Entwidmung bedeutet
19. November 2022
Die taz schreibt:
Auf einer entwidmeten Bahnstrecke Draisine zu fahren – das hört sich nach einem originellen Freizeitvergnügen an. Möglich ist das derzeit noch zwischen Fürstenau und Quakenbrück in Südniedersachsen. Jetzt soll die Strecke abgebaut und in einen Radweg verwandelt werden. Damit rückt eine zukünftige Wiederindienststellung der Strecke ein Stück weiter in die Ferne – und das in einer Situation, wo allenthalben die Engpässe im Eisenbahnverkehr beklagt werden.
Errichtet worden sei die Strecke „als Teil der kürzesten Fernverbindung zwischen dem Ruhrgebiet und den Seehäfen der Nordsee“, heißt es in der Zeitschrift Lok-Report. Heute könnte sie zur Umfahrung Osnabrücks dienen und helfen, den absehbar wachsenden Containerverkehr aus dem Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven abzuwickeln.
„Aus heutiger Sicht wäre die Strecke nie entwidmet worden“, sagt Malte Diehl, der niedersächsische Landesvorsitzende des Fahrgastsverbandes Pro Bahn. Denn die Strecke sei nicht nur als Umleitung für den Güterverkehr wichtig, sondern habe auch Potenzial für den unterentwickelten öffentlichen Personenverkehr in der Region.
1969 fuhren die letzten Passagiere auf der Strecke, 1997 wurden die letzten Güter transportiert. Einzelne Abschnitte der Strecke wurden abgebaut, andere für nostalgische Dampflokomotivenfahrten und Ausflüge mit Draisinen erhalten.
Dass die Eisenbahntrasse Stand 2020 im Landesraumordnungsprogramm als „Vorranggebiet sonstige Eisenbahnstrecke“ ausgewiesen ist [Screenshot unten], hat die Kommunen nicht daran gehindert, Teile davon für ihre Zwecke zu verplanen. Wie das funktioniert, hat eine Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Detlev Schulz-Hendel und Volker Bajus vor zwei Jahren im niedersächsischen Landtag gezeigt.
Damals hatte die Stadt Fürstenau beantragt, bei vier Flurstücken der Bahnstrecke vom Landesraumordnungsprogramm abweichen zu dürfen. Die Bahn-tochter DB Immobilien Nord beantragte dafür beim Eisenbahnbundesamt eine Freistellung, sprich Entwidmung, vom Bahnbetrieb.
Eine Freistellung oder Entwidmung bedeutet…“
Weiter südlich sind übrigens längst vollendete Tatsachen geschaffen worden und die Trasse ist abgeräumt. Nachdem die Bahn die Schaffung einer (schnurgeraden) Schnellfahrstrecke in den 1970er Jahren aufgab, existiert zwischen Rheine und Fürstenau die alte Bahnstrecke praktisch nicht mehr. Die Bahnhöfe in Spelle, Beesten/Schapen und Freren gibt es allenfalls noch auf dem Papier. Im südöstlichen Kreis Emsland finden deshalb die Emsländer:innen keinen Bahnanschluss mehr. Nur zwischen Spelle und Rheine findet Eisenbahnverkehr statt; auf diesen verbliebenen zehn Kilometern wurde 2001 der Güterverkehr durch den Regionalverkehr Münsterland (RVM) übernommen. Transportiert werden vor allem Sand, Kies und Fertigbetonteile für das Betonwerk Rekers in Spelle (etwa 8000 Wagenladungen pro Jahr), während das Anschlussgleis der Maschinenfabrik Bernard Krone wurde mittlerweile wieder stillgelegt.
Im Dezember 2015 wurde in Spelle eine Abzweigstrecke zum Hafen Spelle-Venhaus am Dortmund-Ems-Kanal in Betrieb genommen. Die Gemeinde Spelle hatte 5,5 Millionen Euro in die 4,5 Kilometer lange Strecke investiert, um die Ladestelle am Kanal sowie diverse Betriebe wie ein Mischfutterwerk der Bröring Unternehmensgruppe, an das Schienennetz anzuschließen. Seit März 2015 werden in Spelle zudem Diesellokomotiven durch die Firma August Storm gewartet.
