Geklaut

31. Dezember 2022

Eigentlich klaut man uns doch einen vernünftig-traditionellen Jahreswechsel. Oder wie kann man es anders verstehen, dass Neujahr und Silvester nur ein simples Wochenende ausmachen? Auch die Überlegung der neuen Koalition in Hannover, einen weiteren Feiertag für Niedersachsen zu prüfen, hilft da nicht; im rot-grünen Koalitionsvertrag stehen bekanntlich viele Prüfaufträge. Und dann sollen laut Wetterbericht im Ersten heute auch noch 17 Grad in unserem Städtchen erreicht werden. Am letzten Tag des Jahres. Es wäre die höchste jemals an einem 31.12. gemessene Temperatur in Lingen, wo trotzdem –anders als in Hannover– ungehemmt  und ungezügelt  geböllert werden darf, obwohl dies längst an vielen Orten -nicht nur hierzulande- ziemlich aus der Zeit gefallen ist.

Alles scheint mir also etwas durcheinander, und da kommt es gut, dass man sich jedenfalls auf den TV-Sender 3sat verlassen kann. An Silvester 2022 gibt es in 24 Stunden „Pop Around the Clock“ 24 Live-Konzerte mit alten Bekannten und neuen Pop-Highlights. Mit dabei ist Musik-Ikone Herbert Grönemeyer mit einem Open-Air-Konzert von 2002 seiner „Mensch“-Tour sowie die norwegische Popband a-ha mit den Höhepunkten ihres Konzertfilms „True North“. Ein absoluter Höhepunkt ist auch der Auftritt der Rockband-Legende Queen, die zusammen mit Sänger Adam Lambert ihre größten Hits spielen. Außerdem zeigt Jennifer Lopez in einem ihrer ersten großen Livekonzert von 2001 in Puerto Rico ihr Talent. Und der frisch gekürte Paul-Lincke-Preisträger Johannes Oerding lässt nachmittags sein 2019er Konzert in der Freilichtbühne Bad Segeberg nacherleben. Auch Fleetwood Mac, Pop-Diva Céline Dion, The Rolling Stones,  Rod Stewart, Bruce Springsteen, Sarah Connor, AC/DC und viele mehr werden mit ihren Konzerten begeistern. Es startet übrigens Sting gleich um viertel vor 6 mit „A Winters Night“ – einem Konzert in der Kathedrale von Durham im englischen Nordosten. Begleitet von einer 35-köpfigen Band erklingen alte und neue Lieder des Winters. in einem halben Jahr am längsten Tag des Jahres ist er dann live an  der EmslandArena.

Und Montag startet dann die 1. Kalenderwoche des neuen Jahres 2023. Übrigens mit einem neuen, taffen Chefinnen-Duo unserer Wählergemeinschaft Die BürgerNahen. Auf die bisherigen Vorsitzenden Roman Hoffmann und Wolfgang Dülle folgen, gestern Abend frisch gewählt, Claudia Becker und ihre Vertreterin Marion Schröder.

Mein Wunsch an die Leserschaft: Kommt gut rein ins neue Jahr und vor allem -schon mit Blick auf den 31.12.2023 in 365 Tagen-  besser wieder raus.

Nachfrage

30. Dezember 2022

Eine Nachfrage drängt sich auf, nachdem vorgestern ein junger Sportler beim Eröffnungsspiel des Veltins-Cup gestorben ist:

In der Kiesberghalle gibt es keinen Defibrillator. Thomas Davenport, Vorsitzender des Turnierveranstalters TuS Lingen, hat dies am Donnerstag gegenüber der Presse bestätigt. Weder in der Sporthalle noch der Friedensschule noch in ihrem neuen Mensagebäude gibt es ein solches modernes Erste-Hilfe-Gerät. Auch in den beiden neuen Kindergärten nebenan nicht.  Beim Um- und Neubau soll seitens der Verantwortlichen der Friedensschule auf die Anschaffung eines Defibrillators gedrängt worden sein. Die Stadt habe dies abgelehnt. Ich höre, mehrfach und vergeblich.
Meine Nachfrage: Warum ist das so?
„Der nächste Defi war laut App bei BMW Helming. Dahin sind wir sofort gefahren und haben
diesen Defi geholt“, informiert Thomas Davenport. Zum Einsatz sei das Gerät aber nicht mehr gekommen. „Als der kam, waren die alarmierten Rettungskräfte schon da.“ Sie brauchten acht Minuten zur Kiesberghalle. Schon wenige Augenblicken nach dem Zusammenbruch hatte zuvor eine Ersthelferin mit der Herzdruckmassage begonnen.
Der 24jährige verstorbene Mann spielte seit Jahren engagiert Fußball, beim TuS, in Freren, Thuine, Lengerich-Handrup und seit dem vergangenen Sommer im Bezirksligateam des SV Olympia Laxten. Auf seiner FB-Seite ist zu lesen: „Ich liebe Fußball spielen.“ Nach bisher mir nicht bestätigten Informationen musste er aber aus gesundheitlichen Gründen zwei Spiele abbrechen, zuletzt im November in einem Meisterschaftsspiel.
Der Verstorbene war gläubiger Muslim. Den Glaubensriten entsprechend wird er bereits heute früh um 10 Uhr auf dem Friedhof in Meppen beigesetzt. Eine Obduktion, um die Todesursache zu klären, hat nicht stattgefunden.

 

Entsetzlich

29. Dezember 2022

Was nach zwei Jahren Corona-Pause ein lokales Fußballfest werden sollte, der Veltins-Cup in der Kiesberghalle, endete in der 9. Minute des ersten Spiels entsetzlich. Ein 24jähriger Spieler von Olympia Laxten brach nach seiner Auswechselung auf der Bank zusammen. Trotz sofort eingeleiteter Herzdruckmassage durch eine erfahrene Ersthelferin verstarb der Spieler am gestrigen Abend im Bonifatius-Hospital. Das Turnier wurde anschließend vom TuS Lingen abgebrochen.

Flüchtling zweiter Klasse

28. Dezember 2022

Deutsche Behörden werfen den Doktor raus! „Aus der Ukraine geflüchtet, aber ohne ukrainischen Pass: Dem in Hamburg lebenden und als Pfleger tätigen Ghanaer Dr. Emmanuel Keson droht die Ausweisung.

Mit angespannter Miene kommt er die Treppe herunter. Das goldene Schild auf seiner Brust fällt direkt ins Auge. In dicken Buchstaben steht dort: „Dr. Emmanuel Israel Keson“. Darunter in dünner Schrift „Pflegehelfer“. Warum arbeitet ein Arzt als Pflegehelfer? Sein Abschluss werde in Deutschland nicht anerkannt, erklärt Keson. Er hat in der U­kraine studiert und ist Ende April von dort nach Hamburg geflüchtet. Als einer von fast 3.000 Drittstaatenangehörigen in Hamburg durfte sich der gebürtige Ghanaer zunächst sechs Monate in Deutschland aufhalten. Diese Erlaubnis ist am 21. November ausgelaufen.

Ein dauerhafter Aufenthalt stellt sich als unerreichbar heraus. Statt ihn über seine Möglichkeiten aufzuklären, hätten ihn die Mitarbeiter des Amtes für Migration ignoriert und weggeschickt, sagt er. Nun soll er das Land verlassen. Dass er keine ukrainische Staatsbürgerschaft besitzt, macht ihn zum Geflüchteten zweiter Klasse.

Keson wirkt niedergeschlagen. Die letzten Monate haben ihm offensichtlich stark zugesetzt. Trotz alledem begrüßt er lächelnd und freundlich die Patienten des Pflegeheims der Philipp F. Reemtsma Stiftung, in dem er heute seinen letzten Arbeitstag hat. Am 7. November wurde er bei der Ausländerbehörde vorgeladen. Dort hat man ihm den Ausweisungsbescheid in die Hand gedrückt. Binnen zwei Wochen sollte er Deutschland verlassen.

Elf Jahre hat Keson in der U­kraine gelebt, sein Studium abgeschlossen und als Chirurg gearbeitet. „Ich bin in die Ukraine gekommen, um Arzt zu werden und eine bessere Person aus mir zu machen“, sagt er nachdenklich. Er zückt sein Handy. Darauf hat er Videos, die zeigen, wie er Operationen durchführt. Wenn er sich so im Arztkittel auf den Aufnahmen betrachtet, wirkt er stolz.

Ein Bruder und zwei Schwestern waren ihm in die Ukraine gefolgt und studierten dort ebenfalls Medizin. Sie standen kurz vor ihrem Abschluss, als ein russischer Bombenangriff Kesons Wohnort Vinnytsia traf. Da war ihnen klar: Sie würden aus der Ukraine fliehen.

Auf dem Weg habe er viele traumatische Erfahrungen gemacht, sagt Keson. Eine Woche lang mussten sie vor der EU-Ostgrenze im Schnee ausharren und draußen in der Kälte übernachten. Grenzbeamte hätten sie mit Waffen bedroht. „Sie sagten uns, dass Ukrainer Priorität haben“, erzählt Keson. Immer wieder hätten die Beamten ihn und seine Geschwister nach hinten gestoßen. „Es war purer Rassismus“, meint Keson. „Wir waren denen egal.“

An der Grenze hätten Aktivisten sie angesprochen. „Sie sagten, dass sie uns helfen, nach Deutschland zu kommen“, erzählt…“

[weiter in der taz]

 

(Ein taz-Artikel von Tatjana Smudzinski)

 

Back-up Ukraine

27. Dezember 2022

ohne Worte

Christian Drosten, der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, geht davon aus, dass die Immunität in Deutschland nach dem Winter belastbar sein wird. „Wir erleben in diesem Winter die erste endemische Welle mit Sars-Cov-2, nach meiner Einschätzung ist damit die Pandemie vorbei“, sagte Drosten in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel. Die Immunität in der Bevölkerung werde nach diesem Winter so breit und belastbar sein, dass das Corona-Virus im Sommer kaum noch durchkommen könne. Als einzige Einschränkung nannte der Virologe einen weiteren Mutationssprung. „Aber auch das erwarte ich im Moment nicht mehr.“

Zur Lage in China, wo sich das Coronavirus nach der Aufgabe der No-Covid-Politik gerade massiv ausbreitet, sagte Drosten: „Der große Fehler in China war, dass in der Bevölkerung, insbesondere in der älteren, kein Bewusstsein für das Impfen entstanden ist.“ Seiner Meinung nach sei die Impfkampagne in Deutschland und Europa der entscheidende Schritt bei der Bekämpfung der Pandemie gewesen.

Die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus verteidigte der Virologe: „Es ging nie darum, die Pandemie aufzuhalten, es war von Anfang an klar, dass das nicht möglich ist. Aber hätte man gar nichts gemacht, dann wäre man in Deutschland in den Wellen bis zu Delta auf eine Million Tote oder mehr gekommen. Also musste man Kontakte reduzieren.“

Übrigens: Lingen ist die Geburtsstadt des längst in Berlin lebenden Wissenschaftlers. Wir sollten Christian Drosten zu uns einladen und ehren – bevor es peinlich wird.

update (bevor jemand die Dinge in den falschen Hals bekommt):


Quelle und mehr: Tagesspiegel; Foto: Charité / Wiebke Peitz

Trio Bending Times

26. Dezember 2022

Heute!

So gelingt Weihnachten

25. Dezember 2022

Brot

25. Dezember 2022

Zum zwölften Mal führt der Blog „Wissenschaft kommuniziert“  in diesem Jahr die Wahl der „Wissenschafts-Blog des Jahres“ durch. Auf der Shortlist stehen 30 Blogs – darunter auch Archaeologik, den ich besonders gern besuche.

Die offene Publikumswahl im Internet geht noch bis zum 25. Januar 2023 (24.00 Uhr). Wissenschaftsjournalist und Macher Rainer Korbmann informiert:

„Es ist wieder soweit. Die interessantesten Wissenschafts-Blogs des Jahres stellen sich zur Wahl. Und zugleich gibt es Krisen-Alarm bei vielen Wissenschafts-Bloggern: Ihre Sichtbarkeit im unüberblickbaren Internet ist bedroht. Doch dazu gleich mehr.

Trotz TikTok-Hype und Instagram-Fieber bleibt eines wahr: Für die Wissenschaftskommunikation sind Blogs ein ideales Medium im Internet. Hier ist es möglich, nicht nur kurze Informationshappen oder optisch attraktive Ausrufezeichen zu senden, sondern Sachverhalte zu schildern, selbst wenn sie umfangreich und kompliziert sind, dies mit informativen und attraktiven Bildern und Grafiken zu kombinieren, ja auch mit Videos, die ansprechen und vieles viel schneller und anschaulicher erklären können (und durchaus oft zur kleinen persönlichen Eitelkeit passen) als Texte allein.

Das Problem der Suchmaschinen und Algorithmen

Blogs sind für mich (als altem Zeitschriften-Macher) die Zeitschriften des Internet-Zeitalters: multimedial, inhaltsreich, auf jedem Niveau passend und attraktiv zu gestalten, nachhaltig informierend – eben genial für eine seriöse Wissenschaftskommunikation mit Hintergrund, sei es durch Wissenschaftler selbst, durch Forscher, die über ihren Tellerrand hinausschauen, sei es durch externe Beobachter der Wissenschaft (das müssen nicht immer Journalisten sein). Und Hypes wie TikTok oder Instagramm haben immer eine kurze Lebensdauer, die Vorteile von Blogs werden sich durchsetzen.

Ein Problem von Wissenschaftsblogs, vor allem, wenn sie sich Spezialthemen widmen oder Disziplinen-übergreifenden Themen, oder gar von der dezidierten Meinung ihrer Autoren leben: Sie sind kein Massenphänomen, eher unspektakulär, eher Internetangebote für nachdenkliche Zeitgenossen. Und damit fallen sie durch das Raster der Suchmaschinen, finden kein Echo in den Algorithmen, die in den Social Media die Themen nach oben spülen. Und das verschlimmert sich jetzt noch in Deutschland, daher der Krisen-Alarm in der Wissenschafts-Blogosphäre. Doch davon später mehr.

Ein Mittel gegen das Nirwana der Unsichtbarkeit im Internet

Ein Mittel gegen das Nirwana der Unsichtbarkeit im Internet für gute Wissenschafts-Blogs ist diese Wahl der „Wissenschafts-Blogs des Jahres“. Sie findet in diesem Jahr zum zwölften Mal statt. Hier sollen Wissenschaftsblogs auf den Schild gehoben werden, die viele Interessierte für gut befinden, denen sie vertrauen, denen sie ein größeres Echo der Netzgemeinde wünschen.

Das funktioniert. Ich merke dies als Blog-Administrator daran, dass die Wahlausschreibung und der Bericht über die Ergebnisse zu den meist abgerufenen Seiten dieses Blogs „Wissenschaft kommuniziert“ gehören. Nicht nur, wenn gewählt wird oder wenn die Ergebnisse veröffentlich werden – nein, kontinuierlich das ganze Jahr über nutzen Leser auf der Suche nach guten Wissenschaftsblogs die Links in den Kandidatenlisten oder der Wahlgewinner. Das sehe ich an den Zugriffszahlen.

Auf gehts zur Wahl der „Wissenschafts-Blogs des Jahres 2022“

Und jetzt auf ein Neues! Die Wahl der „Wissenschafts-Blogs des Jahres 2022“ soll vor allem die besten und beliebtesten Blogs herausstellen, Vorbilder schaffen und „Best Practice“ auch in der Welt der Wissenschafts-Blogs etablieren. Neben dem Ziel, die besten und populärsten Blogs zum Thema Wissenschaft herauszustellen, geht es darum, interessante Beispiele zu zeigen, wie jeder Forscher, jedes Institut, jeder Kommunikations-Verantwortliche oder auch nur jeder Wissenschafts-Fan Informationen in die Öffentlichkeit des Internets bringen, seine Perspektive darstellen kann. Und schließlich soll die Shortlist etwas Orientierung schaffen in der endlosen Welt der Blogs, die kaum jemand mehr überschaut.

Hier geht es zur Wahl der „Wissenschafts-Blogs des Jahres 2022