ARDRetro

31. Oktober 2022

ARD Retro startet jetzt auch mit 1.000 Audiodokumenten zur Zeit- und Kulturgeschichte vor 1966. Abgedeckt werden damit die Nachkriegsjahre, der Mauerbau, der Kalte Krieg und mehr. In der letzten Woche hatte man  sozusagen die Archive geöffnet, um den UNESCO-Welttag des Audiovisuellen Kulturerbes am 27. Oktober 2022 zu feiern.

Neben der ARD sind auch Deutschlandradio und das Deutsche Rundfunkarchiv (DRA) beteiligt. Die neuen Inhalte sind neben den bereits seit 2020 zugänglichen historischen Videos in der ARD Mediathek online verfügbar. Die zeit- und kulturgeschichtlich relevanten Beiträge sind frei zugänglich und zeitlich unbegrenzt in der ARD Audiothek verfügbar. Beginnen werden die Pilotpartner Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), Saarländischer Rundfunk (SR), Südwestrundfunk (SWR), Deutschlandradio und Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) mit zusammen rund 1.000 Audios. Die weiteren Rundfunkanstalten werden sich 2023 ebenfalls beteiligen, also dann, wenn das Radio in Deutschland seinen 100. Geburtstag feiert.

Die Tondokumente geben Einblicke in Themen, Denkweisen und Sprachstil der Zeitepoche vor 1966. Der rbb stellt zum Beispiel Interviews und Gespräche mit prominenten Persönlichkeiten zur Verfügung, darunter Otto Suhr, Willy Brandt, Erich Kästner, Thomas Mann oder auch Max Born sowie Otto Hahn. Wie die Videos in der ARD Mediathek können auch die Audios in der ARD Audiothek verlinkt und in eigene Webseiten eingebettet werden.  Aus Lingen und umzu ist leider nichts dabei, vielleicht weil NDR und WDR noch nichts verlinken. Im neueren Archiv findet sich allerdings der zwei Jahre alte MDR-Podcast „Von drüben und drüben“ von Doreen Jonas und Mario Köhne. Der lohnt allemal.

Im ARD-Videoarchiv gibt es mehr aus Lingen. Aus den 1960er Jahren finden sich ein paar -allerdings überwiegend stumme-  Filme über diedamals neue Krankenpflegeschule am „Bonifazius“-Hospital, die landwirtschaftliche Emslandschau, den Neubau der JVA in Damaschke oder das starengeplagte Keienvenn bei Salzbergen. Und mit flotter Marschmusik ein Filmbericht über das Kivelingsfest 1961, – mit grimmig blickenden Bürgersöhnen und dem lächelnden Polizeibeamten vor einem Schreckensteiner-Schild.

Klickt mal rein…

 


Quellen: Caschys Blog, ARD Mediathek

Bettfedernfabrik

30. Oktober 2022

zwei Mal

30. Oktober 2022

Also noch einmal zum heutigen 25-Stunden-Tag, wo natürlich nicht die Zeit umgestellt wurde, sondern nur die Uhr(en). Genießt den langen Sonntag.

Manche Vögel sind noch da

29. Oktober 2022

Wer in Niedersachsen Vögel beobachten will, hat es zunehmend schwer: Die Bestände schwinden drastisch. Die „Rote Liste der Brutvögel“ ist alarmierend.

Noch nicht ausgestorben, aber extrem selten: der Bienenfresser Foto: gayulo / pixaybay

Es wimmelt, schreibt die taz, von ihnen, könnte man denken: Brutvögel wie Rohrammer und Erlenzeisig, Schwarzkopfmöwe und Nachtigall. Wälder und Moore sind voll von ihnen, Salzwiesen und Küstendünen, Röhrichte und Wiesen. Aber das täuscht. Wer sich durch Fassung neun der „Roten Liste der Brutvögel Niedersachsens und Bremens“ arbeitet, Mitte des Jahres vorgestellt durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), ist ernüchtert.

