Entscheidet selbst

6. Juni 2016

Der traditionsreiche TuS Lingen ist in einer existentiellen Krise. Hier die Presseerklärung des Vereins im Original. Was tut der Lingener Oberbürgermeister? Er informiert über den Hilferuf niemanden und entscheidet selbst: „Kein Geld!“  Das fließt dann in die HSG Nordhorn mit dem Annex Lingen und zwar nicht zu knapp…

Tus_LingenPresseerklärung 

Der TuS Lingen 1910 eV ist in einer existentiell schwierigen Situation.

Der TuS kann wider Erwarten nicht garantieren, dass die Kosten des Oberligaetats der kommenden Saison getragen werden können. Wir werden unsere Erste daher aus der Oberliga abmelden.

Wir gehen (Stand heute) mit rd. 60.000 Euro Verbindlichkeiten aus der abgelaufenen Saison. In der neuen Saisonfinanzierung klafft eine Lücke von 120.000 Euro.

Warum jetzt diese Entwicklung? Wir hatten die Zusagen von zwei namhaften neuen, soliden Sponsoren. Das hätte gepasst. Auf der Basis dieser Zusagen haben wir die Oberligalizenz erhalten.

Dann aber haben vor wenigen Tagen gleich beide ihre Zusagen zurückgezogen. Völlig unerwartet.

Ehrenwort! Wir sind in der letzten Zeit von Pontius zu Pilatus und zurück gelaufen, um weitere und neue Unterstützung und Sponsoren zu finden. Damit sind wir gescheitert.

Über 100 Jahre lang war der TuS Lingen 1910 eV in ganz Niedersachsen und darüber hinaus ein Botschafter für unsere Stadt Lingen (Ems). Doch auch der Oberbürgermeister, bei dem der Vorstand mit der Bitte um Hilfe war, hat die Hände gehoben und wörtlich gesagt: „Kein Geld!“

Wir sind eben nicht in Meppen. Und wir spielen auch keinen Handball.

Auch in der Bürgerschaft und in der Region findet sich keine ausreichende Unterstützung für den Fünftligisten TuS Lingen.

Wir haben auch über vielfältige Kontakte bei Profivereinen um Hilfe gebeten. Stichwort: Freundschaftsspiel. Auch das war vergeblich.

Wir haben daher unserer Ersten heute erklären müssen, dass der TuS die Mannschaft in der kommenden Saison nicht bezahlen kann. Wir haben den Spielern sofort freigestellt, sich bei anderen Vereinen eine neue sportliche Herausforderung zu suchen.

Das ist bitter, gerade weil die Erste so einen großartigen Fußball spielt und so einen nicht minder großartigen Trainer hat.

Wir prüfen zwar noch, ob wir in einer unteren Klasse weitermachen. Aber auch dafür brauchen wir ein funktionsfähiges Team, das der Vorstand nicht sieht. Stand heute spielt der TuS Lingen 1910eV mit seiner Seniorenmannschaft 2016/17 in der 2. Kreisklasse Emsland-Süd.

Für uns ganz wichtig ist der Erhalt unserer Jugendteams. Von der A-Jugend bis zu den Minikickern. Da ist –auch dank engagierter Trainer und vieler Eltern – etwas Großartiges und ganz Wichtiges in den letzten Jahren entstanden, und wir möchten dies unbedingt erhalten.

Alle TuS’ler sind sehr niedergeschlagen und traurig.

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6 Antworten to “Entscheidet selbst”

  1. Ralf said

    Der TUS Lingen hat bereits mehrfach Zahlungen der Stadt Lingen erhalten( in fünf stelliger Höhe). Diese Zahlungen hat bis auf ein anderer Verein der Stadt Lingen niemand bekommen. Ich finde es unverschämt vom TuS nochmals die Stadt um Hilfe zu bitten. Der Verein ist wirtschaftlich nicht tragbar!

  2. Tusler said

    Der TuS hatte es immer schon sehr schwer in Lingen, weil sich früher die Vereinsführung oft nicht korrekt verhalten hat: Wenn es um junge Spieler aus den Vereinen in den Ortsteilen ging, verpflichtete man die, ohne vorher mit den kleinen Vereinen zu sprechen. Das aber liegt lange zurück, wenn man ehrlich ist. Doch es klebt bis heute am TuS.

    2009 hat der TuS einmal 80.000 Euro bekommen, nachdem der Hauptsonor Heinrich Essmann sein Getränkeimperium verkauft hatte und er sowie die von ihm vermittelten Sponsoren aus der Getränkebranche nicht mehr sponsern wollten.

    Der SV Holthausen-Biene hat 2015 aus Steuermitteln ein Darlehen über 80.000 Euro bekommen, um die Finanzamtsschulden aus Steuerhinterziehung bezahlen zu können.

    Der SV Olympia Laxten bekam gerade 80.000 € Festbetrag für einen neuen Bolzplatz, egal wie teuer er wird. Olympia Laxten bekommt auch seit vielen Jahren jährlich vom Ortsrat rund 3500 Euro „für die Jugendarbeit“.

    Der ASV Altenlingen hat Hunderttausende Euro für seine neue Tribüne und einen 4. Sportplatz bekommen. Ob beides notwendig war?

    Man kann die Liste fortsetzen. Alle Vereine in der Stadt erhalten städtische Zuschüsse, was ich für gut halte. Aber nicht alle Vereine repräsentieren die Stadt Lingen überregional. Die Profimannschaft HSG Nordhorn-Lingen bekommt deshalb aus Steuermitteln viel Geld und Sachleistungen (in fünfstelliger Höhe jährlich). Aber auch der TuS ist Repräsentant Lingens und er hat keine Steuern hinterzogen.

    Was ist unverschämt, Ralf, wenn der TuS nach 7 Jahren nochmals um Unterstützung bittet? Eine Bürgschaft könnte vielleicht schon reichen.

  3. Realist said

    Es ist wichtig, die genannten Vereine (Laxten, Altenlingen, ….) finanziell zu unterstützen, da hier wertvolle Jugendarbeit geleistet wird.

    Seit Jahrzehnten interessiert doch nur die „Erste“, und hier liegt eben DER Unterschied zu den professionell geführten Vereinen in den Dörfern.

    Wieviele Jugendmannschaften hat denn der Tus Lingen im Vergleich zu den genannten Vereinen? Wie teuer war noch einmal der neue Kunstrasenplatz? – ach ja, der gehört ja allen 😉

    Ich sehe das positiv. Dieser hochnäsige Verein kommt endlich auf den Boden der Tatsachen an.

    In Zukunft wird insbesondere ehrenamtliche und nachhaltige Jugendarbeit aus dem Einzugsgebiet notwendig sein, um eine schlagkräftige „Erste“ für den Aufstieg in die 1. Kreisklasse zu formen.

  4. TS said

    Trauerspiel

  5. Tiger,T said

    Katastrophe, Super-GAU, Rückfall in die Fußball-Steinzeit, ….

    mir fehlen die Worte!

  6. @tusler:
    Ja es ist unverschämt, wenn ein Verein Geld haben möchte, um einen laufenden Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Dieses Steuergeld soll gebraucht werden, um einigen jungen Männern ihr Hobby Geldmäßig zu versüßen. Geht’s noch?
    Jeder hat eine zweite Chance verdient(siehe Biene) aber bei dem Tus ist es ja nun mal nicht nur die zweite Chance 😉
    Zudem sind ihre Aufzählungen anderer Vereine (außer Biene) immer in Verbindung mit geschaffenen Werten (bolzplatz, Tribüne, zusätzlicher Platz) und dies wollen sie mit Gehältern und laufenden Kosten gleichsetzen? Was ist dann in einem Jahr? Wieder Steuergeld?
    Zudem bekommt jeder Verein Zuschüsse für Jugendarbeit, und erfolgreiche Jugendarbeit bekommt nun mal mehr oder sollte mehr bekommen.
    Auch der Vergleich mit dem Handball hinkt doch auch ziemlich stark, erstens stehen hier zwei Städte hinter den Förderungen und zweitens repräsentiert die hsg lingen fast Deutschlandweit und hat auch vor Ort eine viel höhere Anziehungskraft auf Sponsoren und Zuschauer.
    Trotz dieser ganzen Punkte hoffe ich, dass er Essmann den Tus Lingen kurzfristig „rettet“, jemand anderes sehe ich leider nicht.

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