Vor und nach der Oscar-Nacht
13. März 2023
In dieser Nacht werden in Los Angeles die Oscars verliehen. Edward Bergers mit ich glaube gleich neun Nominierungen geradezu beworfene Remarque-Verfilmung „Im Westen nichts Neues“ (“All Quiet on the Western Front”) lässt das deutsche Filmfeuilleton und ganz Osnabrück (Wietmarschen-Lohne aber eher nicht...) mit besonderer Aufmerksamkeit die Verleihung beobachten. Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth wird bei der Gala dabei sein – obwohl in dem Film gar kein Geld aus ihren Filmfördertöpfen steckt, wie Daniel Kothenschulte in der FR schreibt. „Bezahlt haben alles die Amerikaner. Vermutlich ist dies der erste größere deutsche Kinofilm seit mehreren Jahrzehnten, der komplett ohne öffentliche Mittel produziert wurde.“ Soll sie mit dem Trip zeigen, wie wichtig der Ampel die Filmlandschaft ist.
Laut Wettbüros sind die Chancen auf das ganz große Abräumen für Bergers Film allerdings eher gering, meinte Tobias Kniebe in der SZ-Vorschau. Das sieht auch die New York Times so. Aber „der Preis für den ‚Best International Feature Film‘, früher Fremdsprachen- oder Auslands-Oscar genannt, sollte auf jeden Fall drin sein.“
Das werde ich heute früh nachtragen -nach der Oscar-Gala.
Nach der 95. Oscar-Nacht steht fest: Die Hoffnungen haben nicht getrogen. Der deutsche Film „Im Westen nichts Neues“ hat insgesamt vier Oscars gewonnen – mehr als jeder andere deutsche Film zuvor. Bei der Auszeichnung für den besten internationalen Film setzte sich die Netflix-Produktion von Regisseur Edward Berger bei der Gala in Los Angeles gegen „Argentinien, 1985″ aus Argentinien, „Close“ aus Belgien, „EO“ aus Polen und „Das stille Mädchen“ aus Irland durch.
Regisseur Berger bedankte sich anschließend bei seinem Team und seiner Familie. „Oh Gott, das bedeutet uns so viel“, sagte er auf der Bühne.
„Im Westen nichts Neues“ war insgesamt in neun Kategorien nominiert, darunter als erster deutscher Beitrag überhaupt in der Königskategorie bester Film. Außer als bester internationaler Film holte er zudem die Oscars für die beste Kamera (James Friend), die beste Filmmusik (Volker Bertelmann alias Hauschka) sowie das beste Produktionsdesign (Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper).
Mit der Verfilmung des gleichnamigen Antikriegsromans von Erich Maria Remarque erhielt überhaupt erst zum vierten Mal in der Oscar-Geschichte ein deutscher Film den Oscar für den besten internationalen Film. Zur Erinnerung: Bislang gewonnen hatten den Auslands-Oscar:
die Roman-Verfilmung „Die Blechtrommel“ von Volker Schlöndorff 1980,
das Emigranten-Drama „Nirgendwo in Afrika“ von Caroline Link 2003
sowie das Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck 2007.
Großer Gewinner bei der 95. Oscar-Verleihung war „Everything Everywhere All at Once“. Der Film der Regisseure Daniel Kwan und Daniel Scheinert gewann insgesamt sieben Oscars, darunter die Auszeichungen als bester Film, für die beste Regie, das beste adaptierte Drehbuch, die beste Hauptdarstellerin (Michelle Yeoh), den besten Nebendarsteller (Ke Huy Quan) und die beste Nebendarstellerin (Jamie Lee Curtis).