Beanstandet

30. November 2019

Update in Sachen SS-Rosemeyer: Vor etwa einem Jahr wurde im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Emsland die Legende bzw. das Foto des aus Lingen stammenden Audi-Rennfahrers Bernd Rosemeyer in der Reihe der „Portraits bedeutender Emsländer“ beanstandet, die im Kreishaus in Meppen die Besucher informiert. Erfolglos war damals zwar die Idee, das Foto zu entfernen. Wenigstens aber ist heute die textliche Erläuterung mit einer halbwegs sachgerechten Information und Erklärung versehen, die es bis dahin nicht gab (Klickt auf’s Foto und vergrößert so den Text!)

Critical Mass Lingen

29. November 2019

Auch in Lingen engagieren sich jetzt Radfahrer mit einer  Critical Mass. CM ist eine flashmobartige Demonstration, die heute erstmals um 17 Uhr am Bahnhof startet. Mit ihrer Aktion protestieren Radfahrer/innen gegen ihre systematische Benachteiligung im Straßenverkehr.

Die Aktionsform startete 1992 in San Francisco (USA). Sie findet einmal pro Monat in Städten rund um den Globus statt, traditionell am letzten Freitag. Im benachbarten Nordhorn gab es die erste CM vor fünf Monaten, jetzt also auch bei uns. Wenn ich‘ es richtig sehe, ist Lingen damit die erste CM-Gemeinde im Emsland. Die aus der Klimagruppe Emsland stammenden Aktivisten erläutern die Aktion auf ihrer Facebook-Seite. Auf twitter sind sie bislang nicht vertreten

„An jedem letzten Freitag im Monat fahren Menschen bei der Critical Mass gemeinsam mit dem Fahrrad. Niemand organisiert die Critical Mass. Die Critical Mass organisiert sich selbst. Wer vorne fährt, bestimmt die Route.

Mehr als 15 Radfahrer*innen dürfen nach § 27 StVO einen sogenannten Verband bilden. Sie dürfen nebeneinander fahren und eine Spur einnehmen. Sie gelten dabei als ein langes Fahrzeug. Passiert der Verband eine grüne Ampel, die während der Durchfahrt auf Rot springt, so fährt der gesamte geschlossene Verband über die Kreuzung.

Die Geschwindigkeit wird angepasst, so dass alle mitkommen. Wenn Lücken entstehen, wird aufgeschlossen. An Kreuzungen wird die Masse abgesichert, damit keine anderen Fahrzeuge in die CM fahren. Verkehrssicherheit steht an erster Stelle.

Critical Mass ist das, was jede*r für sich und alle zusammen am Freitag daraus machen. Für manche ist es einfach nur ein lebensfrohes Straßenfest, das sich durch die Stadt bewegt. Andere sind es leid, dass sie mit dem Rad nicht sicher durch die Stadt kommen.

Verrückte Fahrräder? Seifenblasen? Verkleiden? Kekse? Irgendwas Kreatives? Ja gern! Alles ist drin, solange es positiv ist und für eine lebenswertere Stadt stehen kann.

Wir treffen uns am 29.11.2019 um 17:00 Uhr am Bahnhof!“

Also: Das ist heute. Organisation? Es gibt keine! Critical Mass organisiert sich von selbst. Jede/r mit einem Fahrrad ist willkommen!

Feine Sahne Fischfilet

29. November 2019

Feine Sahne Fischfilet treten übermorgen, Samstag, 30.11.2019, 20:00, in der EmslandArena, Lingen (Ems) auf, und es gibt noch Karten. Heute spielen sie im hessischen Wetzlar. Ältere Semester der Leserschaft kennen noch den legendären SPD-Spruch: wetzlar, emslandArena“Wetzlar muss wieder Wetzlar und Gißen muss wieder Gießen werden!“. Aber die CDU ist schon viel weiter vorne, wie die thüringische Landtagsabgeordnete der Linken, Katharina König-Preuß, herausgefunden hat:

<href=“https://robertkoop.files.wordpress.com/2019/11/ekexmqhwwaaeovm.jpg“&gt;

Bachorchester zu Leipzig

28. November 2019

Bachorchester zu Leipzig
Adventskonzert

Lingen (Ems) – Bonifatiuskirche, Burgstraße 21a

Samstag, 30.11.2019 – 20 Uhr
Karten: 28 €, erm. 18 € für Kinder, Schüler und Studenten

Nach fast zwei Jahrzehnten im Kulturforum Sankt Michael, das demnächst in eine Kindertagesstätte umgebaut werden soll, spielt das Bachorchester zu Leipzig in diesem Jahr in der Bonifatius-Kirche und eröffnet mit seinem traditionellen Konzert die Adventszeit.  Mit dem diesjährigen Auftritt „außer Haus“ warten ganz neue Eindrücke auf Musiker, Veranstalter und Publikum: Die vertraute Atmosphäre des kleineren Gotteshauses in Lingen-Reuschberge wird gegen „die feierliche Großzügigkeit der Bonifatiuskirche in der Innenstadt getauscht“.

Die Veranstalter vom Kulturforum sagen: „Die schönsten Konzerte beschert uns das Leipziger Bachorchester seit vielen Jahren auf der Bühne des Kulturforums Sankt Michael, wobei es immer wieder noch zusätzlich zu besonderen Highlights kommt, wie zum Beispiel der Aufführung aller Brandenburgischen Konzerte oder der Uraufführung der Lingener Serenade. Schwerpunkte im Repertoire sind natürlich stets die Werke von J. S. Bach und weiteren Meistern des Barocks, der Frühklassik und der Klassik.
Auch in diesem Jahr werden sich die Musiker aus Leipzig wieder auf den Weg nach Lingen machen, um am traditionellen Termin, dem Vorabend zum ersten Advent, musikalisch auf die Vorweihnachtszeit einzustimmen. Mit dabei, wie in den Jahren zuvor, der Leiter des Orchesters, Prof. Christian Funke, und auch Oboist Ralf Schippmann, der bislang jede Vorstellung begleitet hat.“

Kurzum: Alle  Besucher dürfen sich durch die wunderbaren Klänge des Leipziger Orchesters auf die Weihnachtszeit einstimmen lassen.

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Text: PM und FB; Foto: © Kulturforum St Michael

gegen Feuer und Gewalt

27. November 2019

Mit Verweis auf den bevorstehenden Besuch des früheren Bundesministers Thomas de Maizière (CDU) in Göttingen und auf vermehrte Abschiebungen von Flüchtlingen haben Unbekannte in der Nacht zu Montag einen Brandanschlag auf das Amtshaus der Stadt Göttingen (Foto: wikipedia  verübt. In dem Gebäude ist auch die Ausländerbehörde untergebracht. Menschen kamen bei dem Anschlag nicht zu Schaden.

In einem der taz vorliegenden Bekennerschreiben heißt es: „Die Politik von Politikern wie Thomas de Maizière ist eine mörderische Politik.“ Der Ex-Bundesinnenminister stehe für ein „menschenverachtendes System“. Jeden Tag kämen Menschen zu Tode: „Im Mittelmeer durch unterlassene und behinderte Seenotrettung, an den Grenzen der Festung Europa“ oder durch deutsche Waffenlieferungen an die „faschistische Türkei“. De Maizière trage die Verantwortung für Verbote von kurdischen Vereinen sowie linken Medienplattformen.

In dem Schreiben wird auch scharfe Kritik an der Göttinger Ausländerbehörde geübt. Sie leite Abschiebungen ein und lasse „Polizeikommandos nachts unangekündigt in Wohnungen stürmen, reißt Menschen aus dem Schlaf, aus ihrem Leben, aus ihrer Sicherheit, und verschleppt sie in Armut, Unterdrückung oder den Tod“.

Die Polizei sprach am Nachmittag von einer mutmaßlich linksextremistischen Tat und hat eine Sonderkommission eingerichtet. Wenn Gewalt- oder Straftaten eingesetzt würden, um Politiker oder Verwaltungsmitarbeiter einzuschüchtern, handele „es sich nicht mehr um eine legitime Form der politischen Meinungsäußerung“, sagte der Göttinger Polizeipräsident Uwe Lührig. „Dabei erreicht der Brandanschlag eine Qualität, die nach meiner Auffassung ganz klar als Linksterrorismus zu bezeichnen ist.“

Den Ermittlern…

[weiter bei der taz]

Zwei persönliche Anmerkungen:
Erstens ist es eine klare Sache, dass dieser Brandanschlag nicht ansatzweise akzeptabel und deshalb heftig zu kritisieren  ist. Diesen aber gleich mit dem Terrorismusetikett zu belegen, verhöhnt die Opfer derartiger terroristischer Anschläge.

Zweitens hat der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière gestern Abend in Göttingen einen Lesung nachgeholt, der im Oktober von linken Aktivisten verhindert worden war. Ein großes Polizeiaufgebot gewährleistete die Lesung des CDU-Politikers aus seinem Buch „Regieren“. Bis Veranstaltungsbeginn gab es keine Zwischenfälle. Eine Demonstration mit etwa 130 Teilnehmern verlief nach Medienangaben friedlich.  Demokraten, denen ich vorwerfe, eine falsche Politik zu betreiben, haben das uneingeschränkte Recht, Bücher zu schreiben und überall vorzulesen. Mit Maizières rechter Innenpolitik hatte ich nichts  im Sinn. Lebte ich in Göttingen, wäre ich aber zu seiner Lesung gegangen, weil man einem Demokraten gegen Feuer und Gewalt verteidigen muss.


Foto: Amtshaus Göttingen, von Creative-Commons-Lizenz Jan Stubenitzky (Dehio) – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 internationa

Longread: Tiktok

26. November 2019

Noch nie ist eine Plattform so schnell gewachsen wie TikTok. Wir haben exklusiven Einblick in die Moderation bekommen und veröffentlichen Ausschnitte aus den Moderationsregeln: TikTok betreibt ein ausgeklügeltes System um Inhalte zu identifizieren, zu kontrollieren, zu unterdrücken und zu lenken. Die Plattform kann nach ihren Regeln Videos von Protesten und Demonstrationen drosseln.

Tiktok Screenshot mit Chinaflagge und Logo
TikTok steht für Spaß und Kreativität. Um die Meinungsfreiheit auf der Plattform ist es aber schlecht bestellt. Alle Rechte vorbehalten Screenshot TikTok.com / Montage netzpolitik.org

Keine App wurde im vergangenen Jahr so oft herunter geladen wie TikTok. Die Videosharing-Plattform wächst rasant. Im November 2019 durchbrach TikTok die 1 Milliarde-Nutzer:innen-Schallmauer – so schnell wie kein anderes soziales Netzwerk je zuvor. Die Video-App und ihre Kultur ist bei Kindern und Jugendlichen derzeit so angesagt, dass selbst die Tagesschau inzwischen einen eigenen Account dort betreibt.

Recherchen von netzpolitik.org zeigen jedoch: TikTok kann bis heute Videos von politischen Protesten und Demonstrationen unterdrücken und darüber hinaus auf vielfältige Weise bestimmen, welche Inhalte sichtbar und welche unsichtbar sind.

Exklusiver Einblick in die Moderation

Für diese Recherche hat netzpolitik.org mit einer Quelle bei TikTok gesprochen, Moderationskriterien und Kommunikationen eingesehen sowie mit eigens dafür erstellten Accounts Versuche gemacht, wie gut Videos mit chinakritischen Inhalten auf der Plattform sichtbar sind.

TikToks Moderationsregeln, von denen netzpolitik.org unterschiedliche Versionen einsehen konnte, sind bemerkenswert dünn und weit interpretierbar – auch für die Moderator:innen selbst. Die Strategie ist jedoch klar: Bestimmte Inhalte bekommen eine möglichst große Reichweite, während andere systematisch unterdrückt werden.

Die Erfolgsplattform gehört dem chinesischen Technologieunternehmen ByteDance. Bereits im September hatte der Guardian aus geleakten Dokumenten berichtet, wie TikTok politische Äußerungen zum Tiananmen-Massaker oder der Unabhängigkeit Tibets zensiert. Auch die Proteste in Hongkong, die derzeit weltweit mediale Aufmerksamkeit erregen, sind auf TikTok zwischen Selfies und Duetten so gut wie unsichtbar. Dabei ist die App auch in Hongkong verfügbar.

Nachts moderiert Peking

Die deutschsprachigen Videos auf TikTok werden von drei Standorten aus moderiert, berichtet die Quelle: Berlin, Barcelona und Peking. Am deutschen Standort sei die Führung chinesisch. Gearbeitet wird in 8-Stunden-Schichten, während denen um die 1.000 Tickets abgearbeitet werden sollen. Das ist knapp eine halbe Minute pro Ticket, für Videoinhalte ist das sehr wenig Zeit. Die Löhne sind sehr unterschiedlich, der Druck auf einzelnen Moderator:innen hoch, die Stimmung im Team sei „toxisch“, berichtet die Quelle.

Screenshots aus TikTok-Videos
Gute Laune, kaum Politik. Doch das liegt nicht nur an den Nutzer:innen. Alle Rechte vorbehalten Screenshots TikTok.com

Moderiert wird laut der Quelle in drei Review-Stufen. Der erste Review findet schon nach 50 bis 150 Videoansichten in Barcelona statt. Berlin ist für den zweiten Review bei 8.000 bis 15.000 Ansichten und den dritte Review bei etwa 20.000 Ansichten zuständig. Nachts moderieren deutschsprachige Chines:innen von Peking aus Inhalte. Das bestätigt auch TikTok gegenüber netzpolitik.org.

Im Gegensatz zu Facebook sind die Moderationsregeln sehr knapp gehalten: Sie passen nach Auskunft der Quelle in eine wenige Seiten lange Tabelle. Die Anweisungen, die netzpolitik.org einsehen konnte, sind verwirrend vage. Das lässt viel Spielraum für Interpretationen, die Einschränkung von Inhalten kann sehr weit ausgelegt werden, weil das Regelwerk nicht den in vielen Fällen deutlich klareren Charakter von Facebooks-Moderationskriterien hat.

Löschen, Bremsen, Pushen

Die Regeln unterteilen unliebsame Inhalte in vier Kategorien. Das berichtet die Quelle und zeigen die Moderationsregeln, die netzpolitik.org einsehen konnte. Videos, die komplett gegen die Auflagen der Plattform verstoßen, werden gelöscht („Deletion“). Andere Inhalte werden als „visible to self“ markiert. Dadurch kann eine Nutzerin das Video selbst noch sehen, andere aber nicht mehr.

Eine Markierung als „not for feed“ oder „not recommend“ bedeutet, dass das Video nicht mehr im algorithmisch kuratierten Newsfeed auftaucht, den die Nutzer:innen beim Öffnen der App sehen. Die Markierung kann auch zu einer Benachteiligung bei der Suche und Auffindbarkeit in Hashtags führen, sagt die Quelle. Solche Beiträge werden also streng genommen nicht gelöscht – sie haben aber faktisch kein Publikum mehr.

Die Videos erhalten unterschiedliche Sichtbarkeitsstufen, die über die Reichweite entscheiden. CC-BY 4.0 netzpolitik.org

Für die nicht eingeschränkten Videos gibt es hingegen zwei Stufen. Die meisten werden als „General“ bezeichnet, hier können allerdings über die Markierung von „Risks“ die Inhalte regional gesperrt oder heruntergedrosselt werden.

Videos, deren Verbreitung die Marketingabteilung extra verstärken will, kann sie mit der Markierung „Featured“ pushen. TikTok bestätigte netzpolitik.org gegenüber nur die Existenz von „Deletion“, „visible to self“ und „Risks“. Die „Risks“ seien notwendig, damit die Videos nicht gegen lokale Gesetze in bestimmten Ländern verstoßen.

Nicht nur Inhalte können ausgebremst werden, auch ganze Hashtags, erzählt uns die Quelle. Überhaupt scheint TikTok ein System des Promotens und Ausbremsens zu fahren, bei dem bestimmte Inhalte sichtbar und viral sind, andere hingegen nie durchstarten und keine Sichtbarkeit erhalten. Die Kontrolle über das, was Menschen auf TikTok sehen, liegt vor allem in der Hand des Unternehmens.

Gelenkte Inhaltspolitik

Proteste seien generell nicht gerne gesehen auf der Plattform, sagt die Quelle. Grundsätzlich gäbe es aufgrund der Ausrichtung von TikTok weniger Protest-Inhalte als auf anderen Plattformen, aber oftmals schafften es solche Videos gar nicht erst bis ins Marketing, sondern würden vorher schon beim ersten Sichten in der Moderation an anderen Standorten wie Barcelona gelöscht. Dabei sehen die „Löschteams“ gar nicht die Videos, sondern nur einzelne Frames an, der Ton wird nur auf Verdacht angehört. Tiktok bestreitet, dass es Inhalte aufgrund ihrer politischen Ausrichtung moderiere.

Kommt ein Inhalt zum Marketing-Team durch, bestimmt dieses über die Zusammenstellung des kuratierten For-You-Feeds, der den Nutzer:innen algorithmisch zugeschnitten ausgespielt wird.

Während der Moderation markieren die Moderator:innen Inhalte nicht nur für Löschung oder Bremsung, sie klassifizieren auch, was sie sehen. „Das soll beim Aufbau einer maschinellen Moderation helfen“, erzählt uns die Quelle, die Einblick in die Moderation hat. Tiktok dementierte gegenüber netzpolitik.org eine Verschlagwortung zum Anlernen von Künstlicher Intelligenz, algorithmische Systeme würden aber „zur Überprüfung beim Einstellen von Inhalten“ eingesetzt.

Kritik an Politik war früher aus Feed ausgeschlossen

Laut der Quelle habe TikTok nach der der Berichterstattung des Guardian im September und der darauf folgenden Kritik seine Moderationsregeln geändert. Dabei habe das Unternehmen gegenüber Mitarbeiter:innen explizit auf die schlechte Presse verwiesen, erzählt die Quelle. Das Ausmaß der Änderungen im September sei bis heute einzigartig gewesen, kleinere Modifikationen gebe es hingegen häufiger.

Tiktok hatte dem Guardian gegenüber von Mai gesprochen, gegenüber netzpolitik.org sagt das Unternehmen nun die signifikanten Änderungen seien „deutlich früher“ vorgenommen worden.

Bis zu dieser großen Änderung haben die Moderationsregeln Kritik an Politik und politischen Systemen quasi komplett ausgeschlossen. Ausgebremst wurde etwa, wer die konstitutionelle Monarchie, parlamentarische Systeme, Gewaltenteilung oder sozialistische Systeme kritisierte. Erst mit der großen Änderung wurde dieses „Politikverbot“ aus den Moderationsregeln getilgt.

Einen Ausschnitt aus der Moderationspolicy von TikTok (PDF), in dem mehrere Regeln vor und nach der Änderung festgehalten sind, veröffentlichen wir an dieser Stelle. Es handelt sich aus Quellenschutzgründen nicht um das Originaldokument, sondern um eine Abschrift.

Demonstrationen weiterhin einfach zensierbar

Geändert wurde auch das Ausbremsen der Darstellung so genannter „kontroverser Ereignisse“. Bis dahin zählten dazu generell Proteste, Ausschreitungen und Demonstrationen. Eine Liste zählte zusätzlich Beispiele auf wie die kurdische, tibetische oder taiwanesische Unabhängigkeitsbewegung. Nach der Änderung ist die Darstellung von Demonstrationen und Protesten nicht mehr per se eingeschränkt.

Allerdings können Demonstrationen mit dem Hinweis auf „mögliche gewalttätige Konflikte“ nach den aktuellen Regeln nach wie vor mit „not for feed“ markiert und heruntergeregelt werden. TikTok sagt, dass es keine solchen Inhalte enferne. Das allerdings war keine Antwort auf die gestellte Frage. Netzpolitik.org hatte nach der drosselnden Klassifizierung „not for feed“ gefragt, eine komplette Entfernung sahen die uns vorliegenden Versionen der Moderationspolicy sowieso nicht vor.

Screenshot Moderationskriterien
Im September hat TikTok die Moderationsregeln stark überarbeitet. Inhalte, die Demonstrationen zeigen, sind als „kontroverse Ereignisse“ weiterhin ausbremsbar – dank eines Gummiparagrafen.

Aus dem Feed verbannt waren früher auch Kritik an öffentlichen politischen Figuren, der Polizei und am Militär. Diese Regeln hat TikTok in Deutschland mittlerweile gestrichen, was das Unternehmen auch bestätigt.

LGTBQI-Inhalte werden in vielen Ländern nicht ausgespielt

Zudem wurden früher bestimmte Dinge als „Islam Offence“ markiert. Inhalte, die mit diesem Schlagwort markiert wurden, beispielsweise zwei küssende Männer, lösten einen Geoblock für bestimmte Regionen aus. Betroffen gewesen seien vor allem LGTBQI-Inhalte. Diese Regelung wurde nach Berichterstattung des Guardian abgeschafft. Oder besser gesagt: umbenannt.

Inhalte, die sich mit der sexuellen Orientierung beschäftigen, erhalten heute das Schlagwort „Risk 3.4“ – die Folge ist, wie auch beim „Islam Offence“ zuvor, dass diese Inhalte in islamischen Ländern ausgebremst werden. Die Markierung mit einem Risk, es gibt viele weitere, führten zu Geoblocking, sagt die Quelle. TikTok argumentiert, dass man sich an lokale Gesetze halten müsse.

Proteste in Hongkong sind kaum sichtbar

Da TikTok einem chinesischen Unternehmen gehört, ist besonders der Umgang mit den Demokratie-Protesten in Hongkong ein guter Gradmesser für Zensurversuche.

Schon im September hatten wir in der App und in der Webversion nach bestimmten auf anderen Netzwerken prominenten Hashtags wie #hongkongprotest, #freehongkong oder #antielab gesucht und keine oder nur sehr wenige Ergebnisse gefunden. Stattdessen wurden unter den Hashtags in der App Videos gezeigt, die nichts mit den Protesten zu tun hatten. Erst nach einer Presseanfrage bei TikTok in Deutschland wurden einige Videos sichtbar, auch solche, deren Upload wir mit einem eigens dafür erstellten Account versuchten.

Bei unserer Recherche im September waren die Proteste in Hongkong weitflächig ausgeblendet. Hashtags wie #joshuawong wurden nicht angezeigt (ganz links), angezeigte Videos hatten keinen Themenbezug (siehe andere drei Screenshots). Alle Rechte vorbehalten Screenshots App TikTok

Gegenüber netzpolitik.org sagte die Sprecherin des Unternehmens damals:

Nutzer sind auf TikTok, da die App ihnen eine positive, lustige Erfahrung bietet, bei der sie ihre Kreativität einbringen können. Kurzformatige, unterhaltsame Videos sind, was unsere Nutzer überwiegend auf TikTok hochladen und ansehen. TikToks Moderation folgt unseren Community Richtlinien und Nutzungsbedingungen und entfernt keine Videos rund um die Proteste in Hongkong.

Dieses überspezifische Statement kann heißen: Unsere Nutzer:innen laden gar nichts politisches hoch, es gibt kaum Videos zu den Protesten in Hongkong und wir löschen die auch nicht. Das Statement lässt aber komplett offen, ob TikTok Videos zu Hongkong mittels der unterschiedlichen Sichtbarkeitsstufen systematisch benachteiligt und so für die Öffentlichkeit unsichtbar macht oder gemacht hat. Die Suche nach dem Hashtag #JoshuaWong führte im September in der TikTok-App beispielsweise zu keinem Ergebnis. Es gab den Hashtag überhaupt nicht.

TikTok sagt gegenüber netzpolitik.org, dass es heute keine Inhalte zu den Protesten in Hongkong und auch zu Joshua Wong einschränke.

Die Welt am Sonntag hatte kürzlich bei einem Test festgestellt, dass die Suche nach aus Sicht der chinesischen Regierung brisanten Stichworten wie „falungong“, „tiananmenmassacre“ und „Tiananmensquare“ keine oder nur sehr wenige passende Beiträge liefere. Zahlreiche Suchen von netzpolitik.org in der App kommen zu einem ähnlichen Ergebnis.

„Handzahm und gelenkt“

Für Christian Mihr von Reporter ohne Grenzen bestätigen die Recherchen von netzpolitik.org die Befürchtungen, dass TikTok unter dem Einfluss des chinesischen Staates steht – obwohl es ein privates Unternehmen sei. Es sei Teil der Medienstrategie Pekings, seine totalitäre Vision handzahmer, gelenkter Medien auch international durchzusetzen.

„Wenn auf TikTok die Reichweite von Inhalten etwa über Proteste gedrosselt werden, passt das genau ins Bild, da Proteste in Hongkong oder Xinjiang, genauso wie im Ausland ein Tabuthema für Medien in China sind“, sagt Mihr. Er kritisiert das Vorgehen von TikTok als ein „Zeichen von großer Intransparenz“.

Update, 25.11.2019:

Nach Veröffentlichung des Artikels beharrt TikTok darauf, folgendes Statement zu ergänzen:

TikTok moderiert keine Inhalte basierend auf politischen Ausrichtungen oder Sensitivitäten. Unsere Moderationsentscheidungen sind durch keine fremde Regierung beeinflußt,was die chinesischen Regierung einschließt. TikTok entfernt weder Videos rund um die Proteste in Hongkong noch werden Videos rund um die Proteste in Hongkong in ihrer Reichweite unterdrückt. Das umschließt Inhalte zu Aktivisten.

Über diese Recherche und die Quellen:

Unser Wissen über die Moderation bei TikTok in Deutschland beruht auf einem mehrstündigen Gespräch von netzpolitik.org mit einer Quelle, die Einblick in die Moderationsstrukturen und die Policy hat. Wir haben die Identität der Quelle und ihren Arbeitsvertrag überprüft. Wir können und wollen die Quelle aus Gründen des Informantenschutzes nicht näher beschreiben.

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Sollten Sie weitere Informationen oder Dokumente zu TikTok haben, freuen wir uns über eine Kontaktaufnahme oder die direkte Zusendung von Informationen – gerne verschlüsselt. Nutzen Sie dafür keine Mailadressen, Telefonnummern, Netzwerke und Geräte des Unternehmens


ein netzpolitik.org-Beitrag von Markus Reuter und Chris Knöver auf http://www.netzpolitk.org. CC BY-NC-SA 4.0. Klickt mal rein.

Nebeneinander

25. November 2019

Nun schon eine Woche liege ich mehr oder weniger danieder. Das gibt Zeit, mancherlei Neues zu lesen. Dieses Mal aus Berlin, wo das Deutsche Institut für Urbanistik seinen Sitz hat, eine Gemeinschaftseinrichtung der deutschen Kommunen. Es ist auch Sitz des Fahrradportals. Am Freitag wurde dort ein 120-seitiger Ergebnisbericht über ein Forschungsvorhaben veröffentlicht, der dann in Lingen große Bedeutung bekommen wird, wenn man ihn liest und nicht erneut Angst besetzt die „Schotten dicht“ macht.

Dieser Bericht bringt uns dem Miteinander von Radfahrern und Fußgängern in den Fußgängerzonen näher; denn er behandelt die in unserer Stadt –andernorts ist es längst entschieden– hochumstrittene Frage, wie wir den öffentlichen Raum zwischen Fußgängern, Radfahrern und dem motorisierten Verkehr neu und vor allem besser aufteilen. Kurz gesagt:

„Ist ein Nebeneinander von Fuß- und Radverkehr tatsächlich ein Sicherheitsrisiko in Fußgängerzonen? Dieser Frage ging das NRVP-Forschungsvorhaben „Mit dem Rad zum Einkauf in die Innenstadt – Konflikte und Potenziale bei der Öffnung von Fußgängerzonen für den Radverkehr“ nach – gefördert vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplanes (NRVP 2020) sowie vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) und von der Stadt Offenbach a.M.

Freigabe für den Radverkehr akzeptabel?

Es stellte sich die Frage, ob im Sinne des Schutzes des Fußverkehrs eine Freigabe von Fußgängerzonen für den Radverkehr abzulehnen und dieses ggf. mit ordnungsrechtlichen Mitteln durchzusetzen ist oder ob eine beschränkte bzw. vollständige Freigabe im Sinne einer Förderung des Radverkehrs und ggf. einer Belebung des Einzelhandels anzuraten ist.

Neben objektiven Faktoren wie des Unfallgeschehens und des Fußgänger-/Radfahrer-Verhaltens interessierten auch subjektive Faktoren wie die Aufenthaltsqualität und das individuelle Befinden bzw. Gefährdungsgefühl wie es durch die Anwesenheit von Radfahrern hervorgerufen werden kann. Weiterhin stellte sich die Frage, ob eine Fußgängerzon­enfreigabe für den Radverkehr ggf. positiv durch eine spezifische Informations- und Image-Kampagne beeinflusst werden kann.

Planungsleitfaden und Endbericht

Die im Projekt erzielten Ergebnisse sowie entsprechende Empfehlungen wurden bereits im Planungsleitfaden „Öffnung von Fußgängerzonen für den Radverkehr“ dargestellt und den Kommunen sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Der jetzt vorliegende Endbericht „Radverkehr in Fußgängerzonen“ erläutert die fachlichen und methodischen Hintergründe zur Projektdurchführung und enthält eine umfassende Ergebnisdarstellung.

Verträglicher als vermutet

So hat sich in der Studie gezeigt, dass problematische Ereignisse oder Verhaltensweisen nach einer Fußgängerzonenfreigabe nicht zunahmen. Auch eine Verringerung der Aufenthaltsqualität konnte in den empirischen Befragungen nicht nachgewiesen werden. Die Verträglichkeit des Miteinanders stieg mit der Fußgängerdichte sogar an. Hohe Fußgängerdichten sind demnach kein Ausschlusskriterium für eine Radverkehrsfreigabe in Fußgängerzonen. Zudem wiesen radfahrende Kunden einen höheren Jahresumsatz im Einzelhandel auf als Kfz-fahrende Kunden. Daher wird davon ausgegangen, dass auch der innerstädtische Einzelhandel von einer Fußgängerzonenfreigabe für den Radverkehr profitieren kann.

Begleitende Öffentlichkeitsarbeit empfohlen

Die Kampagne RADSAM – achtsam mit dem Rad fahr’n! wurde im Projektverlauf entwickelt und erfolgreich angewendet. Sie steht Kommunen unter  radsam-kampagne.de zur begleitenden Öffentlichkeitsarbeit bei einer Fußgängerzonen-Freigabe zur kostenlosen Verfügung und wird bereits verschiedentlich angewendet. Weitere aktuelle Informationen sowie alle Veröffentlichungen zum Projekt sind eben­falls auf der Website erhältlich.“


Zwischen den Anführungszeichen ein Text von © Juliane Böhmer,  „Fachhochschule Erfurt, Fachbereich Verkehrs- und Transportwesen“.
Danke für das OK, ihn übernehmen zu dürfen.

 

Es war 1977, als eine Gruppe junger Frauen aus Bremen in die Niederlande fuhr. Ihr Ziel: Eine Tagesklinik, in der Frauen Schwangerschaften abbrechen, ambulant, mit örtlicher Betäubung. „Wir wollten herausfinden, wie es die Holländer machten“, erzählt Hanna Staud-Hupke, eine der Frauen von damals. „In Deutschland wurden die Frauen ja diskriminiert. Sie mussten mehrere Tage ins Krankenhaus, es gab immer eine Vollnarkose und sie wurden nicht gut behandelt.“ Auch hätten die deutschen Ärzt*innen die Gebärmutter ausgeschabt, anstatt die schonendere Absaugmethode zu verwenden.

50.000 bis 60.000 Frauen sollen in den 70er Jahren nach Schätzungen jährlich zum Abbruch in die Niederlande gereist sein. Offizielle Zahlen des niederländischen Gesundheitsministeriums gibt es erst seit 1980, da waren es noch 26.200.

Vier Jahre zuvor hatte der Bundestag nach heftigen Auseinandersetzungen die Neufassung des Strafrechtsparagrafen 218 verabschiedet. Danach waren Abtreibungen verboten, wurden aber nicht bestraft, wenn die Frau sich hatte beraten lassen und ein Arzt oder eine Ärztin ihr eine Notlage bescheinigt hatte. Dies wurde Indikationslösung genannt. Zuvor hatte die SPD-FDP-Koalition im April 1974 eine Fristenregelung verabschiedet, nach der der Abbruch in den ersten drei Monaten ohne Angaben von Gründen straffrei blieb, eine Zwangsberatung sah das Gesetzt aber auch vor. Das Bundesverfassungsgericht kassierte das Gesetz im Februar 1975.

Die Bremer*innen veröffentlichten 1978 ein Buch über ihre Reise unter dem Titel „Wir wollen nicht mehr nach Holland fahren“ – und machten sich daran, in Bremen die erste Tagesklinik für Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland zu eröffnen, nach holländischem Vorbild. Am Mittwoch begeht das Medizinische Zentrum sein 40-jähriges Jubiläum.

Träger des Zentrums war damals wie heute der 1969 gegründete Landesverband von Pro Familia, Hanna Staud-Hupke leitete ihn von 1980 bis 2005. Pro Familia berät…

[weiter bei der taz]


⇒ Und im Emsland und der Grafschaft Bentheim? „Das Emsland war schon immer katholisch“, sagt Anne Coßmann-Wübbel. Die Diplom-Sozialpädagogin arbeitet in Lingen in der Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatung des Diakonischen Werks. Das Emsland ist katholisch, und die Krankenhäuser des Emslands sind es auch. Schwangerschaftsabbrüche werden hier nicht durchgeführt. Bis 2007 konnten Frauen, die ungewollt schwanger geworden waren, für eine Abtreibung noch in das kommunale Krankenhaus nach Nordhorn fahren, doch 2007 fusionierte es mit einer katholischen Klinik zur Euregio-Klinik Grafschaft Bentheim. „Die meisten Frauen fahren jetzt nach Osnabrück, Oldenburg oder Bremen“, sagt Anne Coßmann-Wübbel. Auch nach Leer oder in die Niederlanden weichen einige Betroffene aus. Je nach Wohnort müssen die Frauen Strecken von 80 bis 150 Kilometer auf sich nehmen.

(Quellen: taz/noz)

Eintopf- und Suppentage

23. November 2019

Endlich kann ich mal wieder Chrissis Tortenkarte ein wenig Konkurrenz machen. Denn im Blog des Tourismusverband Osnabrücker Land e.V. habe ich einen Beitrag über die 16. Eintopf- und Suppentage in der benachbarten Region gefunden, der heiß macht. Er ist zwar schon vier Wochen alt, aber angesichts der aktuellen Temperaturen unverzichtbar und außerdem noch bis zum 6. Dezember aktuell:

„Es ist kalt. Es ist sogar richtig kalt. Vom schönen goldenen Laub und dem Herbst brauchen wir gerade gar nicht erst anzufangen. Von jetzt auf gleich ist der Winter eingebrochen und ich friere unfassbar, egal wie viele Schichten ich im Zwiebel-Look übereinander ziehe. Heute früh vor der Arbeit musste ich Eis kratzen und bis im Innenraum meines kleinen Polos mal endlich eine akzeptable Temperatur herrschte, war es auch schon wieder zu spät. Ich muss also selber „innerlich“ nachhelfen und weil da warme Gedanken alleine nicht ausreichen, kommen mir unsere Eintopf- und Suppentage in den Sinn!

Wenn eine heiße Suppe nicht hilft bei der Kälte, dann weiß ich es auch nicht. Perfekt also, dass es die Eintopf- und Suppentage im November gibt und die teilnehmenden Gastronomen in der Varus-Region [mehr…] im Osnabrücker Land mir heute mal mit leckeren Suppen-Kreationen das Kochen ersparen. Schließlich sagt eine alte vietnamesische Weisheit, dass das Leben zu kurz sei, um schlechte Suppe zu essen. Da verlass ich mich doch mal auf die Profis. Die diesjährige Speisekarte klingt auf jeden Fall schon mal vielversprechend: Apfel-Wirsing Eintopf aus dem Kessel mit Erdknollen, pikanter Chorizo und Streifen vom Chili Hähnchen, Kürbis-Lachssuppe, passierte Kartoffelsuppe aus der „Bohmter Mitte“ mit Streifen vom Nordmeerlachs, Exotische Kürbissuppe, Wildconsommé mit Bergkäsknödel …

Das Leben ist zu kurz, um schlechte Suppe zu essen.

Ich bin jetzt schon begeistert und weil heute „Schwesternabend“ angesagt ist, schlage ich Angelina und Cecilia – natürlich nicht ganz uneigennützig – einen Besuch in der Kaffeemühle in Bad Essen vor. Da die beiden mindestens genau solche Frostbeulen sind wie ich, stimmen sie einem warmen Süppchen sofort zu. Unsere Abendplanung steht also.

In der Kaffeemühle angekommen sind wir glücklich, dass auch für uns Kurzentschlossene noch ein gemütliches Plätzchen frei ist. Im liebevoll dekorierten Jagdzimmer mit Hirschgeweih-Kronleuchter studieren wir die Karte. Für mich wird es am Ende die Maronensuppe verfeinert mit Sahne und Speck-Pflaumen-Croutons. Meine Schwestern entscheiden sich für das Maultaschensüppchen und die Blumenkohl-Cremesuppe. Vollkommen entspannt löffeln wir unsere Süppchen und genießen die schöne Atmosphäre in dem urigen Fachwerk-Restaurant. Glücklich und vor allem völlig durchgewärmt lassen wir den Abend ausklingen. Dabei diskutieren wir angeregt, welches Restaurant und welche Suppenkreation für unser nächstes Treffen auf der Liste steht. Der November ist ja noch lang …

Habt ihr auch Lust auf ein warmes Süppchen bekommen?

Die Eintopf- und Suppentage in Bad Essen, Bramsche, Bohmte, Belm, Ostercappeln und Wallenhorst finden jährlich im November statt und bieten wirklich allerlei leckere Eintöpfe und Suppen! Hier könnt ihr einen Blick auf die aktuelle Speisekarte werfen.
Guten Appetit!“


Ein Beitrag von Luisa Korte im Blog des Touristikverbands Osnabrücker Land. Wenn übrigens zwei Eintopf-und-Suppen-Gastronomen ein Essen abstempeln, können Besucher sogar einen Genussgutschein gewinnen.

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Foto: Kartoffelsuppe, via pixabay.

immer mehr

23. November 2019

Die Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit (BA) gibt seit einigen Monaten regelmäßig ein Fact-sheet zur Arbeitsmarktintegration Geflüchteter in Niedersachsen heraus, das u.a. an die örtlichen Arbeitsagenturen und Jobcenter versendet wird. Nun ist das Fact-Sheet für den Monat November erschienen (hier mehr ).

Die Regionaldirektion stellt dabei eine grundsätzlich positive Tendenz beim Zugang zum Arbeitsmarkt fest (wie das auch bereits mehrfach das IAB, Institut für Berufs- und Arbeitsmarktforschung der BA getan hat (hier mehr).

Sehr erfreulich ist auch de Information der Regionaldirektion der Bundesagentur, dass die IvAF-Netzwerke in Niedersachsen (in allen vier arbeitet auch der Nieders. Flüchtlingsrat mit bzw. koordiniert eines) alle auch im kommenden Jahr weitermachen werden können.

Die Regionaldirektion hebt als wichtigste Erkenntnisse hervor:

  • „Bei der Integration geflüchteter Menschen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt wurden in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt. Fehlende berufliche Bildungsab-schlüsse und mangelnde sprachliche Kompetenzen sind weiterhin die größten Hürden bei der Aufnahme einer Berufsausbildung oder einer nachhaltigen Beschäftigung.
  • Die Förderung geflüchteter Menschen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen bzw. Sprach- und Integrationskursen wird daher noch längerfristig notwendig sein.
  • Die Beschäftigung von Menschen aus Asylherkunftsländern wächst stetig, relativ betrachtet sogar deutlich stärker als die Beschäftigung insgesamt.“

Immer mehr Geflüchteten gelingt es -so der Monatsbericht-, es auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. So haben in den vergangenen zwölf Monaten (bis inkl. Oktober) 12.202 Frauen und Männer eine Arbeit aufgenommen. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber den zwölf Monaten davor, als  es 9.573 Geflüchtete waren. Auch bei der Aufnahme einer Ausbildung gab es eine kleine Steigerung: Eine Ausbildung haben 1.583 Geflüchtete  beginnen können, im Vorjahr waren es 1.514.

Allerdings stellt die BA-Regionaldirektion auch fest, dass mehr als ein Drittel der Geflüchteten über keinen Schulabschluss verfügt und ein weiteres Viertel kann keine Angaben zu einem Schulabschluss machen kann. Auf der anderen Seite verfügt knapp jeder Fünfte über einen Abschluss, der dem Abitur entspricht.

Unabhängig vom Schulabschluss würden sprachliche Defizite die Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt erschweren. Dazu passt auch diese Meldung der Süddeutschen Zeitung, die berichtet, dass die Integrationskurse ihr Ziel deutlich verfehlen. Das Leibniz-Institut für deutsche Sprache (IDS) hat dazu untersucht, wie erfolgreich der Besuch der Integrationskurse verläuft: Laut der Studie erreichten nur 5,5 Prozent das erwünschte Sprachniveau B1, während etwa ein Drittel bei A2 landete – und 62 Prozent nochmals darunter. Der Chef des IDS, Henning Lobin fordert daher: „Deshalb muss ein neues, realistischeres Konzept her, das Absolventen und Lehrern die Frusterfahrung des Scheiterns erspart.“

(Quelle: Nieders. Flüchtlingsrat)