EAW-Samstagsaktion
28. Juli 2022
SAMSTAGSAKTION
Zur EAW-Ausstellung in der Kunsthalle
Für Kinder und Jugendliche von 6 bis 14 Jahren.
Lingen (Ems) – Kunst-/Halle IV, Kaiserstraße 10a
Samstag, 30.07. 2022 – 14 bis 16 Uhr
Kosten 6 Euro incl. Material
An diesem Samstag in der Kunsthalle kannst du Kunst erleben, verstehen und entdecken. Eine kurze Führung durch die aktuelle Ausstellung mit Kunst zum Thema Eisenbahn und Eisenbahnausbesserungswerk Lingen bietet die Möglichkeit, dich den Kunstwerken zu nähern und auf deren Basis deine eigene Kreativität zu entfalten. Anschließend gestaltest du ein eigenes Werk ganz nach Deinen persönlichen Ideen und Vorstellungen.
Anmeldung in der Kunsthalle Lingen unter Tel. 0591 – 5 99 95
Es sind noch Restplätze frei.
EAW
14. Juli 2022
25 Jahre Kunsthalle Lingen:
EAW
Larissa Fassler, Harry Kramer, Ulrike Kuschel, Christian Odzuck und Stefan Odzuck, Alexander Rischer, Bastian Wiels, Alexander Wolff
Eröffnung mit Performance am Freitag, 15. Juli 2022 um 19 Uhr, anschließend Jubiläumsfeier vor der Kunsthalle
Kaiserstraße 10a, 49809 Lingen (Ems),
www.kunsthallelingen.de
Die spannungsvolle Geschichte des Lingener Eisenbahnausbesserungswerks charakterisiert unterschiedliche historische, architektonische und sozialpolitische Aspekte, die im Rahmen der Gruppenausstellung „EAW“ direkt thematisiert werden oder auch als Hintergrund für künstlerische Arbeiten dienen, die sich mit dem Komplex Eisenbahn oder auch Bahnhof auseinandersetzen. Eingeladen wurden die national und international bekannten Künstler*innen Larissa Fassler, Harry Kramer, Ulrike Kuschel, Christian Odzuck und Stefan Odzuck, Alexander Rischer, Bastian Wiels und Alexander Wolff. Larissa Fassler setzt sich in ihren Werken mit der architektonischen Gestaltung von Städten und Bahnhöfen auseinander und zeigt eine Arbeit zum Pariser Bahnhof „Gare du Nord“.
Von dem 1997 verstorbenen Künstler Harry Kramer werden Drahtplastiken aus den 1960er Jahren präsentiert, die das Thema Mensch/ Maschine beleuchten. Ulrike Kuschel präsentiert eine neu entstandene Arbeit, bestehend aus einem Film und Texten, die sich auf Fotografien richtet, die im Zusammenhang mit dem Lager Telgenkamp entstanden sind, in dem während der NS Zeit Zwangsarbeiter untergebracht wurden, die im Eisenbahnausbesserungswerk unbezahlt arbeiten mussten. Christian Odzuck und Stefan Odzuck zeigen eine Videoinstallation, die sich auf Erinnerungen ihres Urgroßvaters bezieht, der Lokführer war. Alexander Rischers Fotografien lenken den Blick auf aktuelle Randerscheinungen des Geländes rund um das EAW, während Bastian Wiels‘ Arbeiten die Sanierung der Halle I/II des EAW in den Blick nehmen. Alexander Wolff realisiert ein mehrschichtiges Wandbild, auf dem wiederum Bilder hängen, die die beeindruckenden Fassaden des Eisenbahnausbesserungswerks in Szene setzen.
Die Ausstellung wird am Freitag, 15. Juli 2022 um 19 Uhr eröffnet. „Um die Ausbreitung der Corona-Pandemie einzudämmen, bitten wir Sie freundlich eine FFP2 KN95/N95-Maske zu tragen.“ Einen Höhepunkt des Abends bildet um 20 Uhr die Aufführung einer Performance in 3 Akten, konzipiert von den Brüdern Christian und Stefan Odzuck mit dem Titel „Zikkurat“. Anschließend feiert die Kunsthalle Lingen an dem Abend ihr 25-jähriges Jubiläum.
