Käßmann
12. Januar 2011
Knapp ein Jahr nach ihrem Rücktritt hat heute die frühere Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche und Hannoversche Landesbischöfin, Margot Käßmann, mit einer Vorlesung eine einjährige Gastprofessur an der Ruhr-Universität in Bochum begonnen. Das Thema: die multikulturelle Gesellschaft. Käßmann beginnt buchstäblich bei Adam und Eva, um zu belegen, das christliche Abendland gründe auf Migration: „Unterwegs sein ist eine Kernerfahrung biblischer Erzählungen.“ Inhaltlich griff sie Thilo Sarrazin scharf an – ohne ihn einmal beim Namen zu nennen. Die Deutschen sollten Zuwanderung als „Chance auf Bereicherung“ erkennen. Sie wolle im Rahmen der Professur „sozialethische Themen der Zeit“ aufgreifen, hatte Frau Käßmann im Vorfeld gesagt . Dazu gehöre auch, sich weiterhin öffentlich zu äußern.
Sie hoffe aber, dass es in den kommenden Monaten im Kreis mit Studierenden ruhiger zugehe, sagte die 52-Jährige. Pläne für die Zeit nach ihrer Gastprofessur habe sie nicht. „Vor einem halben Jahr habe ich auch noch nicht gewusst, dass ich in Bochum sein werde.“ Die Theologin war im vergangenen Februar nach einer Alkoholfahrt als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und als hannoversche Landesbischöfin zurückgetreten. In den letzten vier Monaten war Margot Käßmann Gastdozentin an der von Methodisten gegründeten Emory University in Atlanta, Georgia (USA).
Käßmann ist erste Inhaberin der neu eingerichteten Max-Imdahl-Gastprofessur, die an den Bochumer Kunsthistoriker Max Imdahl (1925-1988) erinnert. Er gehörte zur Gründergeneration der seit 1962 bestehenden Ruhr-Uni.