Schauplatz Instagram: Ende 2020 veröffentlicht Influencerin Franziska Lohberger ein Bild auf Instagram. Sie trägt darauf eine Leggins, durch die sich ihre Vulvalippen klar abzeichnen. Der Beitrag soll diesen Zustand, den sogenannten Cameltoe, normalisieren. Kurz darauf wird sie mit Hass überschüttet, unter anderem durch den Comedian Hendrik Nitsch, bekannt als „Udo Bönstrup“. Unter diesem Künstlernamen ahmt er ihren Instagram-Beitrag nach, darunter schreibt er: „Wisst ihr, was ICH widerlich finde? Eure belanglosen künstlichen Probleme, mit denen ihr in irgendeiner Form versucht Aufmerksamkeit zu erlangen.“
Während Bönstrup Lohbergers Anliegen scheinbar nicht erst nehmen kann, sprechen die Kommentare unter Lohbergers Beitrag eine ganz andere Sprache. Hier bedanken sich viele Nutzer:innen bei der Sportlerin für ihren mutigen und wichtigen Beitrag und zeigen, wie wichtig es ist, solche Themen anzusprechen.
Was folgte war ein tagelanger Schlagabtausch von Feminist:innen und offensichtlich frauenfeindlichen Männern, die alle sich solidarisch zeigenden Influencer*innen teils wüst beschimpfen.
Wer „typisch öko links fotze“ als berechtigte Kritik in einer Diskussion ansieht, hat, wie Bönstrup, nicht verstanden, was das eigentliche Problem ist. Männer, die sich mit Hass und Spott über Probleme von Frauen lustig machen und dann lauthals darüber klagen, wenn ihr Sexismus benannt wird. Seine Fans beleidigten die feministische Aktivistin Luisa Dellert daraufhin mit den Worten: „typisch öko links fotze“ und Nitsch veröffentlichte Bilder und Videos, in denen er sich als Frau verkleidet und vorspielt, Feministin zu sein. Als nächstes sucht Luisa Dellert das Gespräch mit Nitsch suchte, bezeichnete Nitsch in einer privaten Sprachnachricht an Franziska Peils Account catcallsof.bonn als „hässliche, ungefickte Speckstücke“.
Nitsch veröffentlichte auf Instagram eine offizielle Stellungnahme zu dem Konflikt. Auf die Anfrage der berichtenden Plattform netzpolitik.org antwortet er aber nicht. Er fühle sich von der Kritik in die Enge getrieben, denn die auf Instagram veröffentlichten Screenshots von Chatverläufen und die Sprachnachricht würden ohne den dazugehörigen Kontext die Fakten verdrehen. Damit vermochte sein Anwalt zwar das Landgericht Köln überzeugen (Beschluss vom 28.12.2020, Az. 28 O 482/20). Das meinte, der Berichterstattung bei n-tv fehle der wesentliche Kontext der Sprachnachricht und untersagte sie.
Nitsch erklärte, „Udo Bonstrüp“ sei eine Kunstfigur, das Gesagte dieser Person sei Satire und nicht ernst zu nehmen. Sein Verhalten sieht er als Spaß, und er kritisiert den Ton seiner Gesprächspartner:innen; die Beleidigungen hätten beidseitig stattgefunden. Seinen Screenshots zufolge könnte das übrigens zumindest in Bezug auf catcallsof.bonn stimmen: „Ach Bönstrup, wärst du doch lieber in deinem Keller geblieben und hättest an deinem Pimmel rumgespielt, anstatt dich bei Instagram anzumelden und hier Menschen auf widerlichste Art zu diffamieren.“
Franziska Peil von catcallsof.bonn entgegnet jedoch: „Ich habe ganz klar an Udo Bönstrup geschrieben, was ich mehrmals in der Nachricht auch betone. Das bedeutet ich habe faktisch eine fiktive Kunstfigur beleidigt. Die Sprachnachricht an mich kam aber von der Privatperson Nitsch. Womit eigentlich bewiesen wäre, dass es die Kunstfigur nicht wirklich gibt, sondern Herr Nitsch, so wie er es braucht, von Person zu Person switchen kann.“ Das ändert nun wieder Einiges an der Stichhaltigkeit seiner Argumentation (und der des Landgerichts Köln).
Kunstfigur Udo Bonstrüp hat das Profil einer realen Person angegriffen, nämlich das von Lohberger. Er hat ihren Beitrag geteilt und sich vor 161.000 Menschen über sie lustig gemacht. Im Gegensatz zu seiner Comedy-Perso sind Lohberger, Lunz, Dellert und andere Feministinnen, die ihn damit konfrontieren, keine Figuren, sondern echte Menschen, die nun mit den Folgen der Gewalt kämpfen, die Nitsch gegen sie in Gang gesetzt hat. Da kann Nitsch sich nicht heraus argumentieren, egal wie sehr er sich in der Opferrolle sieht.
Netzpolitk berichtet. Ich veröffentliche ihn jetzt, weil er in unserer Stadt aktuell wird.
hat darüber im Herbst 2020 beiDenn jetzt kommt Hendrik Nitsch alias „Udo Brönstrup“ zum Altstadtfest Mitte September nach Lingen und wird vom LWT für seinen Auftritt aus öffentlichen Mitteln bezahlt. Es ist „ein irritierender Trend“, schrieb die WELT: „Männer, die das Gleiche machen wie misogyne Trolle im Internet – aber es Satire nennen- nach dem Motto: „Alles nur Spaß!“ „