im Arsch
5. Juli 2019
„Wie sehr Teile der Gesellschaft komplett im Arsch sind. Frei von Normen, frei von Werten, frei von moralischem Kompass, der in eine emphatische Richtung ausschlagen würde. Hier Beispiele aus Dresden, Pegida. Leider wenig überraschend. Und man wird diese Menschen nicht mehr zurückholen können.“
(gefunden bei Das Kraftfuttermischwerk)
Zweierlei Maß
18. Januar 2019
Politikberater Michael Spreng bringt in seinem Blog Sprengsatz die Dinge auf den Punkt, wenn er schreibt:
„Stellen wir uns einmal vor, der Mann, der im Ruhrgebiet mit seinem Auto in die Menge raste und dabei sechs Menschen schwer verletzte, wäre ein syrischer Flüchtling gewesen.
Es wäre von einem neuen islamistischen Terroranschlag die Rede gewesen. Noch heute würde er die Schlagzeilen beherrschen, es hätte zig Sondersendungen im Fernsehen gegeben, Politiker hätten sich mit harten Stellungnahmen und Forderungen überboten. Die AfD hätte in den Umfragen zwei Prozent zugelegt.
Stellen wir uns weiterhin vor, die wahllosen Angriffe auf Passanten, bei denen in Amberg mehrere Menschen leicht verletzt wurden, wären von alkoholisierten deutschen Jugendlichen verübt worden. Der Fall hätte kaum über die Region hinaus Aufsehen erregt, wie selbst der Amberger CSU-Oberbürgermeister sagte.
So war es aber nicht. Im Ruhrgebiet war es ein Deutscher, der aus Fremdenhass gezielt Ausländer als Opfer aussuchte, in Amberg waren es vier Asylbewerber, die betrunken auf Deutsche einprügelten.
Die unterschiedliche Reaktion auf beide Vorfälle zeigt, wie sehr inzwischen in Deutschland mit zweierlei Maß gemessen wird. Ein deutscher Terrorist kann nur ein psychisch gestörter Einzeltäter sein, prügelnde ausländische Jugendliche dagegen gelten als Beweis für die generelle Gefahr durch Asylbewerber und eine verfehlte Flüchtlingspolitik.
Das ist ein Ergebnis der jahrelange Hetze von Pegida und AfD gegen Flüchtlinge und Muslime. Sie hat unseren Verstand verwirrt.
(gefunden im Sprengsatz am 12.01.2019)
Lockstoff
12. Februar 2018
Neue DVD des uns aller wohl liebsten Berliners mit dem Namen „Heute Stimmt Alles„. Sie bringt die letzte Tour auf die Monitore. Hier ein Snippet davon, in dem er sich über die Besorgten und andere Knetbirnen Gedanken macht.
„Manchmal bin ich auf meiner eigenen Facebookseite und denke: Wer hat hier den Lockstoff für Idioten ausgelegt?“
Paroli bieten
9. Februar 2017
Auf diese Veranstaltung für Lehrerinnen und Lehrer im Sekundarbereich I + II im Ludwig-Windthorst-Haus Lingen-Holthausen möchte ich gern hinweisen. Vom Montag, 13. März 10 Uhr bis Dienstag, 14. März 25 Uhr geht es in der Erwachsenenbildungsstätte in Lingen-Holthausen um
Rechten Parolen Paroli bieten – Umgang mit „rechten“ Äußerungen im Schulalltag
Rechte Parolen und Äußerungen sind in den letzten Jahren stark angestiegen, besonders seit dem Anstieg der Flüchtlingszahlen 2015. Bedrohungen, Beschimpfungen oder gar Übergriffe sind leider nichts Ungewöhnliches mehr. Rassistische Äußerungen scheinen gesellschaftsfähig zu werden, auch in der Schule. Kein Wunder, denn laut aktueller Studien gibt es hierzulande ein rechtspopulistisches bis rechtsextremes Wählerpotenzial von bis zu 30%.