Screenshot Landesraumordnung-Programm Niedersachsen 2020:
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Grafik: Wikipedia
Niedersachsen abgehängt
14. Juni 2020
NiederlandeNet informiert: „In einem Brandbrief fordern die niederländische Provinze zusammen mit dem deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen, dass die grenzüberschreitenden Zugverbindungen zwischen Deutschland und den Niederlanden ausgebaut und optimiert werden.
Obwohl zu beiden Seiten der Grenze Pläne für den Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs bestehen (Toekomstbeeld OV 2040 und Deutschlandtakt), wird laut den Unterzeichnern des Brandbriefes dem internationalen Zugverkehr zu wenig Beachtung geschenkt, wodurch der Zug nicht mit dem Flugzeug konkurrieren könne.
Laut Bert Boerman, Mitglied des Provinzregierung in Overijssel, liege die Qualität des grenzüberschreitenden Zugverkehrs deutlich unter jener des nationalen Zugnetzes. Sowohl die geringe Anzahl an Verbindungen, deren Taktung als auch Hürden wie Tickets oder Tarifzonen stünden dem Fahrgast dabei im Weg. Dabei soll laut den Unterzeichnern des Briefes in Kurzstreckenprojekte wie Enschede-Dortmund, Eindhoven-Düsseldorf oder Heerlen-Aachen investiert werden. Auch müsse die Strecke Amsterdam-Berlin deutlich verbessert und zu einer Hochgeschwindigkeitsverbindung ausgebaut werden. Die derzeitige Reisedauer beträgt hier noch rund sechs Stunden, wodurch eine Zugreise in puncto Zeit keine Alternative zu einer Flugreise darstellt. Eine Idee der Unterzeichner sei es, die Verbindung zukünftig über Amsterdam, Utrecht, Arnhem und dann Duisburg laufen zu lassen. Dadurch könnten mehrere Stunden an Reisezeit eingespart werden.
Durch den Brandbrief ist diesem Thema erneut Nachdruck verliehen worden. Bereits in der Vergangenheit ist vor allem von niederländischer Seite aus der Wunsch geäußert worden, die Zuganbindungen über die Grenze hinweg zu optimieren und so effizienteren Zugverkehr zu gewährleisten (NiederlandeNet berichtete). Floor Vermeulen, Mitglied des Provinzregierung in Zuid-Holland, prangert die fehlende Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Niederlanden auf diesem Gebiet. Die Programme beider Länder seien nicht aufeinander abgestimmt. Er hofft, dass die zuständige Staatssekretärin Stientje van Veldhoven (Infrastruktur und Waterstaat) Deutschland folgen wird, wo bis 2030 86 Milliarden Euro in das Schienennetz investiert werden soll.“
Niedersachsen zählt bezeichnenderweise nicht zu den Unterzeichnern des Briefes und hat sich damit abgehängt. Kein Wunder, so scheint mir, ist doch der CDU-Politiker Althusmann der dafür zuständige Minister und an Bahnverkehr offenbar nicht sonderlich interessiert. Beispielsweise hat er es in den vergangenen knapp drei Jahren Amtszeit nicht geschafft, für einen schnelleren Wiederaufbau der Ende 2015 durch ein Schiffsunglück zerstörte Friesenbrücke zu sorgen, die die Eisenbahnstrecke Groningen-Bremen über die Ems führte. Sie soll jetzt erst 2024, also 9 Jahre nach der Zerstörung, wieder aufgebaut sein – allerdings nur einspurig und nicht elektrifiziert. Mit anderen Worten nur so, wie die Eisenbahnbrücke 1950/51 gebaut wurde (Foto).