„Erschreckende Ergebnisse“ hatte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) zu den 212 in Niedersachsen brütenden Arten mitzuteilen: 43 Prozent aller Arten fallen in die Gefährdungskatego­rien der Roten Liste, weitere 14 Prozent stehen auf der Vorwarnliste.

Von einem „ungeheuren Aderlass an heimischer Biodiversität“ spricht Diplom-Biologe Thorsten Krüger von der Staatlichen Vogelschutzwarte im NLWKN, Mitautor der Studie. „Das Verschwinden von Arten und der Rückgang der Individuenzahlen in unserer Landschaft haben eine neue Dimension erreicht.“

Die Studie spiegelt den Stand von 2021 und mahnt, es sei „noch nie zuvor bei einem so großen Anteil heimischer Brutvogelarten ein negativer Bestands­trend innerhalb der letzten 24 Jahre festzustellen“ gewesen. 15 der 212 Arten seien ausgestorben oder „verschollen“, 36 vom Aussterben bedroht, elf stark gefährdet, 22 gefährdet, acht ­extrem selten geworden. 30 stehen auf der Vorwarnliste. Das sei…

[weiter bei der taz]


 

Nadejda Vlaeva

28. Oktober 2022

Reihe „Weltklassik am Klavier“
Nadejda Vlaeva
Werke von Bach, Liszt, Skrjabin und Schumann
Lingen (Ems) – Musikschule, Wilhelmstraße 49

Sonntag, 30.10.2022,  17:00 Uhr 
Karten: 20.00 Euro bis 30.00 Euro, Studierende: 15.00 Euro, Jugendliche bis 18 Jahren: Eintritt frei. BittReservierungen: per E-Mail an info(at)weltklassik.de oder telefonisch unter +49 151 125 855 27.

Nadejda Vlaeva wird als eine derjenigen außerordentlichen Pianisten bezeichnet, auf die wir alle hoffen, sie aber selten sehen: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt: „Das geht zu Herzen!“ und: „Wie sollte es denn anders als zu Herzen gehen, wenn Nadejda Vlaeva spielt.“

Die Künstlerin trat europaweit, in Asien und in Nordamerika als Solistin und mit renommierten Orchestern auf. Als erste Künstlerin nahm sie die kompletten Bach-Transkriptionen von Camille Saint-Saëns auf. Das BBC Music Magazine bezchnete sie als als „positivly stunning“. Sie erhielt den Grand Prix „Liszt“ für ihre CD „Piano Music of Liszt“. Erst vor kurzem entdeckte Werke der Komponisten des 19. Jahrhunderts Sergej E. Bortkiewicz and Vladimir Drozdoff wurden von ihr in der Carnegie Zankel Hall uraufgeführt. Bei der EG-Konferenz arbeitete sie mit dem Geiger Joshua Bell zusammen. Sie begeistert ihr Publikum durch einzigartiges Charisma und ihre  Ausstrahlung.

Das Programm:

JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 – 1750)
Ouvertüre – Bearbeitung: Camille Saint-Sæns, BHW 29
Toccata G-Dur BWV 916

FRANZ LISZT (1811 – 1886)
aus Harmonies poétiques et religieuses S. 154
3. Bénédiction de Dieu dans la solitude
Aus: Liebesträume S. 541
3. O lieb‘, so lang du lieben kannst

Aus: Grandes études de Paganini S. 141
6. Ohne Titel – Quasi presto

– Pause –

ALEXANDER SKRJABIN (1872 – 1915)
Aus: Acht Etüden op. 42
4. Fis-Dur
5. cis-Moll

ROBERT SCHUMANN (1810 – 1856)
Symphonische Etüden. op. 13
1. Un poco più vivo, 2. (Ohne Tempo-Bezeichnung), 3. Vivace, 4. (Ohne Tempo-Bezeichnung), 5. Vivacissimo, 6. Agitato, 7. Allegro molto, 8. Andante, 9. Presto possibile, 10. Allegro, 11. Andante, 12. Allegro brillante