„Gerade deshalb ist es für Lehrkräfte sowie PädagogInnen wichtig, hierauf angemessen zu reagieren und mit den Situationen umgehen zu können, in denen rechtes und rassistisches Gedankengut geäußert wird. Während des Seminars soll dazu die aktuelle Situation analysiert werden, bevor die Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung und Techniken, gut mit den Schüler/innen Gespräch zu kommen in den Mittelpunkt der Veranstaltung rücken.“
Mehr im Faltblatt der Fortbildungsveranstaltung hier. Und mehr.
Hier schon mal ein Appetithäppchen: Gesprächsversuch des Dresdener Oberbürgermeisters mit einer Pegida-Frau auf dem Dresdener Neumarkt
#DD0702 @martindulig im Gesprächsversuch mit einer Demonstrantin auf dem Neumarkt. pic.twitter.com/yo38bYZEfL
— sz-online.de (@szonline) 7. Februar 2017
Monument
8. Februar 2017
Drei aufrecht stehende Busse bilden das Kunstprojekt „Monument“ in Dresden. Der syrisch-deutsche Künstler Manaf Halbouni setzt damit ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit. Die drei Busse sind 72 Jahre nach der Zerstörung der Stadt am 13. Februar 1944 zum Gedenktag aufgestellt worden und erinnern an den Krieg in Syrien. Mit Sprüchen im Nazi-Jargon [„Entartete Kunst ist das“] hetzen dumme Pegida-Anhänger gegen die Anti-Syrien-Krieg-Installation.
Der laute, peinliche und so unendlich dumme Protest gegen das Monument in Dresden kennt das untenstehende Bild aus Aleppo offenbar nicht. Dabei sollte doch das Verstehen der Installation in einer Stadt so einfach sein, deren Menschen im Krieg so entsetzlich gelitten haben wie die Menschen in Dresden. Das zwei Jahre alte „Vorbild“ unten ist keine Installation. Es zeigt drei Bus-Wracks in Aleppo, der zerstörten westsyrischen Großstadt, die zum Schutz der Menschen vor Scharfschützen, Kugeln und Bomben aufgestellt wurden.
Nichts haben die Kulturlosen in Dresden davon verstanden, reinweg nichts.
Lisa
25. Januar 2016
Sonntag haben selbst in Osnabrück mehrere Hundert Menschen (überwiegend Spätaussiedler, Pegida-Anhänger und andere Rechte) vor dem Rathaus gegen Zuwanderung und Flüchtlinge demonstriert, weil in Berlin ein 13jähriges Mädchen von Flüchtlingen vergewaltigt worden sei. Tatsächlich war die 13jährige Lisa aus Marzahn-Hellersdorf Mitte des Monats zwei Tage verschwunden, ist aber weder entführt noch vergewaltigt worden – sagt die Polizei Berlin. Die Demonstranten glauben das nicht. Sie sind in das verstrickt, was SPIEGELonline so beschreibt:
- Typ 1: Die Vergewaltigungs-„Meldung“
Behauptung: Flüchtlinge überfallen und vergewaltigen deutsche Frauen, oft auch minderjährige Mädchen
Verbreitung: Es ist das häufigste Gerücht, und verbreitet wird es über soziale Medien, über „unabhängige“ Newsseiten und rechte Blogs. Immer wieder ist es auf den Demonstrationen von Pegida und Co. zu hören. Der AfD-Politiker Uwe Wappler verbreitete via Interview die Mär von der Vergewaltigung einer Zwölfjährigen – nur um kurz darauf dementieren zu müssen.
Wahrheitsgehalt: Die meisten dieser Nachrichten sind pure Erfindungen, wo auch immer man nachfragt, dementieren regionale Polizei und Medien entsprechende Behauptungen. Dokumentiert sind sexuelle Übergriffe in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten. Auch innerhalb von Flüchtlingsheimen gibt es bestätigte Fälle. Trotzdem: Das so geschürte Bedrohungsszenario basiert größtenteils auf Fantasien.
Das Perfide am Gerücht: Es bedient uralte Ängste. Jeder echte Fall – siehe Silvester – wird zur Legitimation der gestreuten Gerüchte.