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Foto: Friesenbrücke (2013) Martina Nolte, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
bei Hitze
26. Juli 2019
@moaxislaven fuhr gestern mit dem Zug quer durchs Land: Berlin-Lingen-Düsseldorf. Der Thread über Zugfahren bei Hitze in Deutschland sagt alles über den Zustand dieses Massenverkehrsmittels im Allgemeinen und der Deutschen Bahn im Besonderen nach Mehdorn, vier CSU-Verkehrsministern usw.
update:
Kannste Dir nicht ausdenken: Deutscher, gardinenbefreiter DB-Intercity-Zug im Sommer 2019…
(Foto: @moaxislaven, privat)
erst 2030…
8. Februar 2019
Zwischen niederländischen Großstädten sollen bis 2040 alle zehn Minuten Züge fahren und auch nach Deutschland soll es zukünftig bessere Verbindungen geben – diese Ziele übermittelt die niederländische Verkehrsministerin Stientje van Veldhoven am heutigen Mittwoch in Form ihres Plans Toekomstbeeld Openbaar Vervoer (dt. „Zukunftsbild öffentliche Verkehrsmittel“) der zweiten Kammer. Die ambitionierten Zukunftsziele sollen nicht nur die niederländische Infrastruktur verbessern, sondern auch dem Klimaschutz dienen: Das Zugfahren soll eine attraktive Alternative zum Fliegen werden.
Erst gestern debattierte die Koalition erneut über das Klimaabkommen und auch im Zukunftsplan van Veldhovens spielen der Klimaschutz und die Verringerung des CO2-Ausstoßes eine zentrale Rolle. Im Koalitionsabkommen haben die Parteien VVD, CDA, D66 und die ChristenUnie festgelegt, dass öffentliche Verkehrsmittel in den Niederlanden gefördert werden sollten. Aus diesem Grund erarbeitete van Veldhoven zusammen mit den Provinzen, den Ballungsräumen, den Transportunternehmen und ProRail Vorschläge, um das niederländische öffentliche Verkehrsnetz auf die Anforderungen abzustimmen, die in 20 Jahren auf das Land zukommen werden. Schätzungen zufolge wird die Zahl der Zugreisenden bis zum Jahr 2040 um 30 bis 40 Prozent steigen.
Um mit den voraussichtlichen Fahrgastzahlen umgehen zu können, hat van Veldhoven einen Ring bestehend aus neun niederländischen Großstädten erarbeitet – innerhalb dieses Rings und zwischen diesen Großstädten sollen 2040 alle zehn Minuten Züge fahren. Zu den betroffenen Großstädten gehören Amsterdam, Den Haag, Rotterdam, Breda, Eindhoven, Arnheim, Nimwegen, Zwolle und Utrecht. Mit diesem Plan möchte van Veldhoven auch eine möglichst hohe Flexibilität für die Fahrgäste erzielen – sie selbst weiß aus jahrelanger Pendlererfahrung, dass es lästig ist, eine halbe Stunde auf einen Zug warten zu müssen. Wenn der fragliche Zug allerdings alle zehn Minuten fährt, sei man fast so flexibel, wie mit dem Auto.
ProRail-Spitzenfunktionär Pier Eringa befürwortet den geplanten Ausbau des Schienennetzes van Veldhovens. Allerdings würde er anstelle des Jahres 2040 gerne schon das Jahr 2030 anpeilen. Bereits jetzt seien viele Züge völlig überfüllt, da große Firmen wie Philips, KPN und Unilever ihre Arbeitnehmer dazu ermutigen würden, den Zug anstelle des Autos zu nehmen und die Mitarbeiter mit Jahreskarten für die entsprechende Zugstrecke ausstatten.
Doch nicht nur der Nahverkehr, sondern auch der Fernverkehr soll deutlich ausgebaut werden. Van Veldhoven wünscht sich, dass das Zugfahren eine echte Alternative zum Fliegen wird, doch dafür müsse vor allem an weiteren und besseren Verbindungen zu deutschen Städten gearbeitet werden. Der Fokus soll dabei neben der deutschen Hauptstadt auf den deutschen Handelsstädten Düsseldorf, Frankfurt und München liegen. Die Möglichkeiten für bessere Verbindungen sollen jetzt von den Eisenbahngesellschaften NS und ProRail geprüft werden. Darüber hinaus möchte van Veldhoven die Europäische Kommission um Fördergelder bitten, damit das niederländische Schienennetz an das deutsche Hochgeschwindigkeitsnetz gekoppelt werden kann. Diese Maßnahme und der damit einhergehende Übergang vom Flugzeug zum Zug passen van Veldhoven zufolge zu den Klimazielen, die die EU vorgegeben hat.
Letzte Woche musste van Veldhoven jedoch zuerst eine schlechte Nachricht überbringen: Eine schnellere Verbindung zwischen Amsterdam und Berlin ist vorerst nicht realisierbar. Zurzeit dauert die Fahrt 6,5 Stunden und erst nach 2030 sei es möglich, die Fahrtzeit um eine Stunde zu reduzieren. Um die Fahrtzeit zu verkürzen, müssten eventuell einige Stationen auf dem Weg nach Berlin übersprungen werden – doch darauf konnten sich die beiden Länder bisher nicht einigen. Auch infrastrukturelle Investitionen machen der Fahrtzeitverkürzung einen Strich durch die Rechnung.
Das aktuelle Koalitionsabkommen sieht kein Budget für einen derartigen Ausbau des niederländischen Streckennetzes vor – der Zukunftsplan von van Veldhoven soll vor allem den zukünftigen Kabinetten dienen und ihre Haushaltspläne beeinflussen. Gleichzeitig hofft sie, dass der Plan auch von Immobilienmaklern finanzielle Unterstützung erfährt – denn der Wert eines Bürogebäudes steigt automatisch, wenn in der Nähe ein neuer Bahnhof gebaut wird. Ob die visionären Zukunftspläne von van Veldhoven wirklich umgesetzt werden, wird sich wohl erst in 10 bis 20 Jahren zeigen.
Soweit der Bericht von NiederlandeNet darüber, was im Nachbarland abgeht – allerdings ist auch in den Niederlanden wenig los, je weiter es nach Osten (also hin zu uns geht). Aber alles ist nichts gegenüber dieser unglaublichen Trägheit hierzulande. Da braucht es zehn Jahre, bis eine kaputte ostfriesische Brücke ersetzt wird, und ähnlich lange für ein paar Kilometer Bahnstrecke durch die Grafschaft. Ein Mehltau von fauler Bürokratie legt sich über alles.
Und so fahren wir weiter auf Strecken die zu Zeiten von Georg V von Hannover gebaut wurden. Im Emsland garniert mit Funklöchern und ganz speziell bei uns in Lingen mit einem unglaublichen immerwiederundwiederundwiederundwiederundwiederundwieder kaputten Aufzug (auch gerade wieder!) und Baustellen. Ab dem 19. Februar bis zum 25. März, also stramme fünf Wochen !!) ist die Emslandroute gesperrt. Dieses Mal zwichen Lingen und Meppen, wo sie doch nach meiner Erinnerung schon vor zwei Jahren wochenlang repariert wurde.
Es ist zum verzweifeln.
andere Prioritäten
8. Juni 2018
Um zukünftig mit dem Flugverkehr konkurrieren zu können, will die Nederlandse Spoorwegen (NS, deutsch „Niederländische Eisenbahn“) ein Netzwerk von internationalen Zügen, die die europäischen Hauptstädte miteinander verbinden. Als erstes will sich NS daher auf den Ausbau der Anbindungen an Brüssel, Paris und London konzentrieren. Und auf eine schnellere Bahnverbindung zwischen Amsterdam und Berlin. Deutschland aber hat andere Prioritäten. Zum Beispiel eine ökologisch fragwürdige A33 um Osnabrück und die unwirtschaftlichste Autobahn der Republik: die Hasetalautobahn für 1 Milliarde Euro.
In den Niederlanden wird zurzeit über die Zukunft von Zugreisen diskutiert. Diese sind im Gegensatz zu Flugreisen deutlich umweltfreundlicher. Darüber hinaus ist die Kapazität des größten niederländischen Flughafens Schiphol bald ausgereizt. Das mit Anwohnern vereinbarte Limit von 500.000 Flügen pro Jahr wird 2020 erreicht sein, wodurch Schiphol nicht weiter wachsen kann. Die Anzahl von 224 Flügen, die zurzeit täglich von Schiphol starten, könnte durch ein ausgebautes Eisenbahnnetz auf bis zu 59 Flügen reduziert werden, da Eisenbahnverbindungen bis zu einer Entfernung von 750 Kilometern eine gute Alternative zu Flugreisen darstellen können. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Reisende schnell umsteigen und Hochgeschwindigkeitsstrecken nutzen können. In Paris und London ist das bereits möglich, aber der Anschluss des Eisenbahnnetzwerkes an Aachen, Köln und Düsseldorf ist noch nicht geregelt.
Auch Staatssekretärin Stientje van Veldhoven (D66) wünscht sich mehr grenzüberschreitenden Bahnverkehr nach Deutschland, aber dafür ist sie auch auf die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur angewiesen. Auf deutscher Seite seien dafür Investitionen in Millionenhöhe nötig um die vorhandenen „Bummelzüge“ zu Intercityverbindungen auszubauen, so z. B. zwischen Groningen und Hamburg oder Eindhoven und Düsseldorf.
Laut dem NRC Handelsblad bekommen die Niederlande allerdings kaum Unterstützung vom deutschen Ministerium. Das sei aber auch nicht verwunderlich, da die niederländischen Ideen eines ausgebauten Eisenbahnnetzes zwischen den beiden Ländern mit circa 2.500 anderen Eisenbahnprojekten des sogenannten Bundesverkehrswegeplans konkurrieren müssen. Und die Niederlande sind in diesem Kräftefeld ein vergleichsweise kleiner Mitspieler.
Dabei gibt es verschiedene Bahnstrecken zwischen den Niederlanden und Deutschland, die potentiell ausgebaut werden könnten. Die Provinz Groningen im Norden der Niederlande will beispielsweise eine direkte Verbindung zu Hamburg, die dann wiederum nach Kopenhagen weitergeführt werden soll. Für diese Idee hat die Gemeinde auch ungefähr ein Budget von 60 Millionen Euro, die zur Verfügung gestellt werden können. Aber bislang ist selbst die bestehende Verbindung nach Deutschland durch die beschädigte Friesenbrücke unterbrochen, die über die Ems führt. Deutschland hat zugesagt, eine neue Eisenbahnbrücke zu bauen und die alte Brücke zu ersetzen. Die soll 2024 fertig sein. Bislang haben die Bauarbeiten allerdings noch nicht begonnen.
Auch innerhalb der Niederlande, beispielsweise zwischen Amsterdam und Groningen, muss am Eisenbahnnetzwerk gearbeitet werden. Das ist eine Bedingung für eine schnelle Reise zwischen der niederländischen und der dänischen Hauptstadt. Mit nächtlichen Testfahrten soll nun geprüft werden, ob eine direkte Intercityverbindung ohne Zwischenstopps zwischen Amsterdam und Groningen möglich ist.
Die vielversprechendste grenzüberschreitende Bahnverbindung ist jedoch die Strecke zwischen Eindhoven und Düsseldorf. Hierfür müssten aber auf deutscher Seite die Bahnschienen umgebaut werden, was einer Investition von rund 105 Millionen Euro gleichkäme. Dementsprechend verhalten reagierte die deutsche Seite über diesen Vorschlag. Inzwischen sei das Geld für den geplanten Ausbau jedoch zur Verfügung gestellt worden, sodass die Strecke kommerziell interessant wird. Die Prognosen für diese Strecke sind so positiv, dass dieses Projekt öffentlich ausgeschrieben werden soll.
Es bleibt also abzuwarten, ob und wann Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Deutschland und den Niederlanden genutzt werden können. Um langfristig mit dem Flugverkehrs konkurrieren zu können, müssen die Eisenbahngesellschaften nicht nur das Bahnnetzwerk ausbauen, sondern auch Zugtickets zukünftig günstiger anbieten.
(Quelle: NiederlandeNet); Foto: Friesenbrücke kaputt – von Jan Oosterhuis CC BY-SA 3.0)
Bahnanbindung
26. Dezember 2013
ie Hochschule Osnabrück am Standort Lingen führt eine Umfrage durch, die in einem Statistik-Kurs von Prof Markus Schmidt-Gröttrup (Foto lks) entstanden ist.
Sie soll den Bedarf für verbesserte Bahnverbindungen zwischen Lingen und Osnabrück erheben. Über jede Art der Beteiligung freuen sich die Umfragenden, „noch mehr über Weiterverbreitung“.
Sie ist – ’schuldigung!- ein paar Tage bei mir liegen geblieben, aber nun!
Abgängig
6. März 2013
Die Aussage ist -wie viel zu oft bei Herrn L. aus Oldenburg- nicht richtig. Das Arbeiterhaus ist sicherlich nicht denkmalgerecht modernisiert, aber in einem ordentlichen Zustand. Es ist ein einmaliges Beispiel für die „Eisenbahn-Architektur“ des 19. Jahrhunderts in unserer Stadt. Müssen die Lingener dem scheidenden Herrn L. nicht signalisieren, wie falsch er liegt, so ein historisches Bauwerk abzureißen? Oder ist uns Denkmalschutz nichts wert?
OB Krone, was tun Sie?
(Arbeiterhaus Lingen (Ems), Ecke werkstättenstraße/Kaiserstraße. Foto oben : © milanpaul via flickr; Foto unten: ©dendroaspis2008 via flickr. Mein herzliches DANKE für die Unterstützung an beide Fotografen.)
Student Agency
18. September 2012
Bei uns weitgehend unbeachtet hat der tschechische Unternehmer Radim Jančura (Foto re.) im seinem Heimatland eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte geschrieben. In der 1990er Jahren hatte Jančura in Großbritannien gearbeitet, um sich das Geld für sein Studium zu verdienen, und traf dort auf viele junge Landsleute; eine ganze Generation schien auf Reisen zu sein. Nach seiner Rückkehr in die Heimat gründete Jančura eine Vermittlung für Au-pairs, die er Student Agency nannte. Innerhalb von drei Jahren war es die größte Vermittlungsfirma weit und breit. Jančura kaufte einen alten Bus, um auch den Transport der Studenten nach Großbritannien, Frankreich und Deutschland mit anzubieten und verkaufte im Internet billige Flug-Tickets.
Der Eisenbahn Konkurrenz zu machen, daran dachte er erst später, als -wie das deutsche Magazin brandeins weiß-, Jančura „der Kragen platzte:
Seine Student Agency hat ihr Hauptquartier im mährischen Brünn, der zweitgrößten Stadt Tschechiens. Von dort sind es 209 Kilometer nach Prag, und wenn Jančura in der Hauptstadt zu tun hatte und die Bahn nahm, kam er jedes Mal entnervt an. Es fuhren uralte Züge ohne Klimaanlage, die an manchen Bahnhöfen einfach mal eine Viertelstunde anhielten. Jančura dachte an seine Au-pair-Bus-Verbindung von Prag nach London – und nahm sich vor, es besser zu machen als die Bahn. Im Jahr 2004 orderte er acht moderne Busse, um einen Linienverkehr zwischen Prag und Brünn aufzubauen. Mehr als 300000 Euro kostet ein einziger von ihnen. Für eine Fahrkarte verlangte Radim Jancura als Einführungspreis umgerechnet zwei Euro.
Die Passagiere sollen sich so fühlen wie im Flugzeug: Stewardessen verteilten Getränke und Zeitungen sowie Kopfhörer für das Bordprogramm mit Hollywood-Filmen. Das Timing ist perfekt: Wenn gerade der Abspann kommt, rollt der Bus am Ziel ein.“
Stimmt! Noch heute freue ich mich, dass ich zufällig im Juni die ganze brandeins-Reportage gelesen habe; denn im Sommer bin ich von Liberec nach Prag gefahren. In einem dieser sauberen, modernen, schnellen, gelben, pünktlichen Busse, mit bequemen Sitzen (Foto unten) Stewardess , Kaffee und Hollywoodfilm. Die Fahrt war ausgesprochen preiswert und ein Genuss. Am Endpunkt der Fahrt in Prag-Cerny Most waren es 10 Meter bis in die bereit stehende U-Bahn. Kurz gesagt war es das genaue Gegenteil dessen, was der öffentliche Busverkehr hierzulande zustande bringt.
Ich musste an diese Busfahrt in Tschechien denken, als die Medien jetzt berichteten, dass in Deutschland ein 75 Jahre altes Monopol zu Ende geht. Es hatte der Bahn bisher die Konkurrenz auf der Straße vom Halse gehalten. Künftig sollen also zwischen deutschen Städten auch Fernbusse fahren – als Alternative zur Bahn. Die schwarz-gelbe Koalition und die rot-grüne Opposition haben sich nach monatelangen Verhandlungen auf die Einführung eines umfassenden Fernbus-Systems geeinigt.
Zum Schutz des von den Bundesländern mitbezahlten regionalen Zugverkehrs haben die Politiker vereinbart, dass Fahrtstrecken unter 50 Kilometern Länge und mit weniger als einer Stunde Reisezeit nicht angeboten werden dürfen. Auf Drängen der Grünen und der SPD müssen die Busse bis Ende 2019 barrierefrei sein. Neue Fernbusse müssen auch ab 2016 mindestens zwei Plätze für Rollstuhlfahrer haben. Die von der SPD geforderte gesonderte Maut für Busse wird es nicht geben. Nach entsprechenden Beschlüssen in Bundestag und Bundesrat geht es wohl schon Anfang kommenden Jahres los.
Vielleicht wagt sich Radim Jančura ja über die Grenze und tritt jetzt auch hierzulande an. Die gelben Busse der teschechischen Student Agency sind jedenfalls für mich der Maßstab. Für unsere Region wünsche ich mir unabhängig davon Verbindungen von Lingen nach Oldenburg, Osnabrück, Bremen, Hamburg – also überall dahin, wohin man mit der Bahn erst mit ein- oder zweimaligem Umsteigen und entsprechenden Umwegen gelangt. Die BN wird sich sicherlich kümmern.
(Quelle brandeins, Morgenpost; Foto Radim Jančura CC Josef Petrák; Busfoto: robertsblog )
Eisenbahn
16. Juni 2011
Niedersachsen will mehr als bisher die mögliche Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken prüfen. Die niedersächsische Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) kündigte jetzt an, dafür geeignete Strecken zu ermitteln. Geprüft wird allerdings erst in zwei bis drei Jahren: 2013 – 2014. Ich frage mich stets, warum die öffentliche Hand für derlei Naheliegendes so unendlich lange Zeit benötigt. Eine mögliche Verbindung soll übrigens die von Bad Bentheim nach Nordhorn sein, wodurch die benachbarte Kreisstadt wieder an die Personenbeförderung mit der Eisenbahn angeschlossen wird. Im Norden von Weser-Ems wird die Verbindung von Esens nach Bensersiel untersucht. Auch Dannenberg – Salzwedel (Sachsen-Anhalt), Bremervörde – Osterholz-Scharmbeck und die Strecken Rinteln-Stadthagen sowie Einbeck-Salzderhelden könnten untersucht werden.
Voraussetzung für einen Neustart alter Linien sei eine positive Kosten-Nutzen-Rechnung und eine gesicherte Finanzierung, sagte der Sprecher der LNVG. Bislang hatte die Gesellschaft auf Wünsche zur Wiedereröffnung von Haltestellen und Bahnstrecken ignoriert. Seit einiger Zeit entwickelt sich aber zunehmend politischer Druck, für bestimmte Verbindungen einen Neustart zu prüfen. An einer Verbesserung des Bahnverkehrs Richtung Nordhorn etwa besteht Interesse auch in den Niederlanden, die im weiteren Verlauf der alten Strecke der Bentheimer Eisenbahn auch die niederländische Grenzstadt Coevorden .
Ein Grund für den aktuellen Kurswechsel ist offenbar die 2014 anstehende Überprüfung der Bundeszuschüsse für den regionalen Bahnverkehr. Erwogen wird, die Höhe der Zuschüsse an die tatsächlich anfallenden Kosten anzupassen. Nachteilig wäre dies für Niedersachsen, das Kosten gesenkt hat, indem sie Strecken an günstigere private Wettbewerber vergeben haben.
Vor der Diskussion über eine Wiederinbetriebnahme muss geprüft werden, ob die Gleise noch vorhanden sind – bei der Nordhornstrecke etwa ist das der Fall. Außerdem werde das derzeitige Pontenzial an Busreisenden geprüft.
Central-Kino
16. Mai 2010
Heute feiert Lingen ein Jubiläum. Nein, nicht deshalb zeigt das historische Rathaus den „Fahnenschmuck“ eines lokalen Autohändlers; den hat man nur gestern vergessen. Auf der anderen Seite des Marktes, in der Marienstraße wird ab 19.30 Uhr mit Sekt im Central-Kino gefeiert: Ein Jahr „Tatort“. Dort nämlich werden seit dem 15. Mai 2009 alle Tatort-Produktionen zeitgleich zur Erstausstrahlung in der ARD gezeigt. Der Tatort-Sonntag „im Central“ („Eintritt frei!“) mit seiner ganz besonderen Krimi-Kino-Atmosphäre ist längst mehr als ein Geheimtipp.
Diesmal gibt es übrigens -sozusagen aus der Nachbarschaft- einen Münsteraner Tatort: Der Fluch der Mumie (©WDR). Der Inhalt: Ausgerechnet Herbert Thiel (Claus D. Clausnitzer), Vater von Kommissar Thiel entdeckt beim Entrümpeln einer alten Villa zufällig eine offensichtlich schon Jahrtausende alte Mumie. Den Auftrag zu der Aufräumaktion hatte Vater Thiel von Judith Schorlemer (Mariam Agischewa), der Enkeltochter eines berühmten Archäologen, bekommen. Stammt die Mumie von einer der Forschungsreisen ihres Großvaters in den Nahen Osten?
Prof. Dr. Wilfried Kastner (Justus von Dohnányi), Leiter des Archäologischen Instituts der Universität in Münster, ist begeistert. Aufgrund der Inschrift auf dem Schrein vermutet er, dass die Mumie ursprünglich aus dem alten Persien stammt, was einer archäologischen Sensation gleichkommt. Doch Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan-Josef Liefers), als Rechtsmediziner nicht nur an dem Todeszeitpunkt interessiert, sondern auch der Todesursache auf der Spur, bezweifelt, dass Prof. Kastner recht hat.
Derweil hat Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) mit einer „frischen“ Leiche zu tun. Der Vollzugsbeamte Mathias Reinhard wurde tot im Keller seiner Wohnung aufgefunden. Bei den Häftlingen war er bekannt als besonders „harter Hund“. Hat hier ein ehemaliger Insasse der JVA Münster Rache geübt? Einer der Verdächtigen ist Andreas Lechner (Tobias Schenke), der gerade aus der Haft entlassen wurde. (mehr…) Am Ende, das muss verraten werden, fährt jemand mit dem Zug von Münster nach Aurich, bekanntlich erreichbar nur mit dem Bus, nachdem man zuvor per Zug entweder Leer, Emden oder Norden erreicht hat. Natürlich über Lingen und unseren Spitzenbahnsteig 2, von wo es nur 170m Luftlinie zum Central-Kino ist. Natürlich kann das kein Zufall sein. Aber diese Gedanken-Pirouette war jetzt vielleicht doch etwas zu viel – oder… 😉
Fazit: Unser Lingener Central-Kino hat sich längst zu einem kleinen Kulturjuwel entwickelt. Ich bin erleichtert, dass dort nicht die Spielhalle entstanden ist, die vor einigen Jahren genehmigt wurde. Ralf Dittmer und natürlich den Initiatoren um Tobias Mielke sei Dank!