 

An diesem Sonntag beginnt in Lingen (Ems) mit diesem Klavierkonzert
die neue, monatliche Konzertreihe  „Weltklassik am Klavier“. Die Initiatoren : „Wir halten es für wichtig für unsere Gesellschaft, dass die großartigen Werke unserer klassischen Musikkultur dauerhaft erhalten bleiben. Wir streben an, dass erstklassige Klaviermusik berühmter Komponisten weit verbreitet gehört werden kann. Wir sind der festen Überzeugung, dass ein Konzerterlebnis in kleinem, aber feinem Rahmen einen besonders hohen Stellenwert hat. Und wir beweisen – mit über 400 Klavierkonzerten pro Jahr -, dass dies auch ohne öffentliche Subventionen möglich ist.

Deshalb möchten wir Liebhabern klassischer Klaviermusik den Genuss der wunderbaren Werke – aus Barock über Klassik bis zur Romantik – vor Ort und in der Nähe ermöglichen, Jugend-lichen den Zugang zur klassischen Musik erleichtern und begnadeten internationalen Ausnahmepianisten mit ihren bewundernswerten Fähigkeiten zu immer mehr Auftritts- möglichkeiten verhelfen.

So ist vor Jahren die ständig wachsende Reihe von Klavierkonzerten in meist monatlichen Rhythmus entstanden. Unter der Schirmherrschaft der Professoren Wolfram Schmitt-Leonardy (Mannheim) und Bernd Goetzke sowie Lars Vogt (Hannover) findet sich an immer mehr Orten mit immer mehr Künstlern ein immer mehr von dieser Idee begeistertes Publikum Das Klavier bietet fast die gesamte Klangfülle eines Orchesters – durch nur eine/n Musiker/in!

Die Ouvertüre von Bach wurde ursprünglich für Orchester komponiert – und schließlich von Saint-Saëns in ein spannendes Werk für Klavier übertragen. Liszts Liebestraum Nr. 3 – welcher auf das wunderbare Gedicht von Ferdinand Freiligrath (1810-1876)  ‚O lieb, so lang du lieben kannst zurückgeht, lässt uns die Schönheit der Singstimme des Klaviers erkennen. Dagegen zeigt uns die von Liszt transkribierte Paganini Etüde, wie man ein legendäres Violinstück in einen pianistische Par-Force-Ritt verwandeln kann. Skrjabins mysteriöse Klänge entführen uns in eine andere Welt. Schumanns Symphonische Etüden nutzen die volle Klangvielfalt des Klaviers aus. Von massiven Akkorden bis zu zart schimmernden Tönen hören wir alle Facetten, die das Klavier zu bieten hat.“

„Weltklassik am Klavier!“ findet am letzten Sonntag jeden Monat  in Lingen (Ems) statt.  Die Konzerte finden jeweils ab 17 Uhr in der Musikschule des Emslandes in der Wilhelmstraße 49 statt.

           P auf dem angrenzenden Pferdemarkt.

Teilhabe

27. Oktober 2022

Wenig überraschend gibt es eine Nachricht aus Erfurt, die das noch mal schwarz auf weiß bestätigt, was alle wissen: Das 9-Euro-Ticket stärkte die soziale Teilhabe von Menschen mit geringen Einkommen. Die Studie befasst sich explizit mit der thüringischen Landeshauptstadt, wo die Umfragenden 6.000 Menschen im Rahmen einer Haushaltsbefragung angeschrieben haben. 1.157 antworteten und äußerten sich weitestgehend positiv über das 9-Euro-Ticket. Man darf fest davon ausgehen, dass das in anderen Städten ähnlich sein dürfte.