Öffnungszeiten der Ausstellung vom 16. Juli bis 04. Sept. 2022:
Di – Fr 10 – 17 Uhr
Sa – So 11 – 17 Uhr
Eintritt € 3,–
Ermäßigter Eintritt € 1,50
Mehrheitlich
8. Dezember 2017
Dürfen Demokraten mittels propagandistischer Nazi-Kunst an tote Soldaten der beiden Weltkriege erinnern? Das Thema stand gestern auf der Tagesordnung des Lingener Kulturausschusses. In einer ernsten Debatte befasste sich das Gremium mit dem Vorhaben, eine 4 x 2 m (!) große Gedenktafel an der Halle IV zu installieren – wenige Schritte neben dem Eingang der Kunsthalle. Diese Tafel war an anderer Stelle des Reichseisenbahn-Ausbesserungswerks im Jahr 1936, also zu tiefsten NS-Zeiten, mit großem öffentlichen Helden-Tamtam enthüllt worden. Sie nennt die Namen der als Soldaten gefallenen Arbeiter des „EAW“ des 1. Weltkriegs. Nach 1945 übernahm man im „EAW“ die „Heldentafel“ und ergänzte sie um die vielen Toten des 2. Weltkriegs.
Dabei spiegelt das Relief typische Nazi-Ästhetik, also Kunstsprache der Nationalsozialisten, wider – ganz im Sinne Hitlers: „Blut und Rasse werden wieder zur Quelle der künstlerischen Intuition“. Ist die heroisierend-völkische Darstellung mit einem Soldaten auf der einen und einem, ihm und den Namen der „Gefallenen“ zugewandten Arbeiter auf der anderen also überhaupt eine Gedenktafel?
Den SPD-Ratsmitgliedern erschließt sich die Frage gar nicht. Sie lassen gleich doppelt die notwendige kritische Reflexion vermissen. Die SPD will das Objekt im Original und zudem nur wenige Schritte neben dem Eingang zur Kunsthalle präsentieren; denn dort sei eben der einzige „geeignete freie Platz“ an der ehemaligen Werkshalle, auch „wenn da zufällig die Kunsthalle ist“ (Edeltraut Graeßner, SPD). Jeder spürte gestern sofort die Oberflächlichkeit dieser Position: Die SPD erkennt die historische Funktion der angeblichen Gedenktafel nicht und präsentiert damit nichts anderes als Geschichtslosigkeit.
Unisono machten Grüne, FDP und BürgerNahe gestern deutlich, dass sie diese Form des Gedenkens und damit diese Tafel nicht wollen. Auch die in den Kulturausschuss hinzu gewählten „sachkundigen Bürger“ argumentierten gegen die Tafel, nachdrücklich beispielsweise Kunsthallendirektorin Meike Behm „in einem Plädoyer“ an den Ausschuss. Harald Volker Sommer (TPZ) fragte rhetorisch, ob man auch so entscheiden würde, würde das Reflief „nur einen Millimeter weitergehen und Hakenkreuze zeigen“, und Studiendirektor Martin Kolbe zeigte sich fassungslos-empört über das Vorhaben.
Das Problem erkennen offenbar auch Teile der CDU, in der heftig über die Tafeln diskutiert wurde. Dies verriet Ratsmitglied Björn Roth im Kulturausschuss und sagte, die CDU sei „mehrheitlich“ dafür, wie geplant die Tafel an der Halle IV (neben dem Eingang zu moderner Kunst) zu installieren. Hoffen wir, dass sich dies noch ändert. Ein Schritt dazu könnte sein, dass der Kulturausschuss sich zunächst die monumentale Tafel in Natura ansehen will und den Beschluss gestern vertagte.
Dann dürfte hoffentlich auch ihren Befürwortern klar werden, dass sie nur vordergründig an die Toten erinnert, sie den Krieg in Wahrheit aber bloß verherrlicht und ihn damit vorbereitet. Das sehen sie nämlich. Übrigens: Angebracht wurde die Tafel 1936, nur gut drei Jahre später begann durch Deutsche das kriegerische Morden.
Damit wir uns richtig verstehen: An die Toten der beiden Weltkriege und an den unendlichen Schrecken aller Kriege muss erinnert werden – nicht nur an tote Soldaten, sondern an alle Opfer! Doch niemals darf dies mit NS-Propaganda-Bildern geschehen, die in Wahrheit den Krieg nicht als grausames Schlachten sondern als etwas Heldenhaftes, Ehrenvolles verklären. In Wahrheit gedenken sie damit gar nicht.