- Typ 2: Deutschland als Selbstbedienungsladen für Fremde
- Typ 3: Die Sache mit den toten Tieren
Idioten
22. November 2015
Tief im Osten, dritte Liga. Was die Pegidadödels dort so singen, wenn eine Schweigeminute ansteht. Idioten.
[via kraftfuttermischwerk]
„Lügenpresse,Lügenpresse“
6. Juni 2015
“Einseitige Berichterstattung, freiwillige Gleichschaltung: Was sind das für Menschen, die Medien vorwerfen, sie seien gesteuert? Panorama hat mit Kritikern gesprochen.”
Der schwarze Obelisk
1. Februar 2015
Ungeahnt aktuell ist die neue Produktion des Theater Osnabrück. Es bringt erstmals den Zwischenkriegsroman „Der schwarze Obelisk“ auf die Bühne. Gestern Abend war Premiere, die das Publikum begeisterte und die lokale Kritik enttäuschte.
Unter der Regie von Marco Štorman holte das sechsköpfige Ensemble mit dem brillanten Patrick Berg als Ludwig Bodmer das zwischen den beiden Weltkriegen spielende Drama in die Gegenwart. Schleichend, zunächst unauffällig mischten die Schauspieler Teile von Remarques Vorlage mit Reden der Pegida-Organisatoren in Dresden [mehr…]. Auf diese Weise spiegelte die Inszenierung heutige Entwicklungen vor einer früheren Gesellschaft am Scheideweg wider. Die taz schrieb zur Uraufführung:
„1923, Deutschland mitten in der Inflation. Es ist eine aus den Fugen geratene Zeit, in der Erich Maria Remarque seinen Zwischenkriegsroman „Der schwarze Obelisk“ ansiedelt. Eine Zeit, in der alles infrage gestellt wird: Nicht nur die Geldwerte brechen ein, auch moralische Werte bekommen eine andere Gewichtung. Und am Horizont tauchen die ersten Vorboten des drohenden Faschismus auf.
In der Stadt Werdenbrück – Remarques Romanversion seiner Geburtsstadt Osnabrück – versucht eine ganze Generation, ihre verlorene Jugend nachzuholen und sich im Leben zurechtzufinden. Zu überleben, das haben der Ich-Erzähler Ludwig Bodmer und sein Vorgesetzter Georg Kroll als Soldaten im Ersten Weltkrieg auf bittere Weise gelernt. Aber wie leben?
1956 schrieb Remarque…“ [weiter bei der taz]
Inszenierung Marco Štorman
Bühne/Kostüme Dominik Steinmann
Musik/Sounddesign Gordian Gleiß
Dramaturgie Peter Helling
Ludwig Bodmer Patrick Berg
Georg Kroll Dennis Pörtner
Isabelle Stephanie Schadeweg
Narr Stefan Haschke
Närrin Anne Hoffmann
Schatten Stephan Ullrich
Der schwarze Obelisk – Die nächsten Aufführungen im Theater Osnabrück
Mi, 4. 2., Do, 12. 2., Sa, 14. 2., Fr, 20. 2., Do, 26. 2.
„weil in der Herberge kein Platz war“
22. Dezember 2014
Es wäre ein gutes Zeichen gewesen, sagt Heribert Lange, hätten wir in Lingen heute demonstriert. Eine Montagsdemo zu Weihnachten. Zur Erinnerung daran, dass auch vor 2000 Jahren Flüchtlinge im Nahen Osten unterwegs waren und nur mühsam ein Dach über dem Kopf fanden, weil „in der Herberge kein Platz für sie war„. Der Vorsitzende des Forum Juden-Christen ruft heute dazu auf, Anfang des neuen Jahres montags auf die Straße zu gehen:
„Die in einigen deutschen Städten stattfindenden Montagsdemonstrationen geben Anlaß zur Sorge – zur Sorge um das Bewußtsein unserer Gesellschaft von ihrer Aufgaben, ihrer weiteren Entwicklung und zugleich vom Verständnis ihrer eigenen Verpflichtung auf die Menschenrechte. Grund solcher Sorge sind die Reaktionen der Menschen auf die neue Flüchtlingswelle, die auf Europa zukommt und die damit zugleich transportierte Angst vor Überfremdung durch andere Kulturen und Religionen.
Die Rat- und Hilflosigkeit, mit denen die Regierenden dieser durch unsere Gesellschaft wabernden, von PEGIDA beförderten und transportieren Fremden-, Ausländer-, Randgruppen-also Menschenfeindlichkeit – von de Maiziere bis Gabriel – begegnen, ist Grund zu weiterer Sorge, nämlich der, dass es PEGIDA gelingen könnte, sogar die Hirne vernünftiger und rational Denkender zu vergiften. Allemal dann muß man das befürchten, wenn diese und andere Politiker tönen, man müsse die Sorgen und die Ängste der PEGIDA-Leute ernst nehmen.
Mit Feindbildkonstrukten wurden die europäischen Gesellschaften vor 100 Jahren auf die Rassenideologie der Nazis eingestimmt. Die damit verbundenen Schuldzuweisungen, die im Wesentlichen mit anderen Lebens- und Kulturgewohnheiten von Juden, Roma oder auch Homosexuellen belegt wurden, wurden von der verunsicherten und staunenden Gesellschaft widerspruchslos und geradezu dankbar aufgenommen. Am Ende dienten sie als moralische Rechtfertigung des furchtbaren und gigantischen Völkermords der Nazis.
Wenn wir vor diesem historischen Hintergrund heute die Verständnislyrik gestandener Politiker hören, müssen wir dann nicht fürchten, dass ihr nächster Schritt das Aufspringen auf die Trittbretter des Zugs PEGIDA sein könnte, was nichts anderes bedeutet? Entlassen sie dann als nächstes den Satz unserer Verfassung „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, aus seiner ausnahmslosen Geltung?
Asylsuchende, Flüchtlinge und Migranten kommen mit keinem anderen Begehren zu uns, als der Frage, ob die Grundrechte unserer Verfassung auch für sie gelten; denn sie sind Menschen wie wir. Und allein um dieses Menschenrecht geht es, wenn wir zu ihnen Ja oder Nein sagen, und damit auch darum, ob wir bereit sind, Menschenrechte, die sich der abendländischen Kultur wie auch unserer jüngeren deutschen Geschichte verdanken, zur Disposition zu stellen und damit übrigens auch unser eigenes Recht, sie für uns selbst noch in Anspruch nehmen zu können.
Sprüche wie „Das Boot ist voll“ oder „Kampf der Überfremdung“ oder „Aushöhlung unsere Sozialsysteme“ sind Rattenfänger-Botschaften, die allein dazu dienen, die Frage unserer moralischen Verpflichtung und der Glaubwürdigkeit unserer Gesellschaft gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Es bleibt also dabei, dass es zumindest einen menschlichen Weg am Asylrecht unserer Verfassung vorbei weder geben kann noch geben darf. Und es bleibt dabei, dass die Pflicht zur humanitären Hilfe unabweisbar ist und bleibt. Und das Argument „weil in der Herberge kein Platz war“ ist kein Argument – genauso wie in den Tagen von Jesu Geburt.
In einer aufgeklärten Gesellschaft kann es nicht um Ausgrenzung, sondern nur um Solidarität gehen – allemal gegenüber denen, die um unsere Hilfe und unseren Schutz nachsuchen.
Deshalb rufen wir zu einer bald stattfindenden Montagsdemonstration in Lingen auf, etwa als Lichterprozession auf dem dann durchaus symbolträchtigen Weg vom Bahnhof zum Rathaus, und wir möchten um Ihre Zustimmung dafür werben. Aber auch dafür, dass diese Veranstaltung, deren Stoßrichtung PEGIDA wäre, sich breitester Unterstützung aus der Politik und der Verwaltung, den Betrieben und Gewerkschaften, den Jugendorganisationen, dem Stadtjugendring und den Schulen, Vereinen, den Schützenvereinen und Kivelingen und last but not least der Kirchen sicher sein könnte.“