Die Fußballstadtmeisterschaften Lingen 2022 sind Geschichte. Vor 500 Zuschauern gewann heute Nachmittag der SV Holthausen-Biene das Endspiel des einwöchigen Turniers und damit den Titel des Lingener Fußball-Stadtmeisters 2022.

Die Finalspiele des heutigen Tages litten unter der großen Hitze, aber die Akteure hielten durch und die Fans des Amateurfußballs wurden fürs Kommen mit wunderbare Toren belohnt.

Das Team von Trainer Wolfgang Schütte ließ nichts anbrennen und beherrschte den gastgebenden Ausrichter ASV Altenlingen immer dann, wenn es darauf ankam. Schon nach 75 Sekunden führte die Mannschaft 1:0, bevor Henri Möller eine Viertelstunde später nach einem schnellen ASV-Angriff über die rechte Seite aus 10m mit einem sehenswerten Volleyschuss den Ausgleich erzielte. Auch das dritte Biener Tor durch einen wuchtigen Kopfball des nach einer Ecke höher als alle anderen springenden Ex-Altenlingeners Jan Kettler zählte zur Kategorie 1A.

Am Ende stand es 3:2 für dezimierte Biener; denn sie mussten die Begegnung mit lediglich neun Mann zu Ende spielen, nachdem verletzungsbedingt mehrere Spieler nicht weitermachen konnten und die Ersatzspielerbank des Landesligisten leer war; Spieler der zweiten Biener Mannschaft waren nicht mitgenommen worden. Auch für ASV-Kapitän Maximilian Veer war das Match zur Halbzeit beendet, nachdem er und Bienes Fabian Lindenschmidt kurz zuvor bei einem Zweikampf heftig mit den Köpfen zusammengeprallt waren; auch für den Biener ging es nicht weiter sondern mit einer Kopfplatzwunde ins Krankenhaus. Dabei darf allerdings nicht der Eindruck entstehen, dass das von beiden Teams engagiert gespielte Finale unfair gewesen wäre. Das Gegenteil trifft zu.

Im kleinen Finale um Platz 3 hatte sich am Beginn des Fußballsonntags am Altenlingener Wallkamp der SV Olympia Laxten souverän mit 4:1 gegen den Kreisligisten SV Dalum durchgesetzt, der im fünften Spiel in sechs Tagen nur zeitweise mithalten konnte, aber nie aufsteckte.

In exakt einem Jahr richtet die SG Bramsche die dann 38. FSL aus, an der voraussichtlich wieder 11 Lingener Clubs und ein Gastverein den nächsten Fußballstadtmeister ausspielen.

Spoiler:
Weil es in der emsländischen Lokalpresse in dieser Woche einen großen Artikel darüber gegeben hatte, dass die Profifußballer des SV Meppen (3. Liga) bei ihrem Gastspiel beim VfB Oldenburg keine warmen Duschen vorfinden würden. In Altenlingen gab es warmes Wasser und ein deutlich vernehmbares Buuh der zahlreichen Zuschauer als ASV-Fußballobmann Georg Berning oder war es Bürgermeister Stefan Heskamp darauf hinwies, dass es doch schön wäre, wenn über die Meisterschaft auch in der Lokalpresse berichtet würde…

Klares Zeichen

24. Juli 2022

Angesichts drastisch steigender Energiekosten hat jetzt die Stadt Kassel gehandelt. Sie hilft ihren Einwohner*innen: Stolze 75 Euro pro Kopf erhält jede/r. Damit sollen die gestiegenen Preise für Energie abgefedert werden. Um das Geld zu bekommen, müssen die Bürgerinnen und Bürger allerdings tätig werden und einen Antrag stellen.

Das hat die Stadtverordnetenversammlung der nordhessischen Kommune am vergangenen Montagabend entschieden. In namentlicher Abstimmung stimmten die Ratsmitglieder mit 39 von 69 Stimmen einer entsprechenden Vorlage von Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) zu. Kassel wird dazu Mittel in Höhe von insgesamt 15,4 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.

Das Energie-Geld soll einmalig allen, die zwischen dem 1. Oktober 2022 und dem 31. März 2023 ihren Wohnsitz in Kassel haben, gewährt werden – Erwachsenen genauso wie Kindern. Eine vierköpfige Familie könnte somit einen Zuschuss in Höhe von 300 Euro erhalten. Kassel hat aktuell rund 205.000 Einwohner. Wie genau das Geld beantragt wird, ist noch offen.

„Den Betrag können wir uns leisten“ hatte Oberbürgermeister Geselle bereits im Vorfeld der Ratssitzung angekündigt. Zudem soll, so der Antrag, der Zuschuss nicht auf andere staatliche Transferleistungen angerechnet werden. Das bedeutet, dass etwa Hartz IV-Empfänger keine Kürzungen befürchten müssen, sollten sie den Zuschuss in Anspruch nehmen.

Die Kasseler Grünen, stärkste Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, haben Nein gesagt. Die Zahlung müsste, sagen sie, bei denen, die es am ehesten benötigen, auf Sozialtransferleistungen angerechnet werden. Die Zahlung würde also die Armen gar nicht entlasten. Ähnlich argumentierten auch die Linke. SPD und CDU hingegen stimmten zu. Die CDU fühlte sich „in der sozialpolitischen Verpflichtung, das Einwohner-Energie-Geld mitzutragen“, sagte CDU-Fraktionschef Michael von Rüden im Vorfeld – als „klares Zeichen an die Bevölkerung“.

Die Bedenken der Kasseler Grünen sind, glaube ich, nicht von der Hand zu weisen; denn „HartzIV“ beispielsweise ist vom Bundesgesetzgeber so konzipiert, dass alle Zahlungen Dritter angerechnet werden. Doch richtig ist natürlich auch: Es muss Entlastung kommen. Gerade die wirtschaftlich Schwachen brauchen finanzielle Hilfe. Alle Kommunen hierzulande werden darüber entscheiden müssen, ob und wenn ja wen sie unterstützen. Was also können Städte und Gemeinden konkret für eine Entlastung tun?

Eine Maßnahme in Lingen, sagt unsere BN-Fraktion, wären Balkonkraftwerke. Ein solches Balkonkraftwerk besteht aus nur wenigen Komponenten – Solarmodul(e), einem Wechselrichter, der den Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt und einem Verbindungskabel mit Schuko-Stecker, der in jede beliebige Steckdose gesteckt werden kann – der VDE empfiehlt eine kontaktgesicherte Einspeisesteckdose. Der so erzeugte Solarstrom von bis zu 600 Watt kann ein Stück weit und vor allem dauerhaft den Menschen helfen, die den so teuer gewordenen Strom nur schwer bezahlen können.

Mit einer solchen, kostenlos oder gegen eine symbolische Miete zur Verfügung gestellten „Plug & Play-Solaranlage“ auf Balkon oder Terrasse könnte jeder Haushalt selbständig und dauerhaft Solarstrom erzeugen und direkt nutzen. 

Die Förderung, sagen Die BürgerNahen, sollte zunächst erst einmal LingenPass-Inhaber*innen umfassen. Diesen Lingener Sozialausweis bekommen alle Lingener*innen, die Leistungen nach dem SGB II (Arbeitslosengeld und/oder Hartz IV), Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem SGB XII, Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem SGB XII (Sozialhilfe), Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, Wohngeld beziehen und auch BAföG-beziehende Studierende, die ihren ersten Wohnsitz in unserer Stadt haben.

Aktuell sind aber nicht einmal 200 LingenPässe ausgegeben, die alljährlich in einem bürokratischen Verfahren erneuert werden müssen. Hätten alle wirtschaftlich schwachen Einwohner*innen Lingens einen LingenPass, müsste der Anteil etwa 30 mal so hoch liegen; denn in Lingen sind mehr als 15% der Bevölkerung arm, wenn man den Landes- oder Bundesdurchschnitt zugrunde legt. Das wären dann rund 3.000 Haushalte mit mehr als doppelt so vielen Menschen. Tut er aber nicht. Viele der  Berechtigten scheuen offenbar den bürokratischen Antragsaufwand, wenn sie denn überhaupt von dem LingenPass wissen. Händigten die Rathausbeamten jedem Hartz IV- oder Wohngeldbeziehenden gleich mit dem Bewilligungsbescheid auch einen LingenPass sähe das anders aus. Aber trotz aller bürokratischen Mühen wären Balkonkraftwerke  jedenfalls auch ein „klares Zeichen“ und ein Anfang, der auch dem Klima gut täte.


Fotos: oben: Rathaus Kassel von „Simsalabim“ CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported;
unten: Hist. Rathaus Lingen,