Eine neue Studie des Instituts Verkehr und Raum der Fachhochschule Erfurt belegt, dass das 9-Euro-Ticket den Zugang zum Verkehrssystem und damit die Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe von Menschen mit geringen Einkommen wesentlich verbessert hat. Das Ticket ermöglichte für die Befragten vermehrte Sozialkontakte, mehr Aktivitäten außer Haus und eine verbesserte Erreichbarkeit von Angeboten der Daseinsvorsorge und führte damit insgesamt zu mehr Lebensqualität für einkommensschwache Menschen.

Zwei Anmerkungen dazu:

Schade, dass man Menschen mit geringem Einkommen nun wieder von der sozialen Teilhabe ausschließt. Das hätte anders laufen müssen.

Schade, dass sich die BürgerNahen in Lingen nicht mit ihren Anträgen zum 9-Euro-Ticket durchsetzen konnten. Dabei ist die Blockade im Rat auch ein Musterbeispiel für undemokratisches Handeln:

Zunächst sagte der OB auf meine Frage am 29.03. im Rat (Top 11.2), man wisse nichts, der Plan sei für die öffentliche Hand doch sehr teuer und man müsse abwarten; damals am Ende März hieß das Ticket noch „9-für-90“, weshalb man den ersten BN-Vorstoß in der Recherche des Ratsinformationsystems nicht unter 9-Euro-Ticket findet.

Am 20. Mai stimmten dann Bundestag und Bundesrat dem Vorhaben zu; tags darauf, einem Samstag, wurde das Vorhaben im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Als die Pläne also auf dem Tisch lagen, waren sie in Lingen noch lange nicht dringlich. Die BN beantragte:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, …
Nachdem das Vorhaben zum sog. „9-Euro-Ticket“ von Bundestag und Bundesrat mit enger zeitlicher Taktung verabschiedet wurde, ist dieses Angebot nun für die Menschen in Lingen (Ems) greifbar.
Eine frühere Aussprache zu diesem Thema war somit nicht möglich; bei einer später angesetzten Aussprache kann ein Beschluss nicht mehr rechtzeitig verabschiedet werden bis zum ersten Geltungstag am 01. Juni 2022.
Die BN-Fraktion hat daher für die heutige Ratssitzung einen Dringlichkeitsantrag nach §8 GO eingebracht und die Aussprache nach §7 (2) GO beantragt. Der Wortlaut des Antrags ist dieser Mail angehängt.
Wie bekannt, können Änderungsanträge bis zur Abstimmung zu jedem Tagesordnungspunkt gestellt werden. Für inhaltliche Rückfragen stehe ich gerne bzw. auch direkt vor der Ratsitzung zur Verfügung.
Mit freundlichem Gruß,
iA Bernd Koop
Die BürgerNahen – Stadtratsfraktion

Die Dringlichkeit des BN-Antrags, den ich übrigens im Ratsinformationssystem gar nicht finde, durfte in der Sitzung übrigens nicht einmal begründet werden, weil die Ratsvorsitzende Annette Wintermann (CDU) dies verweigerte:

Als der BN-Antrag dann endlich beraten wurden, war es bereits der 6. Juli und die Hälfte der 9-Euro-Ticket-Zeit war nahezu rum. Der an diesen Zeitablauf angepasste Antrag der BN sollte dann entgegen der Geschäftsordnung aber nicht in den zuständigen Ratsausschuss verwiesen sondern gleich abgelehnt werden (hier: Top 14). Dabei taten sich CDU, FDP und der OB hervor. Um diesem Nein zuvor zu kommen, hat die BN ihn daraufhin zurückgezogen.

So ist es, wenn ein vor allem aus der Mittelschicht bestehender Rat über Menschen mit geringem Einkommen entscheidet und im Mittelpunkt keine große Presseveröffentlichung steht sondern einfach nur Hilfe.


Quellen: FHS Erfurt, das_kfmw, RIM Stadt Lingen

Foto: Shugal Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication /wikipedia

Gaffen tötet

26. Oktober 2022

Die Idee ist simpel: Wird eine Handykamera auf Einsatzgeräte der Johanniter gerichtet, die das QR-Code-Muster tragen, erscheint eine Warnung auf dem Display. Schaulustige werden mit den Gefahren und Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert. Denn Gaffen ist gefährlich und strafbar. Es behindert Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit und kostet im schlimmsten Fall Menschenleben. Viele Schaulustige verhalten sich in solchen Situationen instinktiv und unreflektiert. Die Folgen ihres Verhaltens sind vielen nicht klar, es mangelt an Unrechtsbewusstsein. Besonders Smartphones haben das Problem massiv verstärkt. Aufnahmen von Einsätzen, Verletzten und Rettungskräften werden ohne Rücksicht auf Persönlichkeitsrechte geteilt und im Internet verbreitet. Doch Gaffen ist kein Kavaliersdelikt. Seit dem 1. Januar 2021 ist ein Gesetz in Kraft, das das Fotografieren oder Filmen eines Unfalls mit einer Haft von bis zu zwei Jahren bestraft.

Die Johanniter zeigen mit ihrer Aktion, welche drastischen Folgen und Gefahren die Sensationsgier nach sich zieht und klären über die Strafen auf. Jetzt wurde die Aktion bei den London International Awards mit einem Grand Prix ausgezeichnet, über den sich die Werbeagentur Scholz & Friends freuen kann. Prämiert wurde die Johanniter-Kampagne „Anti Look – The Life-Saving QR Design“ in der Kategorie Health & Wellness.

Der millionenfach genutzte DB Navigator trackt mehr Informationen als nötig, ohne dass Nutzende sich dem widersetzen können. Trotz monatelanger medialer Empörung hat die Deutsche Bahn daran nichts geändert – und handelt sich nun eine Klage ein.

Die Deutsche Bahn trackt ihre Nutzer:innen – und die sind nicht allzu glücklich darüber.

Digitalcourage e.V. hat vergangene Woche eine Unterlassungsklage gegen die Deutsche Bahn beim Frankfurter Landgericht eingereicht. Padeluun, Gründungsvorstand des Bielefelder Vereins, verklagt die Bahn auf Unterlassung der Verletzung der Allgemeinen Persönlichkeitsrechte.

Hintergrund der Klage sind Untersuchungen des IT-Sicherheitsexperten Mike Kuketz. Kuketz hatte den DB-Navigator im Zuge seiner Blog-Serie „App-Check“ im April dieses Jahres unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die App personenbezogene Daten an externe Unternehmen weiterleitet – so weit, so üblich. Allerdings konnten die Nutzer:innen die Weitergabe selbst dadurch nicht unterbinden, dass sie die vermeintlich datenschutzfreundlichste Einstellung wählten.

Öffnen Nutzer:innen die Bahn-App erstmals, erscheint ein Einwilligungsbanner („Consent Banner“) und fragt ihre Einwilligung zur Nutzung von Cookies ab. Nutzer:innen können dann aus drei Optionen wählen: „Alle Cookies zulassen”, „Cookie-Einstellungen öffnen” und „Nur erforderliche Cookies zulassen”.

Ausgerechnet die Auswahl „Nur erforderliche Cookies zulassen“ erweist sich als problematisch. Nach einem Urteil des EuGH* müssen Nutzer:innen in die Verwendung von Cookies einwilligen – nur unbedingt erforderliche Cookies bilden eine Ausnahme. In der heutigen Pressekonferenz sagte der mit Klage betraute Anwalt Peter Hense: „Das Kriterium hat der Europäische Gerichtshof klar spezifiziert und Marketing-Analysen zählen nicht dazu.“

Dennoch leitet die Bahn-App personenbezogene Daten – ungeachtet der von den Nutzer:innen gewählten Einstellung – an zehn Dienstleister:innen weiter. Die Daten enthalten Informationen zu Start- und Zielbahnhof, Anzahl der Mitreisenden, zum Besitzstatuts einer Bahncard sowie Angaben dazu, ob Kinder mitfahren. Unter den Empfänger:innen der Daten sind unter anderem Adobe Analytics und hCaptcha.

„Die Bahn fährt schwarz auf der vielzitierten Datenautobahn. Wir haben sie bei einer zivilgesellschaftlichen Kontrolle erwischt. Jetzt muss sie ein Ticket nachlösen oder eben mit diesen Praktiken aufhören“, forderte der Anwalt Peter Hense.

Gemeinsam mit Digitalcourage hatte sich Kuketz bereits im April 2022 mit einem Brief an die Deutsche Bahn gewandt und gefordert, die Mängel in der App innerhalb von zwei Monaten zu beseitigen. Das Antwortschreiben wie auch die öffentlichen Äußerungen der DB ließen jedoch nicht darauf schließen, dass das Unternehmen die Forderung erfüllen werde.

Die Deutsche Bahn wies die Vorwürfe von Kuketz und Digitalcourage zunächst zurück. Die betroffenen Unternehmen seien „nicht Dritte im Sinne der DSGVO“, da sie vertraglich gebunden seien und nicht im eigenen Interesse handelten, sondern auf Weisung der Deutschen Bahn. Das wollten die Beschwerdeführer:innen nicht hinnehmen: Es spiele keine Rolle, wie die Weitergabe an Dritte organisiert werde, so Hense heute, entscheidend sei vielmehr, welche Verarbeitung zu welchem Zweck vorgenommen werde.

Auch die Stiftung Warentest kam in ihrer im Juni veröffentlichten Analyse zu dem Ergebnis, dass die App mehr Daten als nötig übermittle. Im Juli kündigte Digitalcourage an, Klage einzureichen.

Nach Einschätzung des Anwalts Peter Hense kann mit einer Gerichtsentscheidung innerhalb eines Jahres gerechnet werden, da der Sachverhalt nicht überaus komplex sei. Die Tatsachen seien unstrittig, weshalb das Gericht lediglich die Zulässigkeit der gegenwärtigen Praxis beurteilen müsse. Aus Sicht des Anwalts verstößt die Deutsche Bahn gegen die DSGVO und das Telemediengesetz. „Wir sind immer noch ein Rechtsstaat und kein Die-Bahn-darf-alles-Staat“, sagte Hense auf der Pressekonferenz.

Die Bahn widerspricht

Die Deutsche Bahn widerspricht dieser Darstellung entschieden: „Verarbeitet werden keine identifizierenden personenbezogenen Informationen, sondern nur pseudonymisierte Daten, die sich für den einzelnen Anbieter isoliert als anonyme Dateninhalte darstellen“, betont das Unternehmen in einer aktuellen Presseinformation. „Keiner der Anbieter ist in der Lage, die Daten an anderer Stelle oder gar zu eigenen Marketingzwecken einzusetzen. Ein Webseiten- oder App-übergreifendes Nachverfolgen von Kund:innen mit diesen Cookies ist nicht möglich.“

Die App „DB Navigator“ wird von der DB Vertrieb GmbH betrieben. Die App bündelt verschiedene Dienstleistungen der Bahn – von der Suche nach einer Reiseverbindung über den Ticketkauf bis zur Anzeige der Wagenreihung eines Zuges. Laut Google Play Store wurde sie bislang mehr als 10 Millionen Mal heruntergeladen. Die Deutsche Bahn selbst berichtet von 2 Millionen Nutzer:innen täglich.


* ÉuGH, Urt. v. 24.02.2022, Aktz. C-175/20 – Valsts ieņēmumu dienests = ZD 2022, 271f, veröffentlicht in EuZW 2022, 527

Ein Beitrag von  auf  Netzpolitik.org. Creative Commons BY-NC-SA 4.0.
Grafik: Netzpolitik.org

Jule Malischke

24. Oktober 2022

69. Hauskonzert bei Familie Löning
Jule Malischke
Gitarre
Lingen (Ems) – „Emsphilharmonie“, Falkenstraße 17
Samstag, 28. Oktober – 19 Uhr 
bitte anmelden: hauskonzerte(at)emsphilharmonie.de
Eintritt frei – Spende erbeten

Die Konzerte von Jule Malischke sind immer ein nachhaltiges und beeindruckendes Erlebnis, gilt sie doch nicht nur national als eine der aufregendsten Entdeckungen der aktuellen Gitarren- und Singer-Songwriter-Szene. Stetig erspielt sie sich seit geraumer Zeit Reputation und hohes Ansehen und das europaweit.
„Da sitzt eine junge Musikerin auf der Bühne, die es versteht, dank ihrer einzigartigen Ausstrahlung, mit ihrem hochkarätigen Gitarrenspiel und außergewöhnlichen Stimme das Publikum binnen Sekunden schnell in ihren Bann zu ziehen. Wenn Jule zur Gitarre greift, wird es still um sie herum.“
Die Besonderheit der Künstlerin liegt in ihrer musikalischen Vielfalt. Sie schlägt Brücken, indem sie sich mühelos mit ihrem brillanten Gitarrenspiel, welches ihresgleichen sucht, zwischen virtuosen verschiedenen Statistiken konzertanter Gitarrenliteratur, komplexen Fingerstyle-Arrangements, und ihren gesungenen Liedern, die sie mit großer Leidenschaft und viel Poesie präsentiert.
Jule Malischke studierte zunächst am Leopold-Mozart-Zentrum in Augsburg, anschließend an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Dort lehrt sie inzwischen als Dozentin im Fach Gitarre. Seit 2021 leitet sie dort ihre eigene Gitarrenklasse im künstlerischen Hauptfach Gitarre Lehramt.

„Es ist schön hier“

23. Oktober 2022

Die überregionalen Zeitungen nehmen unser Städtchen in den Blick. Hinter ihrer Paywall fragt die Süddeutsche, wie denn die Stimmung in Lingen sei. Auch die taz berichtet „vor Ort“ und titelt: „Es ist schön hier“.

“Auch eine Atomstadt kann idyllisch sein. Die Fahrt zum Atomkraftwerk Emsland führt an einem Flüsschen voller Kajütboote vorbei, durch lichte Wälder. Es ist schön hier, im Süden des beschaulichen Städtchens Lingen, zumindest auf den ersten Blick. Das Besucherzentrum des niedersächsischen Meilers ist in Schneckenhausform gebaut, mit viel Holz; umwachsen von Bambus wirkt es eher wie ein Yogaretreat.

Aber da sind die RWE-Fahnen. Und da ist die Terrasse, für den Blick auf die nukleare Festung gegenüber, mit Reaktorkuppel, Schornstein und Kühlturm, alles in fahlem Grau. Hinter einem Wassergraben eine Mauer. Abweisend wirkt das, das „Herzlich willkommen“-Schild am Tor hilft da nicht wirklich.

Im Besucherzentrum lernen wir, wie ein Castorbehälter V/19 aussieht und ein Brennelement Typ 18-24, lesen Sätze wie „Strom ist Leben“. Man kann, per Fahrradelektrizität, Rennwagen über eine Carrerabahn jagen. Ach ja, und die ungesunde Strahlenbelastung: Atomtechnische Anlagen, erfahren wir, sind ein Witz gegen das Zigarettenrauchen und gegen manch ärztliche Diagnosetechnik erst recht.

Vor allem aber lesen wir hier Worte wie: Stilllegung. Rückbau. Dass Kanzler Scholz zwei Tage zuvor kurzerhand Paragraf 7 des Atomgesetzes ausgehebelt hat, das für den betagten 1.300-Megawatt-Druckwasserreaktor ein Ende zum 31. Dezember 2022 vorschreibt, steht hier noch nirgendwo. Bis Mitte April 2023…“

[weiter bei der taz]