegegnung, Dialog und Austausch zwischen Juden und Christen „im Bewusstsein der Menschheitskatastrophe, die mit der Shoa über das europäische Judentum kam“. Seit 20 Jahre gehören die Lehrhausgespräche des Forum, die regelmäßig im Gedenkort Jüdischen Schule stattfinden, als Informations- und Diskussionsveranstaltungen fest zum Programm des Vereins.
In dieser Woche stellte im Rahmen der Reihe der pensionierte Richter am Oberlandesgeriht Manfred Schmitz-Berg sein Buch „Wieder gut gemacht?“ vor, das inzwischen in 2. Auflage im Verlag Edition Virgines erschienen ist. Der lokale Kabelsender Ems.Tv berichtete (Bitte das Foto anklicken).
Tochter der Shoa-Überlebenden Erna Heilbronn besucht Jüdischen Friedhof
30. September 2022
Mehr als dreißig BesucherInnen nahmen am Mittwoch an der Führung des Forum Juden Christen über den Jüdischen Friedhof teil. In zwei Gruppen informierten Simon Göhler und Georg Wichmann über einzelne Grabsteine, jüdische Begräbnistraditionen und den Einfluss jüdischer Menschen auf die Entwicklung des südlichen Emslandes. Bis zur Eröffnung des Jüdischen Friedhofes in Freren fanden auch die Beisetzungen der Synagogengemeinde Freren (mit Lengerich und Fürstenau) in Lingen statt.
Göhler und Wichmann konnten bei der Vorbereitung ihrer Führungen auf das 2009 erschienene Buch von Anne Scherger „Der Jüdische Friedhof in Lingen“ zurückgreifen.
Als besonderer Gast nahm Beverly Pinto (USA) teil. Sie ist die Tochter von Erna Pinto, die als Erna Heilbronn in Lengerich (Emsland) geboren wurde. Ihr Vater war Bendix Heilbronn, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde. Erna Heilbronn wurde ins KZ Westerbork verschleppt. Sie überlebte die Shoa und heiratete Erich Pinto, den sie in Westerbork kennengelernt hatte.
v.l.: Simon Göhler, Beverly Pinto, Angela Prenger, Georg Wichmann, Friedhelm Wolski-Prenger. Foto: Elisa Eilermann
Beverly Pinto war zu Besuch bei der Familie Sels in Lengerich. Gerhard Sels, lange Zeit Stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Juden-Christen, hatte Überlebende der Schoa und deren Nachkommen nach Lengerich eingeladen. Ausführlich wird dies im Buch „Vom Leben und Sterben der Lengericher Juden“ dargestellt.
Beverly Pinto wurde von Elisa Eilermann, geb. Sels begleitet. Die Lehrerin am Lingener Franziskusgymnasium leitet einen Seminarkurs zum Judentum. Das Forum unterstützt die Seminararbeit. TeilnehmerInnen des Kurses nahmen an der Friedhofsführung teil. Als Begründung für die Teilnahme am Seminarfach nannte eine Schülerin ihre Sorge um den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland. Anschließend an die Friedhofsführung besuchten Beverly Pinto den Gedenkort Jüdische Schule. Sie zeigte sich beeindruckt von der Erinnerungsarbeit des Forums.
Das Buch von Anne Scherger ist für 10 Euro über info@juden-christen.de erhältlich. Es wird auch in diversen Antiquariaten angeboten, allerdings zu vielfach überhöhten Preisen.
—
Ein Crosspost aus dem Blog des Forum Juden Christen
Mensch sein und stolz
31. Januar 2021
Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Vernichtungslager Auschwitz. Seit 25 Jahren ist dieser Tag in Deutschland Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, seit 2005 Internationaler Holocaust-Gedenktag der Vereinten Nationen.
Mit einer Gedenkstunde hat der Deutsche Bundestag am Mittwoch der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 76 Jahren gedacht. Als Rednerinnen waren zwei Jüdinnen eingeladen, die für zwei verschiedene Generationen sprachen: Die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Charlotte Knobloch und die Politikerin und Publizistin Marina Weisband. Beide zogen in ihren Reden klare Verbindungen von damals in die heutige Zeit. Hier zum -dringenden- Nachhören die Ansprache von Marina Weisband
und diejenige von Charlotte Knobloch: