Harry Kramer zum 90.
4. März 2015
Ein Künstler aus Lingen
Harry Kramer 1925 – 1997
Lingen (Ems) – Kunst-/Halle IV, Kaiserstr. 10a
Eröffnung Freitag 7.3., 19 Uhr
Zum 90. Geburtstag des einzigen Künstlers von internationalem Rang aus Lingen feiert der Kunstverein Harry Kramer mit einer großen Ausstellung. 1925 wurde Harry Kramer in der Hinterstraße 2 in Lingen (Ems) geboren; er starb 1997 in Kassel. Er arbeitete in Lingen bis 1942 als Frisör und besuchte ab 1947 die Tanzschule von Lola Rogge in Hamburg. In den 1950er Jahren entwarf er ein mechanisches Theater, das in der Berliner Galerie Springer uraufgeführt wurde.
Die Skulpturen von Harry Kramer sorgten nicht nur in der Kunstszene für Aufsehen. 1956 stellte er sein „Mechanisches Theater“ „13 Szenen“ im Rahmen des Pariser Festival „De l’Avantgarde“ aus. Ende der 1950er Jahre arbeitete auch Günter Grass in der französischen Hauptstadt am Manuskript für seinen weltberühmten Roman „Die Blechtrommel“. Harry Kramers Skulpturen wurden das „Anschauungsmaterial“ für ein Kapitel der „Blechtrommel“ und das Vogelscheuchen-Ballet aus „Hundejahre“, wie der Literaturnobelpreisträger später bestätigte.
1964 nahm Harry Kramer an der documenta 3 in Kassel teil und erhielt zu Beginn der 1970er Jahre einen Ruf als Professor an die Kunsthochschule Kassel. Hier gestaltete er gemeinsam mit seinen Studierenden unter dem Namen „Atelier Kramer“ zahlreiche großformatige Installationen und Kunstaktionen. In den 1990er Jahren entwickelte und realisierte Harry Kramer das Projekt der Nekropole im Kasseler Habichtswald, innerhalb dessen Künstlerinnen und Künstler wie beispielsweise Rune Mields, Timm Ulrichs, Fritz Schwegler und Werner Ruhnau Grabmäler gestalteten, zuletzt wurde 2011 das Grabmal von Gunter Demnig realisiert.
Am 25. Januar 2015 wäre Harry Kramer 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass realisiert die Kunsthalle Lingen, die einen Teil des Nachlasses Harry Kramers verwaltet, soweit er der Stiftung Nekropole in Kassel gehört, unter dem Titel „Ein Künstler aus Lingen“ eine großformatig angelegte Einzelausstellung mit zahlreichen Werken aus den 1960er bis 1990er Jahren.
Es ist die zweite Retrospektive des Kunstvereins mit Werken Kramers in Lingen. Vor 20 Jahren zu Kramers 70. war die von Heiner Schepers kuratierte Ausstellung „Der Frisör aus Lingen“ ein großer Erfolg.