Uni Münster heißt bald Uni Münster
30. Januar 2023
Die Westfälische Wilhelms-Universität im westfälischen Münster, dem heimlichen Sehnsuchtsort aller klugen Emsländer:innen, wird in Zukunft keine Debatte mehr über ihren Namen führen müssen, denn der wird bald nur noch „Universität Münster” sein. Der Wilhelm fällt weg, das hat der Senat der Universität am vergangenen Mittwoch zunächst in einer Probeabstimmung entschieden. Dass sich das Ergebnis bis zur endgültigen Abstimmung am 5. April noch ändert, ist unwahrscheinlich.
Zeit zum Nachdenken gab es genug. Mehr als zwei Jahre lang hat die Universität sich in Ausstellungen, Diskussionen oder Veranstaltungen mit der Frage beschäftigt, ob der Kaiser als Namenspatron noch eignet. Das Ergebnis am Ende ist deutlich. Viel spricht laut dem zwölfseitigen Abschlussbericht nicht für Wilhelm. Im Laufe der Untersuchungen kam auch einiges heraus, das vorher entweder nicht bekannt oder vielen zumindest nicht präsent war.
Der Kaiser selbst hatte zum Beispiel offenbar gar kein so großes Interesse daran, der Universität seinen Namen zur Verfügung zu stellen. Es war eher ein Wunsch aus Münster, der sich auch deshalb ergab, weil man sich erhoffte, mit dem Kaiser im Namen leichter an Fördergelder zu kommen. Im ersten Versuch scheiterte Münster. Man vertröstete die Stadt auf den nächsten Kaiserbesuch. Als der schließlich anstand, gab Berlin nach.
Doch als dann 1907 die Veranstaltung stattfand, in der Wilhelms Name verliehen werden sollte, war der Kaiser in Bielefeld (!), um dort ein Reiterstandbild seines Großvaters einzuweihen. Bei seinen späteren Reden während des Besuchs erwähnte er die Uni nicht. Auch danach unterhielt er keine besondere Verbindung nach Münster. Nach seinem Tod gab es immer wieder Debatten.
In den 90er-Jahren entschied man sich dafür, den Namen zu behalten. Vor fünf Jahren brachte eine Initiative von Studierenden die Sache wieder ins Gespräch. Dass die Entscheidung nun gegen Wilhelm ausfällt, liegt allerdings nicht allein an neuen Erkenntnissen und Einschätzungen über sein Wirken, sondern auch daran, dass die Sensibilität für solche Fragen inzwischen größer ist.
Jedenfalls in Münster…
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Mit Text aus dem sonntäglichen Rundbrief von RUMS