Kostenlose Menstruationsartikel
12. Juli 2022
Kostenlose Menstruationsartikel sollen demnächst zur Grundausstattung in Toiletten an den weiterführenden Schulen sowie in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit in Nordhorn dazu gehören – wie Toilettenpapier, Seife oder Papierhandtücher. Dem Start eines zweijährigen Pilotprojektes stimmten jetzt die Mitglieder des Ausschusses für Soziales, Jugend, Integration, Sicherheit und Ordnung zu.
Das, was sich hier sehr theoretisch anhört, hat einen ganz praktischen Hintergrund: In der Pubertät setzt die Menstruation bei Mädchen oft unregelmäßig ein. Nicht immer sind dann entsprechende Hygieneartikel zur Hand. Manche Schulen sind darauf eingestellt und geben auf Nachfrage entsprechendes Material heraus. „Allerdings ist das Thema noch immer sehr mit einem Tabu behaftet. Nicht jedes Mädchen traut sich, eine Lehrerin anzusprechen oder ins Sekretariat zu gehen, um nachzufragen, ob eventuell Binde oder Tampon zur Hand sind“, erläuterte Stadträtin Birgit Beckermann, die sich seitens der Verwaltung mit dem Antrag der Gruppe SPD/Grüne/Linke befasst hat. Die Bereitstellung von Menstruationsartikeln in einem auf der Schultoilette aufgestellten Spender trage ihrer Meinung nach auch zur Endtabuisierung des Themas bei.
Die Bereitstellung von Menstruationsartikeln ist eine freiwillige Aufgabe der Kommunen. Viele Städte auch in Niedersachsen beschäftigen sich in der jüngsten Zeit mit der Thematik. Laut Beckermann liegen einige Beschlüsse politischer Gremien aus anderen Regionen vor, die sich jedoch vielfach noch in der Vorbereitungsphase befänden. So führte die Verwaltung Beispiele aus Arnsberg oder auch der Städte Hamm, Oberhausen und Köln an.
Die zielführendste Variante liegt nach Ansicht Beckermanns in der Bereitstellung der Hygieneartikel in fest installierten Spendern. Diese lassen sich zum Teil selbst bestücken, zum Teil werden sie durch die Herstellerfirma ausgestattet. Bei einigen Spendern ist ein Münzeinwurf notwendig, bei anderen ist die Entnahme kostenlos.
Als Finanzmittel sind 700 Euro pro Spender (insgesamt 5.600 Euro) erforderlich, für deren Bestückung kommt ein jährliches Budget von 8.400 Euro in Betracht.
Die Nordhorner Ratsmitglieder stimmten dem Antrag einstimmig zu. Die Umsetzung soll nach zwei Jahren überprüft werden. Auch eine von den Grafschafter Nachrichten (GN) durchgeführte Abstimmung ergab ein eindeutiges Bild. Drei Víertel der inzwischen 170 Teilnehmenden an der Zeitungsumfrage stimmen der Initiative zu.
Quelle: Grafschafter Nachrichten