Ensemble Sentempa
13. November 2022
Ensemble Sentempa
Befreit?! Eine Art Requiem
Mit Musik von Mozart bis Jenkins
Lingen (Ems) – Bonifatiuskirche, Burgstraße
Heute, Sonntag 13.11., 19.30 Uhr
Eintritt: 15 €
„Erlöse mich, Herr, vom ewigen Tod, wenn die Himmel wanken und die Erde bebt.“
Trauer, Zorn und Versöhnung – verarbeitet in einer Art Requiem.
Das Ensemble Sentempa vereint in eigenen Arrangements für vier Gesangsstimmen, Violine, Cello und Orgel Musik von Mozart bis Jenkins und lässt so ein gänzlich neues, performatives Requiem entstehen.
Licht, Dunkel, Verzweiflung, Erlösung… Befreit?!
Foto: ©milanpaul via flickr
Wo war das Kreuz 1648?
13. November 2022
„Wo war das Kreuz 1648?“
fragte vorgestern im wöchentlichen RUMS-Brief Sebastian Fobbe. Das Münsteraner Onlinemagazin RUMS hab ich schon früher in diesem Blog empfohlen und diese kleine Geschichte ist schon ausgesprochen fein.
RUMS-Mann Fobbe informiert darin, dass die Stadt Münster jetzt erst einmal den Friedenssaal im Münsteraner Rathaus wieder herrichtet, aber „wie beim G7-Treffen fehlt auch in der Pressemitteilung der Stadt jede Spur von dem Kruzifix, das für eine reichweitenstarke Posse herhalten musste. Mitarbeiter:innen aus dem Auswärtigen Amt ließen das Kreuz aus dem Jahr 1540 beim G7-Treffen bekanntlich entfernen, offiziell aus organisatorischen Gründen.
Das Abhängen ärgerte einige, zum Beispiel die aus Münster stammende CDU-Politikerin Monika Grütters. Sie sagte in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“, sie nehme die Sache mit dem Kreuz als gläubige Christin persönlich. Im Friedenssaal in Münster sei ein „Religionskrieg“ zu Ende gegangen, der „fast die halbe Bevölkerung Europas dahinraffte“. Das Kruzifix sei allein deshalb ein „großartiges Zeichen der Versöhnung“ und ein „Symbol des Friedensschlusses“. Diese „Ignoranz gegenüber unserer Geschichte“ rege Grütters auf. „Wer das nicht versteht, der hätte auch auf den Saal verzichten und in einem Hotelzimmer tagen können“, sagte sie.
Wenn es danach geht (Friedenssaal ja, aber dann bitte nur mit Kreuz), dann sähe ein historisches Gemälde, das von 1648 überliefert ist, ganz anders aus. Der niederländische Künstler Gerard ter Borch schuf damals ein Werk, das den Frieden zwischen Spanien und den Niederlanden festhält und heute noch im Rijksmuseum Amsterdam hängt. Auf der linken Seite ist die niederländische Delegation im Friedenssaal zu sehen, rechts die spanische. Dargestellt sind auch eine Maria im Kronleuchter, ein Kreuz auf einer Bibel und die Nordwand des Friedenssaals, an der das Kruzifix angebracht ist. Nur ist das Kreuz im Gemälde nirgends zu sehen. Auf dieses Detail hatte uns diese Woche eine Leserin aufmerksam gemacht.
Wie kann das sein? Ein Anruf bei Mechthild Beilmann-Schöner. Die Kunsthistorikerin ist Expertin für niederländische Malerei. Sie gibt zu, ihr sei bis zu unserer Anfrage noch gar nicht aufgefallen, dass auf dem Gemälde das Ratskreuz fehlt, blicke aber jetzt „mit anderen Augen“ auf das Bild. Und mit der Frage, warum das so ist, habe sich die Kunstgeschichte vermutlich auch nicht beschäftigt, sagt sie.
Beilmann-Schöner sagt, im 17. Jahrhundert hätten die Maler zuerst Skizzen angefertigt und diese später im Atelier zusammengesetzt. Die Szene und den Friedenssaal hat ter Borch detailgenau wiedergegeben, er selbst war zu der Zeit auch in Münster anwesend – was er selbst damit dokumentiert, dass er sich selbst einfach mit ins Bild gemalt hat.
Aber wo ist das Kreuz geblieben, wenn ter Borch doch Wert auf jedes Detail gelegt hat? Das kann Kunsthistorikerin Beilmann-Schöner nicht sagen. Sie vermutet, es könnte daran liegen, dass an dem Kreuz eine Jesusfigur hängt. In der damaligen Zeit war das für die Katholik:innen in Spanien und Münster kein Problem – wohl aber für die calvinistischen Unterhändler aus den Niederlanden. Dass ter Borch den gekreuzigten Jesus unterschlagen hat, könnte schlicht „eine Neutralitätsgeschichte gewesen sein, wie beim Außenministerium“, mutmaßt Mechthild Beilmann-Schöner. Nach dem Motto: Kein Kreuz im Bild, keinen Ärger.
Der Grund könnte aber auch viel simpler sein: Vielleicht hat Gerard ter Borch das Kreuz nie gesehen, schließlich stehen auf dem Gemälde vor der Nordwand unzählige Männer. Es könnte aber auch sein, dass sie das Kreuz für die Friedensverhandlung kurz abgehängt haben. Wer weiß das schon so genau?“