Vermaisung

7. April 2011

Mit einem geänderten Subventionssystem und schärferen Vorgaben für Landwirte sollte nach Ansicht von Naturschützern der rapide gewachsene Mais-Anbau in Schleswig-Holstein korrigiert werden, so forderte es gestern der  Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) in Kiel. Bereits in diesem Jahr werde auf mehr als 30 Prozent der Ackerfläche Mais  für den Betrieb von Biogasanlagen angebaut, kritisierten die Umweltschützer.  Solche Monokulturen laugten den Boden aus und belasteten das Grundwasser mit viel Dünger. Deshalb sollte das Land per Ordnungsrecht den Landwirten einen dreigliedrigen Fruchtwechsel mit maximal einem Drittel Mais vorgeben.

Derlei ist auch in Niedersachsen längst überfällig. Hier sind die Folgen der Vermaisung und de exzessiven Fäkaldüngung der Ackerflächen noch viel gravierender – oder weshalb  gibt es immer weniger Vögel und Bienen? In Weser-Ems beispielsweise wird auf deutlich mehr als der Hälfte aller Ackerflächen inzwischen Mais angebaut. Für den Hektar Maisacker werden bis zu 2.000 Euro Pacht gezahlt, für den Hektar Weide gibt es nur ein Sechstel dieses Betrages.  Gegen die zentrale Fehlentwicklung steuert die schwarz-gelbe Politik nur langsam um. Eine Möglichkeit für Änderungen bietet die anstehende Novellierung des Gesetzes für erneuerbare Energien. Der BUND möchte unter anderem, dass künftig nur Anlagen mit guter Wärmenutzung gefördert werden.

Welchen Beitrag können wir leisten? Zum Beispiel dies: Die Stadt Lingen (Ems) sollte alle Pachtverträge zum Ende des Landwirtschaftsjahres  kündigen und künftig keinen Maisanbau auf den städtischen Flächen mehr zulassen, also in neuen Pachtverträgen den Maisanbau strikt ausschließen.

 

15 Antworten zu “Vermaisung”

  1. Buggy said

    Herr Koop, noch haben wir in Weser-Ems nicht 50% Maisanteil. Mit Betonung auf noch!
    Aber Schwarz-Gelb soll jetzt schnell korrigieren, was Grün verursacht hat? Glauben Sie mir, gerade aus dem Raum EL, CLP, VEC hat es sehr viele Forderungen und Anfragen bezüglich der viel zu hohen Biogasförderung gegeben. Aber leider läßt sich innerhalb des Bauernverbandes und der Bundesregierung sehr schwierig eine Mehrheit gegen die überproportionale Forderung von Biogas erzeugen. Vor Fukushima hieß es immer, dass ab 2012 ein neues EEG gelten soll, in der unsere berechtigten Forderungen Platz finden werden.
    Aber jetzt? Jetzt könnte es noch schlimmer kommen, wenn mit Gewalt auf Kohle und Atom verzichtet werden soll!

    Nochmal zur Vermaisung: Wir haben um Lingen herum schon traditionell mit den höchsten Maisanteil in Deutschland. Die Zunahmeraten sind verglichen mit anderen Kreisen wirklich gering und das weitere Potenzial ist auch eher gering, wenn nicht noch viel mehr Biogasanlagen angesiedelt werden.
    In diesem Jahr wird der naherholende Bürger nicht nur durch sog. Maisschluchten spatzieren bzw. radeln, sondern sich auch über viele Blühstreifen freuen, die die Landwirte ansäen.
    Auch Zuckerrüben werden nun in unseren Dörfern als Maisalternative großflächig getestet.
    (keine Zeit mehr)

    • ulrike said

      Hallo Buggy,im Emsland Zuckerrübenanbau? Kenne ich nur von den super Lößböden in der Hildesheimer Börde.Wenn Sie Zeit haben bitte kurze Antwort,landwirtschaftliche Themen interressieren mich!

      • ulrike said

        Zusatzfrage an Buggy: Eigentlich müsste die Fruchtfolge durch die Humusverordnung geregelt sein, nur jedes dritte Jahr Maisanbau,oder sehe ich das falsch ?

        • Frank O. said

          Der Mais hat die seltene Eigenschaft mit sich selbst verträglich zu sein . Theoretisch könnte man mehr mals Mais aufs gleiche Feld säen , doch ist es ratsamer eine Fruchtfolge beizubehalten , da dem Boden zuviel an gleichen Nährstoffen entzogen wird.Mais gilt als selbstverträgliche Kultur, die nur geringe Ansprüche an die Fruchtfolge stellt. In Deutschland, Dänemark und im Elsass wurde Mais zum Teil fünf, zehn und 15 Jahre lang auf 2/3 bis 4/5 der Ackerfläche angebaut.

          Viel schlimmer finde ich aber das bereits Maissorten gezüchtet wurden die speziell nur noch für Biogasanlagen tauglich sind. Diese eigenen sich nicht mehr alf Silomais oder Körnermais.

          • Buggy said

            Ich kenne Flächen, auf denen 25 Jahre Mais angebaut wurde.

            Durch unsere gute Gülle (ein Mehrnährstoffdünger) ist die Pflanzenernährung eigentlich nicht das Problem- müsste der Mais ausschließlich mit Kunstdüngern versorgt werden, käme es sicher schneller zu einem Spurennährstoffmangel.

            Probleme gibt es aber beim Pfanzenschutz, denn in solchen Monokulturen etabliert sich eine hochspezialisierte Verunkrautung, die nur mit erhöhtem Aufwand kontrolliert werden kann.

        • Buggy said

          Humusverordnung? Es gibt eine Verordnung im Rahmen der Cross-Compliance. Dort wird wird angestrebt, dass der Humusanteil im Boden nicht sinkt bzw. steigt. (Hintergrund ist da wohl die Klima/CO2-Diskussion: im Boden als Humus gespeicherter Kohlenstoff speichert das CO2 dauerhaft).
          Deshalb sind Humusanteilbestimmungen von Nöten, wenn nicht eine gewisse Fruchtfolge im Betrieb eingehalten wird. Hält ein Bauer sich nicht daran, dann wird die Direktzahlung aus Brüssel gekürzt. Hier haben eigentlich nur wenige Betriebe größere Schwierigkeiten, die Werte einzuhalten.

      • Buggy said

        Jaja, ganz richtig! Ich weiß von ca. 100 ha, die z.T. auch im Stadtgebiet ausgedrillt wurden.
        Die Pflanzenzüchter haben eine Menge Ideen, welche Pflanzen zur Bio-Vergasung geeignet sind bzw. sein könnten. Eine ist z.B. auch die durchwachsende Sylphie ( http://de.wikipedia.org/wiki/Durchwachsene_Silphie) – allerdings muss da noch weiter geforscht und gezüchtet werden, bis der Mais nenneswert verdrängt werden kann…

  2. kib said

    @ Buggy: „Durch unsere gute Gülle (ein Mehrnährstoffdünger)“ … ???
    ich darf mich- mal wieder-
    wundern: Möchte aber BETONT keine Diskussion. Beste Grüße Kib

    • Buggy said

      @kib und Hans: Ja natürlich- Gute Gülle!
      Die Gülle ist ein sehr guter organischer Dünger, beinhaltet eigentlich die komplette Reihe der Makro- und Spurennährstoffe und eben auch organisches Material, das sich sehr positiv auf das Bodenleben auswirkt und die Humusbildung fördert. In diesem Sinne habe ich die Gülle als GUT bezeichnet!
      Das Problem der Gülle in den Köpfen der breiten Bevölkerung ist vielleicht der Geruch, für den Landwirt ist es die witterungsabhängige Mineralisation der organisch gebundenen Nährstoffe (vor allem Stickstoff). Bei sachgemäßer Anwendung ist die Gülle aber ein Segen für den Ackerbau- auch wenn es in einigen Orten zu viel davon gibt!

      Jetzt bin ich einmal gespannt, ob ich mit dieser Erklärung wieder bereits einige Leser hier provoziert habe.

  3. Klaus said

    Höre ich Gülle, geht mir im Kopf rum:
    Nitrat, Nitrit, Grundwasserverseuchung, Überdüngung, Fischsterben, Algenbildung, Gülleentsorgung.
    Langsam mit dem Güllefass fahren und weit spritzen, Hauptsache die Gülle ist weg.
    Sachgemäße Anwendung ist im Emsland nicht mehr gegeben. Wir haben mehr Tiere als Fläche.
    Also nicht immer schöne heile Welt spielen, lieber Buggy

  4. […] interessant wird. Möglicherweise lässt sich die andauernde Maisanbauausweitung (auch Vermaisung genannt) eindämmen oder sogar umkehren. Aber vielleicht kommt es auch ganz anders, denn beim […]

  5. […] interessant wird. Möglicherweise lässt sich die andauernde Maisanbauausweitung (auch Vermaisung genannt) eindämmen oder sogar umkehren. Aber vielleicht kommt es auch ganz anders, denn beim […]

  6. […] Natürlich stellt sich nun für den betroffenen Getreideanbauer die Frage, wie die nun frei gewordenen Fläche bewirtschaftet werden soll. Oft wird auf Sommergetreide ausgewichen, aber leider ist der Markt nach Auskunft meiner Agrargenossenschaft aufgrund der exorbitant großen Nachfrage in Deutschland quasi leer gefegt. Selbst Ackerbohnen und Erbsen sind mittlerweile knapp geworden. So bleibt vielen nur der Maisanbau, wodurch diese Frucht als Gewinner aus dieser Misere hervorkommen wird. Die Kritiker des weiter zunehmenden Maisanbaus wird das sicher nicht freuen- Stichwort Vermaisung. […